Die Insel
(One more song)
*Das ist keine sonderlich tiefsinnige oder realistische Geschichte - aber vielleicht gefällt sie euch ja trotzdem!* ~~df~~
Es war der 15. Juni 1997. Die Kellys waren nun schon einige Tage auf See. John steuerte das Schiff "Santa Barbara Ann" ziellos durch den Ozean. Die anderen faulenzten und betrachteten die ruhige See. Sie hatten kein bestimmtes Ziel, sie wollten nur mal ein bisschen in der Weltgeschichte rumkurven.
Jimmy betrat das Führerhaus und sagte zu seinem Kumpel John: " Ich übernehme jetzt mal das Steuerrad. Geh du ruhig zu den anderen auf Deck!"
Johnny trat nach draußen. Die Sonne schien auf das Deck. Kathy saß auf einer Decke und spielte mit ihrem Sohn Sean. Barby stand an der Reling und starrte hinaus auf das Meer. Vielleicht überlegte sie sich ein neues Gedicht? Aus einer Ecke ertönte Gekicher. John sah nach: Da saßen Joey, Paddy und Angelo und erzählten sich schmutzige Witze. Ihre Schwester Patricia saß neben Kathy und strickte. Finbar, die irische Wolfshündin, lag auf dem Boden und schlief. Kaum hatte John sich zu Kathy gesetzt und ein Gespräch begonnen, kam auch schon Maite aus der Kombüse. " Hey Leute! Das Essen ist fertig!"
Jimmy hielt den Motor an, und sie eilten unter Deck, um zu essen.
Gegen Abend telefonierten sie über ihr Handy mit Vater Dan und machten noch ein wenig Musik, denn sobald sie wieder an Land gingen, sollte eine große Hallentournee starten.
Am nächsten Morgen warf Jimmy den Motor wieder an, und sie fuhren weiter. Wenig später übernahm John wieder das Steuer, und Jimmy ging an Deck. Kathy, Paddy und Barby standen an der Reling. Sie blickten ernst in den Himmel, an dem schwere dunkle Wolken standen.
"Das könnte ein wahnsinniges Gewitter geben!" meinte Paddy besorgt.
"Glaub ich nicht!" meinte Jimmy lässig, legte sich in einen Liegestuhl und schlief ein.
Als er wieder aufwachte, standen Paddy und Kathy immer noch an der Reling. Es war dunkel geworden, und die Wolken kamen bedrohlich näher.
"Gleich regnet's," meinte Kathy.
Und so war es auch. Dicke schwere Tropfen prasselten auf das Deck.
"Zieht die Regenjacken an!" lachte Paddy und eilte unter Deck.
"Das ist nicht lustig!" wimmerte Kathy.
Der Regen wurde immer heftiger. Das Schiff schwankte bedrohlich. Wasser schwappte über die Reling.
"Hilfe!" kreischte Jimmy.
Die anderen Kellys kamen aufs Deck gerannt. Wieder schwappte eine neue Welle über. Patricia und Barby klammerten sich schreiend aneinander. Kathy drückte den brüllenden Sean an sich. Paddy nahm die zitternde Maite in den Arm.
Joey versuchte, das Wasser auszuschöpfen. Es nützte nichts.
"Wir müssen auf die Rettungsboote!" rief Paddy und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. " Scheiße, ich sehe nichts mehr!"
Sie holten die drei Rettungsboote. Paddy und Angelo kletterten ins erste.
"Bitte, nehmt Sean zu euch!" flehte Kathy.
Das Boot wurde ins Wasser geschoben. Angelo lachte und winkte den anderen an der Reling. " Hör auf!" schimpfte Paddy und ergriff ein Ruder. " Hilf mir lieber!"
"Oh Bruderherz," schrie Angelo gegen den Regen an, " wenn's nicht so naß wäre, würde es echt Spaß machen!"
Das zweite Boot mit Kathy, Patricia, Barby und Finbar startete. Die anderen Kellys folgten mit dem dritten Boot.
"Mann," brüllte Angelo den anderen zu, " das glaubt uns nicht mal Vater!"
Als Paddy die Augen öffnete, lag er - oh Wunder - in herrlichem weißem Sand. Über ihm wölbten sich Palmen.
Im ersten Augenblick glaubte er, er wäre im Paradies. Doch er lebte noch, und auch die anderen Kellys lagen an diesem paradiesischen Strand.
Paddy weckte schnell die anderen. Nach einer stürmischen Begrüßung stellten sie mit Schrecken fest, dass sie nicht vollzählig waren: Jimmy, Maite, Joey und John, also die Besetzung des dritten Bootes, fehlte!
"Wenigstens haben wir Sean und Finbar gerettet," meinte Kathy glücklich.
"Aber wo sind die anderen?" klagte Barby. " Und wie kommen wir hier wieder weg?"
Das war eine gute Frage. Die Rettungsboote waren undicht, und die "Santa Barbara Ann " war höchstwahrscheinlich versunken. Und wo waren John, Maite, Joey und Jimmy? Es war zum Heulen.
"Wir haben noch nicht mal ein Handy, um Hilfe zu holen!" schluchzte Kathy.
"Vater wird sich furchtbare Sorgen machen!" heulte nun auch Barby los.
"Wir sollten das Beste aus der Situation machen!" meinte Paddy nüchtern.
"Genau, und deshalb sollten wir uns mal was zu Essen besorgen. Ich hab Hunger!" sagte Angelo.
Also zogen sie los, um auf der Insel etwas Eßbares zu finden. Der vernünftige Paddy hatte schnell das Kommando übernommen.
"Glaubt ihr, hier gibt es Spinnen, oder Mäuse, oder Tiger - oder sogar Kannibalen?" flüsterte Kathy, als sie einen kleinen Regenwald durchquerten.
"Quatsch!" schimpfte Paddy.
Plötzlich war Angelo verschwunden. " Finbar, such!" befahlen die anderen. Die Hündin schnüffelte herum und blieb schließlich vor dichtem Gestrüpp stehen. Als die anderen Kellys näherkamen, sprang plötzlich ein gräßlich mit Blättern geschmückter Kannibale mit lautem Geschrei heraus. Barby, Tricia und Kathy kreischten schrill auf. Finbar rannte jaulend davon. Angelo gab sich lachend zu erkennen. Kathy war tief beleidigt. " Was hast du denn," maulte Angelo, " du warst doch so wild auf Kannibalen!"
Nach wenigen Minuten erreichten sie eine Lichtung, auf der eine kleine Quelle entsprang und ein kleiner Fluß in die entgegengesetzte Richtung strömte. Finbar stürzte sich aud die Quelle und trank gierig. " Es ist also nicht giftig," stellte Kathy zufrieden fest.
Sie tranken alle von dem leckeren Süßwasser. Paddy und Angelo badeten übermütig in dem kleinen Fluß. Plötzlich deutete der kleine Sean nach oben und rief laut: "Ooooooooohhhh!"
Er hatte eine Palme voller Kokosnüsse entdeckt. Paddy sprang aus dem Wasser und kletterte auf den Baum, um eine Nuss runterzuholen.
Wenig später saßen alle im Gras und bestaunten die Kokosnuss. Sie würde lecker schmecken, da waren sie sich einig. Doch wie bekam man sie auf?
Trish warf die Kokosnuss mehrmals auf den Boden. Nichts passierte. Sie legten sie Kokosnuss auf die Quelle, um zu sehen, ob sie vielleicht aufweichen würde. Kein Erfolg.
"Wenn wir doch Maite hierhätten," seufzte Angelo, " die könnte es mit 20 Kokosnüssen aufnehmen!"
Sie probierten noch verschiedene andere Techniken aus, es nützte nichts. Irgendwann reichte es Paddy. Er stieg wieder auf den Baum und feuerte die Nuss brutal auf den Boden. Sie platzte auf und die Milch spritzte auf die Kellys.
Nachdem sie das köstliche Fruchtfleisch verspeist hatten, war es langsam dunkel geworden. Nun standen die Kellys vor einer Frage: Sollten sie zurück an den Strand gehen, oder sollten sie den Fluß, der aus der Quelle entsprang, verfolgen, oder sollten sie einfach hier bei der Quelle übernachten? Sie entschieden sich für die erste Möglichkeit, auch wenn Kathy zitterte, wenn sie an den dunklen Wald dachte.
Nach einer Weile ereichten sie den Strand. Die Sonne war nur noch ein schmaler Streifen am Horizont.
"Und jetzt müssen wir hier im Sand schlafen, oder was?" maulte Angelo.
"Pssst," zischte Patricia plötzlich, " da steht jemand!"
Erschrocken zogen sie sich zurück ins Dickicht. Eine klapprige, zerfranste Gestalt stand am Wasser.
"Sieht überhaupt nicht aus wie ein Mensch," meinte Paddy.
"Vielleicht ein Klabautermann!" flüsterte Barby.
Kathy schrie auf. " Ein Klabautermann! Uhhhhhhhhhhh!"
Die Gestalt hatte sie gehört, sie kam näher. Aber das war doch...
- " John!" schrie Patricia aufgeregt uund fiel ihm um den Hals.
Tatsächlich, es war John. Er sah zwar etwas mitgenommen aus, aber er war es. Nun stürmten auch die anderen herbei. Finbar umsprang ihn bellend. Kathy umarmte John stürmisch. Noch an ihn geklammert, kreischte sie: " Und wo sind die anderen? Jimmy, Joey und Maite?"
Johnny seufzte tief, dann setzte er sich in den Sand und erzählte: Das Rettungsboot der vier war gekentert. Zuerst hatten sich alle aneinander festgehalten. Doch dann waren sie durch das Meer und die Wellen getrennt worden. John hatte sich retten können. Wo die anderen waren, wusste er nicht.
Kathy fing wieder an zu weinen.
"Jetzt sollten wir uns erst mal freuen, dass John wieder da ist," meinte Angelo. " Willst du unsere Quelle sehen?"
Also gingen sie zurück zur Lichtung. " Soll ich uns eine Kokosnuss besorgen?" fragte Paddy eifrig. Niemand antwortete. Verwundert sah er sich um. Sie waren alle eingeschlafen. Gut, dann eben nicht, dachte Paddy und schlief auch ein.
Am nächsten Morgen beschloß Paddy beim Kokosnussfrühstück: " Heute gehe ich erkunden, wohin der Fluß mündet. Geht jemand mit?"
Keiner hatte Lust dazu. Nur die Hündin Finbar begleitete ihn. Es war schwierig, dem Fluß zu folgen, denn er verlief in seltsamen Windungen, und oft musste Paddy sich durch widerspenstiges Gestrüpp kämpfen. Irgendwann hörte das Gestrüpp auf. Paddy kam an ei-nen freien Platz, in dessen Mitte ein riesiger See lag, in den der Fluß mündete. Mitten im See befand sich eine kleine Insel.
"Is' ja 'n' Ding!" staunte Paddy. " Da muss ich hin!"
Er sprang ins Wasser und schwamm mit Finbar zur Insel. Sie war gerade groß genug für sie beide, aber voller Gestrüpp. Das wäre ein schöner Platz nur für mich allein, dachte Paddy. Hierhin könnte ich mich zurückziehen, wenn ich mal von meinen Geschwistern die Nase voll habe.
Von der Insel aus konnte er auch auf die andere Seite des Sees gucken. Auch dort war Wald und Gestrüpp und in der Ferne sogar einige Berge. Doch diese Seite der Insel war eindeutig nicht so schön wie die, auf der die Kellys lebten.
Paddy sah nachdenklich wieder zum gegenüberliegenden Ufer hinüber. Und plötzlich erblickte er dort ein kleines Boot. Seltsam! Wie kam ein Boot auf diese Insel? Waren sie etwa gar nicht allein?
Obwohl Paddy ein kleines bisschen Angst hatte, schnappte er sich Finbar und schwamm hinüber zum Boot. Das war ein ganz schön weites Stück zu schwimmen. Erschöpft kletterte Paddy in das Boot. Woher kam nur dieses blöde Teil? Na ja, vielleicht hatten es frühere Besucher hier vergessen. Hoffentlich!!!!
Paddy war zu erschöpft, um zurückzuschwimmen, deshalb ruderte er mit dem Boot zurück auf seine Seite. Der Fluß war zu eng zum Befahren, deshalb ließ er das Boot am Ufer stehen und lief zurück zu den anderen. Dort erwartete ihn eine Überraschung: An der Quelle standen zwei wunderschöne Strohhütten!
"Na, wie findste das!" brüllte Angelo. " Haben wir gebaut, während du wegwarst!"
"Ja, wo warst du überhaupt?" hakte Kathy nach.
