Best friends?...

by Wiebke   tiger-patrick@gmx.de

 

Das Konzert war zwar noch nicht vorbei, aber für mich dennoch schon längst gelaufen.

Ich saß vor dem Tor, das zum Backstagebereich führte und mir lief eine Träne über die Wange. Es war das schlimmste Erlebnis seit langer Zeit gewesen. Die Fans waren dermaßen hysterisch gewesen, dass Paddy und Patricia heulend von der Bühne gerannt waren.
Ich hielt es nicht mehr aus dort drinnen und nun saß ich draußen. Ich blickte durch das Tor. Die beiden standen am Bus und wussten anscheinend selber nicht so recht, was sie machen sollten. Es tat mir leid, obwohl ich nichts dafür konnte. Ich sackte auf den Boden und schluchzte mir einen zusammen.

Einige Zeit später legte jemand die Hand auf meine Schulter und zog mich hoch. Dieser jemand drückte mich an sich und meinte: "Hey, was ist denn mit dir los?"
Ich sah auf: "Patrick!?"
"...Jawohl. Warum sitzt du hier draußen? Es ist eiskalt!"
"Ich habe es drinnen nicht ausgehalten..."
"Oh, du warst dabei?"
"Leider."
"Bist du alleine hier?"
"Ja, mein Zug geht erst in eineinhalb Stunden."
"Solange kannst du doch nicht hier rumsitzen! Komm mit!"
"Wohin?"
"Patricia und ich fahren schon ins Hotel."
"Ich bin doch auch nur ein Fan und die müsstet ihr doch eigentlich hassen..."
"Du weinst."
"Was hat das damit zutun?"
"Du schreist nicht."
"Na toll..."
"Willst du nicht mit?"
"Doch natürlich."
"Dann komm!...Wie heißt du eigentlich?"
"Wiebke."
"Unsere Namen kennst du ja."

Ich nickte nur und einige Zeit später saßen wir in einem warmen Hotelzimmer.
Patricia fragte: "Wo kommst du her?"
"Gladbach."
"Bergischgl -."
"Nein, Mönchengladbach."
"Ach so! Und wie alt?"
"15."
Beide sahen mich fragend an.
"Ja, ist so! Meine Mutter sagt auch, ich sehe erst aus wie 13, aber -."
"Nein, das ist es doch nicht! Du bist erst 15 und fährst alleine mit dem Zug nach Oberhausen?"
"Ja, warum nicht?"
"Das ist doch unverantwortlich! Wir lassen dich gleich von einem Security fahren."
"Ach, Unsinn!"
Paddy grinste: "Widersetz dich Trish´s Anweisungen lieber nicht!"
"Was soll das denn heißen, Brüderchen?"
"Wenn ich das mache, krieg ich´s immer auf´s Fell!"
"Hey, so schlimm bin ich aber auch nicht!"
"OK, hast ja recht. Und trotzdem bist du manchmal eine richtige Zicke!"
"Die Zicke geht sich jetzt eben umziehen. Bin gleich wieder da, und...Patrick!!!"
"Was?"
"Das weißt du!"
Er hob die Hände hoch: "Ja, ich weiß! `Sei lieb!"
"Bingo!"

Patricia ging aus dem Zimmer und da saß ich nun mit Patrick. Er fragte, ob ich auch etwas trinken wollte und nachdem er mir ein Glas Wasser vorgesetzt hatte, fragte ich ihn, während er trank: "Wie fühlst du dich?"
Er verschluckte sich: "Wie bitte?"
"Wie -."
"Du hast mich gefragt, wie ich mich fühle?"
"Ist das verboten?"
"Nein, natürlich nicht, aber das hat mich seit langer Zeit kein Fan gefragt."
"Lass mich raten, die erste Frage war immer, darf ich ein Autogramm haben!?"
"100 Punkte!"
"Krieg ich denn jetzt ´ne Antwort?"
"Ehm, natürlich! Ich bin ehrlich, ich fühl mich scheiße! Die Show eben von den Fans...ich versteh das nicht. Wir versuchen ihnen so viel wie möglich zu geben und sie machen uns noch fertig. Schlimmer noch, sie tun mir weh. Jedesmal, wenn jemand in einem Song von den anderen nach mir ruft, komme ich mir so vor wie ein Stück Fleisch. Aber das bin ich nicht! Ich bin..."
"Ein ganz normaler Mann mit einer Seele."
Er sah mich an: "Ganz genau. Manchmal sehe ich in den Spiegel und sehe nichts!"
"Das stimmt nicht! Ich glaube fest an dich!"
Patricia kam wieder rein und nun verzog er sich zum umziehen. Sie setzte sich und fragte mich: "Hat er etwa eben über seine Gefühle geredet?"
"Ja, wieso?"
"Du kommst so schnell nicht mehr nach Hause! Er hat seit ganz langer Zeit nicht mehr über seine Gefühle geredet."
"Tja...Zufall."
"Das glaub ich nicht. Sag mal, wie sehr magst du ihn?"
"Sehr!"
"Liebe?"
"Nicht ganz, aber er liegt mir genauso am herzen wie du und die anderen."
"OK."

