ABRIS-CAVERNE |
ABRI-CAVERNE
QUATRE CHEMINÉES |
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Der
Abschnittsunterstand Abri-caverne Quatre Cheminées
de Froideterre liegt in der Weinberg-Schlucht
(Ravin des Vignes) am südlichen Hang der
"Kalten Erde" (Froideterre) in der
Parzelle 549.
Vor Verdun gab es nur 3 dieser Abschnittsunterstände, 2 davon
im Kampfbereich, in den Bereichen: Froideterre, Douaumont und
Sartelles-Chana.
Die
gemauerten Abschnittsunterstände Abris-cavernes befanden sich
in der Haupt- verteidiungslinie hinter den Infanterieräumen
und konnten 350 sitzende Soldaten der Abschnittsreserve
aufnehmen. Typische Bauform: Zwei Eingänge zu einem
langgestreckten Verbindungsraum und einer Belüftung mit
zwei oder vier Schorn- steinen:

Den
hier beschriebenen 1889-1894 errichteten
Abschnittsunterstand Abri-caverne Quatre Cheminées,
von den Deutschen "Vier Schornsteine"
genannt, hat man, wie auch
den Abri-caverne 320 (M-Räume 372), nicht auf
einen Hügel gebaut, sondern an einen
Felshang.
Bei beiden Anlagen
handelt es sich um einfach
angelegte
und
gewölbte
Galerien. Der
Abschnittsunterstand liegt
fast 10
m unter
der Erde. Über
2 Treppeneingänge, neben denen
sich auch einige kleinere Räume befinden, erreicht man eine
Galerie von 70 m Länge.
Die
besondere Belüftung für den Unterstand erfolgte über
einige umfangreiche Luftschächte, die über ein aus
Rohren bestehendes Mauerhohlwerk ins Freie mündeten. In
der Nähe des Unterstandes verlief ein schmalspuriges
Transportgleis.
Die Anlage stand
unter dem Befehl von Oberst de Susbielle. Nach dem Fall des Zwischenwerkes
Thiaumont drangen die Deutschen am 23. Juni
1916 auch in die Weinberg-Schlucht, in
der sich der Unterstand mit der 258. Brigade befand, die in
der Anlage ihre Gefechtsstände, Bereitschaftssoldaten und
einen Verbandsplatz untergebracht hatte.
Ein französischer
Offizier berichtet:
In
der Vignes-Schlucht sind wir von einem Kreis schwerer Granateinschläge
umschlossen. Bei jeder Explosion zieht man unwillkürlich den Kopf
ein ... Die hundertmal umgepflügte Anschüttung des Unterstandes
sah jede Stunde anders aus. Im Innern spürte man die heftigen Erschütterungen,
das Beben des Gewölbes und der Wände. Manchmal gingen durch den
Luftdruck einer Explosion alle Lichter aus ... Am 22. stieg ich,
verwundert über die ungewöhnliche Stille, die Stufen des
Unterstandes hinauf. Tausende Granaten fegten über unsere Köpfe
hinweh und zerplatzten dumpf ... Die Deutschen schossen mit Giftgas.
Die Posten gaben Gasalarm. Mir rollte ein Jäger vor die Füße, der
um sich schlug und zwischen Reizhustenanfällen erbärmlich schrie.
Dieser Gasangriff dauerte sechs Stunden. Sechs Stunden warteten wir
schweigend, bedrückt und resigniert unter unseren Masken und
fragten uns angstvoll, ob diese uns noch lange genug schützen würden.
Am Fuße der Einstiege unterhielten wir Feuer, um die Gase zu
vertreiben ... Die Schwerverwundeten im Unterstand starben alle an
Gasvergiftung ... Die Unglücklichen, die aus Leichtsinn oder
Kopflosigkeit ihre Masken schlecht aufgesetzt hatten, starben unter
unsagbaren Qualen. Nichts ist erschütternder als diese Todeskrämpfe
... Im Morgengrauen des 23. hörte der Hagel der Gasgranaten
auf ... Flugzeuge erschienen am Himmel und auf unsere erste Linie
ging ein schreckliches Trommelfeuer nieder, das die Erde aufwühlte.
Bald stürzten
Männer in den Unterstand
herein, die völlig durcheinander waren und schrien:
"Sie sind da".
Den stürmenden bayerischen
Infanteristen gelang es, die beiden Eingänge der Anlage
mit einem Maschinengewehr unter Feuer zu nehmen und
Handgranaten in die vier Luftschächte zu werfen.

Gegen
Abend konnten die Franzosen, sie wurden dabei von
einem 7,5-cm-Waffendrehturm des Ouvrages
Froideterre unterstützt, den deutschen Angriff erfolgreich
abwehren.
Zwar
konnten die Deutschen den Unterstand nie erobern,
doch gelang es ihnen, die beiden Eingänge der
Anlage ständig unter MG-Feuer zu nehmen, so daß
eine Verbindung zur Außenwelt nur selten und sehr
erschwert möglich war.
Der
Unterstand befindet sich in einem relativ guten
Zustand.
Die Räume
stehen allerdings zeitweise unter Wasser. Deutlich
erkennt man die vier Luftschächte, in die deutsche
Soldaten am 23. Juni 1916 ihre Handgranaten warfen.
Quellen
und Literatur:
-
Bomhard, Adolf von: Das Bayerische
Infanterie-Leib-Regiment, Oldenburg 1921.
-
Editions-Verlag (Hg.): Verdun. Sehen und
Verstehen. Schlachtfelder und Umgebung, Drancy 1980.
-
Lefebvre, Jacques-Henri: Die Hölle von
Verdun. Nach den Berichten von Frontkämpfern, Paris 1969.
-
Staubwasser, Otto: Das Bayerische 2.
Infanterie-Regiment, Berlin 1924.
-
Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der
Mythos, Bergisch-Gladbach 1979.
Abbildungen:
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