M a b u h a y
Reisebericht aus Kambodscha und Vietnam (Teil 9)

Willy Blaser

Ueber's Ohr gehauen!
In weiser Voraussicht, meine geplante Kambodscha- und Vietnamreise und weitere nicht wieder alleine unternehmen zu muessen, hatte ich letzten Herbst im Globetrotter-Reisemagazin ein Inserat fuer eine Reisebegleitung aufgegeben. Einige Interessentinnen hatten sich via E-mail gemeldet, und im Prinzip sollte ich Mitte Februar jemanden in Bangkok treffen. Als ich dann aber ploetzlich nichts mehr hoerte, musste ich mich entscheiden, selber loszuziehen. Eigentlich schade, dass ich Thailand nach drei Wochen wieder verlassen wollte, wo ich doch nun mit dem Visa zwei Monate haette bleiben koennen. Drei Monate nach meinem Visa-Trip stand ich wieder an der Grenze zu Kambodscha, diesmal jedoch mit Rucksack. Das Visa gibt es noch immer fuer 20 $ in fuenf Minuten. In der Zwischenzeit wurde das Haeuschen der Immigration umgebaut, und auch der grosse Triumphbogen, der den Grenzuebertritt markiert, war fertiggestellt. Wenn man dem ganzen Treiben an der Grenze zuschaut, scheint man fast ins Mittelalter zurueckversetzt. Die Waren aus Thailand werden auf riesigen Karren mit Holzraedern, gezogen und gestossen von zwanzig Maennern, nach Kambodscha gebracht. Mit dem Uebertritt nach Kambodscha gilt fuer unserein wieder der normale Rechtsverkehr. Dass wir uns in Kambodscha befanden, verriet auch das von den Leuten getragene traditionelle karierte Tuche, das Krama. Nach Siem Raep wollten eigenartigerweise ausser zwei jungen Japanern und mir niemand. Alle wollten nach Battambang. Fuer eine Fahrt hinten auf einem Isuzu Pick-up wurden 12 $ und fuer einen Platz vorne neben dem Fahrer nochmals 12 $ verlangt. Dazu kam noch ein angeblicher Bruecken-Zoll, der auch noch einmal 12 $ kostete. Da ich von den katastrophalen Strassenverhaeltnissen nach Siem Raep gehoert hatte, zog ich es vor, vorne zu sitzen. Nach einer Stunde Wartezeit gesellte sich eine Gruppe von vier Japanern, zwei Schweden, einem Schweizer, einer Kanadierin und einer Thailaenderin zu uns. Die beiden Japaner, welche 12 $ bezahlt hatten, sassen nun ploetzlich auch in der Fahrerkabine mir Air-Condition, zwei weitere Passagiere bezahlten sogar nur 6 $! Von einem Bruecken-Zoll keine Rede mehr. Mit total 36 $ bin ich wohl ueber's Ohr gehauen worden. Haette ich mich vorher besser informiert, haette ich wissen muessen, dass man fuer eine Fahrt von der Grenze nach Siem Raep zwischen 6 - 9 $ zu bezahlen hat.

Geschichte einer Flucht
In Aranyaprathet befanden sich anfangs der 80er Jahre auch grosse Lager von kambodschanischen Fluechtlingen. Auch Frau Heng Chhit Sreng und ihre Familie, die ich spaeter in Biel kennen lernte, lebten dort eine Zeit lang in einem Lager bevor sie von der Schweiz aufgenommen wurden. Nachdem wir gemeinsam mit Freunden den erschuetternden Film "Killing Fields" gesehen hatten, erzaehlte sie mir ihre dramatische und nicht ungefaehrliche Flucht mit ihrem 2monatigen Sohn und ihren vier Toechtern Ende 1979 nach Thailand: "Zur Zeit, als die Vietnamesen anfangs Januar 1979 die Roten Khmers aus Phnom Penh vertrieben, wohnte ich mit meiner Familie in einem kleinen Dorf etwa 40-50 Km von der thailaendischen Grenze entfernt. Als wir die Nachricht im Radio hoerten, waren wir sehr gluecklich, endlich wieder frei zu sein. Doch es kam in der Umgebung des Dorfes immer wieder zu heftigen Gefechten und Schiessereien, sodass wir an einen sicheren Ort fluechten mussten. Wie viele andere Leute hatte ich in Heng Samrin kein Vertrauen, da er frueher selbst auch ein Roter Khmer war, bevor er nach Vietnam ueberlief. Ich hatte grosse Angst, dass man uns wieder nur falsche Hoffnungen machte. Nur zu gut konnte ich mich an all die Versprechungen erinnern, welche uns Sihanouk und Lon Nol verkuendeten. So gab es nur eins, die momentane Reisefreiheit auszunuetzen und zu fluechten. Im November 1979 fluechteten wir dann, meine vier Toechter, Mom (19), Heng (10), Ny (8), Nat (7) und mein juengster Sohn, Sophea (2 Monate) mit dem Allernotwendigsten mit einer kleinen Gruppe nach Thailand. Der Weg in dem von Minen uebersaeten Gelaende war aeusserst gefaehrlich. Viele Tote lagen bereits links und rechts des Weges. Man musste sehr vorsichtig hintereinander in den Fussstapfen des Vordermannes laufen. Ich war von der Niederkunft noch so sehr geschwaecht, dass ich der Gruppe nicht folgen konnte. Wir wurden zurueckgelassen und mussten die Nacht ganz alleine verbringen. Es regnete in dieser Nacht in Stroemen, die Muecken plagten uns sehr. Die Kinder weinten, mein kleinster Sohn schrie, da ich keine Milch geben konnte. Zum Glueck wurden wir am anderen Tag von einer nachfolgenden Gruppe eingeholt. Wir hatten nun auch kein Wasser und keine Nahrung mehr. In einem kleinen Dorf gelang es mir, im Tausch gegen einen goldenen Ring ein wenig dreckiges Wasser und altes Brot aufzutreiben. Einmal geriet unsere Gruppe auch in ein Gefecht zwischen den Roten Khmer und den Truppen Lon Nols. Dabei haette ich fast meine Tochter Ny verloren, welche erschoepft einige hundert Meter hinter uns herlief. Ich liess meine Kinder in der Gruppe, rannte zurueck und fand sie gluecklicherweise heil. Am 3. Tag erreichten wir das Lager Khai Dan an der thailaendischen Grenze. Ich war voellig erschoepft und brach zusammen. Am 23. Dezember 1979 holte uns dann das Internationale Rote Kreuz hinueber nach Thailand. Wir waren uebergluecklich, es geschafft zu haben. Da meine aelteste Tochter das Glueck hatte, bald darauf als Fluechtling von der Schweiz aufgenommen zu werden, stellten wir das Gesuch, ebenfalls in die Schweiz einreisen zu duerfen. Am 28. Mai 1982 trafen wir dann alle in der Schweiz ein" In der Zwischenzeit haben alle Kinder die Schulen in Biel besucht, stehen zum Teil in Ausbildung oder sind bereits verheiratet. Doch noch immer ist die Familie nicht vereint. Frau Chhit erhielt kuerzlich Bericht vom IKRK, dass die Spuren ihres seit 30 Jahren vermissten aeltesten Sohnes in die USA gehen und man derzeit versucht, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen.