Wir hatten noch einen schönen Abend und wie angekündigt sollte mich ein Security nach Hause fahren. Da sie in die gleiche Richtung mussten, fuhren wir zusammen und auf der Fahrt meinte er: "Ehm, versteh das bitte nicht falsch, aber ich möchte mit dir in Kontakt bleiben. Könnte ich deine Addy haben?"
"Ja klar!"
"Kannst du mir zwei Sachen versprechen?"
"Kommt drauf an."
"Sagst du keinem, was heute passiert ist?"
"Einer Person!"
"Wem?"
"Beste Freundin."
"Ist sie eine Plaudertasche?"
"Manchmal, aber nicht, wenn es um Geheimnisse geht."
"OK, erzähl es ihr. Das zweite ist, ich möchte dir unsere Handynummern geben."
"Die wird keiner erfahren."
"Was ist mit der Freundin?"
"OK, die schon."
"Sonst keiner?"
"Versprochen!"
"Gut. Ruf bitte nur zwischen 0.00h und 18.00h an, wenn Konzerte sind. Sonst kannst du immer anrufen...außer während der Essenszeiten. Sonst bekommt Kathy nämlich ´ne Krise."
"Ist gut."
"Ich hab ja auch deine Nummer und ich ruf dich morgen an."
"Gut, aber bitte erst ab 19.00h."
"So jung schon so verplant!?"
"Nee, schulpflichtig und ein Meeting mit DER Freundin."
"OK."
Wir verabschiedeten uns gegenseitig mit einem Wangenkuß und Paddy meinte schließlich: "Ich hoffe, wir werden gute Freunde!"
"Ich auch."

Sie fuhren weiter und ich ging sofort hoch in mein Zimmer und stieß einen Schrei aus: YEAH!
Am nächsten Morgen konnte ich mich in der Schule kaum konzentrieren und war froh, als ich in Ruhe abends zu Hause saß und das Telefon klingelte. "Wiebke Ewald."
"Hey, ich bin´s!"
"Hi!"
"Ich würde dich gerne von Freitag auf Sonntag hier haben."
"Freitag auf Sonntag???"
"Ja, nicht Freitag auf Samstag; auf Sonntag. Einfach zum kennenlernen. Trish ist auch da und die anderen sind bis auf Maite und Joey weg. Ist also ´ne nette Gesellschaft."
"OK, danke! Wie geht´s dir denn?"
"Wieder besser! Ich hab mich schön ausgeschlafen und es ist soweit OK."
"Und Trish?"
"Ach, bei der ist doch eh alles OK! Die arbeitet gerade mit ihren Kräutern. Ich hab se heute schon wieder von ihr auf ´n Sack bekommen. Meine Ziege hat ihr Schnittlauch gefressen!"
"Du bist einer!"
"Du hättest sie erleben müssen: Dein Scheißvieh! Wann erziehst du sie endlich? -."
"Kann man Ziegen erziehen?"
"Natürlich nicht! Aber sie meint, alles was scheiße machen kann, kann man auch erziehen!"
"Was haben die anderen eigentlich zu eurer Flucht gesagt?"
"Wir haben total Anstinke bekommen; so à là Seid ihr noch ganz dicht? Was sollen die Fans jetzt denken?! Das ist mir aber ziemlich egal, denn ich will auch mal meine Gefühle rauslassen können!"
"Das seh ich auch so!"
"Hast du es heute schon alles rumerzählt?"
"Nur -."
"DER Freundin!?"
"Richtig! Nee, wenn ich dir was verspreche, halte ich das auch! Ich will dich ja nicht in irgendwelche Schwierigkeiten bringen!"
"Wie nett! Ich wollte das allerdings, dass du es nicht weitersagst, damit du nicht so viele Leute am Arsch kleben hast."
"Wie nett!"
"Ich bin froh!"
"Wieso?"
"Kannst du mal selber drüber nachdenken!"
"sag schon!"
"Wenn du es bis .Freitag nicht weißt, sag ich es dir vielleicht."
"Bin ich ja mal gespannt! Um wieviel Uhr -."
"Um ca.15.00h kommt dich jemand abholen."
"Gut, ich freu mich!"
"Gleichfalls! Sorry, aber ich muss jetzt leider Schluß machen, denn wir haben gleich Songmeeting und wenn ich da zu spät komme, kriegt Kathy die Krätze! Die legt tierisch Wert auf Pünktlichkeit!"
"Oh, ganz schlecht!"
"Eben! Also, wir sehen uns dann am Freitag."
"Soll ich irgendwas mitbringen?"
"Ehm, gute Laune, Schlafsachen...ach, dir fällt bestimmt was ein."
"Ist gut. Bye!"
"Mach´s gut!"

