Ich stand in einer Seerose - mitten auf dem Wasser (es waren noch andere
Seerosen da - sie kamen und vergingen, tauchten aus dem Wasser auf und
versanken wieder, jede zu ihrer Zeit), und Licht kam in mich hinein,
ich war Licht, zur Lichtsäule wurde ich. Und Kuan Yin, nach der ich mich sehnte, zeigte sich mir als All-Mutter.
Sie erschien als Dunkel,tief warmes Braun (wie Bernstein oder
durchscheinendes Kupfer), und das Gesicht strahlte vor Glück und
Entzücken. An ihren zwei Brüsten lagen viele Menschen, Tiere - auch
Pflanzen - es entzückte mich sehr. Und es entstand die Frage in mir,
wie dieser Göttin gegenüber Durga erscheint - und sofort war ein weiter
Sternenhimmel um Kuan Yin. Ich sah viele, viele blinkende Sterne, jeder ein
Auge der Göttin - tausendäugige Durga. Und zu Kuan Yin traten noch Odin, Urd,
Ka’ahupahau und viele andere, deren Energie ich teilweise nur fühlte, auch auch Angst, Hunger und Schmerz waren dabei. Und ich gesellte mich zu
ihnen und schaute mir an, was sie sahen, bzw. mir zeigen wollten.
Und ich sah eine flache, sonnenüberflutete Ebene, auf der Menschen aller Hautfarben waren -
sie arbeiteten, stritten - sie lebten einfach ihr Leben.
Und ich sah mich mitten unter ihnen: ich verteilte irgendwelche Blätter. Ich lehrte.
Es waren nicht viele Menschen auf dieser Ebene
- aber von diesen lehrte ich viele.
Und sah ein Skelett vorbeigehen und
begrüsste freudig Vater Tod, den ich schon lange nicht mehr gesehen
hatte - und dann war ich in einem Altenheim, stand am Bett einer alten
Frau, die nichts sehnlichster wollte, als sterben. Sie sah mir
vertrauensvoll in die Augen. Ich wurde zur Knochenfrau (wahrscheinlich
zu meiner eigenen Freude - ich hatte mich soo gefreut, Vater Tod wieder
zu sehen und wollte wieder einmal fühlen, wie das Körpergefühl ist, wenn
da nur Knochen sind), und legte meine eine Hand auf das Herz der
alten Frau und küsste sie dann - mit grosser Liebe und
Zärtlichkeit. Dann hielt ich sie in meinen Armen - sie sah wesentlich
jünger aus, jetzt, Jahrzehnte jünger. Ich wollte sie forttragen, dahin,
wohin sie nun sollte, aber Vater Tod wollte das nicht. Ich bettelte
darum, es dennoch zu dürfen, aber das ging nun einmal ganz und gar
nicht, machte er mir klar. So legte ich sie in seine Arme. Ich hatte noch kurz die Kinder
der Frau in ihren Gedanken gesehen, mit der Bitte, diese aufzusuchen.
Zuerst ging ich zum Sohn - war noch die Knochenfrau. Er sass am Computer,
arbeitete irgendetwa, als ich meine Hand legte auf seinen Arm. Er
spürte den kalten Hauch des Todes, drehte sich erschrocken um. Mich sah er nicht
- aber er begriff und begann bitterlich zuu weinen. Ich
verschloss mein Herz, das vor Mitleid zerfliessen wollte und suchte eine
der beiden Töchter auf. Aus irgendeinem Grund wurde ich hier zu der
Mutter selber - so, wie ich sie in den Armen gehalten hatte - also
wesentlich jünger. Die Tochter sah mich, und ich sagte zu ihr: „Ich
liebe Dich, und ich vergebe Dir.“ Da zerbrach etwas in ihr - ich sah ihr
Gesicht zucken und es wurde weich, wie es das vorher nicht gewesen war.
Was immer sich hier zwischen Tochter und Mutter abgespielt hatte - nun
war es gut. Und ich ging zur zweiten Tochter. Sie sa. Da wurde auch
sie sehr traurig. Aber sie war die gefassteste und gelassenste von allen
dreien.
Danach setzte ich mich in den Schoss der Göttlichen Mutter, saß einfach
nur so da. Der Lotus war in unser beider Herz und Amitabha ragte
hoch daraus hervor, weit über alle Köpfe, die noch über mir sein
mochten, und ich sagte die ganze Zeit, wie ein
Mantra: “Durga-Amitabha" - "Durga-Amitabha" - "Durga-Amitabha“. Und ich dachte an
Odin, an Urd und irgendwer sagte: „Alle anderen Namen sind in diesen
enthalten.“
Und wieder sah ich mich in dem Lotus stehen (oder sitzen). Und je
nachdem, wie ich mich in dem Lotos drehte, sah ich etwas anders - andere
Menschen, andere Landschaften, Helligkeit hier und Dunkel dort. Und ich
wusste, ich würde immer, absolut immer, die Wahrheit sehen, egal, wohin
ich schauen würde - wenn ich nur in der Mitte des Lotus wäre.
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