Paddy erzählte ihnen von der Insel und dem See. Aber von dem Boot erzählte er ihnen nichts. Dieses Geheimnis wollte er selbst lüften.
Johnny, Kathy, Sean und Patricia teilten sich die eine Hütte, Paddy, Angelo, Barby und Finbar die andere.
Am nächsten Morgen frühstückten sie Kokosnüsse. " Schon wieder das gleiche!" maulte der kleine Sean.
Kathy bekam wieder mal einen Heulkrampf. " Ich will nach Hause, zu Vater! Zu
Vincent! Und sogar zu unseren Fans!"
Paddy war ganz ihrer Meinung. Er wollte endlich wieder eine Gitarre in den Händen halten. Um nicht in Selbstmitleid zu zerfließen, brach er bald zu " seiner " Insel auf.
Als Paddy am Ufer des Sees ankam, staunte er doch nicht schlecht: DAS BOOT WAR
WEG!
Paddy überlief es heiß und kalt. Sie waren nicht allein! Jemand war auf der Insel! Und dieser Jemand hatte das Boot geklaut!
Zitternd vor Nervosität schwamm Paddy zu der kleinen Insel auf dem See. Von dort aus blickte er auf das andere Ufer. Dort lag das Boot, wie vorher auch. Aber wie kam es da wieder hin?
Das ist mir alles unheimlich! dachte Paddy. Ich will heim nach Irland! Aber das geht ja jetzt nicht! Dann will ich wenigstens zu den anderen!
Er stürmte zurück an die Quelle.
Der Nachmittag verlief ruhig. Bis zum Abendessen, es gab nämlich Kokosnüsse.
"Schon wieder dieser Mist!" schimpfte Angelo.
"Kannst ja abhauen, wenn's dir nicht paßt," maulte Paddy. " Ich hol euch immer die Dinger vom Baum, und ihr meckert!"
"Ich zwing dich ja nicht," meinte Angelo schnippisch. " Bleib doch auf deinem Baum!"
Wütend pfefferte Paddy eine Kokosnuss auf Angelo. Er verfehlte ihn nur knapp.
"PATRICK! Jetzt reichts!" fauchte Kathy.
Paddy stand wortlos auf und ging weg. Zu spät merkte er, wohin er gegangen war. Er war wieder am See gelandet. Jetzt ist mir auch alles egal! dachte er wütend. Jetzt bleibe ich
hier!
Er schwamm hinüber auf die Insel. Dort legte er sich ins Schilfgras und beobachtete das gegenüberliegende Ufer. Das Boot war immer noch dort. Paddy war etwas erleichtert. Es wurde dunkel.
Doch oh Schreck! Plötzlich löste sich eine horrormäßige Gestalt aus dem Gestrüpp der anderen Seite und wankte auf das Boot zu. Paddy bekam eine Gänsehaut, ihm gefror das Blut in den Adern. Das Horrorwesen zog das Boot aus dem Wasser. Dieses Wesen - man konnte nicht erkennen, ob Mensch oder Tier - war haarig, groß, fett und schlammig wie das Monster aus der Geisterbahn auf dem Kölner Rummelplatz. Es versteckte das Boot im Gebüsch und verschwand.
Paddy sprang ins Wasser und schwamm so schnell er konnte zurück zu den anderen. Sie waren schon in ihren Hütten und schliefen.
Paddy fing an, panisch zu schreien.
Angelo streckte müde den Kopf aus der Hütte. " Was ist denn los?"
Paddy vergaß den Streit mit dem Bruder, umklammerte ihn und fing an zu heulen. Auch die anderen waren inzwischen aufgewacht. Paddy beruhigte sich etwas und erzählte ihnen alles.
"Monster gibt's doch gar nicht," meinte Patricia.
Johnny nahm die Sache schon ernster. " Andere Wesen auf unserer Insel? Das kann doch eigentlich nicht sein!"
"Glaubt mir doch mal," schniefte Paddy.
Früh am nächsten Morgen wachte er auf. Er hatte schlecht geschlafen. Warum glaubt mir nur keiner? dachte Paddy verzweifelt. Aber gut! Ich werde ihnen beweisen, dass es hier ein Monster gibt!
Paddy schwamm bis zur Insel. Dort stand er nun und und sah auf die gegenüberliegende Seite. Das Boot war verständlicherweise weg. Aber nein! Es lag am Ufer der Insel, direkt vor Paddys Füßen! Das Monster war also hier!! Auf der kleinen Insel!!
Paddy begann zu zittern. Er musste sofort hier weg! Unkontrolliert begann er zu rennen. Plötzlich bog sich vor ihm das Gestrüpp auseinander, und das Monster stand vor ihm.
"AAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!" kreischte Paddy.
"Paddy!" krächzte das Monster überrascht.
"Ja, bitte?" fragte Paddy angstvoll. Das war jetzt vielleicht nicht besonders witzig. Aber woher kannte das Monster seinen Namen? Hatte Pads letztes Stündlein geschlagen?
"Paddy! Ich bin es doch, dein Bruder Jimmy!"
"Jimmy?" fragte Paddy verwundert, als das Monster ihn in die Arme schloß. Er schob es etwas von sich, um es genauer zu betrachten. Tatsächlich: unter dem ganzen Schmutz und den verzottelten Haaren steckte wirklich Jimmy Kelly!
"Was machst du nur hier?" fragte Jimmy erleichtert. " Sind die anderen auch hier?"
"Ja," nickte Paddy. " Alle bis auf Maite und..."
"Maite?" Jimmy lachte, dann rief er zum anderen Ufer hinüber: " Maite! Schnell,
komm!"
Aus dem Gestrüpp auf der anderen Seite löste sich eine ebenso verschmutzte mollige Gestalt. " Ja, das ist ja Paddy!" rief das seltsame Wesen und begann auf und ab zu hüpfen. Es war wirklich Maite!
Schnell stürmte sie zu den beiden Jungs und umarmte Paddy mit ihren Dreckspfoten. " Ihr wohnt so nah am Wasser und wascht euch nicht!" tadelte Paddy grinsend. " Ihr müsst sofort mit zu den anderen kommen!" Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert er war.
Gemeinsam liefen die drei den Fluß entlang.
"Das Boot - war das eigentlich euer Rettungsboot?" wollte Paddy wissen.
"Ja," nickte Jimmy. " Du hättest sehen sollen, wie ich Angst bekommen habe, als das Boot plötzlich auf der anderen Seite war!"
Die Wiedersehensfreude bei den anderen war riesig. Jimmy und Maite wurden erst mal in die Quelle gesteckt und gründlich gewaschen. Dann wurden sie mit Kokosnüssen gefüttert. Und dann beherrschte alle nur noch eine Frage: Was war mit Joey????????? Das wusste nämlich keiner von ihnen.
Am nächsten Morgen überfiel die Kellys wieder das Heimweh. " Ich will heim nach
Irland!" weinte Patricia.
"Wir haben doch noch das Rettungsboot vom See," sagte Maite. "Vielleicht könnte einer von uns..."
"Bist du verrückt?" bellte Jimmy. " Wenn schon unser großes Schiff gekentert ist, was glaubst du, wie es dann mit so einer Nussschale sein wird?"
Johnny, Paddy und Angelo gingen dann an den Strand, um vielleicht einen Fisch zu fangen, denn die ewigen Kokosnüsse hingen allen zum Hals heraus.
Paddy schrieb S O S in den Sand.
"Sieht doch 'eh keiner," meinte John.
"Pst!" rief Angelo plötzlich. " Hört ihr das auch?"
Sie waren ganz still. In der Ferne war deutlich Hubschraubergebrumm zu hören, das langsam näherkam.
"Ich hole die anderen," rief Angelo aufgeregt und eilte davon.
Paddy packte Johnnys Hand. " Hoffentlich finden sie uns!"
In diesem Moment tauchte er großer schwarzer Hubschrauber über den Palmen auf. Fast zeitgleich kamen Angelo und die übrigen Kellys angerannt.
"Wir müssen auf uns aufmerksam machen!" rief Paddy. " Alle winken!" Das sage ich auch immer bei unseren Konzerten, schoß es ihm durch den Kopf.
Die Kellys winkten, hüpften auf und ab und schrien sich die Seele aus dem Leib.
Der Hubschrauber blieb in der Luft stehen und ließ eine Strickleiter herunter.
"Hurra!" brüllte Paddy und ließ sich rückwärts in den Sand fallen.
"Steh auf!" schrie Maite ihn an. " Wir müssen da hoch!"
Als die Kellys alle im Hubschrauber angekommen waren, erwartete sie die nächste Überraschung: Neben dem Piloten saß Joey.
"Joey!" schrien alle.
"Hallo!" lachte Joey.
"Wie kommst du denn hier her?" kreischte Barby.
Joeys Geschichte war abenteuerlich: Er war allein im Ozean herumgetrieben. Doch da Joey ein echter IRONMAN war, hatte er durchgehalten, bis ein Kreuzschiff ihn aufgegabelt und aufs Festland gebracht hatte. Von dort aus hatte er den Hubschrauber gemietet, um seine Freunde zu suchen.
"Jetzt geht's heim nach Irland!" sagte der Pilot.
Ja, heim. Die Kellys lehnten sich zurück und genossen einen letzten Blick auf die Insel, auf der sie die wohl aufregendsten Tage ihres Lebens verbracht hatten.
Als sie in Köln ankamen, war der ganze Flughafen voller Paparrazzi.
"Oh, Gott," flüsterte Barby. " Das überlebe ich nicht!"
Kaum waren die Kellys aus dem Hubschrauber geklettert, stürmten die Journalisten auf sie zu. "Hey, Kelly Family! Wo wart ihr? Warum seht ihr so heruntergekommen aus? Ist die Tour in Gefahr?"
Zum Glück waren die Securitys der Kellys bereits eingetroffen und schirmten sie vor den Journalisten ab.
Auf dem Parkplatz stand der schwarze neue Bus.
"Ich hab' vielleicht einen Hunger," stöhnte Maite, als sie eingestiegen waren.
"Ja, genau, auf Hamburger," seufzte Angelo.
Also hielten sie bei McDonalds, und Jimmy stürmte schnell hinein und besorgte für alle fetttriefende Hamburger und goldglänzende Pommes.
Nach zwei ruhigen, besinnlichen Wochen in Irland startete nun die Tournee.
Paddy lag gelangweilt auf dem Hotelbett und stimmte seine Gitarre. "Was steht denn diese Woche auf unserem Terminkalender?"
Johnny las vor: " Heute: Konzert in München. Dienstag: Konzert in Karlsruhe.
Mittwoch: BRAVO - Interview. Donnerstag: Fotosession für POPCORN. Freitag, Samstag & Sonntag: frei!"
"Toll," seufzte Paddy und legte die Gitarre weg. "Ich wecke mal die Mädels und sage ihnen, dass es Zeit zum Fertigmachen ist."
Am nächsten Abend standen sie in Karlsruhe auf der Bühne. Die Stimmung war bombig, und die Kellys waren gut drauf und lieferten eine tolle Show.
In der Pause zog Jimmy Paddy zur Seite. " Du, Paddy. Hast du das schöne Mädchen in der ersten Reihe gesehen? Die mit den langen roten Haaren?"
"Nein," sagte Paddy. " Warum?"
Jimmy sah sehnsüchtig auf den Boden. " Die würde mir echt gefallen. Oh, wenn das meine Freundin wäre..."
"Wo bleibt ihr?" rief Joey. " Wir müssen wir rauf!"
Sie stürmten zurück auf die Bühne. Paddy schnappte sein Mikro und sang die erste Strophe von Ares Qui. Unauffällig beobachtete er die Mädchen in der ersten Reihe. Da, das musste sie sein. Hhhmm. Jimmy hatte einen guten Geschmack. Paddy wollte ihm helfen. Er ging hinunter an die Absperrung und reichte dem Mädchen seine Hand.
"Was machst du da?" zischte ein Ordner.
"Hol sie raus!" zischte Paddy zurück.
Der Ordner murmelte etwas Unverständliches, dann zog er sie über die Absperrung. Paddy ergriff ihre Hand und zog sie auf die Bühne.
Jimmy fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er war eigentlich dran mit Singen, aber er brachte kein Wort heraus. Nun gut! Paddy hielt dem Mädchen das Mikro vor die Nase und fragte: " Wie heißt du?"
"Ähhmmm... Julie Glas," sagte sie schüchtern.
"Und wo wohnst du?" fragte Paddy weiter.
"In Heidelberg.." erwiderte sie, noch immer etwas nervös.
"Danke für die Auskunft! Und tschüs!" rief Paddy. Ein Ordner hob sie von der Bühne.
Jimmy war knallrot im Gesicht geworden. Erschöpft haute er auf die Congas. War das ein Tag!
