Das bajoranische Schwert
Story von Christina Hacker
Quarks Bar lag in Ruhe und Frieden. Dämmerlicht hüllte alles ein. Sogar der Dabotisch war verwaist. An der Tür prangte ein Schild mit der Aufschrift: Bis auf weiteres geschlossen!
Daneben hockte Morn und dicke Tränen rannen über das runde Gesicht. Die Leute gingen vorbei und tuschelten, aber ansonsten herrschte der gleiche Betrieb wie jeden Morgen hier auf der Promenade. Doch irgendwie schien heute alles etwas düsterer und trauriger zu sein als sonst.
Aus Odos Büro hörte man Roms klagende Stimme: "Ich war es nicht, glauben Sie mir Constable."
"Ach, nein!" antwortete Odo gelassen.
"Das ist alles nur ein großes Mißverständnis", verteidigte sich der Ferengi.
"Ach tatsächlich!" meinte der Sicherheitschef sarkastisch. "Ich denke, Quark würde das ganz anders sehen."
Bei der Erwähnung von Quarks Namen begann Rom heftig zu schlucken und brach daraufhin in schrilles Weinen aus. Der Formwandler lehnte sich zurück, preßte die Fingerspitzen aneinander und seufzte tief.
Drüben in der Krankenstation begann Dr. Julian Bashir mit der unangenehmsten Tätigkeit seiner Laufbahn. Er schlug das weiße Leichentuch beiseite, und zum Vorschein kam das blasse Gesicht Quarks. Die Augen waren geschlossen und nichts in den entspannten Zügen des Ferengi deutete mehr auf die muntere Art und Weise des ehemaligen Barbesitzers hin. Bashirs Aufmerksamkeit richtete sich auf die Brust des Toten. Dort, wo einst das Herz des Ferengi geschlagen hatte, steckte nun die reichverzierte, aus Latinum bestehende Klinge einer mit unzähligen Edelsteinen bestückten Waffe. Die Schriftzeichen auf dem Schaft deuteten auf ihren Ursprung hin. Sie waren bajoranisch.
* * *
Eigentlich hatte alles doch so vielversprechend begonnen. Es war ein Tag, wie jeder andere auf der Station. Die Lautstärke im Quark’s entsprach genau den Ohren des Barbesitzers. Er stand zufrieden hinter der Theke, polierte Gläser und ließ dabei seinen Blick immer wieder über das lebhafte Treiben streifen.
Plötzlich betrat ein Fremder die Bar. Er war groß und erweckte sofort die Aufmerksamkeit Quarks. Der Ferengi konnte nicht gleich die Herkunft des Mannes ausmachen. Er tippte auf yridianisch, aber ganz sicher war er sich nicht. Seine Aufregung wuchs, als er erkannte, daß der Fremde auf ihn zusteuerte.
"Was kann ich für Sie tun?" begrüßte er ihn mit überschwenglicher Freundlichkeit.
"Sind Sie Quark?" Die tiefe dunkle Stimme ließ den Barbesitzer ein wenig zurückweichen.
"Ja!" antwortete er vorsichtig.
"Ich habe vor, ein Geschäft mit Ihnen abzuschließen."
Bei dem Wort "Geschäft" überkam Quark eine gewisse Lebhaftigkeit. Er eilte fort, holte die beste Flasche Tulabeerenwein, die er hatte und schenkte seinem Gast ein. Während dieser trank, beugte er sich über den Tisch, sah sich beobachtend um, flüsterte ihm dann zu: "Um was handelt es sich denn."
"Das werden Sie erfahren, wenn es soweit ist", antwortete der Mann und hielt dem Ferengi das Glas entgegen.
Quark verstand und goß ihm nach. "Was hätte ich zu tun?" fragte er neugierig.
Sein Gast trank erst und reagierte dann. "Sie kennen doch sicher Leute, die Interesse an historischen Artefakten haben..."
"Oh, ich denke schon", unterbrach ihn der Barbesitzer. "Es kommt natürlich auf die Art der Artefakte an."
"Waffen, historische Waffen!" brachte der Fremde hervor.
Quark trat erschrocken einen Schritt zurück. "Waffen...", flüsterte er, "...ich handle nicht mit Waffen", meinte er dann entschieden.
"Gut." Der Fremde machte Anstalten, sich zu erheben.
"Halt, warten Sie!" versuchte Quark ihn aufzuhalten. "Sie sagten historische Waffen?" Sein Gegenüber nickte. "Wie hoch ist mein Gewinn?"
"Zehn Prozent!" antwortete die dunkle Stimme.
"Zwanzig!" forderte der Ferengi gierig.
Der Mann überlegte: "Also gut, zwanzig Prozent!" Er nahm sein Glas, trank den Rest des Weins, stand auf und sagte: "Sie hören wieder von mir - bald!" Daraufhin verließ er die Bar.
Quark sah ihm befriedigt nach und in seinen Augen schienen kleine Latinumbarren
zu schimmern.
* * *
Ein paar Tage später hatte er alles arrangiert und erwartete seinen Interessenten an Andockrampe 5. Ein dicker und in überaus prunkvolle Gewänder gewickelter Außerirdischer betrat schwerfällig die Station. Hinter ihm trugen ein paar Bedienstete schwere Koffer.