ch legte auf und war so happy wie lange nicht mehr! Paddy privat im Schloß!!!
Es zog sich tierisch bis Freitag, aber um 15.00h wurde ich dann abgeholt und wir fuhren nach Gymnich.
Paddy wartete schon an der Tür: "Ah, hi!"
"Hallo."
Wir begrüßten uns und er nahm mir meine Sachen ab: "So und jetzt zeig ich dir unser bescheidenes Schlößchen."
"Bescheiden?"
"Natürlich! Na komm schon!"

Wir stellten die Sachen erst mal in einem der Gästezimmer ab und machten dann eine rundum Führung. Zwischendurch lief uns Maite dann über den Weg: "Ach, du bist...ehm."
"Wiebke."
"Genau! Also, Paddy ist wirklich ganz -."
Paddy stieß sie an und sah sie mahnend an: "Maite!!!"
"OK, dann lass ich euch jetzt mal allein."
"Danke!"
Sie dampfte ab und Paddy meinte: "Schwestern!"
"Zum Glück bin ich Einzelkind."
"Echt? Und trotzdem so nett? WOW!"
"Wieso?"
"Die meisten Einzelkinder sind verwöhnte Gören!"
"Du kennst mich ja noch nicht richtig!"
"Wie bitte?"
"War ´n Joke!"
"Aha. Wie sieht´s eigentlich mit Instrument aus?"
"Gitarre."
"Das wird ein nettes Wochenende!"
"Bitte nicht!"
"Ich spiel und du natürlich dann auch! Oder hast du Schiß?"
"Du spielst viel besser als ich."
"Ich bin auch etwas älter als du! Du bist 13 und ich -."
"Ey!"
"Du bist 15, ich weiß; war ´n Joke!"
"Vielen Dank!"
Plötzlich kam Joey uns entgegen und blieb still stehen: "Watch out children, there´s a nice girl!"
Paddy meinte: "Na na na, Joey! Zügel dich!"
"Musst du gerade sagen...wie war das noch? Nicky, Demi, -."
"Joey, das ist privat!"
"Was glaubst du, was wir hier sind!"
"Das ist intim!"
"Na und! Viel Spaß noch ihr beiden!"
Er ging weiter und Paddy meinte: "Ehm, Wiebke, bild dir da ja nichts drauf ein!"
"Jaja!"
"Nee, echt, das waren nur gute Bekannte."
"Ich glaub´s dir ja."

Den Tag verbrachten wir mit erzählen und ich musste meine Künste auf der Gitarre zum besten geben... Abends um 19.00h brüllte Maite durchs Schloß: "Hey, Essen!"
Wir gingen runter und auf dem Tisch lagen fünf Pizzakartons. "Ehm, Maite?"
"Was guckt ihr mich alle so blöd an? Kathy ist nicht da, das müssen wir ausnutzen!"
"Haben die wenigstens frische Kräuter benutzt?"
"Oh, Patricia!"
"War doch nicht ernst gemeint."
Paddy und ich meinten gleichzeitig: "War ´n Joke!"
Sie guckten uns an, als ob wir nicht mehr alle Tassen im Schrank hätten und Joey meinte: "Ob sie da was anbahnt?"
Nach einem lustigen Essen, setzten wir uns alle zusammen und plötzlich fragte Maite in ihrer bekannt zurückhaltenden Art: "Sag mal, bist du eigentlich verliebt?"
Ich stockte. Natürlich war ich das, aber in Paddy und dem wollte ich das eigentlich nicht sagen, denn sonst wäre die gute Freundschaft wahrscheinlich schon bald zu ende.
Patricia winkte mir zu und wir gingen vor die Tür: "Wiebke, es ist Pad!?"
"Sorry..."
"Du musst dich nicht entschuldigen! Es ist nur so, er ist oft enttäuscht worden, was Freundinnen angeht und er hat mir gestern erst gesagt, wie schön es ist so eine Freundschaft zu haben."
"Was soll ich denn jetzt sagen?"
"Sag ihm die Wahrheit!"
"Das kann ich nicht! Ich will die Freundschaft nicht kaputtmachen."
"Und du willst ihn nicht verlieren. Wenn du von Anfang an ehrlich zu ihm bist, wird er immer dein Freund bleiben. Wenn du ihm das verschweigst und er kriegt das irgendwann raus, wird er denken, du bist nur wegen den Gefühlen mit ihm zusammen; oder ist das echt nur deswegen?"
"Nein, Quatsch! Mir liegt sehr viel an ihm."
"Das hat man an dem Abend in Oberhausen gemerkt. Warte hier, ich schick ihn raus."
"Wie soll ich anfangen?"
"Wie wäre es mit, ich muss dir da was sagen?"
"...OK."
Ich atmete tief durch und plötzlich stand er schon vor mir:

