Hintergrund der
Stormbringer
von Oliver Hahne
" Sergeant Ariana of Bronrar meldet sich wie befohlen, Captain !" Die Sergeantin schlug die Hacken zusammen.
" Stehen sie bequem.", brummte die Regimentskommandantin und erhob sich aus ihrem Stuhl. " Kommen sie her."
Ariana setzte sich in Bewegung und folgte der Kommandantin zu einem der wenigen echten Fenster der Burg. Das Fenster war weder besonders hoch noch besonders breit, aber es war breiter als eine Schießscharte. Nur im Wohnbereich der Herzogin waren noch Fenster, die Soldatinnen hätten dererlei Luxus gar nicht verstanden.
" Schauen sie hinaus, Sergeant, und sagen sie mir, was sie sehen.", befahl die Kommandantin.
" Ich sehe die Felder von Whitemount, Arbeiter bei der Ernte. Aufseherinnen und Kriegerinnen, die die Arbeit der Männer überwachen."
" Kriegerinnen bei der Feldarbeit, Sergeant.", sagte die Kommandantin. " Die Männer erledigen die Arbeit, die Frauen stehen daneben und beaufsichtigen. Wissen sie, wie lange das Herzogtum Whitemount Arkas nun schon im Frieden mit seinen Nachbarn lebt ?"
" 24 Jahre, Captain."
" 25, Sergeant.", korrigierte die Kommandantin. " 25 Jahre lang. 8 von 10 Kriegerinnen unter meinem Kommando haben noch nie in einem echten Krieg gekämpft, nur in den Scharmützeln gegen die Goblins oder die Trolle. Jede Zweite Kriegerin kennt den Krieg nur aus Erzählungen der Anderen. Arbeit auf den Feldern ist wichtiger geworden als das Klirren der Waffen, es wird lieber gelesen als gekämpft."
" Plant die Herzogin einen Krieg zu beginnen, Captain?", fragte Ariana.
" Unsinn. Whitemount geht es gut, so gut wie seit vielen Dekaden nicht mehr. Niemand beneidet hier den Reichtum der anderen, im Gegenteil, andere beneiden uns."
Die Kommandantin drehte sich vom Fenster weg und ging zu ihrem Schreibtisch. " Schauen sie sich das hier an, Sergeant. Den einzigen Krieg, den ich in den letzten 20 Jahren ausgefochten habe, war der Papierkrieg !!!"
Sie trat gegen den schweren Eichentisch, und einige der Schriftrollen fielen zu Boden.
" Sergeant, habt ihr den jüngsten Kadettenjahrgang schon begutachtet ?"
" Nur Teilweise, Kommandantin.", sagte Ariana.
" Zu meiner Zeit wären solche Frauen nicht mal Magd geworden. Sie sind verweichlicht, großmäulig und nehmen ihre Aufgabe nicht ernst genug. Halbherzig schlagen sie die Puppen auf dem Hof, sie stehen lieber an den Feldern und sehen den Männern bei der Arbeit zu."
Die Kommandantin setzte sich in ihren Stuhl und begann in den Schriftstücken zu suchen. Sie rollte einige Schriftrollen ab, rollte sie wieder auf und warf sie achtlos auf den Boden, bis sie schließlich eine Schriftrolle ganz abrollte.
" König Kyronos hat allen Herzögen, Grafen und Baronen eine Depesche zukommen lassen. Er plant zur Unterhaltung des gelangweilten Volkes in der Hauptstadt eine Gladiatorenliga. Es ist kein Krieg, Sergeant, aber es sind Kämpfe, in dubio auch auf Leben und tot. Andere Herrscher wollen Sklaven in den Kampf schicken, aber die Sklaverei ist in Whitemount Arkas schon lange verboten, und daran wird so eine Liga nichts ändern.
Die Baronin sieht in dieser Liga eine gute Gelegenheit, die jungen Kriegerinnen zu trainieren. Ich teile diese Meinung. So können wir diesen verzogenen Gören Respekt beibringen. Sie werden um ihr Leben fürchten müssen, aber das wird ihre Sinne und ihre Kampfkunst nur schärfen und sie zu herausragenden Kämpferinnen machen."
" Was habe ich damit zu tun ?", fragte Ariana.