Auf der Nationalstrasse 6
In der Regenzeit braucht man von der thailaendischen Grenze nach Siem Raep nicht selten mehr als 24 Stunden. Unser Isuzu schaffte die 167 Kilometer in 6 Stunden. Sechs Stunden Slalom auf einer miserablen Strasse, die uns zu einer der beruehmtesten, gewaltigsten, beeindruckendsten und wichtigsten Sehenswuerdigkeit nicht nur von Kambodscha, sondern vielleicht von ganz Asien fuehren sollte, nach Angkor. Den Fahrer, den ich auf 19jaehrig geschaetzt hatte, jedoch schon 26 war, stoerten scheinbar die Strassenverhaeltnisse keineswegs. Was soll's, wenn man die Strecke wie er fast taeglich faehrt. Singend zirkelte er den Isuzu um die unzaehligen riesigen Schlagloecher. In Sisophon, nach 50 Kilometern, hielten wir kurz an, um die "Ladung" hinten zu kontrollieren. Die fuenf Personen sahen schon recht durchgeschuettelt aus und waren vom Staub gezeichnet. Nun, es waren ja nur noch 117 Km zurueckzulegen, das werden die wohl auch noch schaffen. Ueberall winkten uns Kinder mit breitem Lachen zu. Unterwegs kamen uns auch allerlei Transporte entgegen, der lustigste war derjenige einer alten Frau, die eine Sau ruecklings auf dem Gepaecktraeger ihres Fahrrades festgebunden hatte. Ab und zu wird die schnurgerade Strasse von heiklen Brueckenpassagen unterbrochen. Allmaehlich naeherte sich die Sonne in unserem Ruecken der Erde. Von goldgelb verfaerbte sie sich in eine dunkelrote Kugel. Ploetzlich war es dunkel. Als es ploetzlich aufhoerte zu schuetteln, wies unser Fahrer darauf hin, dass wir beim Flughafen von Siem Raep angekommen waren. Wie es so ueblich ist, werden die Touristen zu einem Hotel eines Familienangehoerigen oder eines Freundes gefahren. Unsere Fahrt endete im Friendly Guest House. Gluecklich, den schwierigsten Teil meiner Reise hinter mich gebracht zu haben, stuermte ich nicht lange herum und bezog das vorgeschlagene Zimmer fuer 10 US $. Fuer die anderen, vor allem die Japaner, war es zu teuer.

Angkor
Angkor
Das Wunder von Angkor
Im Vergleich zu Angkor erscheinen viele der Sehenswuerdigkeiten, Baudenkmaeler oder archaeologischen Ausgrabungsstaetten andernorts auf der Welt als Belanglosigkeiten. Nachdem in den vorangegangenen Jahrhunderten das Gebiet um das Mekon-Delta und die kambodschanische Zentralebene unter der Oberhoheit des Koenigreiches Java (im heutigen Indonesien) gestanden hatte, erklaerte der am Hof der javanischen Sailendra-Dynastie geborene und aufgewachsene Khmer-Prinz Jayavarmann II die von den Khmer besiedelten Gebiete im Jahr 802 als unabhaengig von Java und gruendete damit das Angkor-Reich der Khmer. Angkor war vom 9. Jahrhundert bis 1431 Hauptstadt eines Reiches, das in seiner Bluetezeit den groessten Teil Suedost-Asiens umfasste, vom heutigen Burma bis ins heutige suedliche Vietnam, von der suedchinesischen Provinz Juenan bis tief in die Malaiische Halbinsel. Die Tempel von Angkor sind ueberwaeltigend, nicht verwunderlich, dass die Touristen in Massen hierher stroemen. Es gibt in der Zwischenzeit Direktfluege aus Phnom Penh, Bangkok, Ho Chi Minh City und aus Singapore nach Siem Raep. Der Eintritt in der H?he von 20 $ ist zwar recht teuer, aber der Besuch ist lohnenswert. Irrtuemlicherweise wird haeufig die gesamte Sehenswuerdigkeit als Angkor Wat bezeichnet. Doch Angkor Wat ist eigentlich nur eine einzelne Tempelanlage innerhalb des Gesamtkomplexes von vielen anderen, wenn auch die beeindruckendste. Angkor wurde in einem Zeitraum von etwa 30 Jahren Mitte des 12. Jahrhunderts von Koenig Suryavarman II gebaut (siehe Foto Angkor/1). Angkor ist baulich in einem besserem Zustand als viele der anderen Tempel, dies wahrscheinlich weil er schon vor der siamesischen Eroberung im Jahr 1431 zum buddhistischen Tempel umfunktioniert und auch danach weitergefuehrt wurde. Etwa einen Kilometer noerdlich von Angkor Wat liegt Angkor Thom, die innere Koenigsstadt, die Ende des 12. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Koenig Jayavarman VII gebaut wurde, nachdem Angkor kurz zuvor von den moslemischen Chams erobert und gebranntschwarzt wurde (siehe Foto Angkor/2). Die Anlage ist in Form eines Quadrates gebaut, in dessen Mitte sich die Anlage von Bayon, ein kolossaler zentraler Tempel, befindet. Angkor Thom ist von einem acht Meter hohen Wall eingegrenzt, welcher in Nord-Sued- und in Ost-West-Richtung verl?uft. Jeweils genau in der Mitte jedes Walles befindet sich ein Eingangstor. Wunderschoene Fresken stellen den Kampf zwischen den Khmer und den Chams - an ihrer Kopfbedeckung zu erkennen, dar (siehe Foto Angkor/3). Riesige in Stein gehauene Gesichter stellen Jayavarmann VII dar, welcher die Stadt ueberblickt und die Nation schuetzt. Der Niedergang des Angkor-Reiches dauert einige Jahrzehnte. Im Westen werden thailaendische Koenigreiche zur dominierenden Macht, im Osten vietnamesische. Als kleiner Pufferstaat geraet Kambodscha mal in die Abhaengigkeit von den Thais, mal in die Abhaengigkeit von den Vietnamesen. Nachdem wieder einmal die Thais das Khmer-Reich erobert hatten, raeumten die Khmer 1432 ihre Hauptstadt Angkor, welche in der Folge vom Dschungel ueberwuchert wird. So wie der franzoesische Naturforscher Henri Mouhot die Ruinen bei seiner Entdeckung 1860 vorfand, so praesentiert sich heute der "Dschungeltempel" Ta Phrom (siehe Foto Angkor/4). Der Tempel scheint seit ueber 100 Jahren einen Kampf mit der Natur zu fuehren. Wurzeln der riesigen Banyan-Baeume haben die Anlage befallen und halten sie im Wuergegriff wie eine Anaconda ihre Beute. 1993 wurde Angkor von der UNESCO in die Liste der World Heritage aufgenommen. In den vergangenen fuenf Jahren wurden mehr als 5 Mio $ jaehrlich fuer die Rettung und Restaurierungen gespendet, wobei Japan der groesste Donator war. Leider wurden die Tempel nach ihrer Entdeckung nicht vor Pluenderung verschont. Auch zur Zeit der Herrschaft der Roten Khmer wurden sie stark beschaedigt. Nach dem Buergerkrieg waren Sammler aus der ganzen Welt "scharf" auf Ware von Angkor, und es entwickelte sich ein richtiger Handel. Die Kambodschaner, die dringend Geld brauchten, unterschaetzten leider ihr nationales kulturelles Erbgut.Thailaendische Haendler, wissend um den Wert der Gegenstaende, kauften diese dreckbillig und verkauften sie fuer ein Vermoegen. Einige der schoensten Statuen konnten gerettet werden und sind heute im Nationalmuseum von Phnom Penh zu bewundern. Auf einer Flaeche von ca. 230 Km2 sind etwa 50 Tempel zu besichtigen. Am besten mietet man sich fuer den Besuch der Anlage einen Toefffahrer fuer 3 $ im Tag. Man kann auch Velos mieten, doch aufgepasst, man sollte die Hitze und die Distanzen nicht unterschaetzen.