Als sie sich nach dem Konzert duschten, bedankte Jimmy sich bei Paddy für die Hilfe. " Aber wie soll ich nur nach Heidelberg kommen? Hättest du sie nicht nach ihrer Telefonnummer fragen können?"
"Da bin ich nicht draufgekommen. Ist dir das, was ich getan habe, noch nicht genug? Alle meine weiblichen Fans werden mich jetzt hassen!" schimpfte Paddy. " Mann, wo ist nur das Shampoo?"
Am nächsten Nachmittag wurden die Kellys für BRAVO interviewt. " Ja, uns geht's inzwischen wieder gut," erzählte Joey. " Endlich wieder fester Boden unter den Füßen!"
Dann erzählten sie noch ein bisschen von der Insel und der Tour. Danach, als die BRAVO - Leute schon wieder alles zusammenpackten, zog Paddy die Chefreporterin Bernadette zur Seite.
"Bernadette, kannst du Jimmy vielleicht helfen? Er hat Liebeskummer!"
Bernadette hörte sich alles genau an. " Ich werde sehen, was ich tun kann," versprach sie schließlich.
"Aber verrat ihm bitte nicht, dass ich was gesagt habe," bat Paddy.
Am nächsten Tag war Donnerstag, die BRAVO erschien. Kathy eilte zum Kiosk. Im Hotel drängten sich dann alle um die Zeitschrift, um den Kelly - Bericht zu lesen. Jimmy bekam große Augen. Denn unter dem eigentlichen Kelly - Bericht stand noch ein rot eingerahmter Absatz: JULIE GLAS AUS HEIDELBERG! DU WARST AM 6. JULI AUF DEM Kelly - KONZERT IN KARLSRUHE! BITTE MELDE DICH BEI DER REDAKTION!!!!
"Wer war das?" fragte Jimmy erschüttert.
"Ich nicht!" sagten alle unschuldig im Chor.
Am selben Tag hatten sie eine Fotosession für POPCORN in Berlin. Alle Kellys waren gut drauf, nur Jimmy war etwas abwesend. Ständig starrte er auf sein Handy.
"Sei doch vernünftig," meinte Paddy. " Vielleicht liest sie ja gar keine BRAVO! Und selbst wenn, vielleicht meldet sie sich ja erst morgen. Und selbst wenn, vielleicht steht sie ja auf Angelo!"
"Niemals!" rief Jimmy.
Am nächsten Tag - endlich - klingelte Paddys Handy. Bernadette war dran. " Sie hat sich gemeldet!"
"Wow!" rief Paddy aufgeregt. " Und jetzt?"
"Ist sie es?" rief Jimmy. " Kann ich mit ihr sprechen?"
"Psst!" zischte Paddy und sprach weiter ins Telefon. Alles, was Jimmy dann noch verstand, war: "Heute morgen... ja, ich schreibs auf... Vorwahl... und dann... ja,
danke... tschüs!" Er legte auf und schrieb hastig etwas auf einen Zettel.
"Was ist denn, was ist los?" Jimmy schrie fast.
Paddy hielt ihm den Zettel unter die Nase. " Das da ist ihre Telefonnummer!"
"Super!" Jimmy griff nach dem Zettel und dem Handy.
"Das ist mein Handy! Du hast selber eins!" rief Paddy ihm hinterher. "Verdammt, das geht alles an mein Geld!"
"Lass ihn doch, er ist verliebt," kicherte Joey.
Breit grinsend kam Jimmy nach einer Stunde wieder zu den anderen. " Mann, sie ist süß," schwärmte er. " Morgen gehe ich sie besuchen, da haben wir frei!"
"Wie willst du denn nach Heidelberg kommen?" fragte Barby.
"Ein Security - Mann fährt mich," erklärte Jimmy.
"Na dann - viel Spaß!" sagte Kathy.
Während Jimmy aufgeregt zu seinem Date fuhr, saßen die übrigen Kellys gelangweilt im Hotelzimmer herum. Es war ihnen soo langweilig. Angelo und Kathy begannen zu singen, aber da die anderen nicht mitmachten, hörten sie bald wieder auf. Paddy schaltete die Glotze an. Es liefen nur Nachrichten, überall Horrormeldungen von Krieg und sterbenden Kindern.
"Das ist schrecklich," sagte Barby.
"Genau," sagte Joey, " darüber müsste man mal ein Lied schreiben."
"Dann tu's doch," schlug Maite vor.
"Warum nicht?" meinte Joey und legte los. Nach einer halben Stunde präsentierte er ihnen sein Lied. Es hieß Another World. Neugierig lasen die anderen den Text durch.
"Das ist ja phantastisch," sagte Kathy begeistert.
"Ich will auch Songs schreiben!" krähte Angelo.
"Au ja, wir könnten mal anfangen, Songs für unser nächstes Album zu schreiben," meinte Patricia. " Ich habe schon einige tolle Ideen..."
In den nächsten Stunden schrieben sie alle Songs. Der Papierkorb wurde recht gut gefüttert.
Gegen Abend erschien endlich Jimmy.
"Und - wie wars?" schrien alle.
"Einfach toll!" gestand Jimmy. " Ich glaube, sie steht auf mich! Oh, das wäre zu schön... Ich habe ihr meine Handy - Nummer gegeben. Und sobald wir wieder in der Nähe sind, werde ich sie wieder besuchen!"
"Das hört sich ja ganz nach der großen Liebe an!" juchzte Kathy.
"Wer hat eigentlich der BRAVO die ganze Sache verraten?" wollte Jimmy wissen.
"Ich," sagte Paddy vom Bett aus.
"So, so," murmelte Jimmy nur und schaltete den Fernseher an.
"Wie wär's mal mit danke?" maulte Paddy, doch ihm hörte keiner zu.
Na toll! dachte er. Wie immer interessiert sich kein Schwein für das, was ich zu
sagen habe! Ich könnte ja gleich abhauen... Paddy überlegte eine Weile, dann entschied er sich doch dagegen. Wegrennen war feige. Aber was sollte er stattdessen tun?
Songs schreiben. Warum nicht? Vorhin, als alle schrieben, hatte er nichts Vernünftiges hingekriegt. Aber vielleicht jetzt, wo er traurig war?
Paddy kroch tief unter die Bettdecke und versuchte, sich zu konzentrieren. Das war nicht einfach, denn die anderen Jungs schauten gerade Fußball. Eine Weile musste Paddy überlegen, aber dann flossen die Worte wie von selbst aus ihm heraus. Nach einer Dreiviertelstunde hatte er ein wunderschönes Lied geschrieben, das er einfach One More Song nannte. So ging es:
One More Song
Holding back all my trouble
That accumulated over time
And now I can't seem to define
You and I were like brothers
We stuck together in hard times
But now it all seems to decline
I`ve written
REFRAIN :
One More Song
Before everything goes wrong
Oh yeah
One More Song
For keeping us going on
Come on now
One More Song
Before everything goes wrong
Oh yeah
One More Song
For keeping us going on
Come on
All the noise and all the trouble
Might have made us lose our mind
When all we need is just
A little time
Everybody
REFRAIN
Oh - Ride on , ride on , ride on , ride on , ride on
Into the sun ( 2 x )
When you're young life is easy
Then the table turns around
And then you seem to realize
REFRAIN
And on and on , oh yeah
REFRAIN
Before everything goes wrong
We got a little time
And now I can seem to define
I'll sing you one more song
" Paddy?" Patricia zerrte an seiner Bettdecke. " Geh jetzt rüber in dein Zimmer und schlaf! Es ist schon spät!"
Am nächsten Morgen saßen die Kellys im Frühstücksraum und aßen Cornflakes.
"Jimmy und ich haben gestern Nacht ein Lied zusammen geschrieben," erzählte Barby. "Es heißt All Along The Way."
"Ich habe auch ein Lied geschrieben," sagte Paddy. Doch das schien niemanden zu interssieren.
"Kathy," fragte Paddy nun direkt, " gibt es in diesem Hotel ein Klavier?"
"Ein Klavier?" Zum ersten Mal seit langer Zeit sah Kathy ihn richtig an. "Da musst du an der Rezeption fragen."
Gesagt, getan. Es gab eins, und schon bald konnte Paddy in die Tasten hauen.
Nach zwei Stunden sagte John verblüfft zu Maite: " Paddy spielt ja immer noch!"
"Total verrückt!" meinte Maite und trippelte davon.
"Aber nicht so verrückt wie du," murmelte John.
Paddy verließ später mit einem glücklichen Gesicht das Musikzimmer. Er hatte einen coolen Text und die passende Musik dazu. One More Song würde ein echt phantastisches Lied werden!
Am Abend sagte Paddy zu seinen Freunden: " Ich habe ein Lied geschrieben. Könnt ihr es mal durchlesen?"
Jimmy las sich den Text durch und fing an zu lachen.
"Was ist daran lustig?" fragte Paddy sauer.
Auch Joey las es sich durch und meinte: " Also, Paddy, sei mir nicht böse, aber du hast schon mal bessere Songs geschrieben!"
"Das könnten wir niemals aufnehmen," sagte Jimmy.
"Nein, nein," sagten alle.
Wütend riß Paddy das Liedblatt an sich und rannte aus dem Zimmer. ICH HASSE DIESE BAND!
Die Tür zu einem Badezimmer stand offen. Paddy ging hinein und lehnte sich gegen die Wand. Er fing an zu heulen. Alles war so schrecklich.
Nach wenigen Minuten stand Patricia neben ihm im Bad. " Paddy, das, was wir vorhin gesagt haben, war blöd. Natürlich darfst du das Lied singen. Ich glaube, die anderen sind nur neidisch, weil du so talentiert bist."
"Ich bin talentiert?" schniefte Paddy.
"Aber natürlich, Paddy. Das weißt du doch."
Paddy schluchzte noch einmal auf, dann folgte er Patricia zu den anderen.
Sie probten mit Feuereifer die neuen Songs. Die Tage vergingen - und dann kam auch schon das Ende der Tour.
"Heute ist unser letztes Konzert!" sagte Angelo traurig vor dem Konzert in Stuttgart.
"Ja, und dann geht's ab ins Studio. Ich freue mich ja so!" strahlte John.
"Aber heute drehen wir noch mal so richtig auf!" versprach Joey.
Sie stürmten auf die Bühne und starteten mit Hey Diddle Diddle. Die Fans jubelten über die tolle Show der Kellys, nur Jimmy war unkonzentriert, denn seine Freundin Julie stand in der ersten Reihe.
Bei Roses Of Red gingen Maite und Jimmy mit Rosen ins Publikum. Während Maite die Rosen brav an die Fans verteilte, gab Jimmy seinen ganzen Strauß Julie, auch einen Backstage - Paß hatte er noch dazugeschmuggelt.
Nach Let My People Go rief Paddy: " Hey Leute, seid ihr gut drauf? Ja? Super. Heute singen wir euch ein neues Lied. Es heißt One More Song."
Ein Flügel wurde auf die Bühne gerollt. Paddy haute in die Tasten und fing an zu singen. Viele Fans begannen zu weinen. Paddy hätte auch fast geheult, als der Chor seiner Freunde einsetzte. Sie sangen SEIN Lied! Und die Fans waren so begeistert...
Als die letzten Takte verklungen waren, setzte ein Jubel ein, dass den Kellys fast die Ohren platzten. Paddy warf seinen Freunden einen provozierenden Blick zu. Wenn die gewusst hätten... und sie waren gegen One More Song gewesen! Die anderen zwinkerten ihm anerkennend zu. Und Paddy dachte: Doch nicht so schlecht, diese Familie!
Einige Zeit später, im November...
"Hurra! Unser neues Album ist auf Platz 1!" jubelte Angelo.
"Jippijeeehhh!" schrien alle.
Endlich war das Album GROWIN' UP veröffentlicht worden, und es war ein riesiger
Erfolg!
"Das muss gefeiert werden! Ich besorge Champagner!" rief Patricia und eilte an die Hotelbar.
"Ich muss gleich Julie anrufen!" rief Jimmy und griff nach seinem Handy.
"Meinst du nicht, du verwöhnst die Kleine?" maulte Joey. " Du schenkst ihr Blumen, Backstage - Pässe, alle unsere CDs und Videos. Langsam reicht's doch, oder?"
Trish kam mit einer Flasche Champagner und neun Gläsern wieder. " Auf unser neues Album!" rief Maite, und alle stießen miteinander an.
"Und was kommt als nächstes?" wollte Paddy danach wissen.
Kathy blätterte im Terminkalender. " Am Samstag sind wir bei der GOLDENEN EUROPA. Da kommen jede Menge Stars!"
