Es war ein ganz normaler Morgen im Frühling. Die Kellys hatten ein paar Tage Pause von ihrer anstrengenden Tour und waren in ihrem Schloss in Gymnich.

Paddy schlief an diesem Morgen lange. Draußen schien die Sonne und Vögel zwitscherten friedlich. Als er endlich aufwachte, wunderte er sich, warum seine Geschwister heute nicht den normalen morgendlichen Krach veranstalteten.

Sonst hörte man Sean laut durchs ganze Haus schreien, Maite wieder lautstark in der Küche werkeln und mit dem Geschirr klappern, Angelo Schlagzeug üben (was auch nicht gerade zu überhören war), Joey draußen probieren, ob ein Motor funktioniert und alles mögliche, was einen so weckte.

Aber heute hörte er keinen einzigen Laut. Es war ganz still in dem großen Haus. Vielleicht waren sie ja endlich alle zur Vernunft gekommen und ließen ihn schlafen? Nein, das konnte nicht sein. Oder war es etwa noch so früh? Schliefen alle noch?

Er warf einen Blick auf seine Uhr. Du lieber Himmel, war das spät! Warum hatten sie ihn noch nicht geweckt? Haben sie ihn denn noch gar nicht vermisst?

Schnell stand er auf und ging ins Badezimmer. Ärgerlich sah er, dass seine Zahnbürste nicht da war, wo sie sein sollte. Es dauerte etwas, bis er sie in dem großen Badezimmerschrank zwischen den Handtüchern fand. Nachher würde er sich Sean mal vorknöpfen!

Genervt drehte er den Wasserhahn auf, aber es kam kein Wasser. Oje, jetzt ist auch noch irgendwas kaputt, dachte er und nahm sich vor, es Joey zu erzählen. Denn der kleine Sean konnte sicher nicht das Wasser abstellen. Bestimmt war irgendwo im Keller ein Rohr kaputt. Aber Joey würde das sicher wieder hinkriegen. Er kriegte einfach alles wieder hin.

Paddy ging nach unten um die anderen zu suchen. Doch er fand niemanden. Es war so merkwürdig still im Haus. Wenn sie irgendwohin weggegangen wären, hätten sie ihn doch geweckt? Oder war es möglich, dass alle noch gemütlich in ihren Betten lagen und friedlich schliefen?

Halt, da hörte er einen Fernseher laufen. Das musste Sean sein, der sich seine Trickfilme anguckte, was er jeden Morgen machte. Da konnte er ihm ja gleich sagen, dass er es lassen soll, dauernd seine Zahnbürste zu verstecken. "Hallo Sean. Glaub nicht, dass ich...". Er guckte ins Wohnzimmer, doch da saß nicht Sean vor dem Fernseher, sondern Patricia.

"Warum Sean?" fragte die fröhlich. "Was machst du denn da?" fragte Paddy verdattert. "Ich gucke mir gerade Trickfilme an, guck doch auch, es ist total spannend!" Doch darauf verzichtete Paddy und ging lieber in die Küche, um sich Frühstück zu machen, denn er hatte ziemlich großen Hunger. Was war bloß mit Patricia los? Fand sie das wirklich so spannend? Und warum guckte Sean nicht seine Trickfilme? Sonst durfte er doch keinen verpassen.

"Hi, Paddy!" rief Joey im vorbeigehen in die Küche. "Hallo." antwortete Paddy erleichtert, aber Joey war schon wieder verschwunden. Kurz darauf hörte Paddy ihn im Nachbarzimmer leise reden. Mit wem redete er denn? Es war doch keiner da, außer Patricia, die sich im Wohnzimmer Trickfilme ansah! Aber Joey´s Stimme kam nicht aus dem Wohnzimmer. Hatte er wen bei seiner eigentlich gründlichen Suche übersehen?

Neugierig ging Paddy nachschauen. Da sah er Joey, wie er vor dem Fenster stand und redete. Aber bis auf Joey konnte er keinem in dem Zimmer sehen.

"Mit wem redest du denn?" fragte Paddy ihn vorsichtig. Er konnte sich absolut keinen Reim darauf machen.

"Mit den Pflanzen, das tut ihnen gut. Stör mich nicht!". Wieder so ein verrückter Tick von ihm, dachte Paddy und ging wieder in die Küche zurück. Joey war einfach unberechenbar.

Kurz darauf kam John aufgeregt in die Küche gelaufen. "Oh, guten Morgen Paddy, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!".