Das Kinderspital von Dr. Richner
Auf dem Weg nach Angkor faehrt man am Kinderspital von Dr. Richner vorbei. Gleich daneben steht das kuerzlich neu erstellte Hotel Sofitel. Als ich gegen 09.00 Uhr beim Suedtor von Angkor Thom ankam, war ich enttaeuscht. So viele Touristen, hauptsaechlich Japaner. Erst jetzt kam mir in den Sinn, warum mir alle Travellers am Vorabend geraten hatten, moeglichst frueh zu starten. Junge Postkartenverkaeuferinnen stuerzten sich fast aggresiv auf die Neuankoemmlinge und schienen beleidigt, wenn man ihnen nichts abkaufte. Als ich mit einer 14jaehrigen gewohnheitshalber thailaendisch sprach, wies sie mich zurecht und belehrte mich, dass wir hier in Kambodscha und nicht in Thailand waren! Ich musste eine halbe Stunde warten, ehe sich die Masse verzog und ich meine erste Foto "schiessen" konnte. Viele dieser Touristen logieren in extravaganten Hotels und bezahlen fuer eine Uebernachtung zwischen 100 und 350 $! Ein Paradox in einem so armen Land wie Kambodscha, eine Absurditaet, wie es der Schweizer Arzt Dr. Beat "Beatocello" Richner, der die drei Kinderspitaeler Kantha Bopha Hospitals fuehrt, im "The Cambodia Daily" vom 26.2.2001 (siehe Foto Artikel) bezeichnet. Jaehrlich werden in den drei Spitaelern 400'000 Konsultationen von kranken Kindern durchgefuehrt, 30'000 schwerkranke Kinder hospitalisert, 3'600 chirurgische Eingriffe und 100'000 Impfungen durchgefuehrt. Tagtaeglich werden in den Spitaelern 60 Medizinstudenten sowie junge Aerzte in P?diatrie, Kinderchirurgie und Anaesthesie ausgebildet. Die Kosten betragen jaehrlich 9 Mio $, welche ausschliesslich durch Spenden finanziert werden. Dazu traegt Dr. Richner hoechstpersoenlich bei. Jeden Samstagabend organisiert er ein Konzert und spielt Cello von J.S. Bach. 50% des Budgets werden fuer Medikamente ausgegeben, 30% fuer die Loehne des 865 umfassenden kambodschanischen Personals, 20% fuer medizinisches Material, Sauerstoff, Strom, Wasser etc. Lediglich 5 % wird fuer administrative Angelegenheiten benuetzt. Wer mehr ueber die Aktivitaet von Dr. Richner erfahren moechte, suche seine Homepage unter http://www. beat-richner.ch
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Das Naturwunder vom Tonle Sap
Fuer die Weiterreise nach Phnom Penh gibt es ausser dem Flug zwei Moeglichkeiten: entweder man nimmt den Bus, der fuer die 315 Km in die Hauptstadt gegen 10 Stunden braucht, oder dann die Fahrt mit dem Expressboot, welche nur 6 Std dauert. Scheinbar noch von der Fahrt von der thailaendischen Grenze abgeschreckt, waehlen die meisten der Travellers die 25 $ teure Bootsfahrt. Morgens um 06.00 Uhr wurde ich von einem Pick-up in meinem Guesthouse abgeholt. Nachdem ich ja nach Siem Raep einen sehr teuren aber komfortablen Sitz hatte, bekam ich nun gratis ein Muster, wie es hinten zu sitzen ist. Als Letzter wurde ich einfach auf den ueberfuellten Pick-up obendrauf geladen. In der Regenzeit ist die Anlegestelle der Boote am Tonle Sap See etwa 12 Km von Siem Raep entfernt, in der Trockenzeit, wenn sich der See zurueckbildet, geht es einige Kilometer laenger. Die 3/4 Std. auf einer wiederum katastrophalen und staubigen Strasse waren auf jeden Fall lang genug. Noch fast unangenehmer als der Staub war der Gestank der im Freien getrockneten Fische. Der Tonle Sap liegt ungefaehr in der Mitte des Landes und misst 160 Kilometer in der Laenge und 36 Kilometer in der Breite. Waehrend der Trockenzeit hat der Tonle Sap eine Ausdehnung von 3'000 Quadratkilometern, bei einer Tiefe von nur einem Meter. Waehrend der Regenzeit vergroessert sich die Flaeche auf 10'000 Quadratkilometer. Der Tonle Sap bietet ein reichliches Angebot an Fischen. Ueber Jahrhunderte war es den Menschen am See moeglich, zehn Tonnen Fisch auf einem Quadratkilometer zu fangen und damit die Bevoelkerung zu versorgen. Die Hydrologie von See und Fluss ist ein auf der Welt einmaliges Wunder. In der Regenzeit, wenn der Mekong Hochwasser fuehrt, kehrt die Stroemung des Tonle Sap und fuellt damit den See. Der See ist dann das groesste Frischwasserreservoir in ganz Suedostasien. In dieser Zeit tritt er ueber die Ufer, dringt in die umliegenden Waelder ein und bedeckt die Reisfelder mit einem fruchtbaren Schlamm. Der See ist so gross, man waehnt sich richtiggehend auf dem Meer. Nach etwa drei Stunden Fahrt hielt das Boot an und zwei Touristen stiegen in ein kleineres Boot um. Wo die wohl hinwollten? Der See wurde nun immer schmaler, und schon bald ging die Fahrt auf dem Fluss Richtung Phnom Penh weiter. Mitten im "Kakao" standen die Motoren ploetzlich still. Panne ? Kein Benzin mehr ? Das Boot trieb backbord auf die Boeschung zu. Mit langen Bambusstangen wurde es rueckwaerts wieder in die Mitte des Flusses gestossen. Alle schauten dem Manoever mit fragenden Blicken zu. "No problem" meinte einer der Bootsjungen und effektiv, kurz darauf ging die Fahrt weiter. Scheinbar musste einer Sandbank ausgewichen werden (siehe Foto Tonle).
