Augen, die alles sagen
(aus Paddys Sicht)
Eigentlich hasse ich diese langweiligen Geburtstagspartys von Familienmitgliedern. Die ganze Zeit geht es nur darum, wie viel Luke zugenommen hat und wie viele neue Filme Jimmy gedreht hat, und wenn dann noch einer unsere gemeinsame Zeit als Kelly Family - Band erwähnt, fängt Kathy an zu heulen und der Spaß ist vorbei.
Aber heute war alles anders, denn es war Johns Party, also fuhren wir alle nach Spanien. Das war wenigstens mal was anderes. Spanien ist schön, und wenn ich auch letztes Mal ziemlich mit Maite Itoiz aneinandergeraten war, freute ich mich doch, John zu sehen. Und natürlich auch die anderen.
Ich fuhr mit Angelo und Kira hin, ein Freund von Angelo kam auch noch mit. Julian hieß er, ich hielt ihn für einen Dummschwätzer. Er saß hinten und quasselte Kira zu, während ich neben dem fahrenden Angelo saß. Angelo paffte wieder und schimpfte über die vielen Autos vor uns. Ich nickte mechanisch und sah in den Rückspiegel zu Julian und Kira. Julian erzählte Kira irgendeinen Mist. "... X-Men ist viel besser als Buffy, und du solltest unbedingt mal nachts um drei auf ARTE..." Kira nickte auch mechanisch. Unsere Augen trafen sich kurz. Sie seufzte. Ich nickte fast unmerklich.
Es war ja nicht so, dass ich nicht wusste, was da zwischen John und Kira war. Das heißt, da war ja nichts, jedenfalls nichts Konkretes, aber da funkte es ganz gewaltig. Augen, die alles sagten. Das sah sogar ein Blinder - und Angelo war fast blind. Er hatte keine Ahnung, was da war, vielleicht wollte er es auch gar nicht wissen, was weiß denn ich. Ich wusste nur, dass Kira verdammte Gewissensbisse ihm gegenüber hatte. Sie wollte ihn nicht verlassen, nicht nur, weil sie ihn wohl schon noch liebte, aber auch, weil Johnny ja selbst verlobt war. Wenn ich aber daran dachte, dass Maite Itoiz ja auch mal was mit Jimmy gehabt hatte, fand ich Kiras Schuldgefühle etwas unangebracht. Mann, in dieser Familie ging es ja zu wie bei Karnickeln!
Angelo hielt an und warf die Kippe aus dem Fenster. "Wir sind da."
"Und du willst gleich die ganze Umgebung anzünden!" sagte ich, stieg aus und öffnete Kiras Autotür. Während Angelo diesem komischen Julian erklärte, welches Johnnys Haus war, warf Kira mir einen verzweifelten Blick zu. Sie hatte Angst vor jedem Treffen mit Maite und Johnny, und Himmel, ich konnte sie ja auch verstehen.
"Hallo, da seid ihr ja!" Lachend und mit ausgebreiteten Armen kam Johnny aus dem Haus. "Johnny!" Ich eilte zu ihm und umarmte ihn. Er roch nach einem guten Rasierwasser. "Schön, dich zu sehen, und natürlich alles Gute zum Geburtstag!" Auch Angelo umarmte ihn und stellte ihm dann Julian vor. Tja, und dann war nur noch Kira da. "Kommt, gehen wir doch mal rein!" lenkte ich Angelo und Julian ab, damit Kira und Johnny sich einigermaßen romantisch begrüßen konnten, ohne Zuschauer.
Die beiden folgten mir ins Haus, wo wir gleich auf Kathy stießen. Es gab ein großes Hallo. Kathy hatte sich mal wieder sehr verändert, da sie noch mehr abgenommen hatte und Make-Up sowie hochhackige Schuhe trug, allerdings auch einen langen schwarzen Rock, was ihr einen spanischen Touch gab. Ich freute mich sehr, sie zu sehen, die alte Vertrautheit war sofort wieder da. Während Julian und Angelo gleich von meiner Schwester Maite und Joey ins Schlepptau genommen wurden, nahm Kathy mich in den Arm. "Schön, dich zu sehen, Paddy! Wo ist eigentlich Kira?"
