Der letzte Wunsch

by Barby K.   BarbyK@gmx.de

 

Patrick stand in einem düsteren Schatten, als er versuchte, den gaffenden Blicken der ganzen Mädchen auszuweichen. Wie so oft war er, wenn es düster wurde, in den Park zum Joggen gegangen, und dieses mal war es nicht so vorfallslos wie die letzten male gewesen. Ein Mädchen hatte sich schon hereingeschlichen und hatte ihn bis zu dem Gitter verfolgt. Dort angekommen hatte ein SEC sie wieder auf ihre Seite des Zaunes gebracht. Patrick war immer wieder erstaunt, was für eine Phantasie die Mädchen doch haben konnten, um ihm nahe zu sein. Erst waren sie nur flüchtige bekannte eines SECs. Mittlerweile waren sie aber schon Patricias beste Freundin oder hatten Barby am letzten Abend in einem Cafe getroffen. Jaja, als ob Barby jemanden einladen würde, den sie nicht kannte, dachte sich Patrick. Ihm war es unerklärlich wie sich die Mädchen so was nur ausdenken konnten. Die sollten doch alle mal zu einem Psychiater gehen, dachte er sich. Da wären sie sicher gut aufgehoben, dann müsste er sich wenigstens nicht mehr mit ihnen herumschlagen.
Als er erneut am Gitter vorbei kam und die Mädchen, es waren nur noch wenige, aber immer noch eine nennenswerte Zahl, da wurde ihm erneut mulmig. Sie würden alle Ärger bekommen, so viel war sicher. Schließlich war es nicht erlaubt so spät noch dort zu stehen. Die Kellys hatten sich schon genug Ärger eingefangen und Patrick wollte nicht, dass es noch mehr wurde. Er lächelte den Mädchen zu, auch wenn er am liebsten geschrieben hätte. Aber er hatte oft genug die Erfahrung gemacht, dass schreien nichts bringt. Also versuchte er es heute auf die ruhige Tour.
"Ist euch denn nicht kalt? Es ist schön wenn ihr euch so viel Mühe macht und wenn ihr wirklich hier den ganzen Tag steht und mich sehen wollt, aber meint ihr nicht auch dass es langsam Zeit ist nach Hause zu gehen?" Patrick versuchte Vertrauen zu erwecken. Schließlich waren es doch seine Fans und er trug doch auch etwas Verantwortung für ihr Wohl befinden. Nein, dachte er sich, die trage ich nicht, aber ich trage Verantwortung gegenüber meiner Familie und mir. Ich kann es nicht durchgehen lassen, wenn die mich immer und immer wieder nerven, sie rauben mir noch die Kräfte. Und schon stiegen in ihm Aggressionen auf die er zu unterdrücken versuchte. Es wurde immer düsterer und er wusste, das heute Abend nicht mehr so viel aus seinem Jogging wurde. So war es doch fast immer. Jedes mal wenn er an dem Gitter vorbei kam, wollten sie Fotos und ein Autogramm, sie wollten ihn berühren, auch wenn er es nicht wollte. Sie wollten bei ihm sein, ihn umarmen und küssen, oder was weiß Gott noch....
Er verstand nicht wieso, schließlich wollte er doch nur joggen, damit er für den nächsten Auftritt wieder fit war. Er machte das alles doch nur für diese Meute dort. Und nun wollten sie ihn auch noch davon abhalten.
"Paaaddddyyy", schrieen sie unentwegt. Und diejenigen, die nicht schrieen versuchten die anderen davon abzuhalten nach Patrick zu greifen. Natürlich wollten sie ihm nur helfen, aber war es eine Hilfe, wenn sie sich alle wegen ihm stritten? So konnte es doch nicht sein. Diese Lebenseinstellung hatten sie ihnen doch wohl nicht etwas beigebracht, oder? Wo sie doch einst eine große einzige Familie waren....
Aber das war jetzt schon eine Weile her, er wusste selber nicht, warum er noch Hoffnung darauf hatte. Aber auf die Autogrammjäger hatte er wirklich keine Lust mehr. Nicht so spät am Abend.
"Geht doch einfach alle nach Hause, das tut euch sicher auch mal gut. Ich will nicht, das ihr euch erkältet, ich bin auch müde und werde sicher gleich wieder gehen. Ich habe keine zeit für euch, versteht ihr das nicht?" Patrick schien verzweifelt zu sein. Warum standen die denn immer noch alle dort? Sie schienen nicht den Anschein zu machen, als wollte sie gehen und das machte Patrick traurig. Was sollte er noch sagen, ohne sie zu verletzen? Und ohne unhöflich zu werden? Er wusste es nicht. Doch als er eine Weile dastand und dem Blitzlichtgewitter stand hielt, da schien es sich von selber zu lösen.
Ein Mädchen stand dort, sie hatte wunderschöne lange blonde Haare und blaue Augen. Patrick fragte sich, warum ihm dieses Mädchen nicht schon vorher aufgefallen war. Sie trat einen Schritt näher und drehte sich zu den anderen Fans.
"Meint ihr nicht vielleicht auch das er recht hat? Es ist schon spät, lasst und alle nach Hause gehen. Wir können uns doch alle morgen auf der Domplatte treffen und dort eine kleine Party machen. Wie wäre das?"
Mit ihren Worten traf sie eine große Zustimmung. Und die meisten machten sich auf den Weg. Patrick blieb noch eine weile stehen, verabschiedete sich vom jedem einzeln und wünschte ihnen viel Spaß bei der Kelly Party am nächsten Tag. Das Mädchen mit den blonden Haaren ging auch, doch noch bevor sie sich umdrehen konnte, schrie Patrick ihm ein Danke hinterher und lächelte sie an.

Sina war froh Patrick noch einmal richtig lachen zu sehen, denn sie war schwer krank. Ihre schwere Krankheit hatte ihren Körper geschwächt und sie wollte nur noch einmal Patrick sehen, bevor sie für immer von dieser Welt gehen musste. Sie wollte ihn sehen, vielleicht noch ein Foto mit ihm machen, was ihre Eltern ihr mit ins Grab werfen könnten. Damit sie ihn niemals vergessen konnte. Doch sie hatte etwas viel wertvolleres als ein Foto bekommen. Sie hatte Patrick ein echtes Lächeln entzogen und sie wusste, mit diesem Lächeln würde sie beruhig einschlafen können.

Patrick lief noch ein wenig weiter durch den Park, froh darüber, nicht gesehen zu werden und noch fröhlicher darüber, dass am nächsten Tag eine Party auf der Domplatte stattfinden würde. Und er dachte an das Mädchen von vorhin, wie es ihr jetzt wohl gehen mag?
Er ging an dem Abend früh schlafen, aber in seinen Träumen sag er sich mit dem blonden Mädchen auf der Domplatte, und er lachte.

Sina lag ihn ihrem Bett und träumte ähnliches. Sie sah noch einmal Patricks glücklichtes Lächeln bevor sich ihr Körper verkühlte, ihre Wärme gen Himmel stieg und sie zufrieden einschlief.....


By Barby K. January 2001


© Barby K.