M a b u h a y
Reisebericht aus Vietnam und den Philippinen (Teil 17)
Wer ist zuerst in Hue?
Die Fahrt mit dem Motorrad nach Lao Bao dauert etwa zehn Minuten. Mir ist nun auch klar, weshalb die anderen Buspassagiere nach der Zollkontrolle ploetzlich verschwunden sind. Die wussten doch, dass der Bus nach dem Grenzuebergang fuer laengere Zeit nicht weiterfahren wuerde und haben vermutlich das Billettt nur bis zur Grenze gekauft. Aber wir Auslaender waren natuerlich ahnungslos. Niemand hat uns etwas gesagt. Nun gut, jetzt wissen wir es. Fuer die Strecke ins Dorf verlangt mein Motorradfahrer 20'000 Dong. Am Busbahnhof werde ich herzlich empfangen. Die Jungs scheinen Freude an auslaendischen Touristen zu haben. Man weist mich einem Bus zu, der sogleich direkt nach Hue fahren soll. So etwas nennt man "Schwein haben". 150'000 Dong, 10 US $, kostet die Fahrt. Im ersten Augenblick erscheint mir der Betrag recht hoch, kostete das Billett von Savannakhet nach Hue im Vergleich nur 83'000 Dong. Doch mit einem Expressbus direkt nach Hue muss es wohl etwas teurer sein, denke ich. Der Expressbus stellt sich in Wirklichkeit als ein uralter "Lumpensammler" heraus. Nach einer halben Stunde fahren wir los. Der Motor toent wie von einem Traktor. Doch wenigstens fahren wir und das ist ja die Hauptsache. Nach 18 km passieren wir Khe Sanh. Hier war ich schon im Fruehling, als ich von Hue aus einen Ausflug in die DMZ, die demilitarisierte Zone, machte. Das Gebiet ist mir daher nicht fremd. Zur Kueste nach Dong Ha und nach Hue ist es nun wirklich keine Hexerei mehr. In etwa zwei Stunden sollte ich in Hue sein. Mein Entscheid erweist sich als richtig und ich freue mich etwas schadenfreudig darueber, dass die "Australier" wohl noch an der Grenze festsitzen und sich aergern. Nach 35 km haelt der Bus ploetzlich an. Panne! Der Keilriemen muss ausgewechselt werden. Nach zwanzig Minuten fahren wir weiter. Nicht weit. Der Fahrer kann anscheinend den 3. Gang nicht mehr herausnehmen. Es sind wohl Getriebeprobleme. Die beiden Mechaniker sind bemueht, den Schaden zu beheben. Umsonst. Der Bus wird immer langsamer. Sogar die Velofahrer ueberholen uns. Ich verstehe, dass wir bis zur naechsten Werkstatt so weiterfahren muessen. Die letzten Km legen wir im Schritttempo zurueck. In einer Stunde schaffen wir gerade 15 km! Also, mit diesem Tempo werde ich heute nicht mehr in Hue ankommen. Ich ueberlege mir ob es nicht gescheiter waere, nochmals den Bus zu wechseln. Es ist 16.00 Uhr und wir haben erst 50 km seit der Grenze zurueckgelegt. Wenn ich hier noch lange aufgehalten werde, wird mich "unser" Bus von Laos am Schluss noch ein- und ueberholen. Das waere peinlich. Doch bis jetzt habe ich noch die Nase vorn. Die Reparatur dauert diesmal etwas laenger. Doch dann geht es zuegig weiter. Ich gratuliere den Mechanikern. Diese strahlen uebers ganze Gesicht. Wir passieren die Dakrong-Bruecke, den Felsenturm Rockpile. Kurz danach werden wir durch eine stehende Kolonne von Lastwagen und PKW's aufgehalten. Ein Schlagbaum versperrt die Weiterfahrt. Polizei! Durchsuchung! Da ueber die Grenze von Laos viele Waren nach Vietnam geschmuggelt werden, wird jedes Fahrzeug durchsucht. Die Polizisten nehmen es peinlich genau. Schnell vergeht eine halbe Stunde. Hinter meinen Sitz entdecken sie eine Trappe im Holzboden. Der Hohlraum wird mit einer Taschenlampe ausgeleuchtet, dabei kommt es zu einem riesigen Palaver. Haben sie etwas gefunden? Einer der