Kerzenschein
Du kommst nach einem langen Tag nach Hause. Draussen ist es bereits dunkel und es regnet in Strömen. Du bist völlig durchnässt und suchst in deiner Tasche nach dem Schlüssel. Du kannst ihn nicht finden. Nur keine Panik, bald würde dein Bruder aus dem Fussballtraining nach Hause kommen, du müsstest also nicht lange draussen warten. Du versuchst die Wohnungstür trotzdem zu
öffnen und es klappt. Wieso war sie nicht abgeschlossen? Du schmeisst deine Tasche in die Ecke und ziehst deinen nassen Mantel und deine völlig durchnässten Schuhe aus. Wenigstens sind deine Klamotten einigermassen trocken geblieben. Plötzlich hältst du inne. Du hast kein Licht gemacht und
doch ist die Wohnung eigenartig hell. Du schaust dich um und bemerkst, dass überall Kerzen brennen. Was geht hier vor? Deine Eltern sind nicht da, die sind vor ein paar Tagen in den Urlaub geflogen und kommen erst in zwei Wochen zurück. Von deinem Bruder können die Kerzen nicht sein, der findet sowas kitschig. Du spürst, wie sich langsam ein flaues Gefühl in deinem Magen
breit macht. “Ganz ruhig!” sagst du zu dir selbst. Plötzlich hörst du leise Musik. Du nimmst all deinen Mut zusammen und gehst langsam in die Richtung, aus der sie zu kommen scheint. Du nimmst ganz kleine Schritte und versuchst kein Geräusch zu machen. Vor deinem Zimmer bleibst du stehen, die Tür ist nur einen Spalt weit geöffnet. Du hörst, dass jemand in deinem Zimmer Gitarre spielt. Du schliesst die Augen und hörst den sanft gezupften Tönen zu. Du kennst diese Melodie, es ist dein Lieblingslied....
Du öffnest deine Augen langsam wieder. Das komische Gefühl in deinem Bauch wird stärker und stärker. Doch jetzt ist es angenehm, du hast keine Angst mehr. Du holst noch einmal tief Luft und gibst der Tür einen leichten Schubs. Auch in deinem Zimmer brennen Kerzen. Die Flammen flackern leicht, als der Lufthauch, der ins Zimmer strömt, sie berührt. Im schummrigen Licht siehst du ihn. Er sitzt im Schneidersitz auf deinem Bett. Mit geschlossenen Augen spielt er Gitarre. Du siehst ihn ganz sanft lächeln. Unwillkürlich beginnst auch du zu lächeln. Wie lange hast du schon auf diesen Moment gewartet... Er hat dich nicht kommen hören und ist immer noch in sein Spielen vertieft. Du siehst ihn an und überlegst, wie du dich bemerkbar machen kannst, ohne ihn zu erschrecken. Doch das ist nicht nötig. Er hört auf zu spielen, legt seine Gitarre zur Seite und steht auf. Du gehst zu ihm und willst ihn fragen: “Wie kommst...”. “Psst...” Er legt seinen Finger auf deine Lippen und schaut dir mit seinen wundervollen grünen Augen tief in deine. “Sag jetzt einfach nichts.” Er lächelt dich an und du hast das Gefühl, dass du jetzt gleich zerfliesst. Mit seinen langen, schlanken Armen umfasst er dich ganz sanft. Ein wohliger Schauer läuft dir über den Rücken und stellt jedes einzelne Haar deines Körpers auf. Eine ganze Weile steht ihr einfach nur da und geniesst die Nähe, er schnuppert in deinen Haaren und du legst deinen Kopf an seine Schulter. Du hörst ganz leise sein Herz schlagen, es schlägt noch schneller als deins. Plötzlich löst er die Umarmung. Du schaust ihn irritiert an. Hast du etwas falsch gemacht? Doch er schaut dir tief in die Augen, nimmt dein Gesicht sanft in seine starken aber zugleich zarten Hände, beugt sich leicht zu dir runter und küsst dich...entstanden am 20.07.2001
Copyright bei Gwen(Dieser Text stammt aus einer Reihe verschiedener Texte, die eine inhaltliche Vorgabe hatten. Es musste eine Lovestory sein, in der Bela B., Farin Urlaub oder Rod Gonzàlez die männliche Hauptrolle besetzten. Entstanden sind im Juli 01 so unzählige Geschichten von unterschiedlichen Autoren.)