The Letterewe Wilderness


Mehr als 60 km einsame Wege im Wester Ross im Juni 1999       Kartenausschnitt (123kByte)

Wandern und Bergsteigen in der Abgeschiedenheit.

Ich startete in Kinlochewe und ging über Incheril zum Loch Maree und an diesem die halbe Seelänge entlang. Der Weg war naß und zum Teil sehr schmal. Schon nach wenigen Kilometern war der Bach Abhainn an Fhasaigh zu überqueren, der ohne nasse Schuhe zu bekommen, selbst mit einem Stock bei dem leichten Hochwasser nicht überquerbar war. Der Weg geht am Nordufer des Sees entlang und klettert zum Teil etwas höher, so daß viele tolle Blicke auf den malerischen See frei wurden. Bei dem einsetzenden Regen verwandelten sich die zum Teil hüfthohen Farne auf beiden Seiten des Pfades zu den reinsten Wasserspendern und innerhalb von kurzer Zeit fand dieses trotz Überhose den Weg in die Stiefel. Zwei junge Kerle kamen mir entgegen und erzählten, daß sie wegen dem schlechten Wetter vorzeitig zelteten und wieder zurück wollen zum Auto.
Kurz vor der Letterewe Farm sind die hübschen Inseln in der Mitte des Sees deutlich zu sehen. Die Farm ist nur mit Booten über den See erreichbar und die Wanderer scheinen nicht besonders beliebt zu sein, was ich zumindest den vielen Verbotsschildern entnahm. Bis hier war ich etwa fünf Stunden unterwegs und der Regen hatte wenigstens aufgehört.

Loch Maree

Dubh Loch

Es folgte der Anstieg zum Pass Bealach Mheinnidh bei etwas Sonnenschein doch auf Passhöhe hatte mich der Regen leider wieder. Der Blick zum Fionn Loch war vielversprechend und das Wetter machte in diesem Tal einen angenehmeren Eindruck. Es war für mich ein Tal zum Wohlfühlen und ich freute mich auf den Damm zwischen dem Fionn Loch und dem Dubh Loch. Auch hier waren die Regenfälle der letzten Tage noch am hohen Wasserstand des Sees zu erkennen, da der Damm auf der Nordseite schon einwenig überspült wurde. Nach dem Damm betritt man den Fisherfield-Forest und am Dubh Loch gibt es gute Zeltmöglichkeiten.
Hinter einem Hügel tauchte dann auch schon ein komfortables Fischerhaus und etwas dahinter das Carnmore Bothy auf. Zwei Fischer kamen gerade mit dem Boot über den Fionn Loch und gingen zum Fischerhaus. Gegen Abend hatte sich dann das Wetter für wolkenlosen Himmel und eine tolle Stimmung entschieden und es wurde eine äußerst kalte klare Nacht. Das karge Bothy hatte wohl die letzten Tage keine Sonne abbekommen und es war eh schon ziemlich kalt drinnen. Ich blieb allein und so störte ich auch niemanden, als ich sehr früh am Nächsten Morgen bei herrlichem Wetter in die Berge aufbrach.

Letterewe Berge

Red Deer
In Gipfelnähe erschrecke ich dann ein Rudel 'Red Deer', das aber in der baum- und strauchlosen Landschaft kein Versteck findet und auf großem Sicherheitsabstand bleibt. Die Sicht war großartig und reichte von der Insel Sky, über die Äußeren Hebriden und tief hinein in die Highlands. Das Gefühl hoch oben so ganz allein abseits jeglicher Zivilisation, in einer stillen und wunderbaren Bergwelt, war für mich sehr erhebend und mit einem starken Glücksgefühl verbunden.

Etwas weiter tat sich das sehr grüne Tal Gleann na Muice Beag auf, in das ich dann abgestiegen bin. Am Bach, kurz vor des Einmündung in den Fluß Abhainn Gleann na Muice bieten sich einige gute Zeltmöglichkeiten. Etwas flußabwärts gibt es zwei kleine Häuser. Bei der Einmündung in den Fluß Abhainn Strath na Sealga erblickte ich dann Loch na Sealga (See of the Hunting). Kurz vor dem Zusammenfluß hatte ich den ersten Fluß an einer seichten und breiten Stelle überquert und hoffte die Mäander des Abhainn Strath na Sealga richtig zu erkennen, um nur einmal den zweiten Fluß überqueren zu müssen. Dieser war etwas schwieriger, da es sehr viele tiefe Stellen gibt und dieser deutlich mehr Wasser führte als der Erste.

Das Shenavall Bothy ist gut zu sehen und sieht recht einladend aus. Bis gegen Mitternacht sind immer wieder Wanderer gekommen, einige hatten aufgrund des schönen Wetters allerdings das Zelten vorgezogen. Ein Schotte versuchte am Abend mit seinem kleinen Radio irgend einen Sender für die Wettervorhersage zu empfangen, allerdings ohne Erfolg.

Shenavall Bothy

Die Mäander von Strath na Sealga

Wir waren zu fünft im Bothy mit sieben Zimmern, also hatte jeder seine Ruhe. Das schöne Wetter lockte mich schon um 5.00 Uhr aus dem Schlafsack. Es standen jetzt noch mehr Zelte wie am Abend und einige 'Bergler' waren wie ich gerade am losgehen.
Ich ging als Einziger zum Dundonnell Forest und von dort stieg ich zum An Teallach Massiv Ostgipfel (Sail Liath) auf. Dabei sah ich zwei Rebhühner, die sich farblich von dem groben Steinen leider nur kaum abhoben. Meine Tour überquerte das Massiv von Osten nach Westen und ich bestieg drei Munros, der Höchste Gipfel (Bidein a Ghlas Thuill) hat 1062m. Die beiden impossanten Gipfel in der Mitte des Massives waren mir zu ausgesetzt und zu gefährlich, mir genügte schon deren Umgehung auf Schulterhöhe. Die Aussicht war spektakulär und die Fernsicht reichte weit über 100 km hinaus. Rebhühner

Loch na Sealga vom An Teallach Massiv aus gesehen

Der Abstieg ging nach Dundonnell am Little Loch Broom und ließ mich die 1000 Meter Höhenunterschied auch deutlich spüren. Der Ort hat was recht Liebliches an sich und von hoch oben kommend war es im Tal sehr warm. Über die Fußgängerhängebrücke ging es dann zum Altnaharrie Hotel am Loch Broom und von dort mit der kleinen Sommerfähre (1 bis 2 Stundentakt) nach Ullapool. Ein strenger und trotzdem ein besonders schöner Tag.
Diesem Gebiet sollte man mindestes eine knappe Woche widmen, so bleibt dann auch mehr Zeit für die schönen Berge und Seen und zum genießen der Stille und der guten Luft.

Wanderkarte: Ordnance Survey Landranger 19 Gairloch & Ullapool

© Thomas Neher, Erstellt: Juli 1999, Letzte Änderung: 03.07.2000Home     Schottland-Inhalt      Top