Mechaniker muss durch die schmale Oeffnung hindurch. Drei Saecke kommen zum Vorschein. Schmuggelware? Ich habe keine Ahnung, was da vor sich geht. Ist mir auch egal. Ich will nur eines: weiter. Mit dieser erneuten Verspaetung wuerde es mich nicht wundern, wenn der "Laos"-Bus hinter uns anstehen wuerde. Wie lange werden die Polizisten wohl brauchen, um diesen durchzusuchen? Endlich erreichen wir die Kueste. In Dong Ha muss ich in einen Mini-Bus umsteigen. Was hat der mir an der Grenze erzaehlt? Ein Direktbus nach Hue? Aber das ist hierzulande ein Detail. Ich versuche klar zu machen, dass ich die Fahrt bis Hue schon bezahlt habe. Als ich erzaehle, dass ich dafuer 150'000 Dong bezahlt habe, lachen mich alle aus. "Vietnam, big Mafia!" 20'000 Dong soll die Fahrt normalerweise kosten. Na ja, einmal mehr oder weniger uebers Ohr gehauen worden zu sein, spielt nun auch keine Rolle mehr und wird wohl auf meiner Weiterreise nicht das letzte Mal gewesen sein. Aber gleich viermal an einem Tag, das ist schon etwas viel! In der Zwischenzeit ist die Dunkelheit hereingebrochen. Bis Hue sind es noch 59 km. Endlich, um 19.00 Uhr treffe ich in Hue ein. Ich habe Hunger. Seit heute Morgen habe ich nichts mehr gegessen. Als erstes besuche ich "mein" kleines Restaurant an der Hung Vuong Street, wo mich Mango, die franzoesichsprechende Serviertochter, sofort wieder erkennt. Ich bin totmuede. Seit Vientiane bin ich nun 33 1/2 Stunden unterwegs! Es scheint ziemlich Touristen zu haben. Die beiden ersten Hotels sind ausgebucht. Beim 3. finde ich ein Zimmer. Das Receptionspersonal erkennt sofort, dass ich von Lao Bao herkomme. "Ja, woher wisst ihr das" frage ich erstaunt? Lachend zeigen sie auf die rotbraune Farbe meines weissen T-shirts.
Non-stop nach Hanoi
Ich habe sehr gut geschlafen. Ob die "Australier" wohl auch schon in Hue sind? Gerne haette ich gewusst, wie es ihnen ergangen ist. Der schwierigste Teil meiner Reise nach Hong-Kong habe ich wohl geschafft. Fuer einmal regnet es in Hue nicht, es scheint sogar die Sonne. Es ist Donnerstag. Wenn ich gleich heute Abend den Nachtbus nach Hanoi (660 Km) nehmen wuerde, koennte ich am Freitag noch das chinesische Visum beantragen und damit 2 Tage gewinnen. Ich beschliesse daher den Nachtbus zu nehmen. Das bedeudet zwar wiederum 12 Stunden im Bus zu verbringen, doch ich fuehle mich von den gestrigen Strapazen gut erholt. Busfahrten mit Sinh Cafe klappten letzten Fruehling ausgezeichnet und koennen nur empfohlen werden. Doch diesmal kommen wir nicht einmal bis zum 17. Breitengrad. Wir muessen ein Rad wechseln. So etwas kann vorkommen. Wir verlieren dadurch etwa eine Stunde. Danach gibt es nichts besonderes mehr zu vermerken. Bei Tagesanbruch fuehrt die Strasse durch eine unendliche Ebene von Reisfeldern. Die Ernte ist gerade im Gange. Ende Oktober war sie auf 760'000 Ha, etwas mehr als 60% der Reisfelder im Norden des Landes, bereits beendet. Aus der ehemaligen verschlafenen Provinzhauptstadt ist heute eine moderne Stadt geworden. Zahlreiche neue Gebaeude saeumen die Boulevards Eingangs Hanoi. Der Verkehr ist fast so schlimm wie in Ho Chi-Minh City. Statt um 07.00 Uhr kommen wir erst um 10.00 Uhr an. Bis ich im Hotel bin ist es 11.00 Uhr und bis ich mich ein wenig ueber die Weiterfahrt nach China orientiert habe, wird es Mittag. Zu spaet um das Visum zu beantragen. Die ganze "Juflerei" war umsonst. Es haette mir aber auch nicht viel genuetzt, denn der internationale