Paul Georg von Möllendorff : Der erste westliche Berater des koreanischen Königreichs |
Paul Georg von Möllendorff |
![]() |
Jeder der sich eingehender mit dem Land Korea beschäftigt, wird bald auf den Namen Paul Georg von Möllendorff stoßen. Er war am Zustandekommen des ersten deutsch-koreanischen Vertrages beteiligt. Der Deutsche wirkte aber nicht auf deutscher, sondern auf koreanischer Seite mit; denn er amtierte in jenen Jahren -von Ende 1882 bis Ende 1885 - als erster westlicher Berater der koreanischen Regierung. |
Der Preuße in koreanischen Diensten, der diese Stellung chinesischen Empfehlungen verdankte, war eine Erscheinung, wie sie das Zeitalter des Imperialismus im Fernen Osten hervorbrachte. Aber er war eine einmalige Erscheinung. Mok In Dok, wie er koreanisch genannt wurde, kleidete sich nicht nur in der Amtstracht eines koreanischen Beamten, sondern verschrieb sich der Unabhängigkeit Koreas. Auch heute noch erinnert man sich in Korea seiner. |
Von Möllendorff, am 17. Februar 1847 in Zehdenick in der Uckermark geboren, studierte in Halle an der Saale Jura und orientalische Sprachen. Als 22-jähriger trat er in den chinesischen Zolldienst ein, der seit Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts von Europäern geleitet wurde. |
Bei seinem Aufenthalt in Tientsin lernte er den damaligen Generalgouverneur der Provinz Chilhi, Li Hung-chang, kennen. Li Hung-chang war Minister für den Handel der nördlichen Häfen und mitverantwortlich für die auswärtigen Beziehungen Chinas. Als sich die koreanische Regierung mit der Bitte um einen sprachkundigen und international erfahrenen Experten an ihn wandte, empfahl er Paul Georg von Möllendorff als geeigneten Mann. Von der Entsendung des Deutschen erhoffte er sich eine weitere Beschneidung des japanischen Einflusses in Korea, den China durch sein Eingreifen nach der Militärrevolte in Seoul 1882 hatte zurückdrängen können. Möllendorff sollte das koreanische Außenministerium bei diplomatischen Verhandlungen beraten und beim Aufbau einer Zollverwaltung unterstützen. |
![]() |
Als von Möllendorff am 13. Dezember 1882 zu Pferde in Seoul eintraf, bestaunte eine große Menschenmenge den Fremden. Bereits am 26. Dezember 1882 empfing ihn König Kojong in Audienz. Noch an demselben Tage erhielt von Möllendorff seine Berufung in das neu errichtete Außenministerium. Dort leitete er im Range eines Vizepräsidenten die Abteilung für Einkünfte und Hafenverwaltung. Er kleidete sich nunmehr in der Amtstracht eines koreanischen Beamten und wurde mit Mok Champan angeredet. |
Als koreanischer Diplomat war Paul Georg von Möllendorff an allen wichtigen außenpolitischen Entscheidungen während seines Aufenthalts in Korea beteiligt. Bereits im Mai 1883 macht er sich beim Austausch der Ratifikationsurkunden zum koreanisch-amerikanischen Vertrag, der im Jahr zuvor abgeschlossen worden war, nützlich. Später war er dann auf koreanischer Seite maßgeblich am Zustandekommen der Handels-, Freundschafts- und Schifffahrtsverträge mit dem Deutschen Reich, Großbritannien, Russland und Italien beteiligt. |
Von Möllendorff war von chinesischer Seite empfohlen worden um den japanischen Einfluss zu beschneiden und wurde zu einem wichtigen Gegenspieler der Japaner. Er erkannte aber immer deutlicher die Gefahren, die Korea von Japan drohten, und so beschäftigte ihn zunehmend die Frage, wie man Koreas Selbständigkeit sichern könne. Er glaubte nicht, dass China im Ernstfall seinen jüngeren Bruder wirksam schützen könnte. Deshalb kam für ihn nur Russland als weitere Macht in Frage und er setzte diese Einstellung in seiner praktischen Politik um. Dies löste einen Sturm der Entrüstung aus und auch China drängte auf seine Entlassung. Er hatte die Entschlossenheit Chinas, die chinesische Position in Korea zu verteidigen, unterschätzt. Am 27. Juli 1885 wurde er dann aus dem Außenministerium entlassen. Im Dezember 1885 kehrte er nach China zurück. |
Von Möllendorff sehnte sich Zeit seines Lebens nach einer Position in Korea zurück, aber die entsprechenden Pläne zerschlugen sich. So musste er sich damit begnügen, wieder in die chinesische Zollverwaltung zurückzukehren. Am 20. April 1901 starb er in Ningpo. |
![]() |