Fragend sah Paddy ihn an. "Ich habe im Winter Geburtstag und nicht im Frühling." "Ach so. Aber es hätte ja sein können.".

Wusste er nicht mal, wann sein eigener Bruder Geburtstag hatte? Vielleicht war er noch müde. Aber so müde?

Paddy überlegte, ob seine Geschwister vielleicht irgendeine Krankheit hatten? Was war denn heute nur los?

"Ach, gibst du mir mal bitte einen Teller und die Cornflakes? Du stehst da grade so gut.". "Ja, klar.". John öffnete den Küchenschrank, holte die erwünschte Cornflakes-Packung und einen alten Hundenapf heraus und gab es Paddy.

"Was soll das?". "Was denn?" "Du hast mir gerade einen Hundenapf aus dem Schrank geholt." Aber John guckte ihn nur verständnislos an. "Ja, und?" "Ach vergiss es!". John fragte nicht weite nach und widmete sich wieder der Kaffeemaschine.

Paddy holte sich einen richtigen Teller, allerdings aus dem Hundeschrank. War das wieder Sean´s Werk? Er wollte sich die Cornflakes auf den Teller schütten, doch in der Packung war Finbar´s Seniorenhundefutter.

Typisch Sean! In der richtigen Hundefuttertüte fand er endlich seine Cornflakes. Plötzlich fiel ihm das kaputte Wasserrohr wieder ein.

"Übrigens, das Wasser geht nicht." "Ja, ich weiß. Maite ist schon unten im Keller und repariert es." meinte John gelangweilt. "Maite? Wieso denn ausgerechnet Maite?" "Wieso nicht? Es macht ihr Spaß."

Es musste an ihm liegen. Er hatte eine Krankheit. Entschlossen ging er wieder hoch. Am besten legte er sich wieder in sein Bett.

Auf der Treppe stieß er mit Sean zusammen. Strahlend guckte der ihn an: "Herz-lichen Glückwunsch zum Geburtstag, Paddy!" "Ich habe heute nicht Geburtstag!" knurrte Paddy und dachte gleich an seine versteckte Zahnbürste. "Ach Sean, nur damit du’s weißt: Wenn du meine Zahnbürste noch mal versteckst, kriegst du Ärger mit mir!" "Zahnbürste? Ich habe deine Zahnbürste nicht versteckt!" "Komm, gib es wenigstens zu, ich verzeihe dir auch noch mal." "Ich habe deine Zahnbürste wirklich nicht versteckt, so etwas schwachsinniges würde ich nie machen!".

Vielleicht ist er ja endlich vernünftig geworden? dachte Paddy hoffnungsvoll und fragte dann "Wo ist denn Jimmy?" "Der fährt Ski." "Ski? Aber es liegt doch überhaupt kein Schnee!" "Oh, stimmt ja, das hat er bestimmt vergessen."

In diesem Moment kam Maite zu ihnen und Sean ging schnell weiter nach unten. "Hi, Paddy, was ist denn los, du bist so blass?" fragte Maite gutgelaunt.

"Jimmy fährt Ski!" "Ja, und? Er fährt doch gerne Ski." "Aber es liegt überhaupt kein Schnee!" "Macht doch nichts."

"Ist schon gut, ich gehe gleich wieder ins Bett! Nur noch eins, hast du wirklich das kaputte Rohr im Keller wieder repariert?!" "Ja klar, wie immer, und hast du deine Zahnbürste wiedergefunden?" "Meine Zahnbürste? Wieso? Woher... Warst du etwa... Ich dachte, das wäre Sean gewesen?" "Nein, auf so eine Idee würde Sean doch nicht kommen! Warum sollte der denn deine Zahnbürste verstecken?" "Na, dann eben nicht. Aber warum versteckst du sie dann?". Maite kicherte. "Weil es mir Spaß macht." "Schon gut! Und wo ist Angelo?" "In seinem Zimmer, glaube ich.".

Da fand der arme Paddy ihn auch. Aber, was machte der denn? "Ist das nicht Barby´s Staffelei?" fragte er seinen eifrig malenden Bruder. "Nein, sie hat sie mir geschenkt, weil sie sie nicht mehr braucht." "Das glaube ich dir aber nicht. Wo ist sie denn?" "Draußen, im Garten.". Also ging Paddy wieder runter. Barby würde sich doch nie von ihrer geliebten Staffelei trennen. Und Angelo würde sie sie erst recht nicht anvertrauen.