"Wer?" fragte Joey neugierig.
"Bon Jovi, Inge Meysel, Eternal, Will Smith, Phil Collins und - oh Gott! Die Spice
Girls!!!!!!!!!!!"
"Die Spice Girls??????????????" schrien John, Paddy, Barby, Jimmy, Maite, Joey und Patricia entsetzt.
"Was habt ihr denn?" fragte Angelo verwundert.
"Also, ich habe schreckliche Angst vor den Spiceys!" verkündete Joey.
"Ich auch! Die sind immer so selbstbewusst und frech!" schrie John.
"Genau, hilfe!" brüllten alle.
"Ich weiß gar nicht, was ihr habt," meinte Angelo überrascht. " Ich will die unbedingt kennenlernen!"
"Den Teufel wirst du tun!" fauchte Kathy.
Schließlich kam der große Tag. Als die Kellys sich in ihrer Garderobe umzogen, meinte Maite: " Hoffentlich treffen wir nicht auf die Spice Girls!"
"Ich hätte nichts dagegen," sagte Angelo und wurde von den anderen mit drohenden Blicken gestraft.
Sie winkten Inge Meysel zu, ließen sich von Will Smith die neusten US - Witze erzählen und unterhielten sich mit dem fast glatzköpfigen Phil Collins über Haare, denn davon hatten die Kellys ja genug.
Kurz vor ihrem Auftritt kamen Bon Jovi in die Garderobe der Kelly Family, um ihnen viel Glück zu wünschen. " Ihr seid alle ganz toll," erzählte Jon Bon Jovi Barby. " Ihr spielt super Schlagzeug. Besonders der kleine Blonde ist stark!"
"Oh, das war nett!" Angelo wurde rot.
Dann kam ihr Auftritt. Die Kellys stürmten auf die Bühne und sangen Red Shoes, den neuen Song von John. Dann bekamen sie ihren Preis und eilten wieder in ihre Garderobe.
Während die anderen duschten, versteckten sich Paddy und Angelo auf dem Flur, um zu lauschen. Plötzlich hörten sie Plateauschuhgetrappel und kreischende Frauenstimmen. "Let's get the Kellys! Let's search for them!"
"Die Spice Girls!" flüsterte Angelo aufgeregt.
"Und sie wollen zu uns!" flüsterte Paddy angstvoll.
Angelo schrie aus Leibeskräften: " Hallo Spiceys! Hier sind wir!" Die Schritte kamen näher. Paddy wusste sich nicht anders zu helfen, er musste Angelo schlagen. Es war das erste Mal, dass er das tat, und Angelo plärrte los.
Paddy ließ ihn im Flur sitzen, rannte zurück in die Garderobe und schlug die Tür hinter sich zu. " Die Spice Girls kommen!" schrie er verzweifelt.
"Aber wir duschen gerade!" rief Patricia von der Dusche aus.
"Das ist denen egal!" rief Paddy. Sein Blick fiel auf die Tür zu dem kleinen Putzraum, der an die Garderobe angrenzte. Die Stimmen der Spice Girls kamen näher. Nun hieß es schnell handeln. Paddy riß die Tür zum Putzraum auf.
"Was machst du da?" rief Joey und kam patschnaß aus der Dusche.
"Los, alle da rein!" rief Paddy.
Zitternd vor Kälte und Nässe drängten sich acht Kellys in den engen Raum.
Die Garderobentür wurde aufgerissen, sie hörten klappernde Schritte. " Huhu, Kellys!" schrie eine laute Stimme, es war wahrscheinlich Mel B. " Where are you?!"
"Come here!" bellte eine andere, vielleicht Geri.
Die Kellys im Putzraum hielten den Atem an.
"They're not here!" sagte Emma nach einer Weile.
Die Spice Girls verloren die Lust an der Suche und rannten weg. Laut krachte die Tür hinter ihnen zu.
Die Kellys befreiten sich erschöpft aus dem Putzraum.
"Aaah, ich hab' überall blaue Flecken!" stöhnte Joey.
"Wollen wir uns nicht mal anziehen?" fragte Barby.
Doch bevor sie das tun konnten, ging die Tür auf und Angelo kam mit frustriertem Gesichtsausdruck herein. Sein Gesicht war voller Lippenstiftspuren.
"Na, Angelo, haben die Spiceys dich erwischt?" lachte Kathy.
Angelo erwiderte nichts, sondern ging auf Paddy zu und boxte ihm aufs Auge.
"He, warum haust du Pad?" fragte Jimmy empört.
"Er hat mich geschlagen!" rief Angelo.
"Schäm dich, Paddy!" schrie Maite.
"Wir sollten uns jetzt endlich mal anziehen!" meinte Patricia.
Als sie damit fertig waren und John gerade Paddys blaues Auge mit Wasser kühlte, klopfte es plötzlich an die Tür.
"Die Spice Girls!" flüsterte Maite angstvoll.
Alle rannten schnell in den Putzraum, bis auf Paddy, der es zu spät mitgekriegt hatte.
Die Tür öffnete sich, und eine junge schwarze Frau trat ein. Das war kein Spice Girl. Es war Easther, die Sängerin von Eternal.
"Good evening, Paddy! Na, so ganz allein?"
"Nein, die anderen sind auch hier. Kommt ruhig raus!" sagte Paddy verlegen.
Beschämt krochen die übrigen Kellys unter Easthers verwunderten Blicken aus dem Putzraum. Inzwischen waren auch Kéllé und Vernie, die restlichen Eternal - Sängerinnen, ins Zimmer gekommen.
"Zum ersten Mal treffen wir uns," sagte Easther. " Davon sollten wir unbedingt Fotos machen!"
Kéllé zückte den Fotoapperat, und Easther nahm schnell Paddy in den Arm.
"Hey, knips uns auch!" rief Vernie und schmiegte sich eng an John.
Easther hielt Paddy immer noch im Arm. " Paddy, euer Auftritt war GREAT! Aber, oh my god, was hast du nur gemacht? Mit deinem Auge?"
"Hab mich gestoßen," log Paddy. Angelo lächelte. Der Bruderstreit war damit beendet.
"Wir müssen uns unbedingt bald treffen," sagte jeder beim Abschied mindestens dreimal.
"Wir haben Handynummern und Privatadressen ausgetauscht," verriet John, als sie mit dem Tourbus nach Hause fuhren.
"Gib zu, diese Vernie ist dir nicht gerade gleichgültig," stichelte Jimmy.
"Und wenn schon," meinte John lässig. " Noch nie was von LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK gehört?"
Darüber musste Jimmy dann doch etwas länger nachdenken.
Wenige Tage später war Maites 18. Geburtstag.
"Was wünschst du dir?" fragten die anderen Kellys.
"Ein Auto," war Maites Antwort.
Die anderen beratschlagten. " Wir können ihr kein Auto schenken, sie hat keinen Führerschein," sagte Patricia.
"Wir wollen ihr eine andere Überraschung bereiten," meinte Barby.
Als Maite an ihrem Geburtstagsmorgen aufwachte, standen keine Geschenke auf dem Küchentisch. Sie guckte neugierig aus dem Fenster, in der Hoffnung, draußen ihr gewünschtes Auto zu erblicken. Doch sie sah nur die wundervolle Landschaft Irlands. Und die anderen waren noch nicht einmal wach! An ihrem Geburtstag! Ungeduldig lief Maite im Kreis in der Küche herum.
Endlich, um elf, schlurften Kathy mit Sean und Patricia im Morgenmantel die Treppe hinunter. " Morgen, Maite. Alles Gute zum Geburtstag. Kannst du uns einen Kaffee zum Wachwerden kochen?" Brummelnd machte Maite sich an die Arbeit. Als nächstes kamen Paddy und John in die Küche. " Morgen allerseits. Alles Gute, Maite. War schon einer beim Bäcker?"
Als schließlich die ganze Familie beim Frühstück zusammensaß, griff Joey sich plötzlich an den Kopf und rief: " Oh, Gott, Maite! Jetzt hätten wir doch fast dein Geschenk
vergessen!" Er eilte nach oben und kam mit einem kleinen Päckchen zurück.
"Pack es gleich aus!" drängte Angelo.
Maite tat es. Ein rotes Halstuch kam zum Vorschein.
Alle riefen " Ooooh!" und " Ist das hübsch!"
Maite sah betroffen auf das Tuch. Das war alles? Joey band es ihr um. Der Stoff kratzte schauerlich. Maite stiegen die Tränen in die Augen.
Alle lachten. " Nun seht euch Maite an, die weint schon vor Freude," sagte Jimmy.
Der ganze Morgen und auch der Nachmittag verliefen wie immer. Bitter erinnerte sich Maite daran, wie glanzvoll sie vor einer Woche Pattys Geburtstag gefeiert hatten. Und Maite wurde immerhin 18. War das denn gar nichts?
Finbar sprang bellend an ihr hoch. Maite bückte sich und kraulte sie. " Oh, Finbar," seufzte sie, " was ist das nur für ein Scheiß - Geburtstag!"
Paddy und Joey belauschten heimlich das Gespräch. " Sie ist total down," flüsterte Paddy. " Ja," flüsterte Joey zurück. " Zeit für Plan X!"
Trish war Lockvogel. "Maite," rief sie, " kannst du schnell im Bad was aufräumen? Ich zeige dir, was du tun sollst."
Na toll! dachte Maite und stapfte wütend ins Bad.
Hinter der Tür stand Kathy versteckt. Sie sprang auf Maite zu und verband ihr mit einem Schal die Augen. Maite kreischte.
"Keine Angst," beruhigte Patricia. " Das sind nur wir."
Johnny nahm Maite nun ächzend auf den Arm und trug sie aus dem Haus. Maite fühlte, wie sie in den Bus gesetzt wurde. Dann fuhren sie los. Sie hörte die anderen lachen. Irgendwann stiegen sie aus. Maite wurde von Angelo und Joey geführt.
Sie liefen noch eine Weile durch holperige Straßen, dann standen sie vor dem Restaurant in Cork, das die Kellys extra gemietet hatten. Aber das wusste Maite natürlich nicht. Paddy öffnete schwungvoll eine Tür. Dann zog John seiner Schwester den Schal von den Augen. Und Maite wusste nicht, ob sie ihren Augen trauen konnte: Sie standen in einem großen bunt geschmückten Raum. Da stand ein Tisch voll leckerem Essen, alles Maites Lieblingsspeisen. Und dahinter noch mal ein ganzer Tisch voller Geschenke!
"Für mich?" fragte Maite fassungslos.
"Ja!" riefen alle.
"Alles für mich?" fragte Maite mit glänzenden Augen.
"Aber Maite - dachtest du denn, wir schenken dir nur ein Halstuch?" fragte Kathy.
Nun packte Maite ihre Geschenke aus. Danach schlug sie beim Essen so richtig zu. Ihre Freunde beobachteten sie grinsend.
Nachdem Maite fast alles aufgegessen hatte, fragte Paddy: "Bist du jetzt satt?"
"Es geht." Maite lachte. " Wieso, gibt's noch was?"
Paddy deutete zur Tür. Dort stand John und hielt ein Tablett in der Hand. Darauf stand eine bestimmt 1 m große Sahnetorte in Form eines Autos. Auf der Windschutzscheibe stand: LIEBE MAITE! ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG WÜNSCHT DIR DEINE KELLY FAMILY!
"Wahnsinn," flüsterte Maite. Sie musste nun fast weinen.
"Für dieses Auto brauchst du keinen Führerschein!!" schrie Angelo, der schon etwas Sekt getrunken hatte.
Und dann kam Joey mit dem letzten Geschenk: ein Gutschein.
"Was ist das?" fragte Maite.
"So lies doch," befahl Kathy.
Maite las: GUTSCHEIN: Wenn Maite Kelly den Führerschein gemacht hat, bekommt sie ein Auto ihrer Wahl geschenkt!
"WOW!" schrie Maite und machte einen Purzelbaum. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, schlug Barby vor: " Laßt uns mal die Torte anschneiden!"
"Ich will ein Rad!" rief der beschwipste Angelo.
Nach dem Essen holten die Kellys ihre Instrumente aus einem Nebenraum. Während Angelo seinen Rausch ausschlief, brachten Paddy, Joey, Jimmy und John dem Geburtstagskind ein Ständchen. Und dann tanzten und sangen sie alle bis in die späte Nacht hinein.
In der Nacht träumte Paddy von einem Walroß, das ihm schauerliche Lieder vorsang. Schließlich wachte er auf, doch die Lieder waren immer noch da. Es waren seine Freunde, die ihm Happy Birthday vorsangen.
"Danke," murmelte Paddy müde und rieb sich die Augen.