"Du wolltest mich sprechen?"
"Ja, ehm...es gibt da was, das du wissen solltest. Ich liebe dich, aber ich hoffe, das tut unserer Freundschaft keinen Abbruch, ehm, ich weiß -."
"Darf ich auch mal was dazu sagen? Ich finde es sehr gut, dass du mir das sagst und das wird unserer Freundschaft bestimmt keinen Abbruch tun! Du weißt aber auch, dass ich einiges älter bin als du. Das soll aber nicht heißen, dass sich da nichts weiter entwickeln kann. Gib mir Zeit und ich werde mir über meine Gefühle sicher sein. Doch, wenn du das Verlangen hast, einfach mal gedrückt zu werden, dann sag es mir und ich lass mir dann was einfallen. Können wir so verbleiben?"
"Danke!"
Er drückte mich an sich und wir gingen wieder zu den anderen, die uns schräg ansahen. Er verstand es ziemlich gut mit solch einer Situation umzugehen und er war den ganzen Abend über sehr lieb!

Gegen 2.45h verabschiedeten wir uns dann von Joey, der noch wach war und wir gingen nach oben. Ich zog mich um und gerade, als ich fertig war, klopfte es:
"Darf ich reinkommen?"
"Joo!"
"Ich wollte nur Nacht sagen und danke."
"Wofür?"
"Für deine Ehrlichkeit."
"Wenn ich ehrlich bin, meinte Trish, dass es das beste wär. Ich hätte es mich sonst, glaube ich, nicht getraut."
"Da hast du´s, du bist schon wieder ehrlich. Also, falls irgendwas sein sollte, mein Zimmer ist schräg gegenüber. Wo ´s Klo ist weißt du, ja, dann schlaf gut!"
"Wie sieht´s mit aufstehen aus?"
"Ich komm dich wecken."
"Na gut. Danke für alles!"
"Schon gut. Bye!"
Er küsste mich auf die Stirn und nachdem er mir über die Wange gestrichen hatte, ging er raus.

Ich hatte wohl lange nicht mehr so gut geschlafen wie in dieser Nacht! Ich wurde wach, als mir jemand die Decke wegzog: "Hey, aufstehen!"
"Was?"
"Mach schon!"
"Oh, Paddy!"
"Pad!"
"He?"
"Sag Pad oder Patrick, aber zu Hause will ich nicht Paddy genannt werden."
"Ist klar. Wie spät ist es?"
"Halb zehn."
"Ohh..."
"Komm schon! In 15 Minuten gibt´s Frühstück. Willst du Milch, Saft oder Wasser oder sonst was?"
"Saft."
"Orange oder Apfel?"
"Orange."
"Gut, also, steh auf, sonst komm ich in 15 Minuten und mach einen auf Kathy!"
"Das würde ich liebend gern erleben!"
"Nee, das willst du nicht!"
"Doch! Mach mal!"
"Das wird dir nicht gefallen!"
"Wieso nicht?"
"Darum!"
"Jetzt mach!"
"Nein!"
"Wieso?"
"Weil ich dich nicht an den Haaren unter die Dusche zerren werde."
"WAS?"
"Tja! Jetzt weißt du, warum meine Haare so lang sind; ich komm nie aus den Federn!"
"Macht sie das echt?"
"Ich schwöre!"
"Aha...ich steh auf."
"Falls du duschen willst, es liegen schon frische Handtücher im Bad. Den Weg ins Eßzimmer findest du!?"
"Ich bin doch nicht blöd!"
"Na?"
"Jetzt mach dich vom Acker!"

