Schicksal ist eine Sache, die viel grösser ist, als Ihr Euch das träumen lasst. Ihr unterscheidet zwischen Schicksal und Karma. Schicksal ist für Euch das Leben, das ihr hier auf der Erde zu dieser Zeit leben „müsst“. Karma ist für Euch das Übergreifende, sind die Schicksalswindungen durch viele Inkarnationen hindurch. Ich sage Euch, da gibt es keinen Unterschied. Ihr jammert und stöhnt hier über „Schicksalsschläge“ (worin das Wort „Schlagen" enthalten ist, ein sehr kindlicher Begriff, um eine Art ungerechter Bestrafung auszudrücken). Und Ihr versteht nicht, dass Ihr teilhabt an der Hoheit der Liebe. Denn das ist Karma: Hoheit der Liebe.
(Szenerie 1:
Da ist eine Frau, es gibt viele wie sie in Euren Augen, sie ist keine glückliche Frau, lebt zusammen mit ihrem kleinen Hund, den sie schlägt. Sie ist nicht in dem Sinn brutal, wie Ihr das versteht, sie macht den Hund nicht zu einem Monster - das ist ein anderes Gebiet und darauf gehe ich jetzt nicht ein - sie agiert nur die natürliche, einfache Brutalität derer aus, die sich unglücklich fühlen.
Worin liegt nun der Sinn des Ganzen? Da ist eine unglückliche Frau, die einen Hund schlägt, misshandelt. Ihr guckt auf die Frau, Ihr sagt: „Oh, was wird diese Frau für eine Schicksal haben in künftigen Leben.“ - „Oh, was lädt sich diese Frau da selber auf!“ Und seid entsetzt und urteilt. Wen Ihr dabei vergesst, das ist der kleine Hund. Warum fragt Ihr nicht nach dem Hund? Was ist das Schicksal, das Karma des kleinen Hundes dabei? Nun, er hilft der Frau. Aus welchen Leben auch immer sie einander kennen, aus welcher Sphäre, Ebene auch immer der kleine Hund sich emporgearbeitet hat oder heruntergefallen sein mag - es ist sein Wille, der Frau ein Teil ihres Karmas abzunehmen und mit ihr zu tragen. Mag sein, dass der Hund in einem anderen Dasein, selber Misshandlungen vollzogen hat und nun, aus Reue und aus Liebe, jemanden hilft, der ähnlich ist, wie er einmal war. Das ist jetzt aber nur einen Annahme.
So mag in einem künftigen Leben das Schicksal der Frau leichter sein, als es nach ihrem jetzigen Verhalten zu erwarten ist, weil hier und jetzt jemand sie liebt und bewusst ein Teil ihres Schicksals auf sich nimmt - Solange, bis die Frau, vielleicht, irgendwann einmal nach vielen Jahren, sich selber nicht mehr leiden kann für das, was sie da tut und beginnt, nach Veränderungen zu suchen, nach Veränderungen aus ihrem Unglück heraus.
Szenerie 2:
Da ist ein Mann. Er sitzt im Rollstuhl, beide Beine fehlen ihm. Er ist etwas verlottert, verschmutzt. Vor seinem Unfall war er sportlich - kein Hochleistungssportler, aber er hat sich gerne bewegt, und hat auch die Frauen sehr angezogen, mit seiner kräftigen, beweglichen Vitalität. Warum nun also dieses Schicksal? Wird er bestraft? Soll er etwas lernen? Wer zwingt ihn dazu, gegen seinen Willen (denn der Rollstuhl war nicht seine freie Wahl) zu lernen? Er ist fast vollständig bewegungsunfähig. Nun könnte man meinen, dies sei dazu da, dass er geistig beweglich würde. Man könnte auf die Idee kommen, dass die körperliche Bewegungslosigkeit zu geistiger Agilität und hohem Begreifen führen müsse und auch dies die Aufgabe im jetzigen Leben dieses Mannes sei. Aber der Mann nutzt seine geistigen Ressourcen für Videofilme, die er jeden Abend sieht. Entweder verfehlt er die ihm hier gestellte Aufgabe, oder des Rätsels Lösung ist noch eine andere.
