Reisebericht Fjälltour Nr.2
Ich war nach der ersten Fjälltour so begeistert, dass ich mir fest vorgenommen habe nochmals dorthin zu fahren. Das es so schnell gehen wuerde, hatte ich jedoch nicht gedacht. Fuer das Wochenende vom 23./24.9. wurde schönes Wetter vorausgesagt und ich versuche Mitwanderer zu finden. Alleine macht eine solche Tour nur halb so viel Spass. Es finden sich Dirk und Kerstin. Wir beschliessen Freitag Mittag in Luleå aufzubrechen. Irgendwann am Sonntag oder Montag wollen wir wieder zurueck sein.
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Freitag, 22.9.2000 Nebel, im Fjäll Sonne pur
Dirks Auto wird gegen 13.00 mit Verpflegung, Rucksäcken, Zelt, Kocher und Isomatten beladen. Wir fahren ueber Kiruna nach Abisko. Diesmal mit "kleinem " Umweg. Kurz hinter Luleå haben wir die Abfahrt nach Kiruna verpasst und sind auf dem Wege nach Jokkmokk. Dort wollen wir unter keinen Umständen lang sondern suchen uns einen Verbindungsweg zur E10. Auf einer Karte, wo ganz Skandinavien drauf ist, ist dies kein leichtes Untefangen. Zu unserem Glueck ist eine Querstrasse vorhanden und auch eingezeichnet. Kurz nach dem Abbiegen hinter Edefors werden allerdings skeptisch, ob es der richtige Weg ist. Die Strasse wird zunehmend schlechter und kann sich eigentlich nicht mehr als solche nennen. Sie besteht aus Schlaglöcher und sehr grobsteinigem Schotter. Wir malen uns bereits aus, wo wir denn rauskommen werden. Die Spekulationen reichen von Luleå, unterhalb von Luleå bis östlich von Luleå. Zur Erleichterung aller sehen wir nach 80 km das Hinweisschild zur E10 und Dirk ist froh wieder eine richtige Strasse unter die Räder zu bekommen.
Ueber
das Wetter können wir uns nicht beklagen. Je weiter wir ins
Fjäll kommen desto schöner wird es. Der Nebel lichtet sich und ab Kiruna haben wir blauen Himmel und
strahlenden Sonnenschein. In Abisko erwartet uns ein Sonnenuntergang, den man
natuerlich fotografieren muss. Die Farbe der Berge wechselt von orange ueber
rosa und lila zu dunkelrot. Mein Fotoapperat verlangt gerade jetzt nach einer neuen Batterie.
Diese wird gleich zusammen mit Handschuhen, Kochersprit, Keksen und
Tape im ICA gekauft.
Unseren Uebernachtungsplatz suchen wir in der
Nähe von Abisko Touriststation. Es ist bereits 18.00 und wir wollen es nicht
riskieren bereits jetzt loszulaufen. Der Zeltplatz der Jugendherberge ist uns mit 50
Skr/Person zu teuer. Wir versuchen es bei der Seilbahnstation und landen
schliesslich auf dem Parkplatz hinter dem Bahnhof. Allerdings mag er fuer Autos
sehr gut sein, fuer Nächtigungen im Zelt ist er nicht zu empfehlen. Man bekommt
nicht mal die Häringe richtig in den Boden.
Nach dem Abendbrot im Auto verziehen wir uns ins Zelt und nach einer Diskussion ueber das wechselwarme Wesen der Frauen wird es ruhig.
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Sonnabend, 23.9.2000 Sonne, Wind
Gegen halb 8 sind wir an diesem Tage wach. Die Nacht war nicht besonders warm und relativ hart. Das nächste Mal werden wir uns wärmer anziehen!! Nach einem Fruehstueck im Stehen, dem Einpacken von Zelt / Rucksäcke und Fuesse tapen gehen wir 9.45 Uhr los.
Die ersten Fotos werden bereits 150m weiter gemacht. Hier beginnt der Kungsleden und vor dem Eingangsportal verewigen wir uns. Auf dem Kungsleden geht es am Abiskojäkka entlang Richtung Abiskojaurestugorna. Nach kurzer Zeit ist eine Anpassungspause fällig, wobei wir uns einen guten Platz ausgesucht haben. Wir stehen ueber den Marmobruechen und können auf den Fluss hinunteschauen.
Weiter geht es ueber Stock und Stein und Holzhängebruecken. Unter diesen ist zu dieser Jahreszeit ausser Steinen nicht viel. Aber wir stellen uns die Fluesses kurz nach der Schneeschmelze vor und das reicht. Nach der ersten Hängebruecke erreichen wir einen "Zeltplatz" und legen eine weitere Pause ein => wir haben Zeit und keine bestimmt Strecke, die wir schaffen muessen. Nach der zweiten Hängebruecke und einige Päuschen später erreichen wir eine kleine Anhöhe. Von hier aus haben wir einen Ausblick auf die Umgebung und den Abiskojavri. Dirk versucht erfolglos ein Ren zu fotografieren. Es kam durch den Fluss geschwommenund ist in Richtung Wäldchen gelaufen. Leider zu schnell fuer Dirk. Aufgrund des Windes entschliessen wir uns bis zu den Huetten am Anfang des Sees zu laufen und dort Mittag zu machen.