Er verschwand und ich machte mich fertig. Nachdem ich geduscht war, ging ich runter und wir hatten erst mal wieder Späßkes! Als wir fertig waren, fragte Joey: "Kommt jemand mit joggen?" Trish nickte und Paddy schloß sich den beiden an. Maite und ich wollten lieber drinnen bleiben. Wir kramten in alten Fotoalben rum, bis sie plötzlich meinte: "Soll ich dir mal was wirklich interessantes zeigen?"
"Was denn?"
"`n Foto von Pad."
"Was ist daran so besonders?"
"Das wirst du gleich sehen."
Sie suchte in einem Ordner und schließlich hielt sie mir ein Foto vor, wo er ziemlich unbekleidet drauf war.
"Maite! Woher -."
"Tja, das...weiß ich selber nicht. Willst du´s haben?"
"Das fällt doch auf!?"
"Nein, ich hab das mehrmals nachmachen lassen!"
"Also, ich weiß nicht..."
"Nimm schon!"
"Wenn er das rauskriegt, dann..."
"Du musst es ihm ja nicht sagen."
"Sorry, ist ´n nettes Angebot, aber nein!"
"Was?"
"Ich steh da nicht so drauf."
Sie war zwar verwundert, aber akzeptierte es. Wir sahen uns also die normalen Fotos weiter an.
"Du, Maite, da sieht er richtig gut aus!"
"Wieso? Was gefällt die daran so?"
"Erstmal lächelt er sehr nett und die Klamotten stehen ihm sehr gut!"
"Das ist ´ne ganz einfache schwarze Hose und eine schwarze Daunenjacke."
"Trotzdem!"
"Willst du das Foto haben?"
"Gerne!"
Sie war verwundert. Nach einiger Zeit klopfte es und er stand nur mit Short im Rahmen: "Hey! Ich wollte nur sagen, ich bin wieder da."
"Hast du dein nicht vorhandenes Fett abtrainiert?"
"Jawohl Maite und das täte dir auch mal gut!"
"Ich laufe täglich mehrere Kilometer!!!"
"Klar, zum Kühlschrank hin und wieder zurück und wieder hin und wieder -."
"Arschloch! Guck mal, Wiebke findet das Foto so gut!"
Er nahm es und meinte: "Warum nicht? Ich bin doch einfach wahnsinnig gut getroffen!"
"Von hinten seh es besser aus!"
"Alte Zicke! Du kannst es nur nicht ausstehen, dass ich auf Fotos besser aussehe als du! Oh...stimmt ja, wenn man von dir Fotos macht, braucht man immer zwei Fotos; du passt nicht auf eins!"
"Raus!"
"War ´n Spaß!"
"Patrick raus!"
"Jetzt -."
"Patrick bitte!"
"OK, OK, bin schon weg!"
Er ging und ich sah Maite an: "Ist alles OK?"
"Man kann es auch übertreiben! Er spielt sich nur auf."
"Wieso?"
"Wegen dir; Eindruck schinden!"
"Den kriegt er so bestimmt nicht..."
"Du bist gut drauf!"
"Macht einen das nicht unsicher?"
"Doch."
"Wäre es jetzt unhöflich, wenn ich gehen würde?"
"Nein, Quatsch!"
"OK, wir sehen uns!"