"Noch beim Auto. Mit John."
Sie zog die Augenbrauen hoch. Kathy ist die Einzige, die noch so einigermaßen Bescheid wusste. Na ja, Barby hätte man es vielleicht auch noch sagen können, aber wann hatte sie schon John das letzte Mal gesehen, und erst recht Kira?
Joey kam herbeigeschlendert und klatschte mir seine Pranke auf die Schulter. "Na, wenn das nicht Paddy ist! Bist ja mächtig groß geworden, Junge!" Er lachte. War er besoffen oder verwechselte er mich mit Sean? "Wer ist denn schon alles da, Joey?" fragte Kathy.
"Eigentlich alle, bis auf Patricia und Denis, und Babse kommt ja sowieso nicht. Lino hab' ich schon gesehen, ist er ohne Kira hier?"
"Kommt noch."
Wie auf's Stichwort kam Kira in den Flur, einige Schritte hinter ihr folgte John. Kathy und ich betrachteten die beiden sehr genau, woraufhin Kira sofort rot wurde und sich verlegen zu Johnny umdrehte. Doch zum Glück kamen in diesem Moment zwei Typen und gratulierten Johnny lautstark, so dass keiner etwas merkte. Kira flüchtete zu Jimmy, der in einer Ecke stand, und verwickelte ihn schnell in ein Gespräch.
"Wo ist eigentlich SIE?" zischte ich.
"Wer?" fragte Joey.
"Na ja, Maite."
"Die müsste noch in der Küche sein, mit den Kids. Sie wollte Luke und Maria was zu Essen machen."
"Na ja, wenn man vom Teufel spricht...." knurrte Kathy plötzlich. "Wie meinst du das?" fragte ich, doch Kathy winkte nur brummend ab und suchte in ihrem Rock nach einem Lippenstift.
"Ach hallo Paddy!" Als Maite mir ihre Hand auf die Schulter legte, verstand ich. Ich drehte mich um und sah in ihr grell geschminktes Katzengesicht. Sie hatte sich so verändert... kein Wunder, dass das mit Johnny und ihr nichts mehr war, sie war doch gar nicht mehr sein Typ. Sie passte inzwischen wirklich besser zu Jimmy, der stand auf solche Frauen. "Hallo Maite, wie geht es dir?" fragte ich, doch Maite hörte mir gar nicht zu, ihre Augen suchten wirklich Jimmy, der mit Kira in der Ecke stand. Ja ja, wenn sie wüsste... "Maite, wie geht es meinem Sohn? Isst er, was du ihm gekocht hast?" wollte Joey wissen. Maite antwortete nicht, sie hatte meine Schulter losgelassen und bewegte sich geschmeidig auf Jimmy zu. Ich musste zweimal hinsehen. Maite trug tatsächlich einen kurzen Rock und hohe Schuhe!
"Das hätte sie früher nie getragen," brummte Joey und griff nach seinem Handy, um es auszuschalten. "Mann! Ob der John drauf steht?"
"Ich glaube es ja nicht," sagte ich. "Die beiden passen gar nicht mehr zusammen." Ich wollte noch mehr dazu sagen, doch in diesem Moment rief John laut: "Kommt, gehen wir doch alle raus in den Garten!" Alle stürmten nach draußen, bis auf Joey, der erst mal in die Küche ging, um seinen Sohn zu holen.
Draußen stellte ich fest, dass wir wirklich jede Menge Gäste waren: erst mal natürlich Angelo, Kira, Julian und ich, Jimmy mit zwei Typen und einer Tussi aus seiner Filmschule, Joey, Tanja und Luke, Maite und ihr Freund aus Amerika, Kathy ohne Sean und dann noch jede Menge Freunde von Johnny, die quasselten alle spanisch.