Unten sprach Joey immer noch mit seinen Blumen. Komische Geschwister hatte er!

Draußen rief er laut: "Baaaarby!" "Ja?" kam die freundliche Antwort und eine ziemlich dreckige Barby kam unter einem alten Auto hervor.

"Ooh Barby! Sag jetzt nicht, du reparierst das Auto?!" "Doch, wieso denn nicht?"

"Schnell, wo ist Kathy, sie ist meine letzte Hoffnung!" "Oben in ihrem Arbeitszimmer, glaube ich.".

Vor lauter Schreck hatte Paddy ganz vergessen, sie nach der Staffelei zu fragen. Schnell rannte er zu Kathy.

Auf dem Flur stolperte er plötzlich über etwas weiches, borstiges, und fiel der Länge nach hin.

Erschrocken sah er hoch und sah direkt in die schwarzen Augen seines Hänge-bauchschweins, die ihn treu anblickten.

"Oh, hallo Pumba. Hast du mich gesucht? Du darfst doch nicht ins Haus. Wie bist du überhaupt reingekommen?"

Da kam Jimmy im Skianzug und mit geschulterten Skiern um die Ecke. Als er Paddy mit seinem Schwein auf dem Boden liegen sah, musste er lachen. Es sah auch zu komisch aus! "Hallo Paddy. Was machst du denn auf dem Boden? Unterrichtest du Pumba in Erdkunde?". Lachend ging er weiter.

"Das ist nicht witzig!" sagte Paddy fast beleidigt. Wunderte es ihn denn gar nicht, warum Pumba plötzlich im Haus war? Kopfschüttelnd sah er ihm nach.

Dann ging er weiter zu Kathy. Sein Schwein brachte er nicht wieder raus. Wenn es schon mal drinnen war, konnte es auch ein bisschen drinnen bleiben.

Ohne anzuklopfen stürmte er zur Tür rein. "Hallo Kathy, ich glaube, ich habe ganz hohes Fieber! Ich bin krank!".

Kathy wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, aber Paddy rief schnell: "Nein, ich habe heute nicht Geburtstag! Es ist kein Winter und es liegt auch kein Schnee draußen. Und unseren Blumen geht es auch ohne Joey gut! Maite kann keine Wasserrohre und Barby keine Autos reparieren. Patricia guckt Trickfilme und Sean nicht. Maite versteckt Zahnbürsten und Sean nicht! Außerdem bin ich kein Hund!"

Kathy sah ihn mitleidig an. "Nein, du bist nicht krank." sagte sie schließlich. "Aber deine ganzen Geschwister. Sie haben das..., ääh, das... ach, ich weiß jetzt auch nicht, wie das heißt. Irgend so ein ganz bestimmtes Fieber. Es ist hoch ansteckend. Das ist eine sehr schwere Krankheit, aber sie dauert zum Glück nur einen Tag." Sie schien genau Bescheid zu wissen.

"Aber warum holst du dann nicht den Arzt?" wollte Paddy wissen. "Weil der da auch nichts machen kann. Dieses Fieber kann man nicht heilen. Pass nur gut auf, das du dich nicht auch noch ansteckst.

Paddy guckte seine Schwester entsetzt an. "Ist es..., ist es tödlich?" Mit ernstem Blick sagte sie: "Nein, zum Glück nicht.".

Jetzt war Paddy wieder froh. "Aber du bist noch normal, oder?" fragte er hoffnungsvoll. Doch da hallte ein Schrei durch das ganze Haus: "Essen!".

Hungrig liefen sie in den großen Speisesaal. Sean hatte gekocht. Es gab Hundekuchen mit Kaninchenfutter.

Jetzt wusste Paddy aber, was los war. Seine Geschwister hatten ein Fieber. Er brauchte nicht weiter zu grübeln. Er brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen. Aber hoffentlich steckte er sich nicht an.

Alles setzte sich redend um den Tisch. "Patricia, erzähl doch mal was über dieses Fieber, das ihr habt. Paddy hat ein paar Fragen dazu." meinte Kathy. "Also," begann Patricia, "dieses Fieber bekommen leider sehr viele Leute. Aber nur einmal im Jahr. Immer heute, am 1. April...".

Paddy´s Rufe gingen im schallenden Gelächter seiner Geschwister unter und schließlich stimmte er in ihr Lachen ein.