Zug nach Nanning (China) faehrt nur dienstags und freitags. Und da die Bearbeitung des chinesischen Visums vier Tage in Anspruch nimmt, haette ich so oder so fruehestens am Freitag abreisen koennen. So verbringe ich vorerst einmal das Wochenende in Hanoi. Mein Hotel ist mitten im alten Viertel gelegen. Das Treiben in den schmalen Gassen ist hektisch und laermig. Hupende Motorraeder beherrschen den Verkehr. Man kann keine fuenf Meter laufen ohne zu riskieren, von einem Motorrad oder einem Cyclo (Fahrradrikscha) angefahren zu werden. Marktfrauen mit ihren Tragkoerben mit Orangen, Bananen und Longans beladen, bewegen sich elegant durch die Gassen. Auffallend die Kopfbedeckung der Maenner. Die meisten tragen eine Art gruener Tropenhelm. So etwas habe ich im Sueden nirgends gesehen. Es soll sich dabei um Soldatenhelme handeln, erklaert man mir. Typisch fuer Hanois Altstadt ist die Benennung der Gassen. Seit dem 15. Jahrhundert tragen die Gassen Namen, der frueher dort ausgeuebten Gewerbe. Dies trifft fuer einzelne Gewerbe noch heute zu. So gibt es die Spiegelgasse, die Juweliergasse, die Kraeutergasse, die Buechsengasse, die Grabsteingasse, die Seidengasse, die Strohmattengasse. Ich bin ueberrascht wie viele Touristen hier anzutreffen sind. Es sind vor allem junge "Billigreisende". Aeltere Touristen kommer eher mit organisierten Touren hierher. 2,33 Mio auslaendische Touristen, davon 673'000 aus China, 230'000 aus den USA und 205'000 aus Japan, besuchten Vietnam im Jahr 2001, 8,9% mehr als im Vorjahr. Es scheint bei so vielen Touristen doch moeglich zu sein, sich jemandem fuer die Fahrt nach Guilin anschliessen zu koennen. Doch wie es meistens ist, je mehr Touristen sich an einem Ort befinden, umso einsamer fuehlt man sich als Alleinreisender. Die meisten sind zu zweit unterwegs. Es gibt auch zahlreiche alleinreisende Frauen. Doch wie ich schon im Fruehling feststellte, ist es halt leider so, dass Dich "weisse" Frauen nicht mit dem "Fuedle" anschauen wuerden. Die Hoffnung, nicht alleine Reisen zu muessen, schwindet von Tag zu Tag mehr. So reise ich halt alleine, aber ehrlich gesagt, "gestunken" wie diesmal hat es mir noch selten.
Zum Ho Chi Minh-Mausoleum
Ausgeruestet mit einem Stadtplan starte ich zu Fuss zu meiner ersten Tour. Das Armee-Museum an der Dien Bien Phu Street ist mein Ziel. Vom Prinzip keine Extragebuehr fuer den Fotoapparat zu bezahlen, mache ich hier eine Ausnahme. Fuer 2000 Dong, etwa 25 Rappen, kann man dies auch machen. Gleich nach dem Eingang steht triumphierend eine MIG-21, welche zwischen November 1967 und Maerz 1968 vierzehn amerikanische Flugzeuge abgeschossen hat. Fuer jedes abgeschossene Flugzeug ist auf der Nase ein roter Stern aufgemalt. Im Aussenbereich des Museums werden allerlei Kriegsgeraete und Beutestuecke aus dem Indochina- und Vietnamkrieg ausgestellt. Darunter befinden sich auch die Wrackteile eines abgeschossenen B-52 Bombers sowie einer F-111. In einem Vorfuehrraum wird in einer Tonbildschau auf eindrueckliche Art und Weise der Ablauf der Schlacht von Dien Bien Phu erklaert. Nach ihrer vernichtenden Niederlage im Mai 1954 mussten die Franzosen ihre Vormachtstellung in Indochina aufgeben. Auf einem Modell des Schlachtfeldes sind die franzoesischen Stellungen mit kleinen gruenen Laempchen markiert. Waehrend im Hintergrund ein Film den Vormarsch der Vietminh zeigt, leuchten auf dem Modell gleichzeitig rote Laempchen fuer die Vietminh auf. Die roten Laempchen