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Der Tod

© copyright Durga, 2003


 

 
 

      Es war einmal ein Tod,
      der hatte gar keine Zeit
      und schaute dennoch herein bei mir.
      Ich war sehr schlecht gelaunt,
      denn ich wollt’ ihn nicht seh’n -
      doch ein Freund hatte sehr ernsthaft mich
      um dieses Treffen gebeten.

      Da stand er nun, der Tod:
      Gerippe mit Schlapphut und Blumen im Arm;
      und wirkte recht männlich, was mir so gar nicht gefiel;
      er sah’s und er fragte, wen ich denn wolle -
      und wirkte äusserst in Eile.
      „Eine Frau, bitte“, so sagt’ ich.
      Er seufzt’ und verschwand (liess die Blumen mir da),
      und kaum war er fort, hört’ ich’s rauschen
      (schwarzschimmender Flügelschlag):

      Ein Wesen stand dort, weiblich und doch androgyn,
      weissliche Haut, dunkelste Schönheit -
      eine so mit zusammengefalteten Schwingen
      sehr in sich geschloss’ne Gestalt,
      als perfektes Oval, goldener Reif ringsumher.

      Ich sah zu dem Kopf hin;
      war mir nicht eins,
      ob Totengeschädel oder menschlich’ Gesicht -
      dann sah ich die Augen:
      unter düsteren Brauen glühendes Schwarz.
      Sie waren wie Tore - und ich glitt hinein.



 

 
 



 
 

      Zuerst sah ich Sterne, funkelnd in Schwarz,
      sah Nebelspiralen, sah Blau( undefiniert).
      Dann sah ich weiter,
      sah Berge von Leichen (wie im KZ),
      sah Friedhof an Friedhof ,
      sah Verbrennung von Toten an fremden Gestaden.
      Ich sah dann auch Heime voll Alter und Krankheit
      und sterbende Kinder;
      und ich sah unendliche Wüste,
      bedeckt mit Körpern in Schwarz, auch sie voller Tod;
      und ich sah Menschen verfaulen in afrikanischen Hütten.
      Und ich sprach: „Ja, ich will helfen!“
      „Ich bleibe bei Dir“, versprach das Geschöpf.

      Und dann sah ich Flammen, ein Meer voller Glut
      und inmitten desselben, die Gestalt voller Schatten.
      Und ich wusste: würd’ sie sich zeigen,
      ich sähe unendlichen Zauber voll Jenseits und schön.

      Dann dreht’ ich mich um, und legt’ mich ins Bett,
      denn ich war krank und mochte nicht mehr;
      und roch doch noch lange den betäubenden Duft
      fahler Blumen vom Tod.