Es gibt hier einige schöne windgeschuetzte Plätzchen, man kann jedoch auch an der Feuerstelle direkt am Wasser lagern. Es zieht zwar wie Hechtsuppe, aber wir können fast den gesamten See ueberblicken. Bei diesen Verhältnissen schmecken auch Beutelsuppen und Knäcke gut. Nur pusten oder vom Löfel essen darf man aber nicht, was unter anderem Dirk herausfand. Man hat die Suppe unter diesen Umständen ganz schnell auf der Hose.
Nach dem Tassenabwasch laufen wir wieder ein Stueck in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Wir sind jetzt auf der Suche nach dem Abzweig, welcher uns am Nissonjåkka entlang zum Canyon fuehren soll. Nach einigen Beratungen und Konsultationen der Karte, finden wir in schliesslich. Es ist nur ein Trampelpfad und Dirk zieht es teilweise vor im Flussbett zu laufen. Bei dem Wasserstand ist das kein Problem, aber besser ist es dort aufgrund der Steine auch nicht.
Rechts von uns wird das Flussufer immer höher, linker Hand die Bäume gleichzeitig spärlicher. Kerstin ist froh, dass der böige Wind von rechts kommt. Ansonsten könnte er uns glatt runterpusten. Wir laufen bis zum Canyon und versuchen dann eine Stelle fuer unser Zelt zu entdecken. Dadurch das es inzwischen dunkler geworden ist und eine dicke Wolke immer näher rueckt, wird es uns nicht leicht gemacht. Rechtzeitig vor dem Niesel finden wir einen ausgezeichneten Uebernachtungsplatz. Um uns herum stehen einige Birken, der Boden ist wunderbar weich und den Wind merkt man hier nicht.
Nach dem
Zeltaufbau schauen wir uns die Umgebung an. Es ist noch frueh am Abend, das
Nieseln hat aufgehört und wir wollen feststellen wo wir eigentlich sind. Wir stehen am Rand einer nur
spärlich mit Bäumen bewachsenen Ebene. Steine und Gras dominieren das Bild.
Die Farben sind nicht sehr abwechslungsreich, fast nur grau und braun. Die
Birken haben in den letzten zwei Wochen alle Blätter verloren und ohne diese
sehen sie im Dunkel gespenstisch aus. Dieser Eindruck wird durch den
Himmel noch verstärkt. Um uns herum sind nur Wolken. Sie kleben an den Bergen
und lösen sich ueber der Ebene auf, so dass wir direkt ueber uns
blauen Himmel haben. Es regnet nicht richtig, sondern es werden nur die
Tropfen durch den Wind zu uns heruebergetragen.
Dirk macht sich noch auf den Weg runter zum Fluss um Wasser zu holen und ist nach einer guten halben Stunde wieder da. Er ist begeistert von unserem Platz, auch wenn die Wasserleitung (Fluss) etwas weiter unten liegt. Kerstin managt das Abendbrot und den Abwasch. Was habe ich eigentlich gemacht??
Zur Nachtruhe haben wir gelernt und ziehen uns alles doppelt an. Die Kulen im Boden werden in allen möglichen Schlafpositionen ausprobiert und als nicht störend empfunden. Wir werden diesmal bestimmt besser schlafen!
Kilometer: ~16 Zeit mit Pausen: ~8 h Höhenmeter: nicht der Rede wert
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Sonntag, 24.9.2000
Sonne, Regen, Sonne pur
Irgendwie wollen wir heute nicht aufstehen und das aus mehreren Gruenden => es ist warm; wir liegen gut; wir haben gut geschlafen; der Himmel ist grau; der Wind weht. Daher ist der Entschluss, im Zelt Kaffe zu kochen, schnell gefasst. Mal im Bett zu fruehstuecken und das am Sonntag, das ist das, was wir alle wollen. Irgndwann muessen wir dann doch das Zelt verlassen und sehen das gleiche Bild wie gestern => rundrum Wolken, nur ueber uns ist blauer Himmel. Das Waschen fällt wegen fehlendem Wasser aus. Es braucht trotsdem seine Zeit ehe alles eingepackt ist und erst gegen 11.00 wandern wir los.
Wir machen noch einen kleinen Abstecher zu einem
Felsvorsprung kurz unterhalb unseres Lagerplatzes und können direkt in den
Canyon hineinblicken. Nachdem wir uns wieder am steilen Hang hochgearbeitet haben,
nehmen wir den offiziellen Weg zur Schlucht (zumindest am Anfang). Um ganz
runter zum Fluss zu kommen, muessen wir die Rucksäcke ablegen und uns durch
die Buesche schlagen.
