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GeorgTrakl

Georg Trakl ist ein Dichter, von dem ich in der Mittelschule ein Gedicht gehört hatte. Das Gedicht ist mir geblieben, der Name des Dichters auch.

Zu Abend mein Herz

    Am Abend hört man den Schrei der Fledermäuse.
    Zwei Rappen springen auf der Wiese.
    Der rote Ahorn rauscht.
    Dem Wanderer erscheint die kleine Schenke am Weg.
    Herrlich schmecken junger Wein und Nüsse.
    Herrlich: betrunken zu taumeln in dämmernden Wald.
    Durch schwarzes Geäst tönen schmerzliche Glocken.
    Auf das Gesicht tropft Tau.

Ein paar Jahre später entschloss ich mich in einer Buchhandlung, nach dem Dichter Trakl zu fragen. Und ich bekam das wunderschöne "Georg Trakl: Achtzig Gedichte" aus dem Haus Langewiesche-Brandt. Später habe ich mir dann "Das dichterische Werk" aus dem dtv Verlag gekauft. Online gibt es Texte von Georg Trakl beim deutschen Gutenberg Projekt:

Hier ein paar Gedichte von Georg Trakl, die mir auch heute noch sehr gefallen. Heute bin ich bei weitem nicht mehr so morbid wie auch schon. Neben Trakl gefallen mir auch CharlesBaudelaire und TheCure immer noch (GoodRead).

In den Nachmittag geflüstert

    Sonne, herbstlich dünn und zag,
    Und das Obst fällt von den Bäumen.
    Stille wohnt in blauen Räumen
    Einen langen Nachmittag.
    Sterbeklänge von Metall;
    Und ein weißes Tier bricht nieder.
    Brauner Mädchen rauhe Lieder
    Sind verweht im Blätterfall.
    Stirne Gottes Farben träumt,
    Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel.
    Schatten drehen sich am Hügel
    Von Verwesung schwarz umsäumt.
    Dämmerung voll Ruh und Wein;
    Traurige Guitarren rinnen.
    Und zur milden Lampe drinnen
    Kehrst du wie im Traume ein.

Trompeten

    Unter verschnittenen Weiden, wo braune Kinder spielen
    Und Blätter treiben, tönen Trompeten.  Ein Kirchhofsschauer.
    Fahnen von Scharlach stürzen durch des Ahorns Trauer
    Reiter entlang von Roggenfeldern, leeren Mühlen.
    Oder Hirten singen nachts und Hirsche treten
    In den Kreis ihrer Feuer, des Hains uralte Trauer,
    Tanzende heben sich von einer schwarzen Mauer;
    Fahnen von Scharlach, Lachen, Wahnsinn, Trompeten.

Klage

    Schlaf und Tod, die düstern Adler
    Umrauschen nachtlang dieses Haupt:
    Des Menschen goldnes Bildnis
    Verschlänge die eisige Woge
    Der Ewigkeit.  An schaurigen Riffen
    Zerschellt der purpurne Leib
    Und es klagt die dunkle Stimme
    Über dem Meer.
    Schwester stürmischer Schwermut
    Sieh ein ängstlicher Kahn versinkt
    Unter Sternen,
    Dem schweigenden Antlitz der Nacht.

SiteMap / AllPages / Out / kensanata@yahoo.com / Last change: 2001-03-05