werden immer mehr und mehr und umzingeln bald die Garnison der Franzosen. Der Kommentar ueber die Schlacht ist leider nur in Vietnamesisch, die Darstellung ist jedoch dermassen spannend gemacht, dass ich mir diese dreimal hintereinander anschaue. Das Museum beherbergt auch sonst eine Menge interessanter Dokumente, welche den Kampf des vietnamesischen Volkes fuer Frieden, Unabhaengigkeit und Freiheit des Landes darstellt. Die grosse Attraktion von Hanoi ist fuer Einheimische wie fuer die Auslaender das Mausoleum von Ho Chi-Minh. Die Besucher haben dabei strikte Regeln zu befolgen. Alle Besucher muessen sich zuerst in der Empfangshalle registrieren lassen. Wer T-shirts oder Shorts traegt wird nicht hineingelassen. Auch Handtaschen und Kopfbedeckungen sind nicht erlaubt. Waehrend des Besuchs wird respektvolles Benehmen verlangt. Von der Reception wird man von Ehrenwachen zum Eingang begleitet. Dort uebernehmen Waechter in schneeweissen Uniformen die Besucher und eskortieren sie zum Glassarkophag, in welchem der einbalsamierte Koerper liegt.
Wer war Ho Chi Minh?
"Onkel Ho", wie er liebevoll von seinen Anhaengern bezeichnet wird, gilt fuer die Vietnamesen als Vater der Nation. 1890 im Dorf Kim Lien geboren, wuchs Nguyen Tat Thanh in einer vergifteten Atmosphaere auf. Mehrere Kulis, welche von der Zwangsarbeit unter der franzoesischen Kolonialverwaltung desertierten, fanden im Hause Tat Thanh unterschlupf. Mit 19 Jahren zog der junge Nguyen nach Saigon, wo er sich in eine Berufsschule fuer Hochseeschiffahrt einschrieb. 1911 schiffte der 21jaehrige als Hilfskoch Richtung Marseilles ein und landete schliesslich in New-York. Nachdem er kurze Zeit in London lebte, zog er nach Paris, wo er unter dem Namen Nguyen Ai Quoc als Fotoretoucheur arbeitete. In Paris begann er ueber die Unabhaengigkeit von Vietnam zu schreiben. 1920 zaehlte er zu den Gruendungsmitgliedern der franzoesischen KP, spaeter ging er nach Moskau und Kanton. 1941 kehrte er nach 30jaehriger Abwesenheit nach Vietnam zurueck. Er beteiligte sich an der Gruendung des Vietminh, welche gleichermassen gegen den japanischen Imperialismus und fuer die Unabhaengigkeit von Frankreich kaempfte. Die Office of Strategic Services (OSS), die Vorlaeuferorganisation des CIA , fanden in ihm einen Verbuendeten und Freund. Unter dem Decknamen "Luzius" funkte Geheimagent Ho Chi Minh den Amerikanern wichtige Mitteilungen ueber Truppenbewegungen der Japaner zu. Mit Unterstuetzung der USA wurde er zum unumstrittenen Fuehrer der nationalistischen Bewegung. Nachdem die Japaner 1945 kapitulierten, rief Ho Chi Minh am 2. September 1945 die Demokratische Republik Vietnam als unabhaengigen Staat aus. Zur gleichen Zeit fand im Weissen Haus ein Paradigmawechsel statt. Praesident Roosevelt, ein deklarierter Feind der franzoesischen Kolonialpolitik, wurde von Praesident Truman abgeloest. De Gaulles Forderung nach einer Wiederbesetzung Indochinas durch Frankreich stiess bei Truman auf Verstaendnis. Nur kurze Zeit nach der Unabhaengigkeitserklaerung marschierten die Franzosen in Hanoi ein. Im November 1946 bombardierten franzoesische Flugzeuge und Kriegsschiffe Haiphong. Mehr als 6000 Vietnamesen kamen ums Leben. Ho Chi Minh rief zum Kampf gegen die franzoesische Besatzung in Haiphong auf und bat Washington um Hilfe. Vergebens, denn fuer die amerikanischen Regierungen der Nachkriegszeit stand Ho Chi Minh auf der falschen Seite. Der Indochinakrieg hatte begonnen.