"Hallo großer Sarim!" begrüßte ihn der Ferengi mit übertriebener Höflichkeit.
"Oh, Quark! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen?" Sarim überragte Quark um mindestens zwei Köpfe und als er dem Ferengi auf die Schultern klopfte, schien dieser überhaupt nicht davon begeistert zu sein. "Wie sieht’s aus, kann ich sie sehen?" fragte der Dicke ungeduldig.
"Nicht so eilig", beschwichtigte ihn Quark, "Der Kontakt zum Verkäufer ist noch nicht hergestellt."
Sarim zwinkerte mit den Augen. "Verstehe, verstehe, mein Freund. Aber ich hoffe, Du wirst mich bis dahin gut unterhalten können."
Quarks Gesicht bekam einen entzückten Zug, als ihm Sarim den prallgefüllten Latinumbeutel zeigte. Er glaubte, es würde das Geschäft seines Lebens werden, und damit hatte er nicht mal so unrecht. "Kommen Sie, kommen Sie." Er schob den Außerirdischen regelrecht durch den Korridor. "Sie werden Augen machen, wenn Sie meine Holosuiten zu sehen bekommen. Für einen Bonus erhalten Sie auch ein paar nicht ganz offizielle Programme."
Sarim lachte. "Darauf freue ich mich jetzt schon..." Aber da hatte Quark
ihn auch schon in den nächsten Turbolift manövriert, und die
Türen schlossen sich hinter ihnen, als die Kapsel sich in Bewegung
setzte.
Zu diesem Zeitpunkt betrat ein weiterer Gast DS9 - ein bajoranischer Vedek. Umsichtig und mit einer grenzenlosen Ruhe durchquerte er den Korridor.
"Hallo, Sie da, Bruder." Er blieb stehen, klopfte mit einem auf dem Boden liegenden Werkzeug an den Eingang zum offenen Wartungsschacht. "Könnten Sie mir möglicherweise helfen?" fragte der Priester weiter.
O’Brien fuhr erschrocken zurück und stieß mit dem Hinterkopf gegen die obere Begrenzung der Einstiegsluke. "Au!" Er rieb sich den Schädel. "Was zum Teufel..." Verärgert über die Dreistigkeit des Mannes, der mit einem Magnetphasenscanner gegen die Wand geschlagen hatte, wollte er mit einer Predigt über die Empfindlichkeit dieser Werkzeuge beginnen, erkannte aber noch rechtzeitig, daß es sich bei seinem Gegenüber um einen Vedek handelte.
Der Bajoraner lächelte, als er den verrauchenden Ärger in dem Techniker spürte. "Ich hätte gern mit dem Abgesandten gesprochen", begann er so freundlich und voller Ruhe, daß auch das letzte Stück Ärger aus O’Brien entwich. "Wo kann ich ihn finden?"
Der Chief packte seine Sachen und verschloß die Einstiegsluke. "Kommen Sie!" forderte er den Mann auf. "Ich bringe Sie zur OPS."
Der Bajoraner folgte ihm.
* * *
Hoch droben über der Kontrollzentrale von DS9 beobachtete Sisko aus dem Fenster seiner Bürotür das geschäftige Treiben seiner Offiziere. Anfangs hatte er es gehaßt, das Büro über den Köpfen seiner Mitarbeiter. Er wollte nicht wie ein Kontrolleur auf alle herabschauen, so wie es Gul Dukat vor ihm getan und sicher auch genossen hatte. Aber mit den Jahren hatte er sich daran gewöhnt und es zu schätzen gelernt. So wußte er schon vorher, wenn etwas Besonderes auf der OPS passierte - wie heute. Mit Überraschung nahm er zur Kenntnis, daß sich die Köpfe der Anwesenden plötzlich auf den Lift richteten. Kurze Zeit später kannte er auch die Ursache, als Miles O’Brien in Begleitung eines Bajoraners sein Büro betrat. Er legte den Baseball beiseite und kam hinter seinem Schreibtisch vor.
"Es ist mir eine große Ehre, Sie hier auf der Station begrüßen zu dürfen, Vedek." Sisko reichte ihm die Hand.
"Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Abgesandter." Der Bajoraner verneigte sich leicht und richtete sich an O’Brien: "Ich danke Ihnen, daß Sie mich hierhergeführt haben."
"Keine Ursache", brummte der Chief und wandte sich zum Gehen. "Ach, Captain", fügte er hinzu, "Die Reparaturarbeiten an Andockrampe 5 sind abgeschlossen. Es war nur ein defektes Kabel."
"Gute Arbeit, Chief", antwortete Sisko und bemitleidete den Mann ein wenig, als er sah, wie müde und erschöpft der Chefingenieur das Büro verließ.
"Nun! Kommen wir zur Sache", richtete er sich an den Priester. "Wie kann ich Ihnen helfen?"
"Mein Name ist Basla", stellte sich der Vedek vor, "Ich komme aus dem Kloster Sirka auf Bajor. Und ich bin hier, weil mich eine Prophezeiung hierher geschickt hat."
Bei dem Wort Prophezeiung zuckte Sisko unwillkürlich zusammen. Bei aller Liebe zur bajoranischen Religion, aber nicht schon wieder so eine Sache. So langsam fragte er sich, warum die Bajoraner damit immer zu ihm kamen. Allmählich hatte er das Gefühl, Prophezeiungen magisch anzuziehen. Deshalb fragte er mit einem leichten Unmut im Klang seiner Stimme: "Um was geht es diesmal?"