"Mir könnte es nicht passieren, dass man mich an meinem Geburtstag wecken müsste," sagte Angelo.
"Alles Gute zum 20. Geburtstag!" sagte Kathy.
Zum Frühstück gab es eine große Torte. Die Geschenke für Paddy fielen dagegen nicht besonders üppig aus.
Nach dem Frühstück sagte John: " So, jetzt haben wir noch eine große Überraschung für dich. Sie steht vor dem Tor."
Die Kellys eilten durch ihren Park, vor das Tor. Paddy konnte nicht glauben, was er sah: Dort stand ein schwarzes Mini - Cabrio!
"Soll das meins sein?" fragte Paddy fassungslos.
"Logo!" rief Patricia. " Nur für dich!"
Das war ja eine Überraschung! Paddy hatte sich eigentlich gar nicht unbedingt ein Auto gewünscht, er hatte zwar den Führerschein, war aber bisher nur ab und zu mal mit Joeys Auto gefahren.
"Danke, danke!" Paddy verteilte Küßchen an alle.
"Willst du nicht mal fahren?" fragte Joey ihn.
"Soll ich?"
"Na klar - was denn sonst?"
Angelo, Maite und Barby durften an der ersten Probefahrt teilnehmen. Paddy kurvte das Auto durch den kleinen Ort, dann über einen Hügel und dann an der Küste entlang zurück zum Anwesen der Kellys.
"Wow, Paddy, du hast Benzin im Blut!" schrie Barby. Ihre langen Haare flatterten im Wind.
Die übrigen Kellys jubelten, als das Cabrio durch die Toreinfahrt fuhr. Angelo und Barby sprangen lachend heraus.
Maite blieb sitzen. " Darf ich auch mal?" fragte sie neidisch.
"Klar, wenn du's dir zutraust," meinte Paddy großzügig. " Aber bitte vorsichtig, okay?"
Maite schob Paddy auf den Beifahrersitz. Wahllos griff sie nach irgendwelchen Schaltern und Hebeln. " Was machst du da?" rief Paddy entsetzt, doch es war schon zu spät.
Maite hatte versehentlich den Rückwärtsgang gedrückt. Das Auto sauste los. Joey und John konnten gerade noch rechtzeitig zur Seite springen, dann krachte es gegen die Mauer. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich Paddys funkelnagelneues Cabrio in eine Schrottkarre verwandelt.
Paddy und Maite krochen aus den Trümmern heraus.
"Das schöne Auto!" schluchzte John.
"Das kannst du gleich morgen zur Reperatur bringen lassen!" meinte Jimmy.
Bedrückt gingen alle ins Haus.
Joey wisperte Angelo zu: " Jede Wette, das hat Maite mit Absicht getan, weil Paddy ein Auto bekommen hat und sie nicht!"
Nach dem Abendessen klingelte plötzlich das Telefon. Barby ging ran. Nach zwei Minuten sagte sie zu Paddy: " Ich kann kaum was verstehen, die Verbindung ist so schlecht. Aber es wird für dich sein."
Paddy hielt den Hörer an sein Ohr: " Ja, hallo?"
Es knackte in der Leitung.
"Hallo, hallo! Hier ist Paddy Kelly. Wer ist dran? Hallo?"
Plötzlich fingen drei traumhafte Frauenstimmen an, Happy Birthday zu singen. Es klang wundervoll, nur gestört durch das blöde Knacken.
Nach dem Lied rief eine Frauenstimme: " Alles Gute zum Geburtstag, my little Baby
Paddy!" Sie klang sehr weit entfernt.
"Danke. Wer spricht überhaupt?" fragte Paddy.
"Ich bin's, Easther. Von Eternal."
"Kannst du lauter sprechen? Ich verstehe dich so schlecht!" rief Paddy in den Hörer.
"Hör zu, Paddy! Wir sind morgen in Irland. Wir kommen euch besuchen, ja?" schrie Easther.
"Was soll ich suchen?" schrie Paddy, der alles falsch verstanden hatte.
"Wir kommen morgen nach Irland!" schrie sie.
"Was? Ein Elefant?"
"WIR KOMMEN MORGEN!" schrie Easther mit aller Kraft. Klack, da war die Verbindung gerissen. Verblüfft legte Paddy auf.
"Und - was wollten die Mädels?" fragte Joey.
"Keine Ahnung," sagte Paddy verwundert. " Aber sie haben Sorgen, oder so ähnlich."
Am nächsten Morgen fuhr Jimmy noch vor dem Frühstück mit Paddys Cabrio weg, um es reparieren zu lassen. Die anderen Kellys saßen um den Tisch und gähnten. Plötzlich klingelte es.
"Das wird die Post sein," meinte Angelo und öffnete die Tür.
Hereinstolziert kam niemand anderes als Easther! Sie strubbelte Angelo durch die Haare und rief: " Hallo, little Sweetheart Angelo!" Hinter ihr kamen Vernie und Kéllé zur Tür herein.
Easther stürzte sich gleich auf Paddy. " Alles Gute zum Geburtstag, my little sweet Sugar - Honey - Baby Patrick!" Sie gab ihm ein dickes Bussi auf den Mund. Kéllé und Vernie waren da schon schüchterner und reichten ihm nur die Hand.
"Was macht ihr denn hier?" fragte Kathy erschüttert.
"Ich habe Paddy gesagt, dass wir kommen!" verteidigte sich Easther.
"Mir?" fragte Paddy verblüfft. " Mir hast du nur gesagt, dass du Sorgen hast, weil du deinen Elefant suchen musst oder sowas in der Art."
"Waaas?" Nun war Easther verblüfft.
"Nun, wo die Mädchen schon mal hier sind, sollten wir ihnen vielleicht etwas Torte anbieten," meinte Patricia.
Das wurde getan, und danach sangen die Kellys noch einige Lieder mit Eternal, bis diese wieder gehen mussten.
Als die drei Girls wieder wegwaren, hatte John feuchte Augen, da sich Vernie kaum für ihn interessiert hatte.
"Man kann nicht alles haben," sagte Kathy tröstend.
"Wer liebt, muss auch loslassen können," sagte Paddy.
"Wer verliebt ist, muss das Warten lernen," sagte Barby.
"Ach, ihr habt ja alle gut reden," sagte John wütend und rannte davon.
Im Januar gaben die Kellys einige TV - Konzerte in Spanien. Maite konnte nicht mit, sie blieb in Irland und machte ihren Führerschein.
Als sie wieder in Irland waren, sagte Joey gleich am ersten Abend zu Paddy:
"Wollen wir nicht mal wieder zu unserem " Irish Pub" gehen? Wir waren schon lange nicht mehr dort."
"Gerne," sagte Paddy sofort.
Sie liefen eine Straße hinunter, dann standen sie auch schon vor dem kleinen Pub. Die meisten Gäste und auch der Wirt kannten die Kellys gut.
Drinnen herrschte mal wieder Hochbetrieb. Ein Typ spielte Gitarre, die anderen sangen und tanzten dazu. Paddy und Joey kämpften sich vor an die Theke. Manuel, der Wirt, lehnte lässig an der Theke.
"Na, Kellys, auch mal wieder da?"
"Ja," sagte Paddy. " Das übliche bitte."
"Zwei Irish Coffees. Geht klar." Manuel brüllte in Richtung Küche. "Hey, Sina! Zwei Irish Coffee!" Dann wandte er sich wieder den beiden Kellys zu. " Und, wie war
Spanien?" Manuel war selbst Spanier. Irland war jedoch seine Wahlheimat.
Während die beiden Kellys von ihren Erlebnissen in Spanien erzählten, kam ein junges Mädchen mit zwei Irish Coffees aus der Küche und stellte sie vor die beiden. Sie hatte lange braune Haare und blaue Augen, man hätte sie fast für ein Kelly - Mädchen halten können. Als sie wieder in der Küche verschwand, flüsterte Manuel den Jungs zu: " Das ist Sina, meine Nichte. Sie kommt aus Holland. Ich musste sie leider aufnehmen, weil ihre Eltern auf irgendeiner Geschäftsreise sind. Nun ja, wenn sie schon auf meine Kosten lebt, muss sie mir auch tüchtig im Pub helfen."
Während Paddy noch überlegte, wie ein halbirischer Spanier an eine Nichte aus Holland kam, hatte Joey schon seinen Coffee ausgetrunken. " Mmmhh, das hat geschmeckt! Was ist, Paddy, wollen wir noch einen?"
"Nein," sagte Paddy mürrisch. " Ich will nach Hause!"
"Wie du meinst," sagte Joey überrascht. " Also, Manuel, dann bis zum nächsten Mal!" Er warf einen Geldschein auf die Theke.
Paddy war schon nach draußen gegangen. Joey eilte ihm hinterher. Es war kalt und schon ziemlich dunkel, nur einige Straßenlaternen erleuchteten die Straße. Paddy sagte wütend zu Joey: " Manuel ist ungerecht. So über seine Nichte zu schimpfen! Oh Gott, wenn wir so über Sean reden würden..."
"Er wird schon seine Gründe haben," meinte Joey beschwichtigend.
"Er ist ungerecht," wiederholte Paddy. " Und ich gehe so schnell nicht mehr in seine Kneipe."
"Wie du meinst," sagte Joey beleidigt.
Am nächsten Morgen war Markttag. Kathy schickte Paddy mit einem großen Korb ins Dorf.
Paddy kaufte alle, was sie brauchten. Auf dem Rückweg kam er am " Irish Pub" vorbei. Davor stand Sina, die Nichte von Manuel, und putzte die Fenster. Paddy tat sie immer noch Leid, wegen der Sachen, die Manuel über sie gesagt hatte, und ging deshalb zu ihr hin.
"Hi!" sagte er mit vor Aufregung ganz piepsiger Stimme.
Sie drehte sich um und lächelte. " Hi. Warst du nicht gestern im Pub?"
"Ja," sagte Paddy verlegen. " Ich bin Paddy."
"Und ich heiße Sina ."
"Stimmt es, dass du aus Holland kommst?" fragte er spontan.
Die beiden setzten sich auf die Stufen vor dem Pub, und Sina erzählte ihm ihre Geschichte. Sie war eigentlich in Spanien geboren, dann war ihre Familie nach Holland gezogen. Aber nun waren ihre Eltern auf einer wichtigen Geschäftsreise, und so hatten sie ihre Tochter zu Onkel Manuel nach Irland geschickt.
"Is ja 'ne tolle Geschichte!" staunte Paddy.
Plötzlich stand Manuel mit strengem Gesicht vor ihnen. " Die Theke muss geschrubbt werden!" sagte er ernst zu Sina. Sie stand sofort auf, lächelte Paddy noch einmal unsicher an und ging dann schnell ins Haus.
Paddy griff nach seinenm Korb. " Ja, ich werd dann jetzt auch mal gehen..."
"Paddy," sagte Manuel, " ich möchte nicht, dass du dich mit Sina abgibst. Sie ist nicht die Art Mädchen, die man in diesem Dorf als deine Freundin sehen möchte. Ich meine es nur gut mit dir. Also triff dich lieber mit jemand anderem!"
"Ich treffe mich mit wem Ich will, danke!" sagte Paddy mühsam beherrscht. " Guten Tag noch!" Er nahm seine Einkäufe und ging schnell nach Hause.
Zuhause übergab Paddy den Einkaufskorb an Kathy. Während sie die Sachen auspackte, fragte sie: " Gibt's was Neues im Dorf?"
"Hatte Streit mit Manuel," murmelte Paddy.
"Warum das?" fragte Kathy.
Da brach alles aus Paddy heraus: " Seine Nichte wohnt jetzt bei ihm, und er läßt sie immer nur arbeiten und putzen und redet auch noch schlecht über sie, und jetzt hat er mir den Umgang mit ihr verboten und da bin ich halt explodiert, na ja, jedenfalls fast..."
"Das hättest du nicht tun dürfen!" rief Joey entsetzt. " Jetzt gibt er uns nie wieder einen Irish Coffee umsonst!"
"Daran hab ich echt keine Sekunde lang gedacht!" knurrte Paddy. " Du denkst immer nur ans Saufen!"
"Erlaube mal..." rief Joey empört.
"Ruhe!" brüllte Jimmy.
"Du darfst dich natürlich treffen, mit wem du willst," sagte Kathy. " Aber die Leute hier sehen es bestimmt nicht gerne, wenn du mit dieser Spanierin..."
"Sie ist keine richtige Spanierin, sie ist in Holland aufgewachsen!" meinte Paddy.
"Du weißt ja schon ziemlich viel von ihr," stellte Kathy bissig fest.
Am nächsten Morgen wurde Paddy wieder zum Markt geschickt.
