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Odin

Gedicht von Durga, Bremen, 2004

 

 
 

      Das Gold, es umfing mich,
      war Nebel und Rauch,
      war Honig und Wolke
      (es schmeckte so süss)
      Und hüllte mich ein und wuchs
      Und wurd’ weit…

      Es drang in mich ein
      Durch den Mund, durch die Haut
      Durch das Haar
      Und ergoss sich
      in grossem Entrücken
      Und Seligkeit pur.

      Es wurde zum Mann,
      dieses Gold,
      wurd’ gross, stark
      und auch wild,
      und ich bekam Angst
      vor so grosser Macht.

      „Ich bin all Männer
      in einer Person“,
      so sagt er und
      fügt dann hinzu:
      „Und Du bist all’
      Frauen in einer.“
      (Und sagte es zart)

      Ich sah ihn an
      und Seligkeit quoll
      Tief aus dem Herz in mir,
      und ich stürzt hinein
      in ihn und vergass mich
      in seliger Lust
      und wusste nichts mehr.

      Dann löste ich mich,
      hielt Honigtau
      aufrecht zu ihm,
      der Nahrung mir
      wurd’ für die,
      die entstand.

      Die Arme und Beine
      Gebunden im Gold
      Wurd gross ich
      Und Sein wuchs aus mir:

      Goldene Sonne, durchstrahlt
      Ich die Welt,
      warf Gold auf
      die Wiese, auf Haus,
      Baum und auch Tier.

      Was tot war und bös,
      das verschlang Ich -
      es währte nicht lang.
      Und dann warf Ich Fäden
      aus Gold hin zu Sonne und Baum,
      zu Wiese und Bär
      und verband Mich
      und wurde all dies.

      Und Er, Er genoss es
      Lachte laut auf und wild,
      Ich schuf durch das,
      was er überliess.
      Er selber, Er konnte das nicht,
      war Macht und war machtlos zugleich.

      Und Ich brauchte Ihn,
      sein Gold, seine Macht,
      um so zu erstrahlen,
      zu glüh’n,
      Es war mir Nahrung,
      sein Goldherz und -blut….

      Und Ich schrie laut
      Vor Freud und vor Lust
      Und der Schrei
      tönte schrecklich,
      Ich hörte nichts mehr.

      Und gross war der Klang
      Umhüllend der Schrei
      Der Schöpfung gebar:
      Nur aus der Freude,
      aus Lust und aus Sein.

      Und wieder umschlang ich
      In Seligkeit ihn,
      Entzücken und ewiges Sein,
      wir schworen uns Liebe
      und Treue, zusammen zu sein.