Ich ging zu Paddy: "Hi!"
"Oh, auch wieder da!?"
"Ich muss mit dir reden!"
"Ja bitte?"
"Weißt du, dass du Maite wehtust?"
"Versteh das bitte nicht falsch, aber ich kenne sie etwas besser als du und -."
"Sie meinte, du tust ihr weh und das wollte ich dir nur sagen. Ich habe kein recht dir da weiter reinzureden, also, mach was du willst, aber -."
"Aber was?"
"Wie würdest du reagieren, wenn dir jemand so dreist sagen würde, dass er dich...was weiß ich...zu dünn findet?"
"Na und?"
"Wenn du das jeden Tag hören würdest?"
"OK, wär nicht so angenehm -."
"Ich weiß nicht, in wie weit es stimmt, aber Maite hat ja anscheinend das Problem; sonst wär sie ja nicht in dieser Selbsthilfegruppe und wenn Menschen ein Problem haben, brauchen sie Verständnis und Leute, die einen lieben! Wenn man ihre Mühe mit Dreck bewirft, hat sie erst gar keine Chance! Ich weiß, wovon ich rede!"
"Hattest du Gewichtsprobleme?"
"Nein; leider, oder zum Glück nicht!"
"Was denn?"
"Das musst du nicht wissen!"
"Ich werde versuchen Maite zu unterstützen; wenn´s dir dann besser geht!?"
"Mir muss es nicht besser gehen, nur ihr!"
"Gut, überredet!"
"Danke! Übrigens könntest du echt etwas zunehmen!"
Er; noch immer nur in Short, sah an sich runter: "Wieso?"
"Nur so, man sieht ja schon fast deine Rippen!"
"Jetzt nörgelst du rum!"
"Nein, ich ärger dich nicht, ich mache nur eine Feststellung!"
"Könnte ich jetzt auch machen, aber das lass ich lieber!"
"Warum?"
"Weil das nichts für so junge Ohren ist!"
"Auch gut! Aber nimm zu!"
"Ey, was stimmt nicht? Ich bin weder untergewichtig, noch zu dünn!"
"An dir holt man sich ja blaue Flecken!"
SHIT! Warum musste ich diese Bemerkung machen? Er grinste: "Du kannst es ja mal ausprobieren!"
"Hä?" "Vergiß es!"
Er flüsterte etwas, doch ich konnte es nicht verstehen und er wollte es auch nicht laut sagen. Er ging zum Kleiderschrank und holte sich frische Klamotten raus. "Sag mal, joggst du täglich?"
"Nö, nur wenn ich Lust hab."
"Ich finde es wahnsinn, was Joey macht!"
"Da bist du nicht die einzige! Wir sitzen manchmal hier rum und denken, oh Gott Joey, hoffentlich kommst du lebend ins Ziel!"
"Würdest du da mitmachen?"
"Nie! Ich kann zwar einige Kilometer laufen und Radeln kann ich auch, aber schwimmen...es geht!"
"Joey ist mich gerade am bequatschen zusammen mit Trish und Barby einen Halbtriathlon zu machen. Das sind ca. 1,5 km schwimmen, 21 km laufen und 42 km fahren; ich bin mir nicht ganz sicher."
"Mach doch!"
"Nee, danke, ich fahre mit aber mitmachen tu ich nicht. Willst du mit?"
"Wann und wo ist das denn?"
"Ehm,...in fünf Wochen in Neuseeland."
"Oh...klar, ich würde gerne mitkommen, aber leider kann ich das Geld nicht drucken!"
"Ich lad dich ein!"
"Spinner, aber...OK!"
"Gut."
"Ist da jetzt Iron Man oder der Halbe?"
"Der halbe!"
"Macht Joey auch mit?"
"Ja, und Trish und Barby."
"Und was machst du?"
"Wir werden die anfeuern und die Verpfleger sein!"
"Irgendwie glaube ich, könntest du das schaffen."
"Meinst du?"
"Ja! Ich wette!"
"Worum?"
"Ich wette, dass du es schaffen würdest um ein Pizzaessen!"
"Lass die Wette mal sein! Ich überleg mir das ganze nochmal!"
"OK."

Am nächsten Tag hieß es dann Abschied nehmen, doch nur für eine Woche! Als ich Donnerstags aus der Schule kam, lag ein Brief im Flur:

Liebe Wiebke!

Das Wochenende hat echt Spaß gemacht! Ich hoffe, wir können das mal wiederholen!? Ich habe nochmal drüber nachgedacht; über den Halben in Neuseeland. Und nachdem Trish nun ausgefallen ist, werde ich wahrscheinlich einspringen. Ach, das weißt du ja noch nicht! Trish hat sich einen Muskelfaserriß zugezogen! Die ist sooooo doof! Im schlammigen Kräuterbeet ausgerutscht und zack . ein Riß! Na ja, so ist sie! Von Kräutern hat sie aber erst mal die Schnauze voll! Die hat einen Großteil wütend zertrampelt . ein Bild für die Götter!!!

Wie ist es denn so bei dir? Mir geht´s gut und mit Maite herrscht Frieden. Du hattest wahrscheinlich Recht...

Ich weiß nicht, was ich noch schreiben kann, denn Briefe sind nicht gerade meine Stärke! Ich kann mich mehr in Musik ausdrücken. Warum hattest du eigentlich Bedenken mir zu sagen, was du für mich empfindest? Dachtest du etwa, ich würde dich vor die Tür setzen? Nee!

OK, im ersten Moment hatte ich einen Kloß im Hals, denn ich hab schon mal schlechte Erfahrungen gemacht, auf die ich nicht weiter eingehen möchte! Aber ich hoffe, du kommst mit unserer Regelung zurecht!? Ich kann momentan leider nicht sagen, dass ich mehr empfinde als Freundschaft, tut mir leid, aber was würde es bringen, wenn ich dir jetzt irgendwas vorspielen würde und du am Ende nur enttäuscht wärst? So ist es besser! Ich weiß, du hast eine beste Freundin, doch trotzdem würde ich dich auch gerne meine beste Freundin nennen. Ich weiß nicht, ob du es mit zwei Leuten geregelt bekommst, die dich gern haben; was ich jetzt einfach mal von "Der Anderen" denke! Du hast mir leider noch nicht gesagt wie sie heißt, deshalb diese unfreundliche Anrede. Kann auch sein, dass ich das vergessen habe...ich bin manchmal doof! Etwas peinliche Frage: Was für Fotos hat Maite dir gezeigt? War da irgendwas ungewöhnliches bei? Ich frag nur so! Sie neigt manchmal zu so Späßen, die keine sind; so wie ich! Na ja...ich weiß nichts mehr! Ich hoffe, du meldest dich mal . keine Angst, wir beißen nicht, auch nicht wenn du uns in irgendwelchen Sitzungen stören würdest . ich hätte dann wenigstens ´nen Grund diese zu verlassen (gähn!). Also, auf bald! Paß auf dich auf!

