Ausländer
Berlin Beherzter Anlauf.
In Deutschland streben alle großen Parteien einen Konsens
in der Frage der Einwanderung an. Die konservative Opposition
ließ am Montag aber noch offen, ob sie einem solchen Angebot
der regierenden SPD und Grünen folgen werde. Die FDP drohte,
das Thema Zuwanderung zum Wahlkampfthema zu machen, wenn bis dahin
keine parteiübergreifende Lösung gefunden werde.
Regierung will Lösung mit allen Parteien
Die beiden Regierungsparteien erklärten sich bereit, über
eine gemeinsame Lösung mit allen Parteien zu sprechen. "Wir
haben uns vorgenommen, den Konsens zu suchen", sagte SPD-Generalsekretär
Franz Müntefering nach einer SPD-Präsidiumssitzung in
Berlin. In einer Koalitionsrunde wollten sich SPD und Grüne
am Abend über das weitere Vorgehen verständigen. Die
Industrie drängt wegen des Fachkräftemangels auf eine
großzügige Zuwanderungsregelung.
Schröder: Wahlkampf ohne Thema Zuwanderung
Schröder warb dafür, die Zuwanderung aus dem Wahlkampf
auszuklammern: Der Streit dürfe "nicht auf den Rücken
derjenigen ausgetragen werden, die sich nicht wehren können".
Grünen-Chef Fritz Kuhn sah gute Chancen für einen Kompromiss.
Mit dem Einwanderungspapier des saarländischen Ministerpräsidenten
Peter Müller habe die CDU faktisch eine Wende vollzogen und
erkannt, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei.
CDU und CSU fordern "vernünftige Gesamtlösung"
Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber,
betonten übereinstimmend, vor Gesprächen müsse
die SPD erst ihre Vorschläge vorlegen. Es sei unglaublich
schwer, eine Einigung mit jemanden zu finden, "der noch gar
nicht gesagt hat, was er will", sagte Merkel. Sie habe keine
Angst, die Zuwanderung zum Wahlkampfthema zu machen. Ebenso Müller,
der eine "vernünftige Gesamtlösung" fordert.
Gesetzgebung möglicherweise schon im Herbst
Müntefering betonte ausdrücklich, die SPD wolle für
die Regelung der Zuwanderung eine breite Basis finden. Die Vorschläge
der CDU-Kommission böten "eine gute Basis für eine
gemeinsame Gesetzgebung". Die SPD werde ihre Eckpunkte formulieren,
sobald die von Bundesinnenminister Otto Schily eingesetzte Kommission
unter der CDU-Politikerin Rita Süssmuth am 4. Juli ihren
Bericht vorgelegt hat. Im Herbst könnte dann die Gesetzgebung
anlaufen.
APA/dpa/AFP/AP/ron
Rostock - Der mehrfach vorbestrafte
deutsche Neonazi Manfred Roeder steht seit Donnerstag erneut vor
Gericht. Die Anklage wirft dem 72-Jährigen in dem Prozess
vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Rostock Volksverhetzung,
Beleidigung und Verunglimpfung des Staates vor. Gegenstand des
Prozesses ist eine Gastrede, die Roeder im Jänner 1998 auf
einem NPD-Bundesparteitag im mecklenburgischen Stavenhagen hielt.
Vor Gericht sagte Roeder, er habe sich nicht gegen die verfassungsmäßige
Ordnung wenden wollen.
"Wir müssen auf die Barrikaden gehen", soll Roeder
in der Rede gefordert haben. Ohne Blut werde es kein neues Deutschland
geben. Laut Anklage hat Roeder zudem den ehemaligen Bundeskanzler
Helmut Kohl und dessen CDU-Parteikollegen Volker Rühe sowie
den damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Ignatz Bubis, angegriffen. Unter anderem soll Roeder Kohl unterstellt
haben, "schlimmer als Honecker" zu sein. Bubis habe
er als "größten Kaffeeschieber der Nachkriegszeit"
bezeichnet.
Vor Gericht sagte Roeder, er könne sich nicht an den genauen
Wortlaut der Rede erinnern. "Beschimpfungen des politischen
Gegners sind im Wahlkampf üblich", erklärte er.
Zu den Äußerungen über Bubis sagte Roeder, das
sei "nur eine Reaktion auf dessen ständigen Einmischungen
in meine persönlichen Angelegenheiten" gewesen.
APA/AP/Ste