In alter Zeit wohnte bei Tralee der Thin Whistlespieler Jacob, mit seiner Frau Mary und deren Mutter Kathleen.
An einem späten Abend im Frühsommer waren Jacob und Mary auf dem Weg nach Hause, da sie in einem kleinen Dorf zum Tanz aufgespielt hatten.
Sie überquerten den Weg, der Aichearran Ghearráin Bháin genannt wurde. Der Himmel begann sich langsam zu verdunkeln, es begann zu stürmen, ein furchtbares Gewitter begann zu wüten.
"Wir werden umkommen!", rief Jacob seiner Frau zu und schützte sich mit seinem Oberkörper vor dem Sturm. "Ist das nicht traurig?", rief Mary gegen den Wind. "Hat meine Mutter nicht schon genug Herzeleid ertragen müssen, als sie ihren Sohn verlor, drei Wochen ehe ich geboren wurde, und jetzt sollen wir hier in diesem Sturm sterben? Und was wird nur aus unserem Kind?"
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Wie von Geisterhand tauchte vor ihnen ein Haus auf, die Tür öffnete sich, ein Mann und eine Frau baten sie herein und setzten ihnen ein üppiges Mahl vor. Mary und Jacob freuten sich sehr, denn sie hatten Hunger und waren erschöpft.
Als sie gegessen hatten, setzten sich ihre Gastgeber zu ihnen und spielten ihnen einige Melodien auf der Harfe und der Gitarre vor.
Mary wurde es mit der Zeit mulmig. Ihr war bewußt, dass sie an einem Platz waren, wo sie besser nicht sein sollten. Doch sie setzte sich vor den Kamin, aber nicht ohne sich noch einmal genau umgeschaut zu haben.
Ihr Gastgeber und ein älterer Mann, der aus dem 1. Stock herunter kam, setzten sich zu ihnen. Der jüngere Mann, der sie bewirtet hatte, zog seine Schuhe aus und massierte seine schmerzenden Füße.
"Habt ihr je gesehen", fragte er plötzlich, "Habt ihr je davon erzählt bekommen, dass es Menschen gibt, die sechs Zehen haben?" "Davon habe ich nie gehört und es auch nicht gesehen!", entgegnete Mary leise. "Nun", sprach der Mann weiter, "Wenn ihr heimgeht und ihr eurer Mutter erzählt, dass ihr einen Mann mit sechs Zehen gesehen habt, wird sie vielleicht wissen, wer er ist!
Nun geht, ihr dürft keine Minute länger bleiben!"
Der Mann schob sie Beide zu Tür, und kaum war dies ins Schloss gefallen, löste sich das Haus in Luft auf.
Jacob und Mary gingen ängstlich nach Hause.
. . .
Von weitem rief bereits Marys Mutter Kathleen, die mit ihrem Enkelkind auf dem Arm aus dem Haus gelaufen kam: "Oh Gott sei Dank! Wo wart ihr nur so lang?"
Mary und Jacob erzählten, was sie erlebt hatten und als Mary den Mann mit den sechs Zehen erwähnte kamen ihrer Mutter die Tränen.
Leise erzählte sie: "Ach, meine liebe Tochter, du hattest einen Bruder. Er starb drei Wochen bevor du geboren wurdest und dein Vater starb mit ihm. Es war sehr schwer für mich 10 Kinder allein aufzuziehen. Ach, weißt du, dein Bruder hatte sechs Zehen!"
Da wußten sie alle, dass diese beiden Männer, am Kamin, Kathleens Mann und Marys Bruder waren, die nicht gestorben, sondern vor vielen Jahren von den Feen entführt worden waren.
*~*~*The*~*End*~*~*
Titel & Text © by Heidi/15th October 2000
© Heidi