Dein Patrick! PS: Denkst du manchmal, nichts hat mehr Sinn, dann denke an die Leute, die dich lieben und du fühlst dich besser! Behalt das Leben lieb!

Ich legte den Brief zur Seite. Er war irgendwie richtig süß geschrieben, obwohl seine Schrift... Sollte ich ihn anrufen oder nicht? Warum nicht? Ich sah auf die Uhr...15.02h. OK, ich nahm das Telefon und wählte, doch Patrick ging nicht ran, dafür Trish: "Patricia Kelly?"
"Hi du!"
"Oh, du bist´s!"
"Ich hab gehört, du bist verletzt?"
"Oh, erinner mich nicht daran! Ich bin volle Kanone die Treppe runtergefallen!"
"Ich dachte, du wärst im Kräuterbeet ausgerutscht!?"
"Bin ich auch, aber man kann ja mal probieren, ob sich meine Doofheit überspielen lässt!"
"Keine Chance!"
"Das hab ich gemerkt. Du willst bestimmt deinen Kumpel sprechen!?"
"Ja!"
"Sorry, der ist trainieren!"
"Im Park?"
"Nee! Die sind schwimmen!"
"Oh...meinst du er schafft das?"
"Was, Pad? Keine Ahnung! Ich denke mal. Ist schon gut, dass ich nicht mitmachen kann! Dann können wir beide die anderen schön anfeuern und zwischendurch gemütlich was trinken und essen!"
"Joo, gute Idee!"
"Kommst du am Wochenende?"
"Ja, denke schon, aber nur Sonntag."
"...Wieso?"
"Weil ich noch eine andere Freundin habe."
"Ach ja, klar!...Ich sag´s ihm."
"Danke und sag ihm danke für den Brief."
"Mach ich, bis...Sonntag!"
Ich legte auf.

Sonntags kam ich dann also nach Gymnich und Patrick überrumpelte mich sofort mit einer Idee: "Du verbringst die Herbstferien ganz bei uns!"
"Nein."
"Wieso?"
"Weil ich auch mal mit meiner Freundin was machen will! Pad, du weißt, ich mag dich sehr, aber sie war zuerst da und dich ihr vorzuziehen wäre unfair! Sie ist meine beste Freundin und sie kenne ich besser als dich und sie weiß mehr von mir als du und überhaupt möchte ich diese Freundschaft nicht kaputtmachen. Ich bin mit dir so gut wie jedes Wochenende verplant und sie? Wo soll ich mit ihr hin?"
"Ihr seht euch doch in der Schule!?"
"Na toll! Da sind andere Leute und da können wir nicht über die Sachen reden, die wichtig sind!"
"Was ist denn in eurem Alter so wichtig?"
"Du bist nicht der einzige, der Probleme hat!"
"Hat du ein Problem? Du weißt, ich bin für dich da!"
"Nein, es gibt Sachen, da spreche ich nur mit ihr drüber, weil ich ganz genau weiß, sie versteht mich!"
"Wie tief liegend können schon Probleme von Teenagern sein?"
"Sag mal, spinnst du? Was soll das heißen? Denkst du, ich...oh, du bist eifersüchtig?"
"Nein!"
"Natürlich bist du das! Du bist eifersüchtig auf meine beste Freundin, weil ich ihr mehr sage, als dir!? Das ist doch reichlich kindisch, oder?!"
"Na und? Ich bin glücklich endlich jemanden zu haben, mit dem ich reden kann und du verschweigst mir Sachen?! Das finde ich nicht sehr nett!"
"Jeder hat seine Geheimnisse!"
"Deine Probleme sind meine Sorgen!"
"Ihre Probleme sind meine Sorgen!"
"Sag mir doch, was du hast!"
"Willst du es wissen? DU bist mein Problem! Ich liebe dich, für dich hätte ich mich beinah schon mehrmals umgebracht; für so einen eifersüchtigen Kerl wie dich!"
"Aha, Selbstmord...warum hast du´s nicht getan?"
"Aus genau zwei Gründen! Und glaub mir, keiner der beiden warst du! Es war die Angst und Tina! Ich hätte dieses Mädchen nie, niemals alleine lassen können! Ich fühle mich für sie verantwortlich! Wenn ich scheiße baue und sie darunter leidet, dann muss ich da was dran tun!"
"Sie bedeutet dir mehr als ich?"
"JA!"
"Dann stelle ich dich hier und jetzt vor eine Entscheidung! Entweder ich oder sie!"
"Da ziehst du den Kürzeren! Ich werde immer versuchen ihre Freundin zu bleiben. Niemals könnte ich ihr jemand vorziehen! Dazu hat sie mir zuviel gegeben."
"Was denn? Einen Glücksbringer?"
"Nein, Nähe, Hilfe und all so Sachen, wofür ich dankbar bin! Ich habe versucht euch beide zu "lieben", aber man kann nur eine Liebe haben und das ist ganz klar meine beste Freundin! Bei ihr brauche ich nämlich keine Angst zu haben, dass sie, wie so viele Männer abhaut oder fremdgeht!"
"Och wie süß! Ich muss gleich heulen!"
"Nein, du nicht; kaltschnäuziger Hund!"
"Und was ist, wenn sie eines Tages eine andere beste Freundin hat? Wenn sie dich fallen lässt? Wenn sie einen Freund vorzieht? Was ist dann? Sag nicht, das würde sie nie machen!"
"Sie würde es nie machen!!!"
"Natürlich! Wenn sie die Schnauze voll hat, wird sie dich hängen lassen!"
Ich antwortete ihm nicht; er hatte mich unsicher gemacht... Er wurde nun ganz ruhig und drückte mich an sich: "Ich will dich doch nur vor diesem Schmerz bewahren. Irgendwann lässt dich jeder im Stich! Ich bin immer für dich da, denn ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man versetzt wird."
"Das würde sie nie tun!"
"Glaub mir, sie würde!"
"Wieso?"
"Wenn sie keine Lust mehr auf ständige Probleme hat, dann..."
"Ich will das nicht glauben."
"Es ist aber leider so! Man wird immer nur von den Menschen verletzt, die einem anscheinend das meiste bedeuten. Lass dich nicht verletzen; nicht so wie ich! Bitte treffe einen Entschluß; ich will dich nicht länger leiden sehen."
Er wischte mir eine Träne weg und sah mich an.