Sie liegt im nächsten Leben - in seiner nächsten Inkarnation als die einer Frau, die einen schwerkranken Mann pflegt. Ob dies ihr Vater, ihr Ehemann oder wer auch immer ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber sie Wird ihn hingebungsvoll und mit grosser Liebe und Einfühlungsvermögen pflegen, und dies auf eine Weise, dass es sie nicht überfordert. Sie wird es auf diese gute Weise machen können, weil sie genau wissen wird, was der Mann braucht, fühlt, woran er wann leidet und wo er es sich zu einfach macht. Ohne sich im Geringsten zu erinnern, wird dieses Wissen aus eigener Erfahrung präsent sein sie weitgehend souverän machen.
Hier also bereitet sich eine Seele vor auf eine Aufgabe in einem künftigen Leben. Hier wird nicht Schicksal abgetragen aus alten Vergehen heraus, sondern es wird gelernt, um eine zukünftige Aufgabe bewältigen zu können.
Szenerie 3:
Da ist eine Frau. Jetzt ist sie alt. Als sie jung war, war sie eine boshafte, sadistische Person, die sowohl gegen ihren eigenen Willen, als auch mit grossem Vergnügen, ihre Kinder quälte, wo es ihr nur möglich war. Diese Frau stammt ihrerseits aus einer Linie karmisch miteinander verbundenen Personen, die sich Leid antaten, wo sie nur konnten.
Sie war zeit ihres Lebens von den unterschiedlichsten Erkrankungen geplagt und ist es bis heute. Sie ist alt, muss meistens liegen, und wird - voraussichtlich - leiden bis an ihr Lebensende. Ich hoffe jetzt nicht, dass dieser letzte Satz sich bewahrheiten wird, weil er einmal gesagt worden ist. Meine Wünsche für diese Frau sind nur gute.
Die Wahrheit sieht allerdings vollkommen anders aus.
Ich sah das Wesen, dass sich in dieser Frau inkarniert hatte: ein hohes, überaus strenges Geschöpf. Das ist deshalb so überraschend, weil die Frau selber, wenn sie nicht gerade boshaft ist, ein kindlich-unschuldiges Wesen hat. Dieses innere Wesen aber ist Hoch und Streng. Und es hat zu irgendeiner Zeit einmal beschlossen, den Kreislauf des Elends, das hier bestimmte mit einander verbundene Menschen sich bereiten, zu durchbrechen. Deshalb hat es sich inkarniert. Es soll ein Kreis durchbrochen und die in diesem Kreislauf gefangenen Wesen eine neue Chance bekommen.
Die Frau liebt die Familie, aus der sie stammt. Sie ist noch als einzige am Leben, ausser ihrer Tochter, alle anderen sind tot. Einige Verbrechen, die innerhalb des Clans verübt wurden, wie z. B. Mord, weiss die Frau gar nicht. Aber es genügt, dass sie an ihnen hängt. Dass sie sie in ihrem Herzen trägt. Ihre immerwährenden Krankheiten lösen teilweise die Schicksale derer, mit denen sie sich verbunden hat, auf.
So ist diese Frau, die niedrig zu sein scheint, brutal und boshaft, in Wahrheit ein hohes Wesen, das sich eine grosse Aufgabe gestellt hat.
Ich dachte an die Tochter dieser Frau, die überraschend wenig Schaden davongetragen hat, trotz aller Misshandlungen. Und ich stellte die Frage: „Was ist mit der Tochter?“ Zuerst erhielt ich keine Antwort, als ginge dies mich nun nichts an. Dann kam der Satz: „Hohe Wesen gebären hohe Wesen.“
Und mir wurde, als ich dies alles überdachte, klar, dass jedes einzelne Wesen, Geschöpf, Kreatur, notwendig, wichtig und vollkommen unverzichtbar ist. Es gibt nicht, wie wir meinen, „hoch“ oder „niedrig“. Es gibt nur die Entwicklung hin zur All-Liebe. Und Karma, Schicksal, mag es uns auch erscheinen, wie es mag, hat keinen anderen Sinn, als den Weg zur All-Liebe zu beschreiten zu können, sich und andere dafür bereitzumachen.
Denn nichts was ist, gibt es, dass nicht zur All-Liebe hin strebt, weil nichts, das ist, aus etwas anderem hervorgegangen ist.