Diese
Arbeit ist die erste Arbeit überhaupt, die sich mit der Geschichte der
Psychologie in der Türkei auseinandersetzt. Zwar wurden früher einige
Artikel über dieses Thema geschrieben, doch enthalten diese nur wenige
Informationen. In türkischer Sprache finden sich weniger als fünf Bücher
über die gesamte Psychologiegeschichte. Dies zeigt deutlich, dass die
Geschichte der Psychologie noch kein Arbeitsthema für die Psychologen und
Psychologinnen in der Türkei ist.
Den
Grund für diese Situation findet man im herrschenden Paradigma der
Psychologie in der Türkei. Als ich für die Recherche an der Universität
Istanbul war, machte eine Professorin, deren Vorlesungen ich früher während
meines Studiums an dieser Universität besucht hatte, mir Vorwürfe, dass ich
als „Psychologe“ lieber quantitative Forschungen durchführen und mich nicht
mit der Geschichte beschäftigen solle, da dies „die Sache der Historiker“
sei.
Diese
Meinung ist leider allgemein in vielen psychologischen Abteilungen in der
Türkei verbreitet; Lehrveranstaltungen über die Geschichte der Psychologie
finden erst seit ein paar Jahren statt.
Dies
war für meine Recherche zweifellos ein Nachteil, denn für eine Diplomarbeit
waren die veröffentlichten Materialien zu wenige. Ich habe Personalakte
durchgelesen. Das Personal der Literarischen Fakultät der Universität
Istanbul war mir dabei sehr behilflich. Aufgrund dieser Umstände besteht
der größte Teil dieser Arbeit aus Informationen aus diesen
unveröffentlichten Akten.
Der
Leser oder die Leserin kann viele Informationen in dieser Arbeit als
„unnütze Details“ betrachten. Ich halte diese Details aus zwei Gründen für
wichtig: Einerseits wollte ich sie durch diese Arbeit vor einem möglichen
neuerlichen Brand im Archiv retten, andererseits zeigen diese Details
Unterschiede zwischen Kulturen und Ländern auf. Ein besonderer Zweck dieser
Arbeit ist, die Unterschiede der Institutionalisierungsprozesse zwischen
unterentwickelten Ländern und westeuropäischen Ländern aufzuzeigen.
Andererseits erleichtern diese Details das Verständnis für die Ereignisse,
die unter ganz anderen Bedingungen und in einer anderen Kultur geschehen
sind.
Im
ersten Kapitel der Arbeit habe ich die Vorgeschichte der Universität
Istanbul und die Entstehungsgeschichte der Psychologie in der Türkei
bearbeitet.
Im
zweiten Kapitel habe ich den ersten Versuch der Institutionalisierung der
Psychologie durch die „Bildungshilfe“ Deutschlands während des Ersten
Weltkriegs erörtert.
Im
dritten Kapitel wurde die Entwicklung der Psychologie und der Universität
unter dem kemalistischen Regime und im nächsten Kapitel die kemalistische
Universitätsreform, die für das Institut für Pädagogik und Psychologie
entscheidend ist, erklärt.
Im
fünften und sechsten Kapitel wurde der Institutionalisierungsprozess, den
ich in zwei Perioden getrennt habe, behandelt. Diese Trennung ist
eigentlich künstlich, aber 1940 hat er sich durch eine Zeitschrift auf
einem neuen Niveau weiterentwickelt. Mit der Zeitschrift „Studien der Psychologie und Pädagogik am
Institut für Pädagogik an der Universität Istanbul“ ist die erste
Gründungsperiode des Instituts für Pädagogik und Psychologie zu Ende
gegangen.
Im
letzten Kapitel habe ich die Ereignisse nach der Rückkehr von Wilhelm
Peters nach Deutschland zusammengefasst. Mit der Gründung der Türkischen
Fullbright Kommission im Jahr 1949 und der Einführung von den
Fullbright-Stipendien begann eine neue Periode an den türkischen
Universitäten.
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