Dem heulen nahe...
Inzwischen ist es Montagmorgen. Ich bin unschluessig, was ich machen soll. Die Bahnfahrt nach Guilin soll 36 Stunden dauern. Weshalb nochmals solche Strapazen auf mich nehmen? Un dann von Guilin nach Hong-Kong sind es nochmals etwa 600 km! Habe ich das ganze nicht etwas unterschaetzt? Soll ich nicht lieber direkt nach Manila fliegen? Fuer 290 US $ waere ich innerhalb eines Tages dort, waere im Sunset Garden, am Swimming-pool. Ich werde dort auch von einer netten jungen Dame sehnlichst erwartet. Doch nein, mein "Grind" gibt es nicht zu, die geplante Weiterreise abzusagen. Ich habe Vientiane-Hue geschafft, weshalb sollte ich nicht Hanoi-Guilin/Hong-Kong schaffen? Aber dann ist Schluss mit dieser muehsamen Reiserei! Ich habe die Nase endgueltig voll. In einem der zahlreichen Sinh-Cafe gebe ich meinen Pass, 2 Passfotos und 40 US $ ab. Das chinesische Visum ist am Donnerstagmorgen abholbereit. Ich lasse mir auch ein Platz im Schlafwagen fuer Freitagabend reservieren. Der Preis des Bahnbilllets nach Guilin - Quelam auf vietnamesisch - ist lustigerweise in Schweizer Franken angegeben! Sfr. 74.25. Jetzt habe ich fuenf volle Tage zur Verfuegung. Es gaebe in und um Hanoi etliches zu unternehmen. Die Halong-Bucht mit ihren 3000 bizzar geformten Inseln, die aus dem klaren, smaragdgruenen Wasser des Golf von Tonkin herausragen, gehoert zu den groessten Natuerschoenheiten Vietnams. Doch da war ich schon. Am meisten haette mich die Besteigung des hoechsten Berges von Vietnam, den 3143 Meter hohen Fansipan, gereizt. Meine Bergschuhe habe ich aber in Thailand gelassen. Aber auch sonst haette es vermutlich nicht geklappt, denn fuer die 4taegige Tour (US $ 114 pro Person) braucht es im Minimum 2 Personen. So habe ich mir fest vorgenommen, die Besteigung im Dezember 2002 nachzuholen. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich der Tour anzuschliessen. Oder dann eine Tour nach Sapa (1600 m u.M.), welches in der Naehe der chinesischen Grenze inmitten einer traumhaften Berglandschaft liegt. Einziger Nachteil: um nach Sapa und zurueck nach Hanoi zu gelangen, muesste ich zwei weitere Naechte im Zug verbringen. Mir graut schon vor der Fahrt vom naechstem Freitag. Also, lasse ich es. Weiter wuerde mich ein Ausflug nach Dien Bien Phu sehr interessieren. Der Flug hin und zurueck kostet 100 US $. Doch auch dies ist nicht moeglich. Erstens fliegen die nicht jeden Tag und wenn, fliegen sie gleich wieder zurueck, damit man ja dort noch uebernachten muss. So etwas bloedes. Es gibt auch Tagestouren. Als ich mich dazu entschliesse wenigstens eine Tour in die Umgebung von Hanoi zu unternehmen, beginnt es zu regnen. Es wird ungemuetlich und kalt. Um die 20 Grad Celcius. Ich muss abends meinen Helly-Hansen anziehen. Waehrend zwei Tagen regnet es. Scheusslich. Zum Glueck bin ich nicht in die Berge nach Sapa gefahren. So vergehen die Tage. An einem Tag geht man zur Post, um Briefmarken zu kaufen, am anderen Tag bringt man die Postkarten wieder hin. Um die Zeit totzuschlagen, sitze ich morgens, mittags und abends in den Internet-Cafes. Die Stunde kostet nur 6000 Dong, nicht einmal einen halben Dollar. Umweit meines Hotels befindet sich der Hoan Kien-See, "der See des zurueckgebenen Schwertes" mit der Schildkroetenpagode. Die Legende besagt, dass hier Kaiser Ly Thai To Mitte des 15. Jahrhunderts vom Himmel ein