Barby war nicht da, weil sie gerade Patty und Denis in Moskau besuchte, sie wollte morgen mit ihnen nachkommen. Gut, da war ich ja auch noch da.
"Okay, ihr könnt euch schon mal am Buffet vergnügen!" rief Johnny. "Ich komme gleich, um meine Geschenke auszupacken, ich muss nur noch schnell aufs Klo!" Alle lachten, und einer rief was auf spanisch.
Während Johnny seinen Bedürfnissen nachging, setzte ich mich mit meiner Schwester Maite auf eine Bank und wir unterhielten uns über ihre Zeit in Amerika. Maite war bunt geschminkt wie ein Clown und sagte die ganze Zeit Wörter wie "fett", "cool" oder "endkrass", trotzdem unterhielten wir uns ganz gut, wenn auch ziemlich oberflächlich.
Während Maite mich zuschwallte, sah ich mich nach Kira um. Sie saß allein auf einem Stuhl und blickte etwas panisch um sich, vielleicht wusste sie nicht, wie sie mit Johnny umgehen sollte oder sie hatte Angst vor seiner Maite. Sie tat mir Leid. Sie war wirklich in einer Scheiß-Situation. Maite Itoiz war inzwischen auch wieder aufgetaucht, Maria auf dem Arm, und stürzte, nachdem sie sich lauernd nach John umgesehen hatte, wieder auf Jimmy zu. Ich wusste gar nicht, dass man mit einem Kind auf dem Arm SO flirten kann.
John kam wieder, bedankte sich nochmal laut, dass wir alle gekommen waren, und fing dann an, seine Geschenke auszupacken. Tanja, Angelo, Jimmy und die spanischen Freunde bildeten einen Kreis um ihn und sahen ihm zu. Mich interessierten Johns Geschenke jetzt aber ehrlich gesagt nicht die Bohne, und außerdem hatte ich Hunger. Ich stellte mich also ans Buffet und lud Gewürzgurken und Käsekugeln auf meinen Teller. Joey gesellte sich zu mir. "Mmh, sieht ja irre aus!" Er nahm sich ungefragt eine Gurke von meinem Teller und verzehrte sie blitzschnell. Dann kramte er nach seinen Zigaretten. "Ach scheiße, Jimmy hat meine letzte weggenommen!"
"Raucht er immer noch so viel?"
Joey nickte ernst. "Und er trinkt auch zuviel. Der Kerl ist manchmal mit den Nerven voll fertig. Wenn er die Rolle nicht kriegt, geht er kaputt."
Und da soll mal einer sagen, die Kelly Family ist perfekt.
Während ich noch über Jimmy nachdachte, fing Joey wieder an: "Ja, was wolltest du denn jetzt vorhin noch über John und Maite sagen?"
Ich räusperte mich. "Na ja. Haben sich die beiden überhaupt noch was zu sagen? Das Kind ändert da auch nichts mehr dran. Die lieben sich bestimmt nicht mehr."
"Das interpretierst DU. Woher willst du denn wissen, dass John und Maite sich nichts mehr zu sagen haben? Nur weil sie manchmal mit Jimmy flirtet?"
"Wenn sie wirklich glücklich wären, würde Maite das gar nicht tun, und dann würde John auch nicht mit Kir..., äh, halt rumflirten."
Gerade hatte ich den Satz beendet, da landete eine Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und sah mitten in Johns lachendes Gesicht. Ich wurde rot. Hoffentlich hatte er nicht gehört, dass ich gerade von ihm geredet hatte! Doch John grinste nur. "Danke schön für die Geschenke, ihr beiden! Joe, sag' Tanja vielen Dank für die Kaffeemaschine, und dir, Paddy, danke für das Buch!"
"Bitte schön," sagten wir brav, und dann wurde Joey von Tanja davongezogen, die wollte, dass er Luke wickelte. John lud Essen auf seinen Teller. "Sag' mal, Pad," begann er Small Talk zu führen, "worum geht es denn in dem Buch?"