Tonle
Tonle

Eine Passfoto und 65 $
Erfahrene Traveller wissen natuerlich, dass man auf einem Boot nicht hinten sitzen sollte. Wie die meisten wollte auch ich die Fahrt auf dem Dach des Bootes geniessen. Nach einer halben Stunde Fahrt war ich bereits klatschnass. Zum Glueck drehte spaeter der Wind. Die Fahrt war ueber weite Strecken ereignislos. Wie ueberall warten am Pier in Phnom Penh zahlreiche Schlepper auf die Touristen. So liess ich mich in ein Hotel in der Naehe des Nationalmuseums fuehren. Anscheinend war ich in einem anstaendigen Hotel abgestiegen (10 $), denn diesmal fragte mich kein Mensch, ob ich eine "Lady" haben moechte. Mein Aufenthalt sollte von kurzer Dauer sein. Das Einzige, was ich benoetigte, war das Visum fuer Vietnam sowie das Busticket fuer die 250 Km lange Fahrt nach Saigon. Beides war gleich leicht zu bekommen. Minibusse fahren jeden Morgen um 07.00 fuer 10 $ nach Saigon. Fuer das Expressvisa musste ich nicht einmal ein Formular ausfuellen. Eine Passfoto und 65 $ genuegten. Am naechsten Nachmittag konnte ich meinen Pass auf dem Reisebuero bereits wieder abholen. So blieb mir Zeit, die Stadt zu Fuss zu entdecken. Da ich schon zweimal hier war, konnte ich mir etliche Sehenswuerdigkeiten ersparen. Maerkte sind jedoch immer interessant zu besuchen. Der Zentralmarkt (Psah Thmei) ist mit seinem einmaligen architektonischen Bau das Wahrzeichen der Stadt. Im Fruechtemarkt habe ich auch eine neue Frucht entdeckt, die Drachenfrucht (siehe Foto PP/1). Beliebt ist auch der russische Markt, in welchem allerlei alte Sachen zu finden sind. Beim Besichtigen der Stadt faellt auf, dass die Ministerien und alle oeffentlichen Gebaeude lustigerweise auch in franzoesischer Sprache angeschrieben sind. Angenehm war vor allem, in den zahlreichen Cafes und Restaurants an der Promenade entlang des Tonle Sap zu sitzen und dem Treiben zuzuschauen. Kinder spielen mitten in der Stadt splitternackt auf der Strasse. Obwohl der Riel die offizielle Landeswaehrung ist, sind die Preise ausschliesslich in US $ angegeben. Man kann aber auch ohne weiteres in thailaendischen Baht bezahlen. Die Bangkok Post wird von Zeitungsjungen ausgetragen, als ob man in Thailand selber waere. Die enorme Hitze bewog mich auch dazu, einen Strassencoiffeur aufzusuchen (siehe Foto PP/2). Laestig waren wiederum die zahlreichen an jeder Strassenecke wartenden Toefffahrer. Jeder will dich irgendwohin bringen und jeder weiss, wo es Bordelle hat. Dreizehn-, vierzehn-, fuenfzehnjaehrige Maedchen werden Dir offen angeboten. Als ich erwiderte, dies sei ja strafbar, meinte er "kein Problem, das Bordell gehoert einem Polizisten!" Da wird soviel ueber den Sextourismus in Thailand geschrieben und berichtet, was hier passiert, das ist dann echte Sexsklaverei. Abgesehen von einigen Boulevards gibt es in Phnom Penh abends keine Strassenbeleuchtung. Die Seitengassen sind stockdunkel, und man muss staendig acht geben, nicht ueber die zahlreichen Schlagloecher zu stolpern. Die Aermsten schlafen auf dem Trottoir und basteln sich Zelte aus Tuechern. Noch schnell zum Fruehstueck einen Cafe au lait, ein knuspriges Baguette mit Butter und Konfituere beim Capitol Guest House und um Punkt 07.00 Uhr fuhren wir los. Die Nationalstrasse Nr. 1 war, wie nicht anders zu erwarten war, schlecht. Die sich im Bau befindliche Strasse wurde nun zusehends schlechter. Es war fast mehr eine Piste als eine Strasse. Die einzigen Strassenschilder, die ich bis jetzt in Kambodscha erblickt hatte - "Reduce speed" - forderten den Fahrer auf, die Fahrt zu verlangsamen. Als ob man auf solchen Strassen ueberhaupt schneller als 30 Std/Km fahren kann! Der einzige Lichtblick dieser Fahrt waren die wunderschoenen Teiche mit bluehenden weissen und rosa Lotusblumen. Nach zwei Stunden erreichten wir den Mekong-Fluss, der auf einer Faehre ueberquert werden muss. Die Busse hielten noch nicht, schon rannte eine Schar von Verkaeuferinnen mit gekuehlten Softdrinks in Styroporboxen und mit Koerben auf uns zu. Man konnte kaum aus dem Bus steigen, dermassen herrschte ein Gedraenge. Alle wollten etwas verkaufen. Nach etwa 20 Minuten Wartezeit war die Faehre vom anderen Ufer angekommen. Ein Strom von Fahrzeugen, Motorraedern, Velos, Karren und Menschen zog an uns vorbei. Auf ein Zeichen des Polizisten waren wir an der Reihe. Das Ganze dauerte knapp zehn Minuten, und schon setzten wir auf die andere Seite hinueber. Nach zwei weiteren Stunden gab es Lunch in einem kleinen Strassenrestaurant. Als Auswahl gab es 78 Menus, alle zum selben Preis von 1 $. Eine weitere Stunde durch eine weite Landschaft von Buripalmen gelangten wir endlich an die Grenze (siehe Foto PP/3).
PP
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Good afternoon Vietnam
Um 14.00 Uhr war es soweit. Zu Fuss ueberquerte ich die Grenze nach Vietnam. Die Grenzformalitaeten hielten sich im Rahmen. Dennoch brauchte es ganze zwei Stunden, bis alle 49 Touristen abgefertigt waren. Wie schon beim Grenzuebertritt nach Kambodscha blieb die Zeit gleich wie in Thailand. Die Moneychangerinnen (Geldwechsler) stuerzten sich auf die Neuankoemmlinge. Fuer einen US Dollar wurden 14'400 vietnamesische Dong angeboten (in Saigon gibt es 100 Dong mehr). Auf vietnamesischer Seite wurden wir von neuen Bussen abgeholt. Man versicherte uns, dass die Strassen in Vietnam sehr gut seien und es bis Saigon nur noch 2 1/2 Stunden dauern wuerde. In der Tat, schon nach wenigen Metern aenderte sich das Bild total. Waren wir noch vor kurzem durch eine trostlose, fast menschenleere Gegend gefahren, war auf vietnamesischer Seite Leben los. Auffallend der Wall von Fernsehantennen auf den Haeusern. Auffallend auch, wie es gleich nach dem Grenzuebertritt ueberall weite gruene Reis- und Maisfelder gab. Es sei bei dieser Gelegenheit daran erinnert, dass Vietnam weltweit der zweitgroesste Reisexporteur ist. Unuebersehbar auch die Frauen in ihren wunderschoenen weissen traditionellen Kleidern, dem Ao Dai, sowie den konischen Hueten, den Non La. Auf der Fahrt nach Saigon schienen uns Hunderttausende Velo- und Toefflifahrer entgegenzukommen. Die Hupe funktionierte ununterbrochen. Aufgefallen auf der Strecke nach Saigon auch die vielen Flaggen mit dem gelben Stern auf rotem Grund. Fast jedes 3. Haus schien mit der Nationalflagge Vietnams beschmueckt zu sein. An den oeffentlichen Gebaeuden