Schwert erhalten habe, das er zur Vertreibung der Chinesen aus Vietnam benutzte. Nach dem Krieg traf er eines Tages bei einer Bootsfahrt auf eine riesige goldene Schildkroete, die an der Wasseroberflaeche schwamm. Das Tier entrisss ihm das Schwert und verschwand in der Tiefe des Sees, um es seinem goetllichen Eigentuemer zurueckzubringen. Dieser See ist ein idealer Ort, um sich an seinem Ufer im Schatten der grossen Baeume vom laermenden Verkehr zu erholen. Es gibt einige Restaurants, die aber ausschliesslich von Auslaendern besucht werden. Statt der erhofften Erholung treiben mich die unzaehligen Verkaeufer und Schlepper auf die Palme. Man kann kaum zwei Minuten promenieren ohne "angequatscht" zu werden. Die Postkarten- und Buecherverkaeufer sind die schlimmsten. Alle dreissig Meter steht einer. Auch Schuhputzer, Geldwechslerinnen, Souvenirverkaeuferinnen stuerzen sich wie Piranhas auf die Auslaender. Herrgott, sind wir eigentlich Freiwild? Ich werde schon haessig, wenn ich einen Postkartenverkaeufer von weitem sehe. Es kommt zu Wortgefechten. Ich mag sie nicht mehr sehen. Auch die anfaenglich lustigen "Uhu, Uhu" Zurufe der Cyclofahrer fallen mir auf die Nerven. Und dann diese Motorradtaxis! Hundert mal toent es von allen Seiten "Motorbike, do you like Motrobike?" Ich halte das nicht mehr aus. Am wohlsten fuehle ich mich noch im Hotelzimmer. Doch ich habe total den "Laeckmer". Auch die Kassette mit meiner Lieblingsmusik bringt keinen Stimmungsumbruch. Ich koennte heulen...
Uebung abgebrochen!
Endlich ist es Donnerstag. Ich habe ueberhaupt keine Lust mehr irgendetwas zu unternehmen. Ob es in dieser Verfassung ueberhaupt noch Sinn macht, nach China zu reisen? Ich muss mich entscheiden, ansonsten werde ich noch verrueckt. Ich entscheide mich dazu, die Reise abzubrechen. Das chinesische Visum kann ich nicht mehr stoppen, doch das Bahnbillett wird mir voll zurueckverguetet. Nun also ab auf dem schnellsten Weg in die Philippinen. Denkste! Alle Fluege sind ausgebucht. In 5 Tagen waere ein Platz frei! Noch einmal fuenf Tage in Hanoi verbringen? Ohne mich. Ich buche kurzfristig einen Flug mit der Thai International nach Bangkok. Von dort wird es kein Problem sein, nach Manila zu fliegen. Haette ich nicht am Freitagmorgen fuer meine Schwester zwei Ao Dais (die typischen vietnamesischen Frauenkleider) bei einem Schneider abholen muessen, waere ich schon am Nachmittag geflogen. So harre ich einen weiteren Tag in Hanoi aus. Seit ich mich zur Abreise durchgerungen habe, fuehle ich mich wesentlich erleichtert. Ich habe sogar an dem Treiben in den Gassen wieder Freude. Als ich am naechsten Morgen die Ao Dais an der Hang Gai Street abhole, bedaure ich fast nicht noch einige Tage laenger bleiben zu koennen. Der Internationale Flughafen Noi-Bai liegt ungefaehr 35 km noerdlich der Stadt. Ein Taxi kostet 8 US $. Die Fahrt fuehrt durch ein derart armseliges Gebiet, dass man nicht ahnen kann, dass es hier in unmittelbarer Naehe einen Flughafen gibt. Erst als wir die grosse Bruecke erreichen, welche ueber den Roten Fluss fuehrt, fahren wir auf einer guten, breiten Strasse. Die Abflughalle ist mit Leuten und Gepaeck ueberfuellt. Die Fluege nach Peking und Moskau werden gerade abgefertigt. Dort muss es vermutlich schon recht kalt sein. Die Leute sind mit Pullovern, Jacken, Maenteln und Muetzen ausgeruestet. Jetzt ist auch der