Drachen sollen fliegen

by Heidi   Angels.flying@unicum.de

 

Es war ein schöner Morgen der Nebel lag noch, wie eine schützende Decke, über der Erde.

Prinzessin Barby ging mit ihrem Lehrer, dem Hofzauberer Merlin, der gleichzeitig ihr engster Vertrauter war, durch den Wald, der zum Schloß ihres Vaters, König Taramos, gehörte.

Sie waren auf dem Weg zu einer kleinen Lichtung, dem Lieblingsplatz der Prinzessin.
Dort fiel ein kleiner Waldbach, von einem Hügel, über moosüberwachsene Steine hinab, um dann leise weiterzufließen.
Hunderte von Blumen wuchsen dort, die Tiere kamen ohne Scheu um zu trinken, ein kleiner Regenbogen war immer über dem Bach zu sehen.

Auf dieser Lichtung verbrachten Barby und der Zauber viele Stunden.
Hier beobachteten sie die Tiere, Merlin erzählte ihr viele Geschichten und lehrte Barby dort die große Kunst der Zauberei.

Heute wollten sie gemeinsam nach einem verwundeten Fuchs sehen, der sich in der Falle eines Jägers am Bein verletzt hatte.

In Barby´s kleinem Holzhäuschen, dass Merlin ihr hinter hohen Büschen versteckt erreichtet hatte, pflegte sie den kleinen Kerl mit dem roten Fell.

" Das Bein sieht sehr gut aus, es ist recht schön verheilt, du solltest ihn jetzt wieder laufen lassen!", sprach Merlin seine Schülerin leise an, während er ihr sampft die Hand auf die Schulter legte.

" Glaubst du wirklich?", fragte Barby und schaute den Zauberer skeptisch an.

"Ja, schau doch, wie er herumspringt ! Du willst ihn doch nicht zähmen, oder ?!"

"Nein, dass möchte ich nicht!", flüsterte Barby, nahm den Fuchs auf den Arm und ließ ihn draußen laufen.

"Nun schau nicht so traurig ! Schau doch, wie er sich freut!", munterte Merlin sie auf.

" Du hast Recht!", antwortete Barby.
"Es ist ziemlich heiß geworden, lass uns doch in die Schlucht gehen, dort ist es immer so schön kühl!"

Merlin lachte.
"Also, du bist mir ja eine! Einen alten Mann die steilen Felswände herunterzujagen !
gehen wir besser in die Höhle, hier hinter den Büschen, dort ist es doch auch sehr schön und kühl!"

"Na gut!"
Barby seufzte und kletterte die Steine hoch.
"Merlin schau!", rief sie plötzlich.
"da sitzt ein kleiner Drache, Mutterseelen allein!"

Obwohl ihn sein Rheuma plagte, kletterte Merlin die Steine bis zur Höhle schnell hinauf.

"Warte Prinzessin, lass ihn mich einmal anschauen!", rief er zur Höhle hinauf.
Dann kam er, völlig außer Atem, am Höhleneingang zum Vorschein und ging dann langsam auf den kleinen Drachen, der sich ängstlich gegen die Höhlenwand preßte, zu.

"Ganz ruhig, hab keine Angst!", sprach Barby beruhigend auf ihn ein.
"Wir tun dir nichts böses!"

Der kleine Drache ließ sich von ihr berühren und schmiegte sich schließlich an sie.

"Er ist noch ein Baby, höchstens 1 Monate alt !", erklärte Merlin.

"Er hat Hunger!", stellte Barby fest.
"Haben wir nicht noch die Milch, die wir ursprünglich für den Fuchs mitgebracht hatten?"

"Aber ja!", antwortete Merlin und gab ihr das Fläschen.
"weißt du eigentlich zu welcher Art, dein kleiner Freund gehört?"

"Nein, weißt du mehr über ihn?", fragte Barby neugierig.

"Aber natürlich! Er gehört zu einer friedvollen Art, den Purpurdrachen, sie sind die einzigen Drachen, die mit den Menschen sprechen können!"

"Das ist aber schön!"
Barby hielt ihrem neuen Freund die Flasche hin.
"Schau nur Merlin, er trinkt !"

"Ja, ich sehe es!", antwortet ihr Merlin lächelt.

"Wo wohl seine Mutter sein mag?", fragte Barby.

"Ich denke, sie ist tot, so ausgehungert, wie dieses Junge hier ist! Eine Drachenmutter würde nie ihr junges so lange allein lassen! Du weißt doch, dass dein Vater die Tötung aller Drachen, ob gut oder böse, angeordnet hat!"

"Ja, weil meine Schwestern Kathleen und Patricia von einem Drachen verschleppt worden sind .
Nun sind sie alle, ob Adelige oder Bauern, hinter den Drachen her.
Selbst meine Brüder Joseph und James sind von Vater dazu gezwungen worden, obwohl sie die Drachen nicht jagen wollten!"

"Ich weiß bis heute nicht, was dein Vater damit bezwecken will!", versonnen schüttelte Merlin den Kopf.

"Wir können ihn doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen!", rief Barby besorgt.

"Nein, natürlich nicht, aber wie willst du ihn ins Schloß bringen, ohne entdeckt zu werden?", wollte Merlin wissen.

"Gar, nicht!", antwortete Barby.
"Ich kann Maite, das Küchenmädchen und Angelo, den Stallburschen, unbesorgt einweihen.
Maite wird mir sicher mit dem fressen helfen und Angelo und sein Bruder Patrick, der Barde, werden mir sicherlich helfen, jeden Tag unerkannt aus dem Schloß zu kommen!"