weht zusaetzlich die Flagge mit Hammer und Sichel, ein unverkennbares Zeichen, dass wir uns in einem kommunistischen Land befanden. Ungewoehnlich auch die vielen Propagandatafeln an den Strassenkreuzungen. Es war schon dunkel, als wir in der Naehe des World Hotel im Touristenviertel abgesetzt wurden. Saigon oder Ho Chi Minh City (etwa 7 Mio Einwohner), wie sie heute genannt wird, ist eine faszinierende Stadt. Als Saigon 1859 von Frankreich erobert wurde, war sie spaeter Hauptstadt der Kolonie Cochinchina. Westlich der Innenstadt, im Bezirk 5, liegt das riesige chinesische Viertel Cholon, mit etwa einer halben Million Chinesen die groesste chinesische Siedlung in Vietnam. Viele Gebaeude Cholons sind in einer charakterischen Mischung aus chinesischem und franzoesischem Stil erbaut worden. Im Bezirk 1 der Innenstadt sind ebenfalls zahlreiche Gebaeude in franzoesischer Kolonialarchitektur zu sehen, so das zwischen 1901 und 1908 erbaute Hotel de Ville, welches zum markantesten Wahrzeichen der Stadt zaehlt (siehe Foto Saigon/1). Auch das Hauptpostamt (1866-1891) sowie die gleich nebenan stehende Cathedrale de Notre Dame (1877-1883) sind einen Besuch Wert (siehe Foto Saigon/2). Zur absolut faszinierendsten Sehenswuerdigkeit Saigons gehoert der Wiedervereinigungspalast, der Hoi Truong Thon Nhat Palast (siehe Foto Saigon/3). Er ist das Gebaeude - damals Unabhaengigkeitspalast oder Praesidentenpalast genannt - zu dem am Morgen des 30. April 1975 die ersten kommunistischen Truppen fuhren. Nachdem die Panzer 390 und 843 der Panzerdivision 203 in einer dramatischen Szene, die von Fotoreportern festgehalten und in der ganzen Welt gezeigt wurde, das schmiedeeiserne Tor durchbrochen hatten, rannte der Kompagniekommandant des Panzers 843 in das Gelaende, um auf dem Balkon des 4. Stockes die Fahne des Vietcongs zu entrollen. Um 11.30 Uhr endete an diesem Tag die Existenz der Republik Vietnam und auch ein 30jaehriger grausamer Krieg. Der Palast ist aber auch wegen seiner beeindruckenden modernen Architektur und anderseits wegen des unheimlichen Gefuehls, das den Besucher beim Durchschreiten der einzelnen der 95 Raeume erfasst, in denen vor etwas mehr als 25 Jahren Maenner eine so kolossale Macht ausuebten. Am interessantesten ist wohl der Keller mit seinem Netzwerk aus Tunneln, der Telekommunikations- und Kommandozentrale. Das Gebaeude ist fast im Originalzustand vom 30. April 1975 erhalten worden. In der Gartenanlage, etwas versteckt, steht der Panzer 843 sowie der Duesenjaeger F5-E, mit welchem der Palast am 8. April 1975 von einem abtruennigen Piloten der suedvietnamesischen Luftwaffe bombardiert wurde. Von den zahlreichen Museen ist das Museum der Kriegsverbrechen das Museum in Saigon, das die meisten Besucher anzieht. Auf dem Museumsgelaende ist verschiedenartiges US-Waffenmaterial ausgestellt, darunter auch ein F-5A Duesenjaeger, ein UH-1H Transporthelikopter und eine A-1 Douglas Skyraider. Saigon gilt vor allem fuer viele asiatische Touristen als Einkaufsparadies. Die Chinesen sind Weltmeister im "Kopieren". Einer der beliebtesten Artikel sind CD's, welche fuer 1 $ verkauft werden. Meinen ersten Ausflug in die Innenstadt (immer wacker zu Fuss) musste ich nach 1 1/2 Std. abbrechen. Ein ploetzlicher unheimlicher Druck im Magen-Darm-Trakt veranlasste mich, schnellstens ins Hotel zurueckzukehren.
Saigon
Saigon

Ein schrecklicher Irrtum
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich und vermutlich auch die meisten von uns 1972 die Weihnachtsbombardierungen von Nordvietnam im Fernsehen mitverfolgten und dabei dem Vorgehen der Amerikaner mit Genugtuung zustimmten. Wie sind wir doch damals und sind es wahrscheinlich heute noch in anderen Konflikten von den Medien so einseitig und unsachlich ueber die wahren Gruende des Krieges orientiert worden. Dabei kaempfte Ho Chi Minh und spaeter die Nordvietnamesen doch nur um die Unabhaengigkeit ihres Landes und um das Recht, die vereinbarten Wahlen durchzufuehren. Im Nachhinein ist es jedoch immer leicht zu kritisieren. Um die Entscheide und das Handeln der US-Regierung zu verstehen, muss man sich daher ebenfalls in die damalige politische Lage der Amerikaner versetzen koennen. Fuer dieses Unwissen und Unrecht gegenueber dem vietnamesischen Volk empfinde ich jedoch ein schlechtes Gewissen. Doch der Krieg ist vorbei, auch fuer die Vietnamesen selber. Die Leute, im Sueden zumindest, haben keinerlei Hass auf westliche Auslaender. Die Zukunft des Landes hat Vorrang. Bedenklich ist allerdings, dass es scheinbar bei uns zu Hause noch immer Leute gibt, die in Ho Chi Minh den "boesen" Mann sehen. Als ich vor einigen Jahren ein HCM T-Shirt trug, wurde ich sogar verbal beschimpft. Es liegt mir daher sehr daran, die wichtigsten Ereignisse, die zu diesem Krieg gefuehrt haben, zusammenzufassen, wobei ich keinen Anspruch auf Vollstaendigkeit erhebe. Im Gegensatz zu allen uebrigen Laendern Indochinas stand Vietnam seit Beginn unseres Jahrtausends unter der Herrschaft Chinas. Dass das vietnamesische Volk nicht vollends vom uebermaechtigen Nachbarn unterworfen wurde, ist nur dem Widerstand der noerdlichen Provinzen von Tonking zu verdanken. Zahlreiche Helden stammen aus dieser Zeit, so die beiden Schwestern Trung, welche sich im Jahre 40 n.Chr. unter Aufopferung ihres Lebens den Chinesen widersetzten. Einer der Hoehepunkte dieses Abwehrkampfes war der Sieg gegen den Mongolenkaiser Kublai Kan, welcher im 13. Jahrhundert beim Fluss Bac-Nang durch eine Kriegslist von Trang Hung Dao zurueckgeschlagen wurde. 1516 landeten in Danang und Faifo die ersten Europaeer. Es waren portugiesische Seefahrer. Ihnen folgten franziskanische Missionare, Jesuiten, englische und hollaendische Haendler. Einer der beruehmtesten Missionare war der franzoesische Jesuit Alexandre de Rhodes (1591-1660). 1789 fuehrte Quang Trung einen Feldzug an, in dem ein chinesisches Invasionsheer von 200'000 Mann bei Hanoi vernichtend geschlagen wurde. Diese heldenhafte Schlacht wird heute noch als einer der groessten Siege in der Geschichte gefeiert. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts haben die meisten europaeischen Haendler das Land jedoch wieder verlassen, da sich der Handel mit Vietnam als nicht besonders gewinnbringend erwies. Die Missionare aber blieben. Im Sueden draengte Nguyen Anh, dessen Truppen von franzoesischen Abenteuern ausgebildet wurden, vor. 1802 ernannte er sich zum Kaiser Gia Long. Als er Hanoi einnahm, war Vietnam seit zwei Jahrhunderten zum ersten Mal vereint. Hue wurde die neue Hauptstadt des Landes. Fuer den Hof von Hue unter Kaiser Gia Long war die Praesenz der Franzosen in Vietnam ein Weg, um der erdrueckenden Vorherrschaft der Chinesen ein Gegengewicht zu setzen. Die franzoesischen Missionare zoegerten nicht, sich aktiv fuer ein staerkeres politisches und militaerisches Engagement in Vietnam einzusetzten, um ihr Ziel, die Bekehrung ganz Asiens zum Katholizismus, zu erreichen. Der Sohn von Gialong, Kaiser Minh Mang, stand dem Katholizismus aeusserst feindselig gegenueber. Er betrachtete ihn als Bedrohung fuer den konfuzianischen Staat. Sieben Missionare und eine unbekannte Zahl vietnamesischer Katholiken wurden in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts hingerichtet. Das brachte die franzoesischen Katholiken in Aufruhr, die darauf hin ihre Regierung zu einer Intervention in Vietnam aufforderten. 1859 nahmen die Franzosen Saigon ein, und im Juni 1862 musste Vietnam den Franzosen das oestliche Cochinchina gegen eine Bezahlung von 4 Mio Francs ueberlassen. Die naechste Intervention fand 1872 mit der Eroberung und Besetzung von Hanoi statt. 1883 griffen die Franzosen Hue an und zwangen dem kaiserlichen Hof ein Protektoratsabkommen auf. Mit der Ausrufung der Indochina-Union 1887 - bestehend aus Tonking, Annam, Cochinchina, Laos, Kambodscha und dem Hafen von Kwangchuan - endete das Bestehen des unabhaengigen Staates von Vietnam. Mit dieser Intervention stoppten die Franzosen auch die im Verlaufe der letzten Jahrhunderte systematische Eroberung und Kolonisation des Koenigreiches der Champa in Cochinchina sowie die voellige Aufteilung des Khmer-Reiches durch die Vietnamesen. Die franzoesischen Kolonialbehoerden fuehrten ambitioese Bauvorhaben aus. Sie bauten die Eisenbahnstrecke Saigon - Hanoi, Haefen, Bewaesserungs- und Drainage-Systeme sowie Deiche. Um die Projekte zu finanzieren, wurden von den Bauern immer hoehere Steuern verlangt. Fast ein Jahrhundert lang hatte Frankreich seine Kolonie nach eigenen Vorstellungen gepraegt. Aus wohlwollenden Protektoren wurden die Franzosen bald zu machtbewussten Fremdherrschern. Das Volk wurde in den Plantagen und den Kohlengruben ausgebeutet. Die Franzosen tolerierten keinerlei Auflehnung gegen ihre Herrschaft, Aufstaende wurden erbarmungslos niedergeschlagen. Der Kaiser wurde von der franzoesischen Kolonialmacht zur Marionette degradiert. Es formierten sich Partisanentrupps, der bewaffnete Widerstand begann. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges besetzten die Japaner die franzoesische Kolonie und zwangen dem franzoesischen Generalgouverneur ihre Truppenpraesenz auf, tolerierten jedoch das Fortbestehen einer franzoesischen Kolonialverwaltung . Erst als sich der 2. Weltkrieg in Europa seinem Ende naeherte, konzentrierten sich die USA auf den Fernen Osten. Das Office of Strategic Services (OSS), die Vorlaeufer-Organisation der CIA, hatte die Aufgabe, mit Sabotageoperationen hinter den feindlichen Linien den Japanern moeglichst viel Schaden zuzufuegen. Durch ein Geheimdienstnetz mit Sitz in Kunming in China hatten die Amerikaner Morseverbindung mit franzoesischen Agenten, welche ihnen Informationen ueber japanische Truppenbewegungen uebermittelten. Nachdem die Operationen Wirkung zeigten und die Air Force immer haeufiger ihre Bomben ins Ziel trafen, entschlossen sich die Japaner, nicht laenger tatenlos zuzusehen. Nach einem Staatsstreich gegen die franzoesische Marionettenregierung am 9. Maerz 1945 internierten die Japaner das gesamte Verwaltungspersonal. Japanische Soldaten patroullierten in den Strassen von Hanoi und Saigon. Aus dem befreiten Paris forderte General De Gaulle die Franzosen in Indochina zum Widerstand auf. Alle Sympathisanten De Gaulles wurden daraufhin verhaftet, einschliesslich der Agenten der OSS. Das Nachrichtennetz brach zusammen. Die Amerikaner mussten sich sofort etwas einfallen lassen. Da ergab es sich, dass ein Vietnamese eben einen amerikanischen Piloten gerettet hatte, der im Dschungel Indochinas abgestuerzt war. Er hatte ihn durch 300 Meilen japanisches Gebiet in Sicherheit gebracht. Offensichtlich war dieser Vietnamese also den Alliierten freundlich gesinnt und hatte eine Menge Freunde. Der Mann hiess Ho Chi Minh. Als Fuehrer der Vietminh organisierte er gleichermassen den Kampf gegen den japanischen Imperialismus und fuer die Unabhaengigkeit gegenueber Frankreich. Dies schien der richtige Mann zu sein. Obwohl der franzoesische Geheimdienst die OSS vor dem Kommunisten Ho Chi Minh warnte, kuemmerte sich das Hauptquartier der OSS nicht darum, ob er Kommunist war oder nicht. Wichtiger schien ihnen, dass so schnell wie moeglich jemand gefunden werden musste, zudem sollte man aufhoeren, sich Sorgen ueber den Kommunismus zu machen, denn schliesslich waren die Sowjetunion ja die Alliierten der USA. So kam es zu einer Allianz mit Ho Chi Minh. Ho wusste, dass der amerikanische Praesident Roosevelt ein deklarierter Gegner der franzoesischen Kolonialpolitik war und ihm die Grausamkeiten der Franzosen missfiel. Dies machte ihn in Ho's Augen zum Freund. Unter dem Decknamen "Luzius" uebermittelte Geheimagent Ho Chi Minh der Zentrale in Kunming verschluesselte Berichte ueber japanische Truppenbewegungen. Als Gegenleistung lieferte die OSS militaerische Unterstuetzung. Nach intensivem Training war Ho Chi Minh's Vietminh im Sommer 1945 bereit fuer den Kampf mit den Japanern. Am 6. August veraenderte sich die Lage schlagartig. Japan kapitulierte. Keine Woche nach dem Abwurf der Atombombe ueber Hiroshima war vergangen, da war Ho's Guerilla-Armee schon auf dem Weg nach Hanoi. Vor einer begeisterten Menge rief er am 2. September 1945 die "Demokratische Republik Vietnam" als unabhaengigen Staat aus. Kaiser Bao Dai musste sich Ho-Chi-Minh unterordnen. Er dankte ab und ging ins Exil. Zur gleichen Zeit fand in Washington ein Rollenwechsel im Weissen Haus statt. Im Gegensatz zu Roosevelt teilte Praesident Trumann die prosowjetische Leichtglaeubigkeit seines Vorgaengers nicht. Man befuerchtete, dass die prowestlichen Staaten Suedostasiens eine nach der anderen unter kommunistischen Einfluss geraten und damit die Sicherheit der