Liebesspiel mit Odin
copyright @ Durga, Bremen 2004 Und ich ging durch eine goldene Stadt, zwei Begleiter hinter mir, stieg hinauf auf den höchsten Turm über Treppen und Stiegen, stand dann auf der Spitze und liess mich, von meinen Begleitern ermutigt, fallen. Und ich flog wie ein Adler. Ich sah nichts, ich fühlte nur: Sonne und Wärme und Segeln und Getragen werden vom Wind. Es war sowohl: vom Wind getragen werden und vorwärts kommen, als auch: vollkommener Stillstand und absolute Ruhe. So flog ich. Da sagte eine Stimme zu mir: „So trägt Dich die Liebe.“ Und ich segelte und schrie ab und zu (Adlerruf) vor Entzücken. Und Odin umarmte mich, ich ihn, er trug mich auf der Hüfte, als wäre ich ein kleines Mädchen und zog mit starkem Schritt durch die Welt. Und ich liess mich tragen. Und fühlte seine ungeheure Stärke, seine Sicherheit - er ist wie der Baum an dem er hing. Er ist wirklich wie ein Baum - der Weltenbaum. Und er trug und hielt mich und fühlte sich manchmal sogar an wie eine Frau. Und ich wunderte mich darüber und fragte ihn. Da sagte er: „Das, was Du da fühlst, bist Du. Ich bin der andere Teil von Dir.“ Und ich erinnerte mich daran, dass ich manchmal ein bestimmtes Empfinden habe…ein Körpergefühl, ein Seinszustand: ich, vollkommen regungslos, in mich versunken, nach innen schauend, Fäden haltend, zusammenhaltend, wie eine Spinne im Netz - aber es geht nicht um Beute, es geht um die Ganzheitlichkeit des Netzes, dass es zu halten gilt, die einzelnen Fäden energetisch zu regulieren, die Knoten zu festigen, zu reparieren. Ich erinnerte mich an diese vollkommene Untätigkeit, dieses In-Sich-selber-Schauens, dass ich so im mir trag - und Odin ist ja nun wirklich das absolute Gegenteil davon. Und wieder flog ich, wurde getragen vom Wind….und mal war ich Frau, mal Adler und so flog ich, wurde getragen, liebkost vom Wind, streckte meine Hände hinaus in den Wind und streichelte ihn - und fühlte Odins Haare, sah seine lachenden Augen.
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