Wieder begab es sich, daß unsere Helden gegen die Geister der Finsternis und der Kälte zogen. Am sechsten Tage, nämlich dem Tage des Sams, galt es allerdings als erstes, den inneren Schweinehund zu besiegen und das trägste Teil des Körpers aus dem Bett zu kriegen. Mit nur drei Stunden Plan-über-Erfüllung zogen die acht gen Osten, wo sie ihre Fahrzeuge in der Nähe eines Traktors parkten, der bestimmt eine dicke Starter-Batterie in sich verbarg.
So hat man die Bequemlichkeit der Autositze gegen die Sportlichkeit von Skiern getauscht um den Rest des Berges zur Hütte zu besteigen. Die Holmsåkoia lag im strahlenden Sonnenschein, doch bei den 22 Minusgraden wollten Frühlingsgefühle nicht so recht aufkommen. So galt es, die Gegend zu erkunden, während im Inneren der guten Behausung die fleißigsten (und verfrorensten) der Gruppe damit begannen, die Nutella vom kristallinen in den streichbaren Zustand zu versetzen.
Als der Petroleumkocher mit Kerzen vorgewärmt war, wurde ein heißer Tee angesetzt, und nachdem wir die Hütte weitere zwei Stunden lang eingeheizt haben, kamen wir auf sommerliche minus fünf Grad, und man konnten endlich die Mützen abnehmen.
Das Nachtmahl war üppig, doch anstatt Karten zu kloppen, zogen es alle vor, sich tief in ihren Schlafsack einzumummeln, um von einer warmen Dusche zu träumen.
Während die Außentemperatur auf -39 Grad Celsius sank, stieg die Innentemperatur gegen Pi. Daher half nur noch eins, um sich während der Nacht warm zu halten: Kuscheln...
So kamen alle verträumt und lebendig in den Morgen. Die Nacht wurde lediglich von einem markerschütternden Fluch unterbrochen, nämlich von dem Ritter [Danke, daß ich nun schon zum Ritter geschlagen wurde! Wahrscheinlich sammelte ich zu viel Erfahrung, um weiterhin als Abenteurer durch die Lande und Geschichte(n) zu ziehen... Adrian.], der mitten in der Nacht in den Ofen sah, um vergeblich nach Feuer zu suchen.
Als die Sonne wieder lachte, haben wir uns gegenseitig warmen Tee eingeflößt und so alle Helden frisch und munter [NAJA... - Adrian.] auf die Ski bekommen.
Nach einer schönen Tour durch den Morgen galt es, die Götterschaukel von Audi aus dem Winterschlaf zu wecken.
Mit vereinten Kräften haben wir die Karosse über die Bergspitze geschoben
um sie dann anrollen zu lassen. Allerdings wirkte der Motor nur noch als
Bremse. Das Interesse verlagerte sich auf die Motorflüssigkeiten, präzise
gesagt darauf, ob diese denn einer Flüssigkeit oder doch eher einem Stück
Butter gleichen? Das Kühlwasser war zum Glück noch flüssig. An das Öl
heranzukommen war ungleich interessanter. Der Ölmeßstab steckt in einem
Röhrchen, das aus dem Motorblock herauskommt. Am oberen Ende ist ein
Plastikteil mit einer Dichtung. Dieses Teil hat sich kooperativ in zwei
geteilt, als ich am Meßstab gezogen habe.
Na ja: immerhin klebte am Meßstab so viel Öl, daß man etwa drei bis vier
Tropfen daraus machen könnte. Aber glaubt nicht, daß sich die Schwarze
Butter verformt hat.
So haben wir den Audi erst mal in der Sonne stehen lassen und uns um den Opel gekümmert. Wir haben die gleiche Zeremonie noch einmal durchgeführt und - welch ein Glück - der Motor ist angesprungen und hat Wärme und Krach produziert. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr wir uns in dieser Situation darüber gefreut haben.
Nun dachten wir, daß man das große Auto besser mit einem Starthilfe-Kabel anlassen könnte, als es die 110 km bis Trondheim zu ziehen. Also tat ich einen Griff unter den Fahrersitz meines wohlsortierten (und für solche Situationen eingerichteten) Fahrzeuges und - die Isolierung und ein Griff der Starthilfe-Leitung zerspringen wie Glas.
Irgendwie haben wir dann doch die Elektrik der beiden Fahrzeuge, miteinander verbunden, was gar nicht so einfach war. Technisch sah es so aus, daß man vom roten Kabel mehr Kupfer als Isolierung sah. Also nimmt man dieses als Massekabel und das schwarze als Plus. Diese Vorgehen hat in der Runde der Helden allgemeines Stirnrunzeln verursacht, und kurzerhand wollten diese ihre Verbesserungsvorschläge ausführen, ohne diese vorher zu diskutieren. Damit begann der schwierige Teil: Ihr könnt sicher nachvollziehen, daß es verdammt viele Ressourcen fordert, fünf motivierte Helfer in drei Sprachen dazu zu bewegen, ihre fünfzig gutmütigen Grabsche-Finger von meinem Projekt fern zu halten.
Als das durchdiskutiert war, gab der Corsa so richtig Gas und ich meine, neben dem Klicken des Anlassers auch noch ein Würgegeräusch des Audi-Motors gehört zu haben. Das hat so viel Strom gezogen, daß beim Corsa die Wassertemperatur-Anzeige in den blauen Bereich zurückgefallen ist. Enttäuscht habe ich den Zündschlüssel wieder auf AUS gedreht. - Zwei Sekunden später würgt der Motor noch einmal.
Nach drei weiteren Minuten hatten wir die zweite Maschine jedenfalls gestartet. Es war herrlich, den Motor laufen zu hören. Alles freut sich und die Sonne glänzt im blanken Kupfer der Starterleitung -
(Many thanks to Andreas for permission to publish his story here!!... der Abenteurer oder doch eher Ritter jetzt ?!...)
Copyright © Adrian, 2001