USA und der westlichen Welt bedrohen koennte. Man sprach von der Theorie des "Domino-Effektes", die von einem weltweiten kommunistischen Komplott ausging mit dem Ziel, durch Anzettelung verschiedener "Befreiungskriege" eine Regierung nach der anderen zu stuerzen. Die Forderung De Gaulles nach einer Wiederbesetzung Indochinas durch Frankreich stiess bei Truman auf Verstaendnis. Am Potsdamer Abkommen wurde die Entwaffnung der Japaner durch die Alliierten geregelt. Die Briten sollten die Zone unterhalb, die Chinesen des Kuomintang die Zone oberhalb des 16. Breitengrades kontrollieren. Der Einmarsch der Kuomintang-Chinesen, welche unerbittliche Gegner des Kommunismus sind, war ein Rueckschlag fuer die Anhaenger Ho-Chi-Minh's. Im Maerz 1946 landete ein franzoesischer Flottenverband in der Bucht von Halong und besetzte Hanoi. Leclerc vertrat gegenueber den Forderungen Ho Chi-Min's, einen eigenen vietnamesischen Staat im lockeren Verbund mit Frankreich zu bilden, eine liberale Position. Diese Zusammenarbeit war aber nicht nach dem Geschmack des neuernannten Generalgouverneurs d'Argenlieu. Im Sommer 1946 reiste Ho Chi-Minh nach Paris, um ueber den Status Vietnams in der Union Francaise zu verhandeln. Die Franzosen, befuerchtend, ihre Souveraenitaet in Fernost preisgeben zu muessen, - gingen auf Ho Chi-Minh's Vorschlaege nicht ein. Es kam zum Bruch zwischen Frankreich und Vietnam. Im November kam es zur offenen Schlacht. Die franzoesische Schiffsartillerie legte die Hafenstadt Haiphong in Schutt und Asche. Der erbitterte Kampf um den Besitz Hanois dauerte mehrere Wochen. Mehr als 6000 Vietnamesen kamen ums Leben. Der Vietminh verlor und und zog sich in die unzugaengliche Gebirgsgegend westlich von Hanoi, das sog. Vietbac, zurueck. Dort installierte Ho Chi-Minh sein Hauptquartier und operierte gegen die Franzosen. Alle Versuche der franzoesischen Fallschirmjaeger, Ho Chi-Minh in diesem Schlupfwinkel zu ueberwaeltigen, schlugen fehl. Ho Chi Minh bat die USA um Hilfe. Vergebens. Nach dem Ausbruch des Korea-Krieges im Jahr 1950 schien die "Domino"-Theorie immer glaubhafter, und die Amerikaner betrachteten den franzoesischen Kolonialkrieg in Indochina als wichtigen Teil des weltweiten Kampfes gegen die Ausbreitung des Kommunismus. Fuer die amerikanische Regierung stand Ho Chi Minh auf der falschen Seite. Der Indochinakrieg hatte begonnen. Eine entscheidende Wende erfolgte mit dem Sieg Mao Tse Tungs ueber Tschian Kai Chek. Die vietnamesischen Kommunisten verfuegten dadurch ueber einen gewaltigen Verbuendeten. Die Partisanen Ho Chi-Min's wurden nun von den Chinesen ausgebildet und mit modernen Waffen ausgeruestet. Im Fruehjahr 1951 erlitt die aus 160'000 Mann bestehende Armee der franzoesischen Union, darunter 20'000 deutsche Fremdenlegionaere und 80'000 Algerier, Marokkaner und Schwarze aus den afrikanischen Kolonien, entlang der chinesischen Grenze ihre erste schwere Niederlage. Die Franzosen erlitten immer h?ufiger schwerere Verluste. Mit der Niederlage von Dien Bien Phu im Mai 1954 war jedoch das Schicksal Frankreichs im Indochinakrieg besiegelt. Bei der Waffenstillstandskonferenz in Genf wurde Vietnam voruebergehend in zwei Staaten geteilt. Die Trennungslinie verlief diesmal am 17. Breitengrad. Es wurde ebenfalls vereinbart, landesweite Wahlen bis zum 20.7.1956 durchzufuehren. Der Abzug der Franzosen erfolgte gestaffelt, was rund einer Million Pro-Frankreich-Vietnamesen die Moeglichkeit gab, rechtzeitig vor der kommunistischen Herrschaft nach Sueden zu fluechten. Im Oktober 1954 marschierte Ho Chi-Minh unter dem Jubel der Bevoelkerung in Hanoi ein. Nach dem Genfer Abkommen schien im Sueden des Landes Friede zu herrschen, doch der Schein war truegerisch. Nach der Niederlage im Norden wurden die Franzosen nun auch aus dem Sueden vertrieben. In der Zwischenzeit wurde Eisenhower neuer US-Praesident. Mit Unterstuetzung der Amerikaner wurde der Katholik, Antikommunist und Gegner der franzoesischen Protektoratsmacht, Ngo Dinh Diem, neuer Praesident von Sued-Vietnam. Mit Diem kamen die ersten US-Militaerberater ins Land. Die USA schickten zudem gewaltige Mengen von Kriegsmaterial nach Saigon. Aus Sicht von Hanoi wurde immer deutlicher, dass Saigon keine Absichten hatte, die beim Genfer Abkommen vereinbarten freien Wahlen und die Wiedervereinigungsklausel zu erfuellen. 1959 rief der Norden zum Kampf fuer die Befreiung des Vaterlandes auf. Knapp fuenf Jahre nach dem Waffenstillstand wurde in Vietnam wieder geschossen. Ho Chi-Minh gab seinen Partisanen den Befehl, in Sued-Vietnam einzusickern. Durch die Berge und den Dschungel des benachbarten Laos und Kambodschas entfaltete sich bald eine systematische Truppenverlegung nach Sueden. Der Begriff des Ho Chi-Minh-Pfades kam allmaehlich auf. 1961 wurde Eisenhower durch John F. Kennedy abgeloest. Kennedy war der Ansicht, dass die Vietnamesen alleine den Krieg gewinnen oder verlieren koennen. Die amerikanische Intervention beschraenkte sich daher zunaechst auf einen Einsatz der "Special Forces". Militaerischen Berichten zur Folge schaetzten die Amerikaner, dass es ein Jahr dauern werde, um das militaerische Potential der Vietcong zu vernichten. Anfangs 1963 hegte Kennedy ernsthafte Absichten, die 16'000 Militaerberater stufenweise abzuziehen. In Sued-Vietnam kam es unerwartet zu einer politischen und religioesen Krise. Der Zorn der Buddhisten ueber eine Einschraenkung der Religionsfreiheit durch das Diem-Regime entlud sich in Protesten und Opposition gegen den Katholiken Diem. Zum selben Zeitpunkt fuegten die Truppen des Vietcong der National-Vietnamesischen Armee immer schwerere Niederlagen zu. Die Tage des Diem-Regimes waren gezaehlt. Mit Unterstuetzung des amerikanischen Geheimdienstes CIA wurde Diem in der Nacht zum 1. November 1963 gestuerzt und ermordet. Drei Wochen spaeter wurde Kennedy ermordet. Sein Nachfolger, Lyndon B. Johnson, uebernahm ein schweres Erbe. Er war der festen Ueberzeugung, dass der Verlust Sued-Vietnams kostspieliger waere als ein direktes militaerisches Eingreifen. Der Sturz Diem's erwies sich jedoch als Fehlschlag, denn die Nachfolge Diems fuehrte zu Uneinigkeit und politischer Instabilitaet. Die politischen und militaerischen Bedingungen verschlechterten sich zusehends. Die Forderungen nach einem militaerischen Einsatz kamen vermehrt auf. Die USA befanden