"Aber du mußt dich doch verkleiden, sonst erkennt dich gleich jeder!", gab Merlin zu bedenken.
"Besonders der 1. Minister Daniel!"

"Ich werde den Hofbarbier John fragen, er hat immer gute Ideen was Verkleidungen betrifft!"

. . .

Der Plan entwickelte sich hervorragend, über fünf Monate bemerkte niemand, dass die Prinzessin morgens, lange vor Sonnenaufgang, aus dem Schloß schlich und erst am späten Vormittag wiederkam.

Am 12. Tag des 6. Monats bemerkte ihr Vater, König Taramos, jedoch, dass am frühen Morgen jemand das Hoftor öffnete und schickte dieser Person zwei Reiter hinterher.

Die beiden Reiter folgten der Person bis zu einer Höhle, tief im Wald, die mit Büschen überwuchert war.
Sie versteckten sich hinter einem großen Felsen und beobachteten unvorstellbares . . . .

. . . währenddessen fühlte Barby sich unbeobachtet und entledigte sich ihrer Verkleidung.
Dann rief sie ihren Freund, der bereits eine stattliche Größe erreicht hatte, aus der Höhle heraus.

Freundliche Augen kamen aus der Dunkelheit der Höhle zum Vorschein, dann ein knuffig liebes Gesicht mit einen herzerwärmenden Lächeln.

Oh, endlich bist du da!", sagte er.
"Ich habe bereits auf dich gewartet! Wollen wir heute zum Crystalsee fliegen?"

"Ja gern, Grummel, aber wir müssen acht geben, damit uns niemand sieht!", stimmte Barby zu und setzte sich auf den Rücken ihres lieben Freundes.

Grummel begann mit seinen großen Flügeln (oder Schwingen, oder wie das bei Drachen auch immer heißen mag *g*) zu schlagen, langsam erhoben sie sich in die Lüfte und flogen gemeinsam in Richtung Süden, wo der Crystalsee auf einem hohen Berg, in einem tiefen Wald versteckt lag.

Geschockt beobachteten die beiden Reiter, wie die junge Prinzessin mit diesem blutrünstigen Monster in den Wolken verschwand.
Als sie sich von diesem Schrecken erholt hatten ritten sie, wie der Teufel, zurück ins Schloß um Bericht zu erstatten.

. . .

Im Schloß sprach König Taramos gerade mit seinen Söhnen James und Joseph, die vor wenigen Stunden mit einer guten Nachricht Heim gekommen waren.

"Eure Majestät! Die Prinzessin ist mit einem Drachen weggeflogen!", riefen beide Reiter fast gleichzeitig, als sie durch die Tür stürzten.

"Was!?!", schrie König Taramos völlig außer sich.
"Trommelt sofort alle Ritter zusammen! Wir werden meine Tochter aus den Klauen dieses Monstrums befreien!"

"Aber Vater, ich denke nicht, dass dieser Drache gefährlich ist!", gab Joseph zu bedenken.

"Du hast keine Ahnung! Alle Drachen sind gefährlich!", brüllte sein Vater ihn an.
"Schau doch, was sie mit Kathleen und Patricia gemacht haben, Beide sind völlig am Ende!"

James und Joseph konnten ihren Vater nicht aufhalten und auch Kathleen und Patricia, die inzwischen von ihren Leibarzt untersucht worden waren und nun im Thronsaal erschienen waren, die beteuerten, dass es ihnen gut ginge, schafften es nicht ihn umzustimmen.

So machte sich Taramos , mit seinen ganzen Rittern und seinen Söhnen auf, um dieses Ungeheuer zur Strecke zu bringen.

. . .

Währenddessen flogen Barby und Grummel zurück zur Höhle im wald.

"Grummel, siehst du daß?", rief Barby erschrocken.
"Da ist mein Vater, mit seinen ganzen Rittern!"

Kaum hatte sie diesen Satz beendet, schossen schon die Pfeile auf sie zu.
Einer traf Grummel in den Flügel.
Beide stürzten in die Schlucht.

"Schau Vater, was du angerichtet hast! Der Drache wollte Barby beschützen und du..."
Weiter kam James nicht, denn er mußte Joseph helfen, Taramos davon abzuhalten Grummel zu ermorden, dabei stießen sie ihren Vater von ihm weg.

Völlig außer sich ging dann Taramos auf seine eigenen Sohn, Joseph, los, der ihm gerade noch ausweichen konnte.
Taramos kam dabei aus dem Gleichgewicht und stütze in einen Abgrund.

. . .

James hatte Barby und Grummel ins Schloß bringen lassen, wo sie sich erholen sollten.

Barby ging es schnell wieder besser, und auch Grummel erholte sich von seinen Verletzungen.

James wurde zum neuen König gekrönt. Er machte Merlin zu seinem persönlichen Berater und beendete die schreckliche und unkontrollierbare Verfolgung der Drachen.

Als Grummel wieder ganz gesund war, traf Barby eine schwere Entscheidung.

16 Tage nach dem Tod von Taramos, standen James, Joseph, Kathleen, Patricia, Merlin, das Küchenmädchen Maite, der Stallbursche Angelo mit sein Bruder Patrick und der Barbier John auf einem Balkon des Schlosses und verabschiedeten sich von Barby und ihren lieben Freund.

Dann stieg Barby und seinen Rücken und flog mit ihrem Freund, dem Drachen Grummel, hinauf in die Wolken auf einem Weg in ein neues Leben . . . !


The End!!!!!


© Heidi /15th - 27th August 2000


© Heidi