Ehrlichkeit, der richtige Weg?

by Melli   kelly.welt@berlin.de

 

Chrissy war einer von vielen tausend Fans der Kelly Family. Sie war gerade fünfzehn, als ihr Interesse an den Kellys wuchs. Sie war auch einer dieser Teenies gewesen, der die Kellys einst verabscheute und über sie herzog, weil das gerade cool war. Aber als sie sie zum ersten Mal ganz bewusst im Fernsehen sah, war es um sie geschehen. Ihr Zimmer war in kürzester Zeit mit Kellypostern zutapeziert, die Stereoanlage begann langsam den Geist aufzugeben, da sie von morgens bis abends auf Dauerplay programmiert wurde und zum Leid ihrer Eltern erzählte Chrissy tagtäglich nur noch von Paddy, Maite, Angelo und Co. Es war nicht zu übersehen, dass wir es hier mit einem pubertierenden Teenie im Kelly-Fieber zu tun hatten, der seine Eltern manchmal zur Weißglut brachte.
Chrissy schwärmte zu dieser Zeit - wie wohl jeder zweite deutsche Teenager - für Paddy und natürlich war es ihr größter Wunsch, ihn einmal persönlich kennen zu lernen.
Doch kommt Zeit kommt Rat, wurde Chrissy immer ruhiger, was das Fan-Sein anbetraf.
Ihr Zimmer war mittlerweile wieder bewohnbar geworden, mit ihren Eltern verstand sie sich blendend und einen Führerschein hatte sie nun auch, so dass sie nicht mehr bei ihrem Vater betteln musste, wenn sie zu einem etwas weiter entfernt gelegenen Konzert gehen wollte.
Chrissy war eine junge Frau geworden, die gelernt hatte, ihren Verstand zu nutzen und das Leben nicht mehr nur durch die rosarote Brille zu sehen. Dennoch war sie Kelly-Fan wie eh und je und hatte immer noch den innigen Wunsch, die Kellys ein Mal persönlich kennen zu lernen. Mittlerweile ging es nicht mehr darum, sich Paddy zu präsentieren und zu hoffen, dass er sich in sie verlieben würde. Nein, