Alles ist Liebe |
Alles ist Liebe. Alles strebt zueinander. Deshalb auch gibt es Verfall, Liebe, Kommunikation. Alles, was geschaffen ist, verfällt irgendwann. Mal geht die Erschaffung langsam vonstatten, der Verfall schnell, mal mag es umgekehrt sein. Aber alles verfällt. Dies ist deshalb, weil alles sich danach sehnt, wieder vereint zu sein. Alles, was geschaffen ist, sehnt sich danach, sich wieder aufzulösen hinein in seinen Ursprung. Auch Liebe hat diesen Grund, die Liebe der Menschen, die Erotik, die Sexualität. Nichts, was geschaffen ist, verträgt auf Dauer die Vereinzelung. Alles strebt zueinander. Wir Menschen sind Herdengeschöpfe - es gibt durchaus Spezies, die nicht in Gruppen, sondern einzeln leben, aber auch die sind dem Drang der Sexualität unterworfen. Wir sagen, sie sind es, um sich fortzupflanzen. Ich denke, zeigen uns, was in der Auflösung tatsächlich geschieht: etwas Neues, Drittes entsteht. Und es entsteht nur so. Es entsteht nur, wenn die scheinbaren Gegensätze sich vereinen und ein Ganzes ergeben, und mag es auch nur ein kurzer Moment sein. Aus der Selbstauflösung, die dem Tod gleicht, kann dann ein Drittes, etwas Neues entstehen. Die Kommunikation habe ich oben genannt. Auch sie ist ein Beispiel dafür, dass alles zueinander strebt, sich aufeinander einstellt, sich aneinander reibt, nach einer Lösung strebt aus dem Dilemma, ein Einzelnes zu sein und doch allein gar nicht sein zu können. Tiere kommunizieren, Bäume tun es, Menschen sowieso. Als ich mir das so überlegte, fühlte ich mit einem Mal alles, was körperlich an mir war - Zellen, Knochen, Blut - nach unten sinken. Ich fühlte die Schwerkraft, ich fühlte das Begehren meines Körpers mit der Materie unter ihm, dem Erdreich, eins zu werden.
Und zur selben Zeit, als ich das wahrnahm, bemerkte ich das Bestreben meines Geistes nach oben. Auch er wollte sich vereinen. Er wollte sich vereinen mit dem Weltgeist, dem Bewusstsein, dass alles durchdringt.
Was mich so überraschte, war, dass sowohl mein Geist, als auch meine Körperlichkeit zögerten. Beide wollten hin zu dem Stoff, aus dem sie gebildet waren. Beide sehnten sich danach, aus einer Vereinzelung hin eine Ganzheit, die ihnen gemäss war: Materie der Körper, das alles durchringende Bewusstsein mein Geist. Warum also zögerten sie? Was hinderte sie daran, einfach auseinanderzustreben und “heimzugehen”? Die Antwort ist einfach. Die Antwort ist Liebe. Sie lieben einander. Geist und Materie sind einander in leidenschaftlicher Liebe verbunden. So sehr sie auch ersehnen sich aufzulösen, so sehr lieben sie einander und können nicht voneinander lassen.
Selbst ist schön, kostbar und wertvoll. Es fühlt sich wunderbar an. Und es gibt es nur, wenn Geist und Materie sich miteinander vereinigen.
Ich bin keine Wissenschaftlerin und auch nur wenig in den Mythologien alter Völker bewandert. Nur ein Forscher und/oder Gelehrter könnte sagen, ob die Gedanken in diesem Text korrespondieren mit den von ihm gemachten Erfahrungen, Untersuchungen, Auswertungen.
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