"Zwanzig Äpfel, bitte," sagte er am Obststand zu Sharon, der Verkäuferin.
"Sofort," rief Sharon und stand auf. Sie war etwa 25 Jahre alt, hatte lange schwarze Locken und war eigentlich total nett. Während sie die Äpfel in Tüten packte, schielte Paddy zum Pub hinüber. Sina war nicht zu sehen.
Sharons scharfen Augen entging nichts. " Sie ist nicht zuhause. Paddy, wenn ich dir einen Rat geben darf: Halte dich fern von ihr! Sie passt nicht zu euch!"
Schon wieder diese blöden Ratschläge! Paddy wurde langsam ziemlich sauer. Was ging diese Leute an, mit wem er sich traf und mit wem nicht? Er nahm seine Tüten und eilte wütend davon.
"Bezahlen willst du wohl gar nicht?!" schrie Sharon ihm hinterher.
Paddy stellte die Tüten ab, lief zurück und drückte ihr einige Münzen in die Hand. Während Sharon skeptisch das Geld abzählte, nahm er wieder seine Tüten auf und rannte davon. " Warte doch, du kriegst doch noch Wechselgeld heraus!" rief sie, doch Paddy war schon lange weg.
Keuchend stieg Paddy den Hügel zum Anwesen der Kellys hinauf. Es war fast mittag, die Sonne knallte vom Himmel, und er war schon ganz müde wegen den vielen Tüten, die er schleppen musste. Auf einmal kam ihm jemand entgegen. Es war Sina!
"Hallo, Paddy!" rief sie.
"Hallo, Sina! Was machst du denn bei uns?" fragte Paddy erstaunt.
"Was - das ist euer Nest? Ist ja Wahnsinn," staunte sie. " Ich hab mir von eurem Gärtner ein paar Zigaretten geschnorrt. Kommst du noch mit ans Wasser? Allein ist's so
langweilig!"
Gemeinsam liefen sie hinunter zur Küste. Dort machten sie es sich im Gras gemütlich und schauten den Schiffen zu. Sina steckte sich eine Zigarette an. " Willst du auch eine?"
Paddy nahm auch eine. Nach den ersten Zügen bekam er einen Hustenanfall. Sina lachte.
"Noch etwas ungeübt?"
"Ich rauche ja sonst nicht," meinte Paddy verlegen. " Mein Vater würde mir bestimmt die Hölle heißmachen!"
"Manuel auch," Sina seufzte. " Wenn der mich jetzt so erwischen würde..."
Paddy wechselte schnell das Thema. " Wie alt bist du eigentlich?"
"15. Und du?"
"Ich bin 20."
"Schon so alt?" Sina lachte wieder. " Es wird Zeit, dass du dir einen Platz im Altersheim sicherst!"
Meinte sie das ernst? " Das hat noch Zeit," sagte Paddy und warf die Zigarette ins Wasser.
"Ich hab' gehört, dass ihr in Deutschland ganz große Stars seid!" fing Sina an.
"Oooch... ähm... na ja..." meinte Paddy verlegen. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal auf der Bühne gestanden? Das war doch schon ewig her. Wie lange waren sie denn nun schon in Irland??
"Muss ja echt toll sein," riss Sina ihn aus seinen Gedanken. " Würde ich auch gerne machen. Aber ich kann nicht gut singen."
"Hhhm," meinte Paddy.
"Du kommst aber spät!" empfing Kathy ihn wutschnaubend. " Hast du vergessen, dass wir um zwölf essen? Jetzt ist es halb eins! HALB EINS!"
"Sorry," meinte Paddy lässig. " Hier sind die Einkäufe."
"Noch so ein Thema!" rief Maite und kam aus der Küche gerannt. " Warum hast du die Sachen nicht früher gebracht? Deshalb konnte ich nichts kochen! Jetzt gibt's eben nur Tiefkühl - Pizza!"
"Ist sowieso besser!" murmelte Angelo.
Kathy packte die Tüten aus. " Paddy! Ich hab doch ausdrücklich gesagt, 20 Äpfel! Aber es sind nur 17! Wo sind die restlichen drei???"
Die hab' ich Sina geschenkt, weil Manuel ihr kaum was zu essen gibt! dachte Paddy. Das konnte er natürlich nicht sagen, also rief er: " Sharon hat mir wohl zu wenig eingepackt!"
"So eine Schweinerei!" kreischte Kathy. " Drei Äpfel zuwenig, und das für den vollen Preis! Gleich lauf' ich ins Dorf runter und beschwere mich!"
"Bitte nicht!" flehte Paddy angstvoll. " Ist doch egal..."
"Findest du..." japste Kathy mit hochrotem Kopf.
"Das Essen ist fertig!" brüllte Angelo. " Ich hab' schon viermal gerufen!"
Schweigend setzten sich alle an den Tisch, schweigend aßen sie. Plötzlich schnupperte John und meinte: " Hier riecht's verbrannt."
"Der Herd ist ausgeschaltet," sagte Barby.
"Vielleicht brennt es oben!" flüsterte Patricia.
Kathy schrie erschrocken auf.
"Quatsch!" sagte John. " Das ist Paddy!"
Alle starrten auf Paddy. Der wurde glühend rot. Shit! Die Zigaretten!
"Paddy, du wirst doch nicht heimlich geraucht haben?" fragte Joey, halb drohend, halb belustigt.
Zum Glück hatte Paddy eine Notlüge auf Lager. " Quatsch! Ich hab' vergessen, euch zu erzählen: Unten am Hafen ist ein Kahn explodiert. Es gab jede Menge Rauch und Feuer!"
"Geil!" rief Jimmy. " Hey, Joey, da gehen wir gleich mal hin!"
Zu Paddys Glück rief Kathy: " Hiergeblieben, erst wird fertiggegessen!"
Beim Nachtisch fiel John plötzlich etwas ein. " Ach ja, Paddy, heute morgen ist für dich ein Brief von Eternal mit der Post gekommen. Wir haben ihn schon aufgemacht."
"Danke!" knurrte Paddy beleidigt und riss den Umschlag an sich. Darin waren die Fotos, die sie gemeinsam nach der GOLDENEN EUROPA gemacht hatten. Paddy musste lachen, als er sein blaues Auge auf den Fotos sah. Und Easther... hhmm...
Dazu folgte noch ein seitenlanger Brief.
"Was schreiben sie eigentlich?" fragte Maite.
"Sie lassen euch alle grüßen. Und sie touren jetzt durch England."
"Wir haben jetzt auch bald eine einwöchige Tour durch Österreich, vergeßt das nicht!" erinnerte Patricia.
Zwei Tage später gingen Joey und John zusammen in den " Irish Pub" . Paddy ging mit, aber nicht, um Irish Coffee zu trinken, sondern um vielleicht Sina zu treffen.
Doch leider umsonst. Manuel bediente selbst. " Sina hat Zimmerarrest. Vorgestern hat sie ein Glas fallen lassen!!"
Als er wieder zur Theke ging, flüsterte Paddy seinen Brüdern zu: " Bitte, bitte, lenkt ihn
ab!"
"Willst du zu Sina?" fragte John besorgt.
"Das ist gefährlich, was du vorhast," meinte Joey. " Aber gut."
Als Manuel wieder an ihrem Tisch vorbeilief, sagte Joey wie beiläufig: " Ich habe gehört, du hast was mit der Frau vom alten Jordan. Ist das wahr?"
Manuel kam überrascht näher. " Aber Joey, ich habe doch..."
Paddy stand schnell vom Tisch auf und eilte in den Flur, dann die Treppe hoch.
Vor Sinas Zimmer musste er verschnaufen. Und dann hörte er etwas von drinnen. Kein Zweifel: Sina sang dort drin ein Lied. Es war Amazing Grace, ein Song, den die Kellys auch oft bei Konzerten sangen.
Paddy öffnete vorsichtig die Tür. Sina lag auf dem Bett und sang mit geschlossenen Augen vor sich hin, ohne ihn zu bemerken.
Als das Lied zuende war, klatschte Paddy begeistert. Sina öffnete überrascht die Augen.
"Oh, du! Paddy!"
"Und mir hast du erzählt, du kannst nicht singen," sagte Paddy fast beleidigt.
"Kann ich auch nicht," behauptete Sina verlegen. " Aber ich hab' Zimmerarrest, und mir war so langweilig, und ich dachte, niemand hört mich."
"Ich finde, du hast eine ganz tolle Stimme!" meinte Paddy. " Ach ja, was mir gerade dazu einfällt: Wir verschwinden jetzt wieder für 'ne Weile. Wir touren durch Österreich!"
"Wahnsinn!" rief Sina. " Schreib mir unbedingt 'ne Postkarte! Wow, ich würde voll gerne mitkommen!"
"Ich kann ja mal deinen Onkel fragen, ob du mitkommen darfst!" schlug Paddy vor.
"Der erlaubt mir das doch nie!" sagte Sina traurig.
"Nun, vielleicht..." beharrte Paddy.
"Psst!" zischte sie plötzlich. " Hörst du das auch?"
Paddy hielt die Luft an. Von unten war Gebrüll und Gepolter zu hören.
"Oh Gott, gibts da Mord und Totschlag?" rief Paddy geschockt. " Ich muss mal nachsehen!" Schnell rannte er wieder die Treppe hinunter.
"Vergiss' aber nicht zu fragen!" rief Sina ihm hinterher.
Unten im Pubzimmer gab es gerade eine heftige Schlägerei zwischen Manuel, John, Joey und dem alten Jordan.
Paddy eilte zu den Kämpfern und zerrte Joey und Manuel auseinander. " Hey! Auseinander! Seid ihr verrückt geworden?"
"Ach, wo kommst du denn so plötzlich her, Bürschchen?!" brüllte Manuel.
"Vom Klo!" erwiderte Paddy wütend. " Ist das nicht mehr erlaubt? Kommt jetzt, John und Joey!"
"Vom Klo, sagt er!" brüllte Manuel und fing fast schon an zu lachen. " Das Klo ist nicht im zweiten Stock! Du warst bei meiner Nichte und hast sie entehrt!"
"Du kannst mich mal!" murmelte Paddy und wandte sich zum Gehen, doch Manuel hielt ihn am Zopf fest. " Hiergeblieben! Komm mir bloß nicht so frech, Kleiner! Mit dir habe ich jetzt noch eine Rechnung offen!"
Paddy riss sich los und drehte sich zu Manuel um. " Hör mal, Manuel, Ich will mich nicht mit dir streiten. Du bist doch 'eh total besoffen!"
"Ich - besoffen?" schrie Manuel. " Das wirst du büßen!" Er schlug Paddy ins Gesicht.
"Jetzt geht's erst richtig los!" rief der alte Jordan begeistert und hieb Joey mit seinem Stock auf den Kopf.
Paddy fasste sich stöhnend ins Gesicht. Manuel hatte ihn direkt auf die Nase getroffen. Nun verlor auch er die Nerven und prügelte wild auf Manuel ein.
Johnny und Joey zogen ihn von Manuel weg. " Schluss, Paddy! Es reicht!"
"Das wirst du mir büßen, Manuel!" schrie Paddy, als seine Brüder ihn aus der Tür zogen.
"Halt doch endlich den Mund!" sagte Joey, als sie draußen waren. " So kennen wir dich ja gar nicht!"
Als Paddy am nächsten Morgen aufwachte, konnte er sich noch recht gut an die Ereignisse des vorherigen Abends erinnern. Shit, ich habe alles falsch gemacht, dachte er wütend. Sina hatte mich doch gebeten, Manuel zu bitten, dass sie mit nach Österreich darf. Und was mache ich? Ich hau ihm eins in die Fresse!
Beim Frühstück kam Paddy plötzlich eine Idee. Ich werde Manuel ein paar Blumen schenken und mich ganz lieb entschuldigen. Blumen kann doch niemand widerstehen!
Gleich nach dem Frühstück ging er in den Garten und stand ratlos vor dem Blumenbeet. Sollte er Nelken, Lilien oder Narzissen nehmen?
Barby kam mit einem Zeichenblock und ihrem Aquarellmalkasten an ihm vorbei. " Ach, heute ist ein so inspirierender Tag zum Malen! Oh, hallo, Paddy! Was machst du denn Schönes?"
"Ich hab' ein Problem," sagte Paddy verlegen. " Ich weiß nicht, welche Blumen ich nehmen soll!"
Verschörerisch lächelte Barby ihrem Kumpel zu. " Blumen, nein, wie romantisch! Wofür brauchst du sie denn? Willst du jemandem sagen, dass du ihn liebst?"
"EigentlIch will ich mich für etwas entschuldigen," sagte Paddy zögernd.
"Ach, so ist das!" Barby zeigte auf eine Ecke des Beetes, die voller Rosen war.
