Philippinen in Stichworten
Dem Besucher des mit 7107 Inseln umfassenden Archipels der Philippinen fallen vor allem zwei Dinge auf: die Jeepneys und die vielen Kinder. Die Jeepneys mit fantasievollen Bemahlungen dekoriert und mit unzaehligen chromverzierten Rueckspiegeln und Pferden auf der Kuehlerhaube sind das populaerste Fortbewegungsmittel. Urspruenglich handelte es sich um umgebaute Jeeps, welche die US-Army nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Philippinen zurueckgelassen hatte. Schoene Jeepneys gibt es leider nur noch wenige zu sehen, die meisten sehen aus wie “Blechbuechsen”. Unuebersehbar im ganzen Lande sind vor allem die vielen Kinder. Mehr als die Haelfte der 64 Millionen zaehlende Bevoelkerung ist juenger als 25 Jahre.
Die Kultur und die Lebensart der Filipinos wurde durch eine langdauernde Kolonialzeit gepraegt. Zuerst waehrend 325 Jahren durch die Spanier, dann 100 Jahre durch die Amerikaner. Die Philippinen wurden von den Amerikanern am 4. Juli 1946 als 1. Kolonie Asiens in die Unabhaengigkeit entlassen. Fuer die Filipinos gilt jedoch der 12. Juni 1898 als Unabhaengigkeitstag. Nachdem die spanische Flotte in der Bucht von Manilla durch die Amerikaner entscheidend geschlagen wurde, erklaerte Revolutionsfuehrer Emilio Aguinaldo, 377 Jahre nachdem Ferdinand Magellan die Philippinen entdeckt hatte, das Land als unabhaengig. Die Unabhaengigkeit waehrte allerdings nur kurze Zeit. Gemaess dem Pariser Friedensvertrag von Dezember 1898 ueberliess die absteigende Grossmacht Spanien der aufkommenden Weltmacht USA die Philippinen, Puerto Rico und Guam fuer eine Entschaedigung von 20 Mio US $. Die spanische Herrschaft hatte ihr Ende gefunden, diejenige der Amerikaner gerade begonnen.
Die Philippinen sind das einzige Land Asiens, welches christianisiert wurde. Mehr als 90% aller Filipinos gehoeren einer christlichen Gemeinschaft an. Die Philippinen sind auch das einzige Land in Asien, dessen Bevoelkerung fliessend englisch spricht. Und trotz allem besteht eine Vielfalt von geographischen und kulturellen Unterschieden. Es gibt 87 Sprachen, wobei Tagalog, Cebuano und Ilocano die drei wichtigsten sind.
Zwei Drittel des philippinischen Volkes leben von Ertraegen der Fischerei und Landwirtschaft. Reis ist wie ueberall in Asien das wichtigste landwirtschaftliche Produkt. Viele Filipinos leben im Ausland. Etwa 7 Mio sind es – in den USA alleine 1,2 Mio – welche auf diese Art fuer eine finanzielle Unterstuetzung ihrer Familien sorgen.