sich in einem Dilemma. Mit massiver nordvietnamesischer Hilfe uebernahm der Vietcong weite Landesteile suedlich des 17. Breitengrades. Saigon schien dem totalen Zusammenbruch nahe. Der angebliche Angriff nordvietnamesischer Schnellboote im August 1964 auf amerikanische Zerstoerer der 7. Flotte in der Tonking-Bucht loeste schlussendlich den Entscheid zum militaerischen Einsatz aus. Spaeter sollte sich erweisen, dass dieser Zwischenfall, welcher Praesident Johnson den Vorwand zur militaerischen Eskalation lieferte, durch eine Provokation der US-Army ausgeloest wurde. Aus Washington kam der Befehl zur Bombardierung Nord-Vietnams. Der 2. Indochinakrieg war entbrannt. Am 7. Maerz 1965 landeten die ersten US-Marines in Danang. Binnen kurzer Zeit bezifferte sich die Truppenpraesenz in Sued-Vietnam auf ueber 500'000 GI's. Im Jahr flogen die Amerikaner 25'000 Einsaetze gegen Nordvietnam und warfen dabei 63'000 Tonnen Bomben ab. 1966 waren es 79'000 Einsaetze und 1967 sogar 108'000 Einsaetze mit 226'000 Tonnen Bomben. Trotz dieser Bombardierung gelang es dem Vietminh, taeglich 200 Tonnen Kriegsmaterial sowie 4000 Soldaten monatlich ueber den Ho-Chi-Minh-Pfad nach Sueden einzuschleusen. Die schrecklichen Fernsehbilder des Krieges fuehrten in den USA und in Europa zu zahlreichen Protestaktionen. Mit der Tet-Offensive des Vietcongs waehrend des Chinesischen Neujahrs 1968 kam die grosse Wende. Die Amerikaner, welche sich bisher als Herren der Lage gefuehlt hatten, wurden total ueberrumpelt. Es kam zu erbitterten Kaempfen. Obwohl die Amerikaner militaerisch ueberlegen waren, begriff Johnson, dass ein Sieg nicht mehr zu erringen war. Washington war zum Abzug seiner Truppen entschlossen. Im Januar 1969 wurde Johnson von Nixon abgeloest. Die vietnamesische Armee erlitt furchtbare Verluste. Waehrend man sich in Paris seit einiger Zeit um ein Waffenstillstandsabkommen bemuehte, startete die nordvietnamesische Armee am Ostermontag 1972 eine ueberraschende Grossoffensive an zwei Fronten. Es folgte ein Luftkrieg von noch nie erlebter Heftigkeit noerdlich des 17. Breitengrades. In den Weihnachtstagen bombardierten die Amerikaner die Umgebung von Hanoi. Am 27.1.73 wurde in Paris ein Waffenstillstand unterzeichnet. Praesident Nixon gab den Abzug aller amerikanischer Truppen bekannt. Doch der Krieg in Suedvietnam war damit keineswegs beendet. Die beiden Buergerkriegsparteien, die Nationale Befreiungsfront (Vietcong) und die suedvietnamesische Armee standen sich gegenueber. Hatten die Suedvietnamesen das Genfer Abkommen von 1954 missachtet, so waren es nun die Nordvietnamesen, welche das Pariser Abkommen von 1973 eklatant brachen und einen massiven Angriff mit Panzern und Artillerie ueber den 17. Breitengrad lancierten. Die Suedvietnamesiche Regierung, jahrelang durch die USA unterstuetzt, geriet in Panik. Im Schutze des Waffenstillstandsabkommens wurden die regulaeren Truppen der nordvietnamesischen Armee ueber den Ho Chi-Minh-Pfad an Saigon herangeschoben. Nach zwei Jahren loeste Hanoi 1975 die entscheidende Schlussoffensive aus. Die mehr als eine Million starke sued-vietnamesische Armee wurde von Panik erfasst und loeste sich buchstaeblich auf. Innerhalb weniger Monate standen die Truppen vor Saigon. Praesident Nguyen Van Thieu, der seit 1967 an der Macht war, trat am 21. April 1975 zurueck. Vizepraesident Tran Van Huong trat eine Woche spaeter zurueck. Ihm folgte General Duong Van Minh (Big Minh), der sich nach nur 43 Studen im Vereinigungspalast ergab. Am Morgen des 30. April 1975 rollten die Panzer der vietnamesischen Armee in Saigon ein (siehe Foto Panzer). Stunden zuvor wurden die Amerikaner mittels Hubschrauber der 7. Flotte vom Dach der US-Botschaft ausgeflogen. Die Amerikaner waren nicht die einzigen, welche das Land fluchtartig verliessen. 135'000 Vietnamesen flohen aus dem Land, in den naechsten Jahren folgten ihnen mehr als eine halbe Million Landsleute!! Diejenigen, welche ueber das Meer flohen, wurden als "Boat Poeple" bekannt. Am 2.7.76 wurde Nord- und Sued-Vietnam unter dem Namen "Sozialistische Republik Vietnam" wiedervereinigt. Nach Meinung des frueheren US-Verteidigungsministers Robert McNamara liegt der Hauptgrund der amerikanischen Niederlage darin, dass man ohne geopolitische Kenntnisse, ohne die spezifischen Probleme Asiens zu kennen, ohne erstklassige zivile und militaerische Fachleute in die Beratungen und Entscheidungen miteinzubeziehen, von vereinfachten Annahmen ausging. Wichtige Probleme wurden so nicht einmal erkannt. Seit Beginn des Engagements in Vietnam wurde das Weisse Haus zudem von der Suedvietnamesischen Regierung unzureichend und falsch ueber die Lage informiert. Fehlerhafte Darstellungen, falsche, zum Teil bewusst falsche Einschaetzungen machten es aeusserst schwierig fuer die Verantwortlichen, den Kriegsverlauf korrekt zu beurteilen. Ueberschaetzt wurden wohl auch die Auswirkungen, welche der Verlust Sued-Vietnams fuer die USA gehabt haette. Die USA hatten zudem so viele andere komplizierte und dringende Fragen zu bewaeltigen. Vietnam war nur ein Problem, welches die USA beschaeftigte. Schon im Sommer 1964 wurden geheime diplomatische Kontakte mit Nordvietnam aufgenommen. Diese erwiesen sich als inkonsequent und dilettantisch. Weitere Bemuehungen scheiterten klaeglich, da es nicht gelang, die diplomatischen und militaerischen Massnahmen zu koordinieren.

"... wir haben uns geirrt, schrecklich geirrt. Und wir sind kuenftigen Generationen eine Erklaerung schuldig, warum das so war."
Robert S. McNamara
Panzer
Panzer
Der Krieg forderte auf Seiten der Amerikaner 58'191 Tote. Bis Ende 1973 wurden 223'748 suedvietnamesische Soldaten getoetet. Die Verluste der Nordvietnamesen und des Vietcongs wurden auf ueber eine Million geschaetzt. Etwa 4 Millionen Zivilisten wurden waehrend des Krieges getoetet. Insgesamt warfen die Amerikaner 7,8 Mio Tonnen Bomben ab und setzten 75 Mio Liter Agent Orange und chemische Mittel ein. Auch andere Laender wie Australien, Neuseeland, Suedkorea, Thailand, die Philippinen und fuer eine kurze Zeit Formosa waren am Vietnamkrieg beteiligt. Damit sollte der amerikanische Krieg "internationalisiert" werden. Weithin unbekannt ist, dass auch der spanische Diktator General Franco etwa 50 Kriegsexperten in beratender Funktion zum Geschehen beisteuerte.

Forstsetzung folgt
21.3.2001/wv