"Um ein Schwert!" antwortete Basla schlicht.
Der Captain verzog das Gesicht zu einer fragenden Grimasse. "Ein Schwert!?"
"Noch vor der cardassianischen Besetzung", begann der Vedek zu erzählen, "war unser Kloster seit Jahrhunderten im Besitz einiger sehr wertvoller Waffen. Sie alle zeugen von der langen kriegerischen Geschichte unserer Vorväter. Doch das Schwert ist von allen das Kostbarste. Eine Legende besagt, daß derjenige, der durch das Schwert getötet wird, eine zweite Chance zu leben erhält. Leider wurden uns die Waffen durch die Cardassianer weggenommen. Einen Teil konnten wir verstecken, aber der größte Anteil fiel in die Hände der Feinde." Als der Vedek eine Pause machte, wagte Sisko zu fragen, was das mit DS9 zu tun hatte.
"Geduld!" mahnte Basla. "Vor ein paar Tagen hatte ich eine sehr starke Vision. Ich sah das Schwert in den Händen von Fremden. So habe ich alte Schriften hervorgeholt und dort fand ich die Prophezeiung, daß uns das Schwert genommen wird, aber wir es im Hort des Himmels wiederfinden werden."
Der Captain nickte. "Und Sie meinen, daß es sich hierbei um DS9 handelt!"
"Ganz richtig!"
"Und was genau kann ich nun für Sie tun?" fragte Sisko unsicher.
"Die Augen aufhalten, Ihre und die Ihrer...", er zögerte, "Mitarbeiter."
"Also gut." Er erhob sich genauso, wie Vedek Basla. "Wir werden sehen, was wir tun können."
"Ich danke Ihnen, Abgesandter." Basla neigte das Haupt. "Sie finden mich im Tempel der Station."
Sisko sah Kira am Büro vorbeigehen und winkte sie herein. "Vedek!" Er zeigte auf sie, "das ist Major Kira, mein Erster Offizier, sie wird Sie zur Promenade begleiten."
"Das ist sehr aufmerksam", entgegnete der Priester.
"Kommen Sie!" forderte Kira ihn freundlich auf. Sisko wunderte sich
wie so oft, daß aus der meist etwas kratzbürstigen Bajoranerin
immer dann eine zahme und nette Kira wurde, wenn ein bajoranischer Geistlicher
in ihrer Nähe weilte. Er sah den beiden amüsiert nach und staunte
einmal mehr, was alles zu seinen Problemen werden konnte. Diesmal war es
ein bajoranisches Schwert. Er würde Odo Bescheid geben müssen.
* * *
Quark aalte sich im Glanze von Sarims Reichtum. Dieser Mann besaß so viel Latinum, daß selbst dem gierigsten Ferengi dabei schlecht wurde. Nur eines störte den Barbesitzer, sein Gast war durch seine Wohlhabenheit kaum zufrieden zu stellen.
Alles mußte überraschend, pompös und ausgefallen sein, doch so langsam gingen dem Ferengi dafür die Ideen aus. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als daß der Fremde auftauchen und das Geschäft endlich stattfinden würde. Doch der Yridianer hatte sich nicht wieder blicken lassen. Wenn alles nur ein dummer Streich gewesen sein sollte... daran mochte Quark gar nicht denken. Wahrscheinlich würde es dann zur größten geschäftlichen Niederlage seines Lebens werden, und sein Ruf in der Ferengiallianz war dann ganz dahin. Zu seinem großen Entsetzen betrat nun auch noch Odo die Bar. Mißmutig warf der Ferengi das Geschirrtuch beiseite und kam dem Sicherheitschef entgegen. "Was darf’s denn sein, Constable", fragte er, obwohl er wußte, daß Odo nie etwas bestellte. Aber vielleicht war das heute ja anders, dachte Quark.
Odos Augen wanderten prüfend durch den Raum und blieben schließlich an dem Ferengi hängen. "Nichts! Es ist nur ungewöhnlich laut heute, und da wollte ich nachsehen, ob alles in Ordnung ist."
"Und? Ist alles in Ordnung?" entgegnete Quark sarkastisch.
Der Formwandler hatte ihm gerade noch gefehlt. So wie er Odo kannte, war dem Constable sicher nicht entgangen, daß er einen besonderen Gast beherbergte. Und Odos Spürsinn für krumme Geschäfte war fast so gut ausgeprägt, wie der Geschäftssinn eines Ferengi. Nun gut, er mußte sich damit abfinden, daß der Sicherheitschef neben Worf an der Theke Platz nahm und wieder mal nichts bestellte.
Der Klingone maß den Constable mit einem mürrischen Blick. Und Quark zog es vor, sich lieber um seine anderen Gäste zu kümmern.
"Er hat etwas vor!" brummte der Klingone.
"Wer?" Odos tiefliegende Augen bekamen einen interessierten Glanz.
"Der Ferengibarkeeper natürlich", spuckte Worf die Worte regelrecht aus.