Ich fragte nach seinem Handy und wählte ihre Nummer. "Kristina Frenzen."
"Hi, ich bin´s!"
"Oh, hallo."
"Ich bin hier gerade in Gymnich und ich wollte dir nur sagen, dass..."
"Was? Was ist los? Wieso weinst du?"
"Pad meint, ich müsste mich zwischen euch entscheiden und..."
"Ich verstehe es, wenn du bei ihm sein willst. Er ist nun mal deine Liebe und -."
"Darf ich kommen?"
"Ehm...ja, aber warum? Du kannst mir auch am Telefon eine Abfuhr geben!"
"Nein! Ich werde ihm jetzt eine Abfuhr geben und dann abhauen."
"Aber -."
"Bis gleich!"

Ich legte auf, nahm meine Sachen und ging zur Tür. Patrick meinte: "Du haust ab?"
"Ja! Ich brauche sie mehr als dich!"
"Das wird dir noch leid tun!"
"Nein! Ach übrigens, ich hab noch ein wunderschönes Foto von dir gesehen!"
"Was?"
"Ein sehr freizügiges! Kompliment, ich wäre gerne mal in den Genuß dieses Dinges gekommen, aber ich bleibe lieber bei reden! Also, ich muss dir dennoch für die Zeit danken und...mach´s gut!"
"Aber, ich muss dir da eigentlich was sagen."
"Ich höre."
"Ich liebe dich!"
"Auf einmal?"
"Ich wollte es dir eigentlich erst heute Abend sagen, aber du gehst jetzt."
"Wenn du mich liebst, hättest du mich nicht so tief verletzt!!!"
"Können wir trotzdem in Kontakt bleiben?"
"Gib mir Zeit! Ich sage dir nur eins, ich weiß, wer meine wahren Freunde sind! Du bist ein Kumpel."
"Ich liebe dich aber!"
"Ich kann dir das nicht glauben..."
"Darf ich es beweisen?"
"Bitte!"

Er zog mich an sich und küsste mich. Ich drückte ihn sachte weg und lächelte abweisend:
"Ich glaub´s dir. Also, wie gesagt, ich melde mich irgendwann. Sei mir nicht böse!"
"Nein...Ihr seid wahrscheinlich wirklich sehr enge Freundinnen, sonst hättest du das jetzt nicht so geregelt."
"Du hast recht. Bye!"
"Tschau."

Ich ließ mich nach Rheydt karren und klingelte bei ihr. Sie öffnete und wir fielen uns in den Arm. Ich meinte:"Es tut mir leid."

Sie nahm meine Hand...


© Wiebke