"Um einen Mann, der in seiner Ehe nicht mehr glücklich ist und mit einer anderen Frau ausbrechen will," sagte ich.
"Oh." John wurde rot. "Hast... hast du mir das denn einfach so geschenkt?"
"Nein."
"Äh... und warum nicht?"
"Mann John, stell' dich doch nicht dümmer als du bist."
Verlegen steckte Johnny sich so viele Käsekugeln in den Mund, dass er bestimmt bald erstickte. Ich sah mich unauffällig nach Kira um. Sie saß immer noch ganz allein auf ihrem Stuhl, doch Angelo wanderte gerade auf sie zu. Ich stieß John so heftig in die Seite, dass er sich verschluckte. "Johnny! Siehst du, da kommt Angelo! Du kannst es noch schaffen! Ich lenke Lino ab, dann kannst du mit Kira abhauen!"
John hustete. "Ich weiß gar nicht, wovon du redest..."
"Aber ich!" hörten wir plötzlich eine Stimme hinter uns. Johnny und ich drehten uns erstaunt um. Hinter uns stand Kathy mit einem triumphalen Grinsen.
Johnny fiel das Lachen aus dem Gesicht. "Ach ihr, ihr spinnt doch alle!" fauchte er uns dann an und verschwand schnellen Schrittes in der Küche.
"Na super, Kathleen," sagte ich seufzend zu meiner Schwester. "Das war wohl echt ein Flop. Jetzt ist er sauer. Bestimmt fühlt er sich ertappt."
"Na hör' mal, das sieht doch wirklich ein Blinder, was da zwischen denen ist!" empörte sich Kathy.
Ich nickte und sah zu Kira, die gerade von Angelo zugequatscht wurde, aber nicht so wirkte, als ob sie ihm gerne zuhörte. "Ja, aber was sollen wir denn machen?" brummte ich. "Bis Johnny von selbst was macht, können wir noch Jahrzehnte warten, und wie du siehst, hat Kira keine Chance, unserem Laber-Bruder zu entkommen."
"Eben! Die beiden brauchen Hilfe... und zwar von uns!" zischte Kathy.
"Von uns?" Ich war verblüfft.
"Na sicher!" flüsterte Kathy geheimnisvoll. "Los, schlag' ein!"
Ich schlug ein. "Kelly-Power!"
Also stürmten wir in die Küche, wo John die Tabletts mit neuem Essen belud, und laberten ihn von beiden Seiten zu. "John, du solltest auf deine Gefühle hören! Schließlich steht deine Frau ja auch auf Jimmy!" "Willst du nicht, dass dein Kind einen glücklichen Vater hat? Du bist doch echt nicht happy!" "Und Maite meint es nicht ernst mit dir, das wissen wir schon lange!" John knallte die Kühlschranktür zu. "Mann, ihr beide seid doch echt total meschugge! Lasst mich doch in Ruhe mit eurem Quatsch!"
"Das ist kein Quatsch!" empörte ich mich. "Glaubst du denn nicht, dass du besser dran wärst mit einer Frau, die dich wirklich von ganzem Herzen liebt, mit..."
"Sag' es nicht, Paddy!" unterbrach John mich hektisch.
"... mit Kira!" beendete ich genüßlich meinen Satz.
"Was ist mit Kira?" hörten wir eine Stimme, und dann betrat Maite finster grinsend die Küche, Maria auf dem Arm. John und ich erstarrten. "Kira, äh, sie hatte noch Hunger auf, äh, das hier," stotterte ich und hob schnell eine Gewürzgurke hoch. "Pad, wir haben uns für nichts zu rechtfertigen oder zu entschuldigen," unterbrach Kathy mich laut und legte ihre Hand auf meine Schulter. Dabei grinste sie Maite an. Ich hatte den Verdacht, dass sie Maite nicht mehr so besonders mochte.