" Sergeant, ihr wurdet auserwählt, das Gladiatorensquad zu kommandieren und zu führen. Euch wird untersagt, selbst zu kämpfen, eure Aufgabe ist allein die Koordinierung von Training, Kampf und Finanzen. Eure Loyalität zu Baronin Diara und euer tadelloses Verhalten in euren bisherigen Jahren im Dienste der Krone haben euch diese Ehre verschafft. Ihr habt zwei Wochen, um zehn Kadettinnen des jüngsten Jahrgangs auszuwählen. Ihr werdet 10.000 Goldmünzen erhalten, einige Tränke der Heilung und eine Medizinerin. Der König hat gestattet, daß ihr die Trainingsbereiche der Garnison von Aritret nutzen dürft, also tut dies auch. Zehn Kadettinnen, Sergeant, nicht mehr, nicht weniger. Ihr könnt später weitere Kriegerinnen anfordern, wenn euch danach ist, und wenn der Baronin danach ist, wird sie euch eine Kriegerin schicken. Wenn ihr keine Fragen mehr habt, macht euch an die Arbeit und formt das 14th Whitemount Battlesquad. Wegtreten, Squadleader."
" Jawohl, Captain."
Zehn Kriegerinnen zu finden war nicht schwierig gewesen, aber sie ihren Vorgesetzten zu entreißen war sehr wohl eine schwierige Aufgabe. Niemand wollte seine besten Rekrutinnen abgeben, und oft mußte sich Ariana von höherrangigen Kriegerinnen mit Kompromißlösungen abspeisen lassen.
Zehn Kriegerinnen standen jetzt vor ihr, aber nur drei von ihnen hatte Ariana ohne Probleme bekommen, bei zwei weiteren mußte sie alle ihre Überredungskünste aufbieten, fünf schließlich waren andere als sie ausgewählt hatte. Sie hatte insgesamt acht Garnisonen in Whitemount aufgesucht.
Die Kriegerinnen vor ihr waren alles andere als die Vorzeigekadettinnen des jüngsten Jahrgangs. Sie waren rebellisch, eingebildet, hochnäsig, arrogant, zu schwach, zu langsam, manche hatten die Reaktion eines Braunbären während des Winterschlafes.
Catriona, eine der drei, die Ariana ausgewählt und ohne Schwierigkeiten bekommen hatte, war zwar eine gute Kämpferin, aber launisch, gelegentlich patzig und hatte schon einige Zeit gehabt, in ihrer Garnison die Wände der Kerkerzellen zu begutachten, wegen disziplinarischer Verfehlungen, hieß es. Aggrescha, die Zwergin, die die Wurzeln ihres Volkes vor allem dann zeigte, wenn es ums Bier trinken ging. Sie war standfest wie ein Fels in der Brandung und hatte das Benehmen einer Schar betrunkener Orks. Marina de Solo, die die Vorschriften Männer betreffend allzu gerne umging und nicht umsonst nur unter dem Namen " Bitch Queen" bekannt war. Thyrina, die sich lieber mit ihren Kameradinnen schlug als auf die Holzfiguren im Training einzuhauen. Die Mrrshan Frau mit dem unaussprechlichen Namen, die von jedem nur Cat genannt wurde. Die zierliche Halbelfe Naineê, die zwar wieselflink war, aber schon Mühe hatte, beim Holzhacken selbst dünnste Äste zu zerschlagen. Adrima of Tinral, aus adligem Haus, die lange und weit laufen konnte, aber kaum im Stande war ein Schwert zu schwingen und sich anderen gegenüber hochnäsig verhielt, eine typische vierte adlige Tochter, die vom Lehen nichts mehr abbekam und zur Armee geschickt wurde. Irschea, eine weitere Zwergin, fast noch ein Kind und die schlechteste zwergische Axtkämpferin, die Ariana jemals gesehen hatte. Isdira, die jüngste, die scheinbar nur das parieren gelernt hatte, und schließlich Kiarell, die Elfe, die in Faustkämpfen für gewöhnlich schon nach dem ersten Treffer zu Boden ging.
25 Jahre Frieden hatten ihre Folgen, mußte Ariana feststellen. Natürlich, sie hatte zehn stolze und gutaussehende Frauen vor sich, und in so einer Friedenszeit konnte es sich die Armee auch leisten, nur Frauen mit einer anständigen Schulbildung aufzunehmen, aber das machte noch lange keine guten Kämpferinnen aus ihnen.
Ariana seufzte. Viel Arbeit lag noch vor ihr.
( To be continued )
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