Unten angelangt, kommt man sich, im Vergleich mit der Natur, sehr klein vor. Ueberall liegen grosse, kleine, riesige Steine und die Wände gehen steil in die Höhe. Die Steine Selber sind vom Wasser glattgeschliffen und man kann die unterschiedlichen Gesteinsschichten erkennen.Wir laufen ein Stueck im Flussbett entlang und stellen uns erneut vor, wie es hier mit mehr Wasser aussehen muss. Wege sind an den Hängen nicht zu finden, also geht es auf allen vieren und mit klettern wieder nach oben.
Ab jetzt laufen wir ueber die Ebene Richtung
Paddus-Opferplatz. Im Gegensatz zum Abstieg zum Canyon kann man den weg gut
erkennen => er ist gut "ausgelatscht"
und ausgeschildert. Man braucht nur den Stäben mit den rostigen Buechsen zu
folgen. Ueber die sumpfigen Stellen kommen wir gut mit Wanderschuhe und das
Wasserloch ist mit Gleichgewichtssinn und Haltestab ebenfalls zu meistern. Von
der Anhöhe des Opferplatzes aus haben wir einen Rundblick auf die Ebene, den
Torneträsk, Abisko und natuerlich Lapporten. Endlich kann man es ohne
Stromleitungen davor fotografieren.
Was das Bild etwas truebt sind die Wolken,die lösen sich heute nicht ueber der
Ebene auf. Es fängt an zu nieseln und wir nehmen
die letzten 7 km in Angriff. Der Wanderwg geht ueberwiegend bergab und wir
kommen gut voran. Von dunklen Wolken, Niesel, dem Beduerfniss nach einer
richtigen Toilette und dem Wiedersehen mit dem Auto getrieben, laufen wir zuegig
gen Abisko Touriststation. Nach meinem subjektiven Empfinden geht es ganz schön
schnell, aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass meine Schuhsohlen sehr
duenn sind. Wir machen auf alle Fälle eine kurze Pause, welche ich zum Wechseln
meines klitsch nassen T-Shirts nutze.
Den nächsten Halt genehmigen wir uns am Lappendorf. Es wurden hier verschiedene Huetten und Vorratsgestelle der Samen nachgebaut und kurz kommentiert. Lange halten wir es aber nicht aus, da es bereits wieder anfängt zu nieseln. Nach nicht ganz einem Kilometer können wir den Parkplatz sehen. Es hat sich bezahlt gemacht, dass wir schneller waren als gestern, denn es fängt gerade an zu regnen als wir das Auto erreichen. Nassgeworden sind wir nur ein wenig.
Auf der Suche nach einem trockenen Platz fuer unser Mittagessen fahren wir nach Björkliden. Der Regen war aber auch hier und trockene Stellen gibt es keine. So geht es Richtung Kiruna und hoffentlichen den Wolken davon. Letztlich rasten wir kurz vor Kiruna. Es ist genauso kalt wie es auf dem Bild aussieht!! Das die Tuetennudeln schmecken wissen wir schon seit der letzten Tour. Wir machen noch eine kurze Stadtrundfahrt durch Kiruna und biegen dann auf die E10 nach Luleå ab.
Bis dorthin wollen am heutigenTage nicht mehr, sondern versuchen irgendwo auf der Strecke zu uebernachten. Die Zeltplatzsuche dehnt sich bis in die Dunklheit aus. Dafuer haben wir auch einen besonders schönen Platz gefunden. Mit See, Feuerstelle, Strand, Sauna, Parkplatz und tollem Ausblick lässt es sich an der Badestelle aushalten. Um das Feuer und das Feuerholz kuemmert sich Dirk. Kerstin und ich stellen das Zelt auf. Gemuetlich am Feuer sitzend halten wir es lange aus und sehen gegen 21.00 sogar noch ein unvergessliches Nordlicht. Dirk will vor dem Zelt schlafen und das Ganze weiter beobachten. Hinter einem Baum, gleich neben der Muelltonne gibt er ein idyllisches Bild ab.
Kilometer: ~15 Zeit mit Pausen: ~4h Höhenmeter: immer bergab
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Montag, 25.9.2000 Sonne pur
Als wir am Morgen aus dem Zelt schauen, bietet
sich uns ein toller Anblick=> keine Welle auf dem See, wodurch sich alles in
ihm spiegelt. Ich gehe baden, wofuer mich Dirk wahrscheinlich verflucht hat, da
er nun auch muss. Er will ja nicht hinter mir zurueckstehen. Wir machen auch ein
Beweisfoto. Die Wassertemperaturen können nicht weit ueber dem Gefrierpunkt
liegen, dementsprechend schnell sind wir wieder draussen.
Weil wir bereits gestern das gesamte Brot aufgegessen haben, besteht das Fruehstueck heute nur aus Knäcke. Im Anschluss an die Aufräumaktion machen wir uns auf den Weg nach Luleå.
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Bereits auf der Autofahrt sind wir uebereinstimmend der Meinung, dass es sich gelohnt hat, ein weiteres Mal ins Fjäll zu fahren. Die Fotos bestätigen diesen Eindruck. Aufgrund einer etwas längeren Entwicklungsphase von Kerstins Film, können wir uns das Erlebte 3 Wochen später nochmal ins Gedächnis zurueckrufen.