"Ach so, ich dachte schon, es geht hier um Johnny und Kira." Maite grinste und schüttelte angewidert den Kopf, als wäre das ein abwegiger Gedanke. "Aber Johnny gehört ja nur MIR!" Sie rannte zu Johnny und warf sich an seinen Hals. Ich nahm ihr schnell Maria ab, sonst hätte sie das Kind noch zerquetscht. Maria lachte mich an, und ich strich ihr liebevoll durch die dunklen Locken. Wieder einmal fiel mir auf, dass Johns Tochter ihm überhaupt nicht ähnlich sah. Sie hatte große Ähnlichkeit mit einem von seinen spanischen Freunden... aber ich sagte nichts.
Kathy stand unterdessen noch immer an der Tür und beobachtete Kira und Angelo mit Luchsaugen. Auf einmal packte sie Johnnys Hand. "Johnny! Angelo geht gerade rüber zu Jimmy. Jetzt ist Kira frei! Los, geh' hin!"
Mann, die traut sich was, dachte ich schließlich ist ja Maite noch im Raum. Doch in dem Moment, als Kathy "Kira" gesagt hatte, schien Johns Verstand ausgesetzt zu haben. Er ließ sich von Kathy aus Maites Armen zerren und folgte ihr aus der Küche.
Maite blieb neben dem Kühlschrank stehen, wie vom Donner gerührt. Offenbar wusste sie nicht so recht, ob sie John und Kathy jetzt folgen sollte oder nicht. Ich nahm ihr die Entscheidung ab und drückte ihr Maria in die Arme. "Hier, sie will zu dir."
Für eine Sekunde behielt Maite ihre Tochter in den Armen, aber dann gab sie mir Maria zurück. "Nein du, bring' du sie mal ins Bett!" sagte sie, obwohl Maria überhaupt nicht müde wirkte.
"Nein," weigerte ich mich. Maite guckte mich aus großen Augen an. "Wie, nein?"
"Erstens ist Maria nicht müde, und zweitens ist sie dein Kind, nichts meins. Sie ist das Kind von dir und von Johnny... äh nee, da bin ich mir dann doch nicht so sicher."
Im selben Moment fühlte ich einen knallenden Schlag. "Das wird dich lehren, das anzuzweifeln!" kreischte Maite in mein sowieso schon schmerzendes Ohr. "Was fällt dir eigentlich ein? Du denkst wohl, ich merke nicht, dass die Alte und du Johnny mit dieser Zicke verkuppeln wollt? Aber das kommt nicht in Frage! Ich kann sehr ungemütlich werden! Und außerdem, John liebt MICH!"
"Anschreien und schlagen lasse ich mich von dir nicht!" fauchte ich zurück. "John ist doch nicht blöd, der bleibt so oder so nicht bei dir!"
Tanja kam in die Küche. "Hey, warum schreit ihr denn so? Habt ihr Probleme, kann ich euch was helfen?"
Maite drückte ihr Maria in die Hand und schubste Tanja dann wieder aus der Küche. Ich konnte es ja kaum glauben. "So," sagte Maite energisch und glühte schon vor Wut, "jetzt schaue ich, was John und diese Kuh gerade anstellen!"
Ich zuckte mit den Schultern, war mir doch egal, Kathy würde schon dafür gesorgt haben, dass John und Kira sich irgendwohin verzogen hatten. Maite verließ die Küche, und ich aß noch etwas. Kurz darauf stürmte Kathy zur Tür herein und zischte: "Sag' bloß, du hast Maite gehen lassen??"
"Ja... ich dachte, du hättest John und Kira schon irgendwohin gebracht, wo sie allein sein können..."
"Nein, ich musste doch Angelo ablenken... den hab' ich jetzt mit seinem Kumpel vor den Fernseher gesetzt. Wenn Maite jetzt Kira und John findet... Pad, das gibt Tote! Such' sie, halt' sie auf!!"
Sie konnte noch nicht weit gekommen sein! Ich raste den Flur entlang, fand endlich Maite, die gerade die Tür zum Schlafzimmer aufreißen wollte, weil sie wohl vermutete, dass sich die beiden dort befanden. Ich sprang vor sie, hielt die Tür fest und rief fröhlich: "Maite, kennst du eigentlich schon mein Solo-Album?"
