HIM + Zeraphine + MCF
München, Muffathalle
Mittwoch, 07.04.04


Schlechte Witze und merkwürdige Longdrinks




Burried Alive By Love
Wicked Game
Beyond Redemption
Right Here In My Arms
Heartache Every Moment
Fortress Of Tears
Poison Girl
Your Sweet 666
Join Me In Death
Soul On Fire
? (And Love Said No)
Bury Me Deep Inside Your Heart
Solitary Man (Neil Diamond-Cover)

Pretending
Resurrection
It's All Tears (Drown In This Love)
The Funeral Of Hearts






Irgendwo zwischen Englischem Garten und Müllerschem Volksbad, umgeben von ganz vielen Bäumen, liegt die Muffathalle. Obwohl mir das erst ca. eine Stunde vor Einlass der Stadtplan erklärt hatte, hatte ich es bis ich dort tatsächlich angelangt war, schon einer ganz schönen Anzahl von Leuten weitergegeben. Dort hatten sich - neben ziemlich vielen Wannabe-Goths, angenehm wenigen Teenies und mal wieder erstaunlich vielen Erwachsenen auch eine Menge Menschen eingefunden, die einem die mühevoll ergatterte Karte denn gleich wieder abkaufen wollten. Nachdem aber der Versuch, die meinige für 500 Euro zu verschärbeln, kläglich fehl schlug (schade eigentlich), ließ ich mich lieber doch auf das alte Spiel "Nietengürtel auf Aufforderung des Security-Personals verstecken und drinnen sobald das Licht ausgeht wieder anziehen" ein. Da in Sachen Einlass mal wieder nicht im Geringsten von Pünktlichkeit die Rede sein konnte, war es mittlerweile schon halb acht - trotzdem noch genug Zeit, um mir, nachdem ich das lustige Orangene Wristband mit der Aufschrift "Jägermeister HIM Love Metall Odyssee 2004" an meinem Handgelenk befestigt und das dazugehörige orangene Allround-Kopf-Hals-Haar-irgendwas-Tuch mit der Aufschrift "Jägermeister Jägermeister Jägermeister (...)" inspiziert hatte (Ja, die Tour wurde von Jägermeister gesponsort...) schnell an der Bar einen Vodka-Burn zu holen, schließlich sollte der Alkoholpegel der Band des den Publikum im Ideallfall nicht übersteigen... Kurz spätert traf ich dann die Patty und ihre "Mami" und wir begaben uns auf eine echte Odyssee, denn derjenige, der auf die Idee gekommen ist, das Klo nicht ans hintere Ende der Halle sondern neben die Bühne zu bauen, hatte vermutlich nicht damit gerechnet, dass in der Muffathalle eines Tages eine Band wie HIM spielen würde (oder der Mann war leicht sadistisch veranlagt).
Die Spielzeit der ersten Supportband MCF, die trotz des HipHop-mäßig anmutenden Namens recht erträglichen, wenn auch unspektakulären Alternative Rock ablieferte, verging denn mit fröhlichem Geratsche eigentlich recht schnell. Die Umbaupause dagegen warf die Frage auf, wie lange man eigentlich brauchen kann, um ein paar Gitarren und ein Schlagzeug umzuräumen... Den zweiten zwecklosen Versuch, das Publikum für HIM aufzuheizen unternamen die Gothic-Ricker von Zeraphine; Patti und ich versorgten uns derweil im zur Halle gehörenden Café mit einem leckeren kühlen Spezi, was eindeutig die bessere Entscheidung war.
Nach einer zweiten rekordverdächtigen Umbaupause durchbrach dann gar nicht mal so ohrenbetäubendes Gekreische die endlich eingetretene Dunkelheit (ja, auch der Merchandise-Stand hatte sein penetrantes Licht abgeschaltet.) und übertönte ein reichlich seltsames Intro, das wohl aus irgendeinem Film stammte, sich aber eher wie der Ton einer Doku über Giftschlangen anhörte... Dann legten die fünf Finnen mit "BURRIED ALIVE BY LOVE' los - und wir suchten uns erstmal einen anderen Platz, da wir nämlich exakt überhauptnichts sehen konnten. Von der anderen Seite der Halle aus lauschten wir dann den Songs sowie Villes unverständlichen Ansagen...
Apropos Ville. Hätte man nicht gewusst, wen man da vor sich hat, wäre unser aller Sex-Symbol mit Sakko, deutlich längeren Haaren und leichtem Bart gar nicht zu erkennen gewesen! Noch dazu war der Gute anscheinend so gut wie nüchtern und folglich auch erstaunlich gut bei Stimme. Da konnte ja dann eigentlich gar nichts mehr schief gehen! Moment. Wir befinden uns immer noch in München... Sobald also HIM mit dem "LOVE METAL"-Opener loskrachten, schien das Publikum eines dieser merkwürdigen Kinderspiele zu spielen, bei denen man sich auf Kommando nicht mehr bewegen darf. Vereinzelt konnte man tanzende Discoqueens betrachten, aber damit hatte es sich auch schon wieder. Und da die meisten Besucher einen auch mal wieder ansahen, als ob man ihnen gerade ihren Teddy geklaut hätte, konnte eigentlich weder von Love noch von Metal die Rede sein...
Wirklich schade, denn das, was HIM musikalisch so ablieferten, war wirklich top! Für die scheiß Akustik, die vor allem Villes Gesang zum Großteil verschluckte, konnten sie schließlich nichts. Auch Songs, die eigentlich kaum für Liveauftritte geeignet sind, kamen unerwartet gut, allem voran "The Sacrament" - das Keyboard-Intro ist und bleibt geil. Eben so unerwartet kamen Lily's anscheinend doch existierende Gitarrenkünste - weshalb gibt es solche geilen Soli auf den Alben nicht????? Nicht wirklich gut waren dagegen die zahlrecihen Witze, mit denen Ville anscheinend das Publikum aufzuwecken suchte. Knüller wie "this is for all the Satan-worshippers in the house" ("YOUR SWEET 666") oder "a song for the next sunday - Happy Easter! I hope you get lots of chocolate eggs!" ("RESURRECTION") wurden doch mit sehr viel mehr Gelächter belohnt, als sie eigentlich verdient gehabt hätten. Wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass auch nur die Hälfte der Lachenden Villes Genuschel vetstanden hatte. Warum ausgerechnet "FORTRESS OF TEARS" Black Sabbath gewidmet wurde, bleibt ebenso unverständlich, es sei denn, die Aktion sollte eine Parodie auf Ozzy's neues Meisterwerk darstellen - angebrachter war da schon der Kommentar "I hope we won't bore you to death." (Vor allem, da ein Großteil des Publikums wirklich so aussah, als hättees soeben exakt jenen Tod erlitten).
Naja, ich habe es zumindest recht gut überlebt, und ansonsten hötte mich der kostenlose Jägermeister, den es nach dem Konzert vor der Halle gab, bestimmt wiederbelebt. Warum dieser allerdings jedem in die Hand gedrückt wurde, während man für eines der hübschen orangenen Armbänder ersatmal seinen Ausweis präsentieren musste, darüber denkt man wohl besser auch nicht nach... Um kleine Mädchen möglichst effektiv zuim Alkohol zu verführen, wurde auf jenen Flaschen auch gleich das Rezept für "Jäger Metal", den "offiziellen Love Metal Longdrink mixed by Ville Valo" abgedruckt: 2cl Jägermeister, 2cl Kaffe-Likör, 1cl Zitronensaft, 2 Eiswürfel und das ganze dann mit Orangensaft auffüllen. Wir habens ja immer gewusst: Die Finnen sind abartig...