So war ich denn Durga,
war Gold und Entzücken,
die Arme, die vielen,
sie tanzten im Licht,
tief aus dem Herzen heraus.
Dann wurd' ein Kind ich,
der Tiger, er flog,
trug Durga und mich
weit in den Raum,
die Mutter, sie hielt mich.
Zwei ihrer Arme mich trugen,
die anderen streichelten
zärtlich die kindliche Haut,
und gross sah ihr Gesicht
ich über dem meinem:
Golden die Haut,
und glänzend und schön
die grün leuchtenden Augen.
In diese nun flog ich
und flog weit und flog….
Und landete schwer in
schwarzdunkeler Nacht.
Den Friedhof dort fand ich,
von Knochen bedeckt,
so weit ich auch blickte
nur Knochen, sonst nichts.
Ich selber war alt,
Jahrtausende alt,
klein, ausgemergelt, gebückt,
war Haut nur und Knochen.
Die Kette mit Schädeln,
sie klapperte schwer
herum um die dürre Gestalt.
Und ich fand, ich war
hungrig und durstig,
das war so nicht recht;
und verschlang nacheinander
ein Schaf und ein Kalb, eine Kuh.
Dann war mir besser.
Zwei Fässer voll Wein oder drei
schob ich noch nach.
Und rülpst' ich und furzte
und fühlte mich dann wieder wohl.
Einen Laut hört’ ich,
ging ihm auch nach,
fand ein Licht vor mir steh’n,
einladend und warm,
doch mocht’ ich nicht geh’n.
So hob ich den Knochen
auf mit der Hand,
erst einen, dann viele
auch Schädel und Becken,
und spielte damit.
Hoch flogen die Knochen,
weit in den Raum
Und ich fing sie geschwind,
wie ein Künstler,
der Bälle jongliert.
Und ich warf,
und ich tanzte den rasenden Tanz.
Und war vollkommener Ruhe
Und Stillstand zur selbigen Zeit.
Dann macht’ ich den Mund auf,
das riesige Maul,
Die Zunge hing immer zu Boden,
Zeiträume lang.-
Und schrie einen Schrei,
der alles gebar;
es war nur ein Laut;
Das kleine Wort OM.
Und Schwarz wurde geboren
heraus aus dem Maul,
und es wuchs und wurd’ gross
in ewiger Stille.
Und ich, so klein ich auch war,
ich barg dieses Schwarz
in meinem mageren Arm.
Das Schwarz wurde gross
Und golden zugleich,
sehr schwarz war das Licht
und leuchtete sehr.
Und tief waren Stille und Lautlosigkeit.
Und es strömte der Laut
weit aus geöffneten Maul,
und die Geschöpfe mit ihm,
sie kamen in Scharen
als Pflanze, als Tier,
als Geist und als Mensch…………
Sie entströmten dem Maul
und kehrten zurück,
der Laut war ein Kreis,
der sie führte:
Hinaus und hinein.
Und immer im Kreis.
Sie wurden und gingen,
in ewigem Lauf.
So waren auch Freude
und Schmerz,
und Kummer und Freud,
unzähliges Leiden
geborgen im Nichts -
und alles war eins.
Das war der Schrecken
der bergenden Nacht:
Dass es egal ist,
ob Freude, ob Leid,
dass alles “egal” ist,
im Sinne von “gleich”:
alles ist Kind für das Schicksal,
wenn auch verschieden.
Und während des Ganzen war
ich auf tragendem Dunkel,
vollkommen unverrückbar und fest,
beide Füsse standen auf Gar Nichts,
und fanden dort sicheren Halt.
Doch dann,
irgendwann
ging ich ins Licht,
dass ich vormals vermied,
und trank es
tief in mich ein:
die Haut trank,
die Haare, der Mund,
unzählige Zeiten.
Doch auch das ändert nichts,
bin immer noch Durga,
bin licht und bin schwarz.
Bin golden und dunkel
zu selbiger Zeit.