Transport und Lagerung von Wasserstoff
Neben den entsprechenden Erzeugungskapazitäten bedarf es auch effektiver Speicher- und Transporttechnologien, um den Wasserstoff für die technische oder energetische Nutzung zu jeder Zeit an jedem Ort verfügbar zu machen. Durch den umfangreichen Einsatz von Wasserstoff in der Industrie, sind entsprechende Technologien bereits seit längerem vorhanden und weitgehend ausgereift. Die Entwicklung neuer Technologien zielt vor allem auf eine Erhöhung der Speicherdichte und somit auf eine Reduzierung der Transportkosten ab (Tab. 3). Es kann zwischen einer rein physikalischen und der chemischen Speicherung des Wasserstoff unterschieden werden [Winter & Nitsch, 1989]. Die gängigsten Methoden werden im Folgenden erläutert.
Tab. 3: Vergleich der Kapazität ausgewählter Wasserstoffspeicher
in Bezug auf die Masse bzw. das Volumen des Speichermediums;
aus [Wünschiers & Borzner, 1999] |
Gasförmiger Wasserstoff
Die wohl bekannteste und verbreitetste Speicherform von Wasserstoff basiert auf
Druckbehältern wie Gasflaschen. Die Speicherung erfolgt unter Drücken von etwa
200-800 bar. Durch die erforderliche Stabilität der Druckbehälter liegt die
Speicherdichte bei etwa 1 kg Wasserstoff in 70-80 kg Behältermasse. Aus diesem
Grunde ist die Druckgasspeicherung für den Transport höchst unökonomisch.
Weltweit werden rund 1% des produzierten Wasserstoffs in dieser Form
gespeichert und transportiert. Ebenfalls etabliert ist der Transport in Rohrleitungen
bei Drücken um 70 bar. So betreiben die Chemischen Werke Hüls AG seit 1938 ein
Wasserstoffverbundnetz im Rheinland mit einer Länge von etwa 210 km und 18
angeschlossenen Werken [Winter & Nitsch, 1989]. Bei einem Rohrdurchmesser
von 80 cm liegt die Durchflußleistung bei 1,3 Mio. m3/h. In der Erdgasindustrie ist
die Speicherung in Untertagespeichern Stand der Technik. Verwendung finden hier
unterirdische ausgesolte Salzkavernen, poröse Gesteinsschichten, Aquifere und
natürliche Hohlräume. Die Eignung von Untertagespeichern für Wasserstoff wurde
bereits im Routinebetrieb bei der Speicherung von Stadtgas bestätigt. Z.B.
betreiben die Stadtwerke Kiel seit 1971 eine 32000 m3 Gaskaverne für die
Speicherung von Stadtgas. Die Kaverne liegt in einer Tiefe von 1330 m und die
Speicherung erfolgt bei einem Druck von 80-160 bar [BMFT, 1975]. Die
Gasverluste liegen bei etwa 1-3% des Speichervolumens pro Jahr.
Flüssigwasserstofflagerung und -transport
Im Zusammenhang mit dem gesteigerten Bedarf der Raumfahrt an flüssigem
Wasserstoff als Brennstoff, wurden in den 50er und 60er Jahren industrielle
Großanlagen zur Verflüssigung von Wasserstoff entwickelt. Der Aufwand an
elektrischer Energie für die Verflüssigung beträgt im Idealfall 10%, im Realfall
aber mindestens 20% des Wasserstoffbrennwertes [Heinloth, 1997]. Die
Verflüssigung erfolgt in einem Wasserstoff-Kältekreislauf. Der erforderliche
Kältebedarf wird durch Kompression mit anschließender Entspannung in Turbinen
zugeführt. Zusätzlich wird meist noch flüssiger Stickstoff (77 K) zur Vorkühlung
eingesetzt. Am Ende liegt flüssiger Wasserstoff (20 K) vor, der drucklos in
Spezialtanks gelagert werden kann. Als Zwischenlager für flüssigen Wasserstoff
eignen sich am besten isolierte Kugelbehälter. Durch ihre geringe
Wärmeaustauschfläche liegt die Abdampfrate bei etwa 1,5-2% pro Tag. Die
derzeit größten Lagertanks befinden sich im NASA-Weltraumzentrum in Cap
Canaveral (USA). Die Kugelbehälter haben ein Volumen von 3800 m3. Der große
Vorteil der Lagerung und des Transportes von flüssigem Wasserstoff liegt in der
großen Speicherkapazität. So können fast 11 kg Wasserstoff pro 100 kg
Speichermediumgewicht gelagert und transportiert werden (Tab. 3). Der
Transport von flüssigem Wasserstoff erfolgt heute ausschließlich in
Spezialfahrzeugen über Schiene und Straße. Zur Zeit laufen aber Entwicklungen
zum Transport mittels Schiffen und in Pipelines. Außerdem ist geplant, den beim
Transport abdampfenden Wasserstoff aufzufangen und als Energieträger für die
Fortbewegung des Transportgefährtes zu nutzen.
Speicherung in Metallhydriden
Die chemische Speicherung von Wasserstoff kann auf unterschiedliche Weise
erfolgen. In Hinblick auf die Nutzung von Wasserstoff als transportablen
Energieträger wird vor allem die Verwendung von Metallhydridspeicher diskutiert
[Winter & Nitsch, 1989]. Dabei wird das Vermögen mancher Metalle und
Metallegierungen genutzt, atomaren Wasserstoff zu absorbieren und chemisch zu
binden. Die Wasserstoffmoleküle werden hierbei an der Metalloberfläche gespalten
und die Wasserstoffatome diffundieren anschließend in das Metall, um an
Zwischengitterplätzen eingebaut zu werden. Dieser Beladungsvorgang verläuft
exotherm: H2 + Metall <-> Hydrid + Wärme Der für die Beladung erforderliche
Druck ist abhängig vom eingesetzten Metall bzw. der Metallegierung und der
Temperatur. Zur Freisetzung des Wasserstoffs muß mindestens die bei der
Beladung freigewordene Wärmemenge wieder zugeführt werden. Abhängig von
der für die Be- und Entladung abhängigen Temperatur werden Tief-, Mittel- und
Hochtemperaturhydride unterschieden (Tab. 4).
Tab. 4: Eigenschaften von Metallhydridspeichern; aus [Wünschiers
& Borzner, 1999] |