"Nimm doch einfach Rosen! Jede Frau freut sich darüber!"
Kein Zweifel, aber ob sich Manuel auch darüber freuen würde? Trotzdem bedankte sich Paddy bei seiner Schwester.
"Grüß deine Freundin schön von mir!" rief Barby verschwörerisch.
Alles klar. Kurz darauf eilte Paddy mit einem Rosenstrauß ins Dorf.
Unterwegs traf er den alten Jordan. " Na, hallo, Patrick! Ja sag mal, wie geht's denn deinen lieben Brüdern, dem John und dem Joey?"
"Äh, gut, ich glaube," stotterte Paddy. Hatte Jordan nicht gestern abend erst Joey mit dem Stock verdroschen?
Jordan zog Paddy an sich. Sein Atem roch schon wieder nach Alkohol. Er flüsterte Paddy ins Ohr: " Das von gestern abend, das war ja nur so eine kleine Keilerei unter Freunden, du weißt schon. Wenn man besoffen ist, tut und sagt man viel."
"So so," murmelte Paddy und eilte schnell weiter zum Pub.
Dort empfing ihn Manuel mit ähnlichen Worten. " Schön, dass du kommst, Paddy! Das von gestern ist doch schon lange vergessen. Aber danke für die wunderschönen Blumen!" Er stellte die Rosen in eine Vase und fuhr dann fort: " Zu Sina kannst du leider nicht. Sie hat wieder Zimmerarrest, weil sie die Küche nicht ordentlich gefegt hat. Ich fand danach Spinnweben unter den Schränken. Kannst du dir das vorstellen?"
"Ist schon gut," meinte Paddy. " Ich wollte sowieso mit dir reden."
Und so erzählte er ihm alles. Von der Tour und Sinas Wunsch, mitzukommen.
Manuel wiegte den Kopf. " Tut mir leid, Paddy, aber ich brauche Sina hier. Sie muss mir im Pub helfen."
"Schade," sagte Paddy betrübt.
Als Paddy nach Hause kam, stürzte gleich Patricia auf ihn zu. " Gut, dass ich dich treffe. Ich muss ungestört mit dir reden. Komm mit."
Sie gingen zur Reitbahn, die sich auf dem Anwesen der Kelly Family befand. Kathy und Angelo ritten singend die Bahn entlang.
"Hier sind wir doch nicht ungestört!" sagte Paddy entsetzt.
"Es geht um Jimmy," begann Patricia.
Paddy überlegte blitzschnell. " Er hat nichts angestellt, glaube ich. Bei der Schlägerei im Pub war er nicht dabei!"
"Eine Schlägerei im Pub?" Patricia war entsetzt. " Nun ja, darüber reden wir später. Wie du weißt, wird Jimmy bald 27. Wir dachten uns, dass wir eine Party für ihn veranstalten. Was meinst du dazu?"
"Geil!" sagte Paddy sofort. " Wir müssen Sina einladen und Manuel und Sharon und Jordan und Eternal und..."
In diesem Augenblick hörten sie einen markerschütternden Schrei, und dann sahen sie Kathy auf dem Boden liegen. Sie war vom Pferd gefallen.
Trish rannte sofort zu ihr. " Um Himmelswillen, Kathy!!"
"Au, mein Bein!" ächzte Kathy.
Paddy holte schnell die anderen Jungs. Jimmy und John fuhren Kathy ins Krankenhaus.
Erst gegen Abend kamen sie zurück. Die anderen Kellys saßen schon beim Abendessen.
"Und, was gibt's?" schrie Maite.
Kathy zeigte schweigend ihr Gipsbein.
"Oh nein!" rief Barby.
"Der Arzt hat ihr verboten, aufzutreten!" sagte Jimmy verzweifelt.
"Oh nein, wir müssen die Tour ausfallen lassen!" schluchzte Patricia.
"Niemand kann Kathys Gesangsparts übernehmen!" sagte John.
"Doch!" rief Paddy plötzlich. " Ich kenne jemanden!"
"Und wer soll das sein?" fragte Joey.
"Sina! Die Nichte von Manuel! Die hat eine Stimme, wow, sowas habt ihr noch nie gehört! Und sie möchte so gerne mit..."
"Na gut, dann frag' deine Freundin mal, ob sie es macht!" meinte Patricia.
"Sie ist nicht meine Freundin!" sagte Paddy, doch es klang nicht sehr überzeugt.
Am nächsten Tag ging Paddy gleich zu Manuel. " Bitte, lass Sina mit. Wir brauchen ihre Stimme. Bitte, bitte!"
"Wirklich, Paddy, es tut mir leid," sagte Manuel. " Sina muss hierbleiben und saubermachen. Ich habe keine Lust dazu."
Paddy spielte lächelnd seinen letzten Trumpf aus. " Wenn's weiter nichts ist. Ich habe eine erstklassige Putzfrau für dich."
"Wer denn?"
"Kathy Kelly. Meine ältere Freundin. Sie kann kochen, putzen und waschen, sie wird das alles tun, solange Sina weg ist. Sie hat sich ein Bein gebrochen, deshalb kann sie nicht mit uns kommen."
"Also gut," sagte Manuel. " Einverstanden."
Sina war ganz verrückt vor Freude. " Ich darf mit? Ich soll mit euch singen? Oh Gott! Das werde ich euch nie vergessen!"
Kathy war nicht so begeistert von ihrem neuen Job. " Ich soll Putzfrau werden? Wenn das unsere Fans erfahren!" Doch sie sagte zu.
Das erste Konzert fand in Wien statt. Paddy erklärte den Fans: " Kathy hat sich leider ein Bein gebrochen. Aber wir haben ganz tollen Ersatz mitgebracht:
SINA!"
Sie wurde von den Fans gleich akzeptiert. Auch die Kellys waren super, bis auf Jimmy, der durch Julie abgelenkt war, die in der ersten Reihe stand.
Die Woche ging wahnsinnig schnell vorbei, und schon waren sie wieder in Irland. Kathy war nun wieder gesund.
Barby verfiel in Depressionen. " Ich brauche Urlaub!" klagte sie. " Ich will auf unsere Insel!"
Ach ja, die Insel! Das war doch schon ewig her! Paddy rechnete nach: ungefähr ein halbes Jahr...
In seine Erinnerungen hinein stürzten Maite und Angelo zur Tür herein. " Paddy, Paddy! One More Song ist auf Platz 1 in Deutschland!"
"Nein! Wirklich?" rief Paddy und umarmte die beiden. " Ach du meine Güte! Meine erste Nummer 1 allein!"
Joey kam dazu. " Was ist denn das für ein Lärm?"
"Wir sind auf Platz 1!" schrien die drei übermütig.
"Nein!" schrie Joey. " Das ist ja super! Hey Leute, habt ihr das gehört?"
Alle schrien durcheinander, und dann gab's noch Sekt zur Feier des Tages.
Abends sagte Paddy: " Ich geh' mir einen Irish Coffee reinziehen. Kommt jemand mit?"
Doch alle waren zu müde, und so ging Paddy allein zum "Irish Pub".
Manuel hing grinsend an der Theke. " Oh Patrick Kelly - was hast du nur mit meiner Nichte gemacht? Seit sie mit euch auf Tour war, singt sie Tag und Nacht." Er begann als Parodie laut zu singen, so dass dem alten Jordan vor Schreck das Whiskyglas auf den Boden fiel.
Paddy lachte. " Ist Sina beschäftigt, oder kann ich ein Glas mit ihr trinken?"
Manuel rief sie.
Sina kam mit roten Backen aus der Küche und stellte sich zu Paddy an die Theke. Manuel stellte zwei Irish Coffees vor sie hin.
"Worauf trinken wir?" fragte Sina.
"Auf One More Song," meinte Paddy und erzählte ihr alles.
"Na dann prost!!" lachte Sina .
Als Paddy spät abends nach Hause kam, war Kathy noch wach. " Patrick, mir ist vorhin etwas Furchtbares eingefallen. Wir haben zwar einen Nummer - 1 - Hit, aber noch keinen Videoclip dazu!"
"Yeah!" rief Paddy.
"Hast du eine Idee?" fragte Kathy.
"Wie wär's mit Schiffiffiffiffen..." murmelte Paddy und verdrehte die Augen. Wie kam er nur darauf? Vermutlich wegen dem ganzen Gequatsche über die Insel...
"Du bist ja betrunken!" schimpfte Kathy. " Ab ins Bett!"
Am nächsten Morgen besprachen alle gemeinsam das Problem. Paddy erzählte von der Vorstellung mit den Schiffen.
"Schiffe!" brummte John. " Wir können doch nicht die ganze Zeit nur Schiffe zeigen!"
"Quatsch!" entgegnete Paddy wütend. " Auch uns, oder... hey, jetzt hab ich's! Wir zeigen unsere Geschichte mit der Insel!"
"Uns soll's recht sein!" murmelte Joey.
Am nächsten Tag war der 18. Februar, Jimmys Geburtstag. Gegen Abend sollte eine große Party in der Kelly - Burg steigen, zu der so ziemlich das ganze Dorf eingeladen war.
Kurz nach dem Frühstück klingelte das Telefon. Angelo ging ran.
"Und, was wars?" fragten alle, als er auflegte.
"Die Plattenfirma. Puff Daddy hat One More Song von Platz 1 verdrängt!"
"Oooch," machte Paddy traurig. Die anderen kicherten.
"Seid ihr nicht traurig?" fragte Paddy überrascht.
Jimmy räusperte sich umständlich, dann sagte er: " Wir haben uns sowas schon gedacht, Paddy. One More Song ist nun mal kein gutes Lied!"
"Ich hasse euch!" schrie Paddy verzweifelt und rannte in sein Zimmer. Dort setzte er sich in eine Ecke und heulte.
Wenig später kam Kathy zu ihm und sagte: " Jetzt sei doch vernünftig. Du kannst doch Jimmy nicht den ganzen Geburtstag vermiesen. Denk an die Party. Gib dir Mühe!"
"Ich versuch's ja," sagte Paddy traurig.
Um 19.00 Uhr fing die Party an. Eternal waren leider verhindert, und Julie, die sich auf der Tour mit Sina angefreundet hatte, durfte auch nicht nach Irland kommen.
Manuel und Sina kamen natürlich auch. Sina trug ein silbernes Glitzerkleid und schenkte Jimmy einen Strauß weißer Rosen. Das fand Paddy nicht besonders gut.
Es gab viel zu essen, und später sangen die Kellys ihren Gästen ein paar Lieder vor.
Doch alles lief noch gut, bis der alte Jordan sagte: " Lasst doch mal die Sina singen."
"Was soll ich denn singen?" fragte Sina.
"Was ist dein Lieblingslied, Jimmy?" rief ein Typ.
"I Will Always Love You," sagte Jimmy.
I Will Always Love You. Ich werde dich immer lieben.
Und Sina sang es. Und dabei sah sie kein einziges Mal Paddy an, immer nur Jimmy, und sie lächelte ihn an. Jimmy grinste selbstgefällig. Als das Lied zuende war, gab er ihr einen Kuss auf die Wange!
Als die Gäste wegwaren, stritt Paddy sich mit Jimmy. " Das hättest du nicht tun dürfen! Du hast eine Freundin!"
"Julie ist weit weg," Jimmy grinste. " Wenn Sina auf mich steht..."
"Das tut sie nicht!" schrie Paddy außer sich vor Wut.
"Ooch, komm!" Jimmy lachte. " Du liebst sie, aber sie dich nicht - Pech!"
"Ich liebe sie nicht!" schrie Paddy und rannte unter Jimmys Gelächter in sein Zimmer. Dort warf er die Tür hinter sich zu und wartete darauf, dass Jimmy gleich hochkam und sich entschuldigte. Doch er kam nicht.
Heulend warf Paddy sich aufs Bett. Wie konnte Jimmy nur behaupten, Paddy würde Sina lieben? So ein Quatsch, er liebte sie nicht, er hasste sie.
Nein. Das ist nicht wahr. Schluss mit der Selbstbelügerei.
JA, ich liebe sie, mehr als mein Leben! dachte Paddy trotzig. Aber sie liebt Jimmy. Das tut so weh!
In den nächsten Tagen passierte nichts Besonderes.
Eines Morgens fragte Joey Jimmy beim Frühstück: " Was hat dir eigentlich Julie
geschenkt?"
Jimmy begann lächelnd: " Julie fährt in den Sommerferien mit ihren Eltern nach
Mallorca..."
"Ja - und?"
"- sie nehmen mich mit!" strahlte Jimmy.
"Was?" Kathy sprang überrascht auf. " Jimmy, das geht doch nicht! Da haben wir jede Menge Termine!"