"Sie halten nicht viel von Quark, habe ich recht?" fragte der Formwandler, ließ Worf aber keine Zeit zum Antworten, indem er sofort weiterredete: "Vielleicht liegt es ja daran, daß sich Klingonen und Ferengi noch nie besonders mochten."
Worf warf ihm daraufhin einen tödlichen Blick zu.
Odo schickte ein amüsiertes Zucken übers Gesicht und meinte: "Quark hat immer etwas vor, haben Sie das noch nicht bemerkt."
"Mhrrrr!" machte der Klingone und schwieg.
"Aber Sie haben recht, und diesmal scheint es ein besonders lukratives Geschäft zu werden."
Als Worf ihn fragend anstarrte, fuhr er fort: "Sehen Sie den Mann da, den Dicken, mit dem prächtigen Anzug. Er muß sehr reich sein, denn er verschleudert sein Latinum regelrecht, und er ist sicher nicht nur wegen Quarks Dabotisch oder den Holosuiten hier. Quark plant ein Geschäft, da bin ich mir ganz sicher. Ich habe nur noch nicht herausgefunden, um was es geht. Aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit."
"Warum sperren Sie diesen Betrüger nicht ein?" knurrte sein Gegenüber, während er an einem Glas Pflaumensaft nippte.
"Warum sollte ich?"
"Dann gäbe es diesen...diesen..." Er machte eine ausladende Geste, die die gesamte Bar einschloß, "Spuk hier nicht", endete er.
"Und Sie könnten jetzt keinen Pflaumensaft hier trinken", konterte
Odo, erhob sich und entfernte sich mit einem Schmunzeln zur Tür. Zurück
ließ er einen verdutzten Klingonen, der verstohlen sein Pflaumensaftglas
betrachtete.
* * *
"Doktor!"
Julian Bashir stoppte und rollte genervt mit den Augen. "Garak...", begann er tadelnd.
Doch der Cardassianer ließ ihn nicht zu Wort kommen. Er faßte Bashir am Arm und zog ihn über die Promenade zum Replimaten. "Seit zwei Wochen haben wir nicht zu Mittag gegessen. Ich denke, es wird nun langsam Zeit, daß wir das nachholen."
"Ich habe keine Zeit, Garak", wehrte sich der junge Mann im Griff des Schneiders.
"Das sagen Sie jetzt schon seit vierzehn Tagen. Heute gibt es für Sie kein Entrinnen."
"Und Sie rennen mir deswegen schon seit eben vierzehn Tagen hinterher. Ich bin wirklich beschäftigt, verstehen Sie das denn nicht. Es stehen die alljährlichen Gesundheitschecks der Mannschaft auf dem Plan..." Doch sein Widerstand wurde jäh gebrochen, als Garak ihn auf einen der Stühle drückte.
"Ich möchte Ihnen heute etwas ganz besonderes präsentieren...", begann er geheimnisvoll und von irgendwoher, hielt er plötzlich zwei Teller mit einem dampfendem Gericht in der Hand. "Voilà!"
"Ähm, was ist das?" Die Augen des Arztes musterten das Essen kritisch, doch der Duft, der ihm in die Nase stieg, verhieß etwas sehr Leckeres.
"Bajoranisch!" antwortete der Cardassianer stolz. "Ich habe es vor Tagen in alten Stationsdateien entdeckt. Es ist köstlich."
Bashir mußte zugeben, daß ihm der Magen knurrte und bei all dem exotischen Duft das Wasser im Munde zusammen lief. "Na, gut", gab er sich geschlagen und nahm das Besteck zur Hand. "Wenn es so gut schmeckt, wie es duftet..."
"Das wird es," fiel Garak ihm ins Wort, "das wird es!" Lächelnd beobachtete er den Arzt, wie der langsam einen Bissen in den Mund schob und genüßlich kaute. Als er hinuntergeschluckt hatte, öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, doch er erstarrte plötzlich in dieser Haltung. Tränen begannen aus seinen Augen zu fließen und seine Hand tastete nach dem Wasserglas einer Frau auf einem der Nachbartische. Nachdem er, sehr zum Entsetzen der Bajoranerin, das Glas fast vollständig geleert hatte, fragte er mit heiserer Stimme: "Was war das?"
Der Cardassianer lächelte ein wenig schadenfroh. "Ich sagte doch, etwas bajoranisches. Ist es nicht köstlich?"
"Es ist hinterhältig", argumentierte Bashir, der seine Stimme immer noch nicht ganz unter Kontrolle hatte. "So hinterhältig wie Sie." Er deutete auf Garak.
Zwei cardassianische Augenbrauen schossen nach oben. "Mein lieber Freund, schätzen Sie mich wirklich so ein?"
Julian verdrehte die Augen.
"Aber Doktor, verstehen Sie denn nicht. Dieses Essen ist wie ein - Schwert." Die Betonung von Garaks Worten lag auf Schwert, was Bashir zuerst gar nicht registrierte.
"Schwert - wovon reden Sie, Garak?"
"Ach", der Cardassianer machte eine verharmlosende Geste, "es war nur so ein Vergleich."
Doch der Arzt ahnte, daß weit mehr hinter diesen Worten steckte. Mittlerweile erkannte er Garaks hintergründige Bemerkungen recht gut, doch er wurde nie so richtig schlau aus ihnen. Also verzichtete er auch diesmal auf eine weitere Erklärung, da er wußte, daß er sie nicht bekommen würde.