"Nein..." sagte sie lahm.
"Ich habe sogar einen Song für dich geschrieben!" log ich munter.
"Wirklich?" Nun setzte sie sofort ihren Flirtblick auf. "Sing' doch mal vor..."
"Maite, Maite, das ist eine Pleite, John, der liebt dich gar nicht mehr, und das ist ja auch nicht schwer, denn du bist der Verlierer, der John, der liebt die Kira!" sang ich und hüpfte dabei auf und ab. Maites Gesichtszüge veränderten sich, sie ballte die Fäuste und wollte auf mich losgehen. Nun bekam ich es doch etwas mit der Angst zu tun. Ich konnte ja davonrennen... aber wenn Kira und John jetzt wirklich im Schlafzimmer waren? Zum Glück tauchte in diesem Moment Kathy am Ende des Flures auf und machte mir entwarnende Zeichen. Ich fasste wieder etwas Mut. "Der John, der liebt dir Kira!" wiederholte ich grinsend. Maite knurrte wie ein wütender Hund und stürzte auf mich zu. Ich öffnete die Tür zum Schlafzimmer, und Maite raste hinein.
Wie der Blitz war Kathy neben mir und drehte den Schlüssel im Schloss. "So, jetzt haben die beiden freie Bahn!"
"Aber Kathy... wir können Maite doch hier nicht einschließen."
"Quatsch, wir lassen den Schlüssel stecken! Jemand wird sie schon befreien... spätestens Jimmy heute Abend, er wird Maite sicher besuchen wollen!" Wir lachten. Dann fragte ich: "Und wo sind Johnny und Kira jetzt
hin?"
Kathy lächelte mit glänzenden Augen. "Du hast sehr schöne Szenen verpasst... vielleicht siehst du es ja noch, schnell, renn' raus!"
Ich nahm drei Treppenstufen auf einmal und raste nach draußen. Die Sonne ging schon langsam unter. Ich blickte die Straße entlang und sah sie noch undeutlich... sie hielten Händchen... John strich Kira eine Strähne aus der Stirn... sie lächelte... und dann bogen sie in einen versteckten Weg ein. Gewonnen!
Kathy war hinter mich getreten und legte den Arm um mich. "Siehst du Pad, wir haben sie endlich zusammen gebracht!"
"Ja, und morgen kriegen sie Ärger von Angelo und Maite!"
"Seit wann denkt ein Kelly denn an morgen?" fragte Kathy und brachte mich zum Lachen.
Im selben Moment kam ein Auto herangebraust und parkte, Staub aufwirbelnd, vor dem Haus. Drei Personen stiegen aus, und Kathy und ich konnten unseren Augen kaum trauen. "Patricia! Barby! Denis!" Wir fielen uns alle um den Hals. "Aber ihr wolltet doch erst morgen kommen!"
"Ja, aber wir wollten John doch heute schon gratulieren!" erklärte Patricia. "Der ist jetzt beschäftigt," meinte Kathy grinsend. "Warum denn das?" wollte Patty wissen. "Kommt, das erkläre ich euch drinnen bei ein paar Gewürzgurken und Käsekugeln!" sagte Kathy und schubste Denis und Patricia ins Haus.
Barby hakte mich unter und wir folgten ihnen. "Ja, dir geht's gut," sagte Barby zu mir.
Ich musste lachen. "Woher weißt du das? Ich hab' doch gar nichts gesagt!"
"Aber deine leuchtenden Augen sagen alles."
"Weißt du was, Barby?" fragte ich und lachte aus vollem Halse. "Das ist genau der richtige Schlussatz für unsere Geschichte!"
THE END
P.S.: Angelo schlief vor dem Fernseher ein, Jimmy befreite Maite Itoiz in der Nacht, und das war der Grund, warum John und Kira zumindest in dieser Nacht keinen Ärger mehr von den beiden bekamen.
© by Doro