"Das ist mir total egal. Mein Liebesglück ist mir wichtiger als unsere Karriere!"
"Du wirst nicht mitfahren!" Kathy stampfte mit dem Fuß auf.
"Doch!" schrie Jimmy und stampfte ebenfalls mit dem Fuß auf.
"Wenn du das tust, werde ich Julie verraten, dass du bei deiner Party mit Sina geflirtet
hast!" drohte Kathy.
Jimmy ging wortlos aus dem Haus.
Als er gegen Mitternacht noch nicht zurück war, meinte John besorgt: " Sollen wir ihn nicht suchen?"
"Macht, was ihr wollt!" knurrte Kathy.
Johnny und Joey zogen also los, fanden ihn aber nicht.
Am nächsten Morgen beshloß Patricia, bei Julie anzurufen. " Nein, bei mir ist er nicht," sagte Julie.
"Komisch, sie hat gar nicht besorgt geklungen," meinte Patricia, als sie aufgelegt hatte.
Später gingen die Kellys in ihrem Park Tennis spielen. Nur Paddy saß allein im Gras in der Nähe des Tores. Er versuchte, ein Buch zu lesen, doch er konnte sich nicht darauf konzentrieren. Er konnte überhaupt gar nichts mehr, nicht mehr essen, nicht mehr trinken, nicht mehr schlafen, keine Songs mehr schreiben, gar nichts mehr. Vergessen war Easther. Vergessen waren alle Freundinnen, die Paddy jemals gehabt hatte. In seinem Herzen gab es nur noch Sina. Aber die war ja in Jimmy verliebt. War sie vielleicht mit ihm abgehauen?
Plötzlich hörte er, wie jemand an den Gitterstäben des Tores rüttelte und seinen Namen rief. Es war Sina. Sie schien sehr aufgeregt zu sein. Mißmutig öffnete Paddy das Tor. " Heute mal kein Hausarrest?" empfing er sie unfreundlich.
Sina schnappte nach Luft, offensichtlich war sie den ganzen Weg gerannt.
"Paddy," rief sie, " ich weiß, wo Jimmy ist!"
"Wo?" schrie Paddy.
"Bei Julie! Sie hat mich eben angerufen! Sie wollte Patricia nicht sagen, dass Jimmy bei ihr ist, weil sie Angst hat, dass Jimmy dann nicht mit nach Mallorca darf!"
"Das ist ja 'ne Sache!" stöhnte Paddy. " Was machen wir denn jetzt? Johnny, komm schnell, Sina weiß, wo Jimmy ist!"
Johnny ließ den Tennisschläger fallen und eilte zu den beiden, um sich die Geschichte erzählen zu lassen. " Ist Jimmy verrückt geworden?" stöhnte er danach. " Wir werden ihn zurückholen!" Er schnappte sein Handy und sprang in sein Auto, Sina und Paddy auf die Rückbank. Sie fuhren in einem Affentempo nach Dublin und dort gleich zum Flughafen. Während dem Flug nach Deutschland telefonierte John über sein Handy mit der Internationalen Autoverleihgesellschaft. Als sie in Stuttgart landeten, stand bereits ein Auto für sie am Flughafen bereit. Damit fuhren die drei schnell weiter nach Heidelberg.
Als sie die Straße, in der Julie wohnte, gefunden hatten, war es bereits dunkel. John parkte das Auto vor dem Haus.
"Was ist, kommt ihr mit rein?" fragte er.
"Lieber nicht," meinte Sina zögernd. " Julie ist bestimmt sauer, weil ich sie verraten
habe..."
"Dann bleibst du besser auch hier," meinte John zu Paddy und schlug die Autotür zu.
Eine Weile saßen Paddy und Sina still nebeneinander, dann seufzte Sina: "Hoffentlich kann er Jimmy umstimmen!"
"Ach, damit du wieder mit ihm rumpoussieren kannst, oder was?" fragte Paddy bissig.
"Was soll der Quatsch?" fragte Sina verblüfft.
"Ach - tu doch nicht so scheinheilig! Denkst du, ich hab keine Augen im Kopf? Ich hab' doch genau gesehen, wie du bei der Party mit Jimmy geflirtet hast! Ich dachte immer, du magst MICH!"
"Tu ich doch auch..." meinte Sina, aber Paddy winkte nur ab und sah stur zum Fenster hinaus.
Es war kurz still, dann schrie Sina ihn an: " Was glaubst du denn, warum ich mit euch auf Tour gegangen bin? Warum ich ausgerechnet dir verraten habe, wo Jimmy steckt? Warum ich dich bei der Party mit Jimmy eifersüchtig machen wollte? Weil ich dich liebe!!!!" Sie brach in Tränen aus.
Paddy drehte sich mit offenem Mund zu ihr um. " Wie war das eben? Du liebst mich?"
"Ja, verdammt!"
Paddy klappte stumm den Mund wieder zu. Ihm war total schwindelig. Schnell rückte er ganz eng zu Sina rüber, nahm sie in den Arm und küßte sie. Und plötzlich begann ein Feuerwerk, der Himmel brach auseinander, und Millionen Engel sangen laut: "Halleluja! Halleluja! Halleluja!"
Plötzlich wurde die Autotür aufgerissen.
Sina und Paddy fuhren auseinander.
Jimmy und John stiegen ein. Jimmy starrte wütend vor sich hin.
Sie fuhren bis zum Stuttgarter Flughafen, flogen nach Dublin und stiegen dort wieder in Johnnys Auto.
Erst spät in der Nacht kamen sie in East Grove an. Aber zuerst mussten sie Sina nach Hause bringen.
Die anderen Kellys waren noch wach.
"Hurra, Jimmy ist wieder da!" rief Barby.
"Hhhmmm," knurrte Jimmy.
"Ich glaube, wir beide müssen nochmal über alles reden," sagte Kathy zu Jimmy. Die beiden setzten sich ins Kaminzimmer und blätterten im Terminkalender. Dabei stellte sich heraus, dass Jimmy seinen Urlaub machen konnte, denn die Termine, die die Kellys in dieser Zeit hatten, konnten sie entweder absagen oder ohne ihn durchziehen.
"Na, seht ihr, es geht auch ohne Geschrei!" meinte Maite.
Kurze Zeit später sollte der Videodreh von One More Song stattfinden. Die anderen waren zwar der Meinung gewesen, sie bräuchten kein Video mehr, da der Song nicht mehr Nummer 1 war. Doch Paddy pochte auf sein Recht.
Sina durfte leider nicht mitfliegen.
"Oh, Sugar," sagte Paddy traurig am Flughafen, " wie soll ich es nur so lange ohne dich aushalten? Eine ganze Woche!!"
"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" lachte Sina .
"Das ist es ja - Ich will nicht weg von dir!" meinte Paddy.
"Was ist denn nun - sollen wir wieder aussteigen?" rief Kathy aus dem Hubschrauber.
"Nein, nein, ich komme schon..."
Schließlich kamen sie auf der Insel an. Als erstes wurde die Szene gedreht, in der die Kellys auf ihrem Schiff fuhren, dass man aus dem Meer geborgen und wieder seetauglich gemacht hatte. Ein Flügel stand auf dem Deck, und daran saß Paddy und musste immer wieder die erste Strophe singen. " Okay, Pause!" rief der Regisseur schließlich.
"Lass uns über die Insel laufen!" sagte Angelo zu Paddy.
Sie liefen durch den kleinen Regenwald bis zur Quelle. Paddy holte eine Kokosnuss vom Baum.
"Am 16. Juni ist es ein Jahr her," sagte Angelo nachdenklich.
Trish kämpfte sich durch das Gestrüpp. " Hey Jungs! Wir machen weiter!"
Paddy legte die Kokosnuss auf eine Kiste und eilte wieder an die Arbeit. Die nächsten Szenen wurden gedreht: Die Kellys beim Schiffbruch. An der Quelle. Jimmy und Paddy auf der kleinen Insel. Joey im Helikopter.
"That's it, guys!" rief der Regisseur begeistert.
Als sie zurück nach Hause flogen, sagte John erschöpft: " Hier müssen wir bald mal wieder hin!"
"Im Juni machen wir Urlaub!" bestimmte Joey.
"Sag mal, Paddy," sagte Kathy plötzlich irritiert, " was hast du denn da auf dem
Schoß?"
-" Na, eine Kokosnuss, siehst du doch!""
"Warum nimmst du die denn mit?"
-" Die schenke ich Sina!"
Einige Tage später klingelte das Telefon. Barby ging ran.
"Und, was wars?" fragten alle, als sie auflegte.
"Die Plattenfirma. Unser neues Video hat total gut eingeschlagen. One More Song ist wieder auf Platz 1!"
"Hurra!" schrie Maite.
"Ich hab's euch doch gleich gesagt!" rief Paddy. Und endlich glaubten ihm alle. Ein Song, der zweimal auf Platz 1 kam, MUSSTE einfach gut sein!
Und zur Feier des Tages gab es wieder mal Sekt.
Anfang Juni gaben Manuel und Sharon, die Obstverkäuferin, bekannt, dass sie heiraten wollten. Niemand hatte davon etwas gewusst, nicht einmal Sina. Die war aber auch beschäftigt mit ihrer eigenen Beziehung.
Die Hochzeit fand am 7. Juni statt. Es wurde eine typisch spanische Hochzeit, und das in Irland! Das ganze Dorf war eingeladen, auch viele spanische Verwandte von Manuel.
"Na, Sina," flüsterte Manuel seiner Nichte zu, als sie den Pub schmückten, " schau dir nur die Spanier gut an. Vielleicht gefällt dir ja einer von ihnen."
Wenn der wüsste! dachte Sina nur.
Die Kellys kamen im farbenprächtigen Flamenco - Look, genauso wie in ihrem Video When The Boys Come Into Town. Nach der feierlichen Trauung gingen alle zum Pub, wo es ein festliches Mittagessen für alle gab.
Manuel stand auf, um eine Rede zu halten. Nach ungefähr eineinhalb Stunden sagte er:
"Nun, Ich will euch nicht langweilen. Einen guten Appetit!" Er setzte sich, und die, die eingeschlafen waren, wurden von den wenigen Wachgebliebenen geweckt.
Plötzlich stand auch Paddy auf. " Ich möchte auch noch was loswerden. Es dauert bestimmt nicht lange."
Alle sahen ihn erstaunt an.
Paddy fuhr fort: " Ich hab's mir wirklich lange überlegt... ich meine, ich bin mir sicher, dass ich... also, Ich will es schon... ach shit, wie soll ich das nur sagen?"
"Mach schon!" sagte Sina neben ihm.
"Also gut," sagte Paddy und wurde leicht rot. " Es muss ja nicht jetzt sein, aber vielleicht irgendwann... Sina, willst du mich heiraten?"
Alle schrien überrascht auf.
Sina fiel ihrem Paddy um den Hals. " Ja, Paddy, ja, natürlich will ich!"
Manuel riss die Augen auf. " Meine Nichte und dieses Kelly - Kind? Das gibt's doch nicht!" Er fiel in Ohnmacht.
"Oh, Gott!" quietschte Sharon und fiel ebenfalls in Ohnmacht.
Johnny, Jimmy und Joey trugen das ohnmächtige Brautpaar nach oben. Als sie wiederkamen, waren Paddy und Sina verschwunden.
"Wo sind die nur?" grübelte Barby.
"Wahrscheinlich ziehen sie ihre Hochzeitsnacht schon vor!" vermutete Joey.
"Ja, ja, die Jugend von heute," lachte der alte Jordan.
"Oh Herr im Himmel!" kreischte Kathy.
"Cool down, Kathy. Auch Paddy muss irgendwann erwachsen werden!" tröstete John sie.
Doch die Besorgnis war völlig umsonst. Sina und Paddy saßen nur zusammen an der Küste, schauten aufs Meer und... rauchten.
Na ja, die zukünftige Mrs. Kelly.
Eine Woche später fuhr Jimmy mit Julie und ihrer Familie in die Ferien.
Die anderen Kellys starteten am nächsten Tag zusammen mit Sina zu ihrer Insel.
"Viel Spaß!" sagte der Pilot, nachdem er das Gepäck ausgeladen hatte.
Der Hubschrauber startete brummend in die Lüfte. Die Kellys winkten.
Auf einmal hörte Paddy Kathys leise Stimme neben sich: " Heute ist der 16. Juni. Vor genau einem Jahr waren wir zum ersten Mal hier. Und was ist seitdem alles passiert!"
Paddy legte den einen Arm um Kathy, den anderen Arm um Sina, und sagte laut: " Jetzt kann ja wohl nichts mehr schiefgehen!"
The End
by doro