Vielmehr widmete er sich wieder seinem wirklich einzigartigen Essen,
das nach mehr verlangte, als ihn plötzlich sein Kommunikator zu einem
Notfall rief.
* * *
Einsatzbesprechung auf der OPS. Alle standen um den großen Situationstisch herum.
"Ein Schwert!?" fragte O’Brien ungläubig. "Wer sollte hier auf der Station ein Schwert haben, und wie hat man es überhaupt durch die Kontrollen gebracht. Nein! Das kann ich mir nicht vorstellen." Der Ire schüttelte mit dem Kopf.
Worf tuschelte mit Dax, von der man ein energisches Kopfschütteln sah. Die Stimme des Klingonen wurde intensiver, bis Sisko darauf aufmerksam wurde.
"Haben Sie etwas beizutragen, Mr. Worf."
"Sir! Ich bin mir sicher, daß dieser Ferengibarbesitzer dahinter steckt."
Dax fiel ihm ins Wort. "Sie haben keinerlei Beweise dafür."
"Wer sonst sollte daran Interesse haben." Der Klingone klang gereizt und sah fordernd zu Odo.
Der Formwandler hielt dem Blick stand und erklärte: "Natürlich zählt Quark zu meinen Hauptverdächtigen. Eigentlich...habe ich auch nur den einen."
Der Captain seufzte, rieb sich die Stirn, um die aufkeimenden Kopfschmerzen zu vertreiben. "Was an Hinweisen haben wir überhaupt?"
"Keine!" antwortete Kira bestimmt. "Vedek Basla konnte uns nichts weiter über die Waffe sagen."
"Captain!" meldete sich Bashir zu Wort. "Es ist vielleicht nur ein Zufall, aber Garak machte heute so eine Andeutung über ein Schwert. Ich schätze, er weiß wieder mal mehr, als er zugeben möchte...Wenn ich noch mal mit ihm rede, vielleicht..."
"Tun Sie das. Und alle anderen halten weiterhin die Augen offen. Die Besprechung ist hiermit beendet." Sisko erklomm die Stufen zu seinem Büro, als Dax hinter ihm her eilte. "Benjamin!"
Der Captain drehte sich zu ihr um. "Was ist, alter Mann?"
Die Frau lächelte. "Sie sehen müde aus. Sie sollten sich ein wenig ausruhen."
Das Schmunzeln auf seinem Gesicht erzählte ihr, daß sie recht hatte. "Was halten Sie davon, wenn Sie Quark mal auf den Zahn fühlen. Und ich erlaube mir dafür eine Kleinigkeit im Replimaten."
"Gute Idee!" Sie hakte sich bei ihm ein und beide gingen zielstrebig zum Turbolift.
Unten auf der Promenade suchte Dax sofort Quark in seiner Bar auf.
"Quark!"
"Lieutenant! Was für eine Ehre." Der kleine Ferengi eilte sofort herbei und musterte sie mit schmierigen Blicken. "Was kann ich für Sie tun?"
"Einen Raktajino, bitte!" Sie nahm am Tresen Platz und fragte in beiläufigem Ton: "Was machen die Geschäfte?"
Quark deutete auf die vielen Besucher in der Bar. "Wie Sie sehen, ganz gut, aber..."
"Es könnte besser sein", vollendete die Trill den Satz. "Und Ihre Nebenjobs?" erkundigte sie sich neugierig.
Der Ferengi sah betroffen auf, verwandelte aber seine Miene augenblicklich wieder in ein unschuldiges Lächeln. "Welche Nebenjobs?"
"Sie wissen schon!"
"Ich bin ein ehrbarer Ferengi", empörte er sich.
Dax lachte. "Eben deshalb."
In diesem Augenblick betrat der Fremde die Bar. Quark schien hinter dem Tresen zu erstarren. Doch dann löste er sich, warf der jungen Frau noch ein - "Ich habe zu tun" - zu und eilte davon.
Die Trill sah, wie er mit dem Fremden in einem der Hinterzimmer verschwand
und gab Odo, der schon seit einiger Zeit unbemerkt vor dem Eingang stand,
ein Zeichen.
* * *
Quark bemerkte die Ratte nicht, die sich ins Zimmer einschlich und an der Wand entlang huschte, bis sie in einer dunklen schattigen Ecke innehielt.
"Wo waren Sie solange. Mein Gast ist schon ganz ungeduldig", erklärte der Ferengi hastig.
"Es braucht alles seine Zeit", antwortete die dunkle Stimme des Fremden. "Das Treffen wird heute Nacht an einem sicheren Ort stattfinden."
"Wo?"
"Das entscheiden Sie!"
Fieberhaft überlegte Quark, welcher Ort wirklich sicher für einen derartigen Transfer war. Die Bar? - nein. Seit Starfleet die Station kontrollierte und fast alles wieder instandgesetzt hatte, gab es kaum noch geheime Plätze, dennoch kannte er noch einige. "Wir treffen uns an Andockrampe 5."
"Ich werde den Verkäufer dorthin bringen."
Quark horchte auf. "Sie sind auch nur ein Vermittler?" Das war eine Überraschung für ihn. Er hatte bisher geglaubt, mit dem Händler selbst zu sprechen, um sich eventuell daraus einen Vorteil zu verschaffen. Doch nun mußte er einsehen, daß es nicht an dem war. Die Enttäuschung darüber spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder.