Schalter der Vietnam Airlines fuer den Flug nach Bangkok offen. Die Abfertigung verlaeuft normal, einzig wegen der Flughafengebuehr werde ich kurz haessig. Es hiess doch beim Kauf des Billetts, dass die Flughafentaxen inbegriffen sei. Nun muss ich nochmals 14 US $ bezahlen! Unsere Maschine ist ein Airbus A-320. Ist nicht gerade vor wenigen Tagen ein solches Flugzeug der American Airlines ueber New-York abgestuerzt? Ein klapperndes Geraeusch soll es im Cockpit gegeben haben? Als die Maschine abhebt, scheint die ganze Kabine zu klappern. Der Flug verlaeuft ansonsten ruhig. Wegen starkem Luftverkehr ueber Bangkok meldet der Pilot, dass die Landung sich etwas verzoegert. Nach 2 Stunden setzen wir endlich zur Landung an. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als vor einigen Jahren eine Maschine der Vietnam Airlines wenige Kilometer vor dem Flughafen in die Reisfelder abgestuerzt ist. Diesmal - Gott sei Dank - klappt alles bestens. Vietnam Airlines hat zunehmend einen guten Ruf. Kurze Zeit spaeter bin ich schon beim Abendbummel auf der Sukhumvit Road. Fuer den Kauf des Flugbilletts nach Manila ist es jetzt zu spaet. Das werde ich morgen frueh machen. Via E-mail erfahre ich, dass sich Kollege Muehlheim in Thailand befindet und uebermorgen am Domestic-Flughafen sein wird. Wir vereinbaren, uns dort zu treffen, und ich verschiebe deswegen meinen Flug nach Manila um einen Tag.
Ausser Spesen nichts gewesen!
Eine Schwangerschaftszeit ist seit meinem letzten Besuch in den Philippinen vergangen. Die Abu Sayef halten noch immer Geiseln fest, Ex-Praesident Estrada ist noch immer nicht verurteilt und der Verkehr in den Strassen Manilas ist weiterhin ein fuerchterliches Chaos. Inzwischen erhaelt man fuer 1 US $ schon mehr als 51 Pesos. Durch die kurzfristige Umdisponierung meiner Weiterreise bin ich ohne Visum in die Philippinen eingereist und kann daher nur 21 Tage bleiben. Mein Aufenthalt verlaueft diesmal allerdings etwas enttaeuschend. Von meiner lieben, netten Bekannten trenne ich mich schon nach drei Tagen. Dann mache ich einen grossen Fehler und treffe wieder meine Ex-Freundin. Die Gefuehle sind jedoch nur noch einseitig. Und dann werde ich noch krank. Eine Erklaeltung. Bei 39,8 Grad Fieber muss ich sogar den Arzt ins Hotel holen lassen. Ich fuehle mich noch waehrend Tagen total schlapp und dies in "Affoltern a.P. (am Pinatubo)", wo man eigentlich "Power" haben sollte. Zum Glueck lerne ich eine liebe junge "Krankenschwester" kennen, die mich bestens pflegt. Gerne haette ich die Festtage in Angeles verbracht. Ich bin jedoch nicht bereit, die Gebuehr von 2400 Pesos fuer eine Verlaengerung des Visums zu bezahlen. Die Wirtschaft leidet ja sonst schon schwer unter dem starken Rueckgang der Touristen, die Regierung macht aber nichts um die Touristen zu behalten. Ich kann mein Geld auch in Thailand ausgeben, die sind nicht so bloede. Es gibt auch Positives. Eine nicht benutztes Flugbillett wird mir zurueckerstattet. 207 US $! Kann man immer brauchen. Auch das Wiedersehen im Sunset Garden mit zahlreichen Kollegen hat mich sehr gefreut. Gefreut hat mich vor allem die Bekanntschaft mit Mr. Sunshine, einem 80-jaehrigen Schweizer. Ich hoffe, in seinem Alter auch nur annaehernd so aktiv sein zu koennen. Es bewahrheitet sich halt doch einmal mehr, dass junge Frauen einem jung erhalten!
7.01.2002
Fortsetzung folgt