Schweiz und der zweite Weltkrieg


Wert des Finanzplatzes Schweiz für die Alliierten/Handel

* Die Alliierten profitierten vom Finanzplatz Schweiz, der ihnen für ihre Gold- und Dollarverkäufe überaus wertvolle Dienste leistete. Zwischen 1940 und 1945 erhielten/("sollicitent") die Alliierten von der Schweizer Nationalbank mindestens 2,7 Milliarden Franken, die sie vorab für vier Dinge benötigten: 1) für die unentbehrlichen Importe von kriegswichtigen Präzisionsprodukten wie etwa Industriediamanten, 2) für die diplomatischen Vertretungen, 3) für die Nachrichtenoperationen und 4) für den Transfer von Kapitalerträgen. Die Vorschüsse der Schweizer Nationalbank an die Alliierten waren damit höher als diejenigen an das Deutsche Reich; sie waren es bereits in der Zeit der deutschen Hegemonie (1940-43)! Ausserdem wurden seitens der Nationalbank mit den Achsenmächten weniger Goldgeschäfte abgewickelt als mit den Alliierten. So kaufte die Nationalbank der Achse Gold für 1360 Millionen ab, den USA und Grossbritannien aber für 1758 Millionen Franken.


* Während des Krieges exportierte die Schweiz Waren im Wert von 1,7 Milliarden Franken nach Uebersee und in die alliierten Länder und importierte von dort Güter für 2 Milliarden Franken. Das entspricht selbst in diesen schwierigen Zeiten - und trotz der sehr ungünstigen Transportwege und -bedingungen - immerhin rund einem Drittel des mit der Achse getätigten Handels. Berlin versuchte denn auch verschiedentlich aber letztlich erfolglos, die Schweiz zum völligen Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen mit den Alliierten zu zwingen.

 

Bedeutung der schweizerischen Rüstungsindustrie für die Alliierten

* Die Schweiz hat die Alliierten nach bestem Vermögen mit Rüstungsgütern beliefert, wobei insbesondere Präzisionsprodukten wie etwa Uhrensteinen besondere Bedeutung zukam. Diese Lieferung erfolgte nach dem Zusammenbruch Frankreichs 1940 unter schwierigsten Umständen ("doppelte Blockade"). Festzuhalten wäre an dieser Stelle, dass die Aufhebung des vom Bundesrat im April 1939 erlassenen Ausfuhrverbotes von Rüstungsgütern auf Drängen der Alliierten (damals Frankreich und Grossbritannien) erfolgte.

Diese beiden Staaten haben denn auch im wesentlichen bis Juni 1940 von der Schweizer Rüstungsindustrie profitiert, während die deutschen Bestellungen bis zu jenem Zeitpunkt kaum ins Gewicht fielen. Bis März 1940 beliefen sich die deutschen Bestellungen auf knapp 150'000 Franken, diejenigen der beiden Westmächte hingegen auf fast 264 Millionen Franken - bis Mitte 1940 herrschte also ein krasses Ungleichgewicht zugunsten der Alliierten. Mussolini schrieb denn auch im Oktober 1940 an Hitler, die Schweiz sei eine der letzten Positionen der Briten auf dem Kontinent. Die Deutschen wiederum warfen der Eidgenossenschaft vor, sie hätte sich der alliierten Wirtschaftskriegführung unterworfen und verstosse gegen die Neutralitätspflichten.


* Was die Kriegsmateriallieferungen an Deutschland betrifft, so sei hier noch darauf hingewiesen, dass sie nur dem Bruchteil eines Prozentes der deutschen Rüstungskapazität entsprachen und somit realistisch betrachtet militärisch kaum ins Gewicht fielen.

 

Vorteilhafte Beurteilung der Schweiz durch die Alliierten

Zur damaligen alliierten Bewertung der Haltung der Schweiz hier noch die drei gewichtigsten Aeusserungen, die für unser Land sprechen und von in jeder Beziehung unverdächtigen Männern geäussert worden sind.

* Winston Churchill am 3. Dezember 1944 an Anthony Eden, britischer Staatssekretär des Aeusseren:

 

"Of all the neutrals Switzerland has the greatest right to distinction. She has been the sole international force linking the hideously-sundered nations and ourselves. What does it matter whether she has been able to give us the commercial advantages we desire or has given too many to the Germans, to keep herself alive? She has been a democratic State, standing for freedom in self defence among her mountains, and in thought, in spite of race, largely on our side."

* US-Präsident Franklin D. Roosevelt in einem Schreiben an Bundespräsident Eduard von Steiger vom 19. Januar 1945:

 

"We have respected the traditional neutrality of your country and have sympathized with the past difficulties of your position. We forbore pressing our demands when you were isolated by our enemy and were in no position to do other than carry on a large trade with him. Now, however, the fortunes of war have changed. We are now in a better position etc."

* Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang auch ein Papier des alliierten Geheimdienstes (Combined Chiefs of Staff. Trade with Switzerland. Memorandum by the Representatives of the British Chiefs of Staff. Washington, 29. November 1943):

"The British Chiefs of Staff attach considerable importance to the military advantages they now derive from Swiss neutrality (...)"

Als Vorteile wurden vermerkt:

a) Die Schweiz war eine "important source of intelligence", heisst: eine vorzügliche Ausgangsbasis für nachrichtendienstliche Tätigkeiten der Alliierten im Herzen des von den Deutschen beherrschten Europas .

b) Betreffend die humanitäre Seite:

"Switzerland is the protecting power for prisoners of war. In addition to their official duties as protecting power the Swiss render many valuable services to our prisoners, e.g., the distribution of parcels to prison camps and assistance to escaped and escaping prisoners."

c) Betreffend die Kriegsmateriallieferungen der Schweiz an die Alliierten:

"Certain valuable materials of importance to the war effort find their way to us from Switzerland with the connivance of the authorities (...) include special R.A.F. plotting equipment, jewels for instruments, machine tools, stop-watches and theodolites to the value of some £ 300,000 per year."

Der Hinweis auf die R.A.F. (=Royal Air Force) ist hier vielleicht von besonderem Interesse: Deutschland wurde insbesondere durch die alliierte Luftüberlegenheit besiegt.

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