I shall return
Ich habe weiss Gott schon etliche Staedte auf meinen Weltreisen erlebt, sogar in Bangkok habe ich ein Jahr lang gelebt, doch in Manilla (12 Mio Einwohner) habe ich mich bisher noch nie wohl gefuehlt. Es gibt auch nicht viel zu sehen, wobei man wissen muss, dass Manilla nach Warschau die verwuestetste Stadt waehrend des 2. Weltkrieges war. Die fuer mich einzige Sehenswuerdigkeit ist die im Eingang der Manila Bay gelegene Festungsinsel Corregidor, welche im 2. Weltkrieg eine grosse Rolle spielte. Am gleichen Tag als die Japaner Pearl Harbour angriffen, landeten die Japaner auch auf Luzon und eroberten Manilla am 2. Januar 1942. Die philippinisch-amerikanischen Streitkraefte unter dem Kommando von General MacArthur waren ausserstande, die Offensive der Invasoren aufzuhalten. Die Verluste waren so hoch, dass sich die Amerikaner auf die Insel Corregidor zurueckziehen mussten. Von Dezember 1941 bis Maerz 1942 diente der Malinte-Tunnel als Hauptquartier fuer MacArthur und als Sitz der philippinischen Regierung. Mit 10’000 Mann konnten sich die Amerikaner den Attacken der Japaner waehrend 27 Tagen widersetzen und aufhalten, bevor sie im Mai 1942 kapitulieren mussten. Bereits im Maerz verliess MacArthur Corregidor mit den Worten “I shall return – Ich werde wiederkommen”. Mit einer Rundfahrt der Sun Tours kann man heute noch einige der uebriggebliebenen Kanonen betrachten, so die Batterie Hearn, eine 12-Inch- Kanone (30,48 cm) mit einer Reichweite von 29’000 Yards (26’506 m!). Die meisten Gebaeude sind durch die japanischen Angriffe sowie durch die Rueckeroberung 1945 durch die Amerikaner total zerstoert. Mit einer Sound & Light-Show in den Stollen des Malinta-Tunnels wird auf eindrueckliche Weise vorgefuehrt, wie die Soldaten damals die Luftattacken der Japaner erlebten.
Mayon – der schoenste Vulkan
Um nach Legaspi im Sueden der Insel Luzon zu gelangen, hat man zwei Moeglichkeiten: entweder 50 Minuten mit dem Flugzeug oder 12 Stunden mit dem Bus. Vom Budget her (Zeit haben wir ja genug) waehlten wir die billigere Variante. Obwohl die Fahrt auf zum Teil sehr schlechten Strassen recht muehsam war, hat sich diese - zumindest von der Landschaft her - sehr gelohnt. Attraktion von Legaspi ist ganz klar der Vulkan Mayon - 2462 m (siehe Foto Mayon). Es ist ein wunderschoener, aber auch gefaehrlicher Vulkan. Gerade in diesen Tagen ist er wieder ausgebrochen, und rund 150’000 Leute mussten evakuiert werden. Schon vor ueber 20 Jahren, als ich erstmals in den Philippinen war, hatte mich dieser Vulkan beeindruckt. Leider war es nicht moeglich, etwas naeher an den Vulkan heranzugehen, Sperrgebiet ! Leider war er auch die meiste Zeit in Wolken gehuellt, sodass man sich mit Postkarten begnuegen musste. Mit einem Ausflug nach Cagsawa erhielten wir dann dennoch einen Eindruck dieses gewaltigen Vulkans. Nach einem Ausbruch am 1. Februar 1814 wurde das ganze Dorf Cagsawa von Aschenregen und Lava begraben. Nur gerade der obere Teil des Kirchturms ist noch sichtbar.
Ziel erreicht
Die Weiterfahrt nach Matnoc, zur suedlichsten Spitze der Insel Luzon, mit lokalen Bussen und Jeepneys war wiederum ein kleines Erlebnis, doch in der Zwischenzeit gewoehnt man sich an die Reiseart der Filipinos. In Matnoc wartet auch die Faehre zur Insel Samar. Die Ueberfahrt dauert 1 ½ Stunden und kostet 45 Pesos (2.-). Mehrere Busse fahren taeglich nach Catbalogan, der Hauptstadt der Provinz Western Samar oder direkt nach Tacloban, der Hauptstadt der Insel Leyte. Man braucht deshalb nicht allzu lange am Strassenrand auf einen Bus zu warten. Bei den hier herrschenden Temperaturen scheinen die Minuten jedoch das Zehnfache zu dauern. Die Kuestenstrasse entlang der Westküste Samars fuehrt an unzaehligen malerischen Buchten vorbei. Nach 6 Stunden waren wir endlich an unserem Ziel, in Tacloban. Schade, dass es schon dunkel war, als wir die 2,16 Km lange, s-foermige San Junanito Bruecke ueberquerten. Die Bruecke, welche die beiden Inseln Samar und Leyte verbindet, soll eine der schoensten Bruecken Suedost-Asiens sein. Tacloban ist eine nicht besonders interessante Hafenstadt. Unser Ziel war ja auch Palo, einige Kilometer suedlich davon gelegen, wo das MacArthur Landing Memorial steht (siehe Bild Palo). Hier haben die Amerikaner nach einer der heftigsten Seeschlachten, die es je gegeben hat, am 20. Oktober 1944, rund 2 ½ Jahre, nachdem sie in Corregidor kapitulieren mussten, wiederum philippinischen Boden betreten, um das Land von den japanischen Besatzern zu befreien. Einen halben Nachmittag lang haben wir mit dem Waechter der Memorials ueber Gott und die Welt geplaudert. Das Ziel unserer Reise in den Sueden war erreicht.
Die mysterioesen Schokoladenhuegel
Die naechste Destination hiess Cebu City auf der gleichnamigen Insel. Die besten Schiffsverbindungen nach Cebu hat man vor Ormoc. Fuer einmal waehlten wir die teurere Variante mit dem Schnellboot Super Cat. Hatte ich mich bisher auf den verschiedenen Bus- und Schifffahrten bisher grauenhaft ueber die “stupiden” Videofilme aufgeregt, war ich diesmal veraergert, dass die Fahrt nach Cebu nicht 10 Minuten laenger dauern konnte. Der Streifen war so spannend, am liebsten waere ich sitzen geblieben, um das Ende des Films zu sehen. Obwohl Cebu-City mit seinen 650’000 Einwohnern (drittgroesste Stadt des Landes) wieder Laerm und Verkehr brachte, schien das Leben doch gemuetlicher und auch billiger als in Manilla zu sein. Die Stadt selber hat zahlreiche Sehenswuerdigkeiten aus der Zeit der Christianisierung des philippinischen Volkes durch die Spanier. Auf der Nachbarinsel Mactan (beruehmt durch seine Gitarren) wurde der Entdecker der Philippinen, Ferdinand Magellan, in einem Kampf mit Lapu-Lapu, dem Eingeborerenhaeuptling, getoetet. Als kulturell- und historienbewusster Reisender durfte natuerlich der Besuch des Denkmals nicht fehlen. Wir hatten Glueck, dass wir gerade während des farbenpraechtigen Sinulog-Festivals in Cebu anwesend waren. Rund 100 kostuemierte Gruppen liefen in einer grossen Parade durch die Strassen der Stadt und versammelten sich im Sportstadion, um Taenze zu Ehren von Santo Nino, dem Schutzpatron von Cebu, durchzufuehren (siehe Foto Sinulog 1-3). Cebu ist sehr zentral fuer weitere Reisen gelegen. In 1 ½ Stunden ist man mit dem Supercat in Tagbilaran, Hauptstadt der Insel Bohol. Die meisten Touristen, so auch wir, besuchen Bohol aus zwei Gruenden: die mysterioesen kegelfoermigen Schokoladenhuegel (siehe Foto Chocolate hills) im Innern des Landes, 1776 an der Zahl, so genannt, weil das Gras Ende der Trockenzeit verdorrt und sich schokoladebraun verfaerbt, und die wunderschoene Alona Beach auf der Insel Panglao (siehe Foto Alona Beach). Beide Orte waren fuer mich nichts Neues, die beiden Uebernachtungen im Chocolate Complex Hill, einem einfachen Hotel inmitten der Huegel, sowie die vier Tage Beach-Leben (die ersten Ruhetage seit meiner Abreise!) waren jedoch klasse.
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Zurueck nach Angeles
Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher nach El Nido auf der Insel Palawan machen, nach 14 Tagen staendigem Reisen verspuerten wir eine gewisse Reisemuedigkeit. Wir beschlossen daher, diesen Trip auf einen spaeteren Zeitpunkt zu verschieben und nach Hause, nach Angeles, zurueckzukehren. Denn auch in Angeles gibt es mit der ehemaligen amerikanischen Luftwaffenbasis Clark und dem Vulkan Pinatubo viele interessante Sachen zu sehen.
Fortsetzung folgt
13.3.2000/wb