"Ja, so ist es. Dann erwarten sie mich heute Abend 22.00 h Standardzeit." So schnell, wie der Fremde gekommen war, so zügig verschwand er auch wieder.
Quark setzte ein Lächeln auf, als er zurück in die Bar kam. Doch etwas Besorgnis blieb und ließ seine Augenränder noch düsterer erscheinen.
Es war schon dunkel in den Korridoren, als Quark und Sarim zum Treffpunkt aufbrachen. Der Ferengi hatte einen Plan ausgesponnen, auf den er ungefähr genauso stolz war, wie auf den Gewinn, den er sich dabei erhoffte. Das Geschäft würde nicht an der Andockrampe vonstatten gehen. Hier war es viel zu unsicher. Er würde seine Gäste an einen Ort führen, an dem sie bestimmt niemand vermuten würde.
Als beide am Treffpunkt eintrafen, waren sie allein. Das heißt nicht ganz. Odo hing als Wandpanel im Korridor. So konnte er die gesamte Situation genau überblicken, ohne von irgendwem erkannt zu werden. Es war schon von Vorteil, ein Formwandler zu sein.
Nach einer Weile erklangen dumpfe Schritte. Quarks Aufregung stieg ins Unermeßliche. Auch Sarims Haut färbte sich, als Zeichen der Erwartung, tief rot.
Aus dem Schatten im Gang formten sich zwei Gestalten. Der Ferengi erkannte den Fremden, an dessen Seite sich nun eine verhüllte dunkle Erscheinung auf sie zu bewegte. In der Hand trug sie einen langen, in Tüchern verborgenen, Gegenstand.
Quarks Herz pochte laut vor Erregung, als er dem Fremden entgegentrat. "Folgen Sie mir!" forderte er die Anwesenden in einem unterwürfigen Tonfall auf. "Ich bringe Sie zu einem sicheren Ort. Ist Ihnen jemand gefolgt?"
"Nein!" verhieß die dunkle Stimme des Fremden gelassen.
"Sehr gut", äußerte der Barbesitzer mit begierigen Grinsen und ging vorweg. Die drei anderen folgten ihm wie in einer Prozession.
Odo fluchte innerlich. Damit hätte er rechnen müssen. Er verflüssigte sich, tropfte auf den Boden und nahm wieder seine Gestalt als Constable an. Mit einer routinierten Bewegung berührte er seinen Kommunikator. "Odo an Sicherheitsteam, halten Sie sich bereit. Ich folge jetzt dem Ferengi."
Es war gut, daß er das Team über Quarks Vorhaben informiert hatte. So wußte jeder gleich, wie er zu handeln hatte, wenn etwas schief ging. Mit fließenden Bewegungen eilte er dem Ferengi und seinen Geschäftspartnern nach. Doch als er um die Ecke bog, betraten sie gerade gemeinsam den Turbolift. Ärgerlich beobachtete der Constable wie sich die Lifttüren hinter ihnen schlossen.
"Computer, Ziel des Turbolifts", machte er eine Anfrage an das Kontrollsegment. - Habitatring, Ebene 14 - leuchtete in gelben Buchstaben auf dem Display.
Er berührte seinen Kommunikator.
"Sicherheitsteam! Begeben Sie sich zum Habitatring und warten Sie dort
auf mich!"
Der Ferengi und seine drei Begleiter durchquerten schweigend die matt erleuchteten Korridore, bis Quark vor einer Tür halt machte. "Wir sind da", erklärte er eifrig und gab den Türcode ein. Die Tür öffnete sich und die Männer traten ein.
Licht flammte auf und erhellte einen kleinen Raum mit wenig Mobiliar.
"Hier wird uns keiner stören." gab er bekannt und verriegelte den Eingang. Ein schwerer Fehler, wie er später einsehen mußte.
"Was darf ich Ihnen servieren? Wir wollen das Geschäft doch so angenehm wie möglich durchführen, nicht wahr?" Er griff nach einer Karaffe und Gläsern.
"Nein!" lehnte der Fremde strikt ab, "Wir wollen nur den Handel machen, schnell."
Der Barbesitzer erschrak vor der schroffen, gefährlich klingenden Stimme. "Dann eben nicht", gab er kleinlaut zurück.
Die verhüllte Gestalt legte den Gegenstand auf den Tisch und schlug die Tücher zurück.
Grandioses Strahlen erfüllte den Raum. "Großartig!" Sarims Augen begannen zu leuchten und ein entzücktes Lächeln machte sich auf dem dicken Gesicht breit. "Ich zahle jeden Preis dafür", wandte er sich an den Fremden.
"Das war sehr unvorsichtig", flüsterte Quark ihm ins Ohr.
"Ach was." Der Dicke verscheuchte ihn mit einer Handbewegung wie ein lästiges Insekt.
Nun, Quark konnte es ja auch egal sein. Je höher die Summen, die ausgetauscht wurden, desto höher war auch sein eigener Profit. Also sagte er nichts weiter und beobachtete nur die glänzende Waffe auf dem Tisch.
"Zehntausend Barren goldgepreßtes Latinum", sagte der Fremde, während Sarim ehrfurchtsvoll über die Oberfläche der Waffe strich.
"Einverstanden!" erklärte er, und begann damit, seinen Latinumbeutel hervorzukramen. "Darf ich Ihnen trotzdem noch eine Frage stellen? Woher haben Sie so ein wundervolles Objekt, und gibt es noch mehr davon?"
Die Augen des Fremden blitzten gefährlich auf. "Darüber werde ich Ihnen keine Auskunft geben."
Der Dicke erstarrte in seinen Bewegungen. "Wieso nicht. Ist irgend etwas illegal an dieser Sache." Er warf Quark einen prüfenden Blick zu. Dieser versuchte so unschuldig wie möglich auszusehen.
"Sie sollten nicht zu viele Fragen stellen", knurrte der Yridianer.
"Er hat recht", redete Quark auf seinen Gast ein. "Was spielt es für eine Rolle, woher das Schwert kommt."
Doch Sarim ließ nicht so schnell locker. "Das sind doch bajoranische Schriftzeichen auf dem Schaft. Womöglich ist es aus irgendeinem Museum gestohlen worden. Ich will nicht an einem solchen krummen Geschäft beteiligt werden." Er erhob sich.
"Sie bleiben!" sagte plötzlich die verhüllte Gestalt mit gefährlich leiser Stimme. "Sie haben in dieses Geschäft eingewilligt, also werden Sie es auch beenden, so wie Sie es vor hatten."
"Ich lasse mich zu nichts zwingen", erklärte Sarim aufsässig.
"Das werden wir ja sehen." Von einem Augenblick zum nächsten war die kostbare Waffe auf den Dicken gerichtet.
"Was soll das", fragte Quark ängstlich. "Meine Herren! Bitte, beruhigen Sie sich."
"Seien Sie still!" herrschte ihn der Mann unter dem Schleier an. "Wir werden jetzt das Geschäft machen, oder keiner von Ihnen wird diesen Raum lebend verlassen."
Sarim zitterte unter dem Schwert. "Wer sind Sie?" fragte er furchtsam.
"Das werden Sie nie erfahren!" erwiderte der verhüllte Mann.
Quark hatte sich derweil langsam und unbemerkt zur Tür geschlichen, doch als er die Öffnungssequenz eingeben wollte, packte ihn jemand an den Schultern und schleuderte ihn rücklings gegen die Tür. Er zappelte im Griff des Verhüllten, als die Schwertspitze nun auf seinen Hals zeigte.
"Ich bin nur der Vermittler", wimmerte er, "Ich habe nichts weiter mit der Sache zu tun."
"Oh, doch. Das haben Sie", versicherte der Fremde im Hintergrund.
Sarim war indessen so verängstigt, daß er sich zu Boden geworfen hatte und nun, wie ein Säugling zusammengerollt, verharrte. Quark hätte am liebsten das Gleiche getan, doch das Schwert schwebte immer noch bedrohlich nahe vor seiner Brust.
"Bitte", bettelte er, "lassen Sie mich gehen. Nehmen Sie sein Geld und aber lassen Sie mich gehen."
"Sie wissen bereits zu viel", ertönte die Antwort hinter schwarzem Stoff.
Mit einem Mal überfiel Quark eine unheimliche Erkenntnis. Er würde sterben, schoß es ihm durch den Kopf, egal was er unternehmen würde, es hatte keinen Zweck. Nur wollte er vorher noch wissen, wem er seinen Tod zu verdanken hatte. Todesmutig riß er dem Mann vor ihm den schwarzen Schleier vom Kopf und sah in zwei kalte cardassianische Augen, als plötzlich der Türcode deaktiviert wurde, und der Zugang sich zu öffnen drohte.
Es ging alles so blitzschnell, daß keiner der Anwesenden so richtig
wahrnahm, was passierte. Der Cardassianer packte den Ferengi, stieß
ihm die Waffe in die Brust und ließ den Körper zu Boden gleiten.
Danach verhüllte er wieder sein Antlitz, winkte seinem Begleiter und
beide eilten mit dem Latinumbeutel durch die sich öffnende Tür
davon. Auch Sarim war aufgesprungen, sah mit Entsetzen den durchbohrten
Leib des Barbesitzers und rannte schreiend fort.
* * *
Rom, der sich eigentlich nur nach getaner Arbeit in seinem Quartier zur Ruhe begeben wollte, wurde gleich zweimal von herausstürmenden Personen umgerissen. Als er sich davon überzeugt hatte, daß ihm das wahrscheinlich kein drittes Mal passieren würde, erhob er sich und betrat den Raum.
"Quark!" Sein erstickender Schrei hallte durch das Zimmer und den angrenzenden Korridor.
"Bruder!" Er stürzte zu Boden und schüttelte den leblosen Körper. Als Quark nicht reagierte, horchte er an dessen Brust. Doch da war kein regelmäßiges Pochen mehr. "Quark, nun sag doch was, bitte. Steh auf! Bitte, bitte!" flehte er seinen Bruder an. Aber als der nicht reagierte, begann Rom drastischere Maßnahmen einzuleiten. Er versuchte eine Herzmassage, doch dabei war der sperrige Gegenstand in Quarks Brust im Wege. Er versuchte ihn herauszuziehen, doch er steckte fest.
"Hände weg! Gehen Sie zurück." Odos tiefe Stimme drang durch den Raum und ließ Rom erstarren. Er löste sich von der Waffe und trat mit verängstigtem Blick zur Seite.
"Sicherheit an Bashir! Doktor, Sie sollten in Roms Quartier kommen schnell." Odo wartete die Antwort des Arztes nicht ab. Er trat näher zu Rom und hielt einen Phaser auf ihn gerichtet.
"Ich war es nicht, Constable", flüsterte der Ferengi. Doch der Sicherheitschef ließ ihn von einem seiner Männer festnehmen.
Als Bashir eintraf, hatte das Blut schon eine große Pfütze
auf dem Boden gebildet. Er kümmerte sich um Quark, doch er konnte
nur noch den Tod feststellen.
* * *
Quark sah sich in einem Wirbel gefangen, der ihn zu verschlingen drohte. Ganz deutlich sah er die Bilder seines eigenen Todes vor Augen. Sah, wie Odo den unschuldigen Rom verhaften ließ und wie Bashir seinen Körper mit einem Tuch bedeckte.
Ich bin nicht tot, rief er. Hört mich denn keiner. Panisch versuchte er sich zu bewegen. Ich bin nicht tot! Hallo, ich bin nicht tot! Doch es antwortete ihm niemand.
"Ich bin nicht tot. - nicht tot - nicht tot!"
"Bruder! Bruder, was hast du denn, wach auf."
"Rom?" Quarks fragende Stimme war brüchig.
"Quark, wach endlich auf." Der kleine Ferengi beugte sich über das Bett seines Bruders.
Die Schleier vor Quarks Augen verzogen sich und er nahm das Gesicht seines mißratenen Bruders wahr. Viel zu nah an dem seinen, wie er fand. Er gab Rom einen Stoß und richtete sich auf.
"Endlich bist du wach", meinte der andere Ferengi schmeichelnd.
"Was machst du hier, in meinem Zimmer." Trotz des schrecklichen Alptraums, den er gerade hinter sich gelassen hatte, schickte Quark sich an, seinen Bruder zu schikanieren.
Rom errötete vor Verlegenheit. "Ich wollte doch der Erste sein, der dir gratuliert", meinte er lächelnd und zauberte zögernd einen, mit einer seidenen Schleife verzierten, Latinumbarren hervor. "Alles Gute zum Geburtstag, Bruder!"
Quark ließ sich nur widerwillig umarmen, nahm aber den Latinumbarren gierig entgegen. Stimmt, er hatte heute Geburtstag. Fast hätte er dieses wichtige Ereignis vergessen. Er war schon ganz versessen darauf, wer ihm wohl alles etwas schenken würde und wieviel.
"Hast du etwas Schönes geträumt?"
Fast hätte er vor lauter Vorfreude die Frage seines Bruders überhört.
"Du weißt doch, alles, was man in der Nacht vor seinem Geburtstag träumt wird wahr. Das hat Moogie auch immer gesagt", fuhr Rom eifrig fort.
Rom redet viel zu viel, dachte Quark. Er nahm Roms Worte erst
unbewußt in sich auf, bis er ihre wahre Bedeutung erkannte, dann
erbleichte er.
* * *
Wachsam und voller Umsicht bewegte sich Quark heute durch die Bar. Er hatte seinem Bruder von dem Traum erzählt. Und dieser hatte sich deswegen große Sorgen gemacht. Nun ganz so sorglos aber ging auch Quark mit dieser Sache nicht um. Er war, wie viele Ferengi, sehr abergläubisch. So ein schlechter Traum, wie in der vergangenen Nacht, und das an seinem Geburtstag,... das konnte nichts Gutes verheißen.
Er war gerade damit beschäftigt, ein paar Gläser zu polieren, als ein unbekannter Mann an die Theke trat.
"Was kann ich für Sie tun." Quark fragte das schon aus lauter Gewohnheit.
"Sind Sie Quark?" fragte ihn der Mann.
"Ja!" antwortete er wahrheitsgemäß.
"Ich habe vor, ein Geschäft mit Ihnen abzuschließen." Quark trat erschrocken ein paar Meter zurück. Der Traum - kam ihm in den Sinn. Nein, das konnte nicht sein. Sollte sich sein Schicksal so schnell erfüllen? Er erbleichte und begann vor lauter Angst am ganzen Körper wie Espenlaub zu zittern.
Der Mann lachte laut auf. "Hier", Er reichte dem Ferengi eine Karte, "die soll ich Ihnen geben."
Quark klappte sie vorsichtig auf und las den Inhalt. - Alles Gute zum Geburtstag - stand da geschrieben. Er sah verwirrt auf und wollte fragen, von wem der Glückwunsch sei, doch der Mann verließ gerade das Lokal. Plötzlich sah Quark Odo an der Tür stehen.
"Odo!" flüsterte er, als er verstand. Er erkannte im Gesicht des Formwandlers, daß der über seinen Traum Bescheid wußte. Spöttisch drang Odos Lachen an sein Ohr, als der Constable über die Promenade davonging. Der Ferengi eilte zur Tür. "Das werde ich Ihnen heimzahlen", rief er dem Formwandler verärgert nach.
Doch dieser genoß die Freude, die er sich eben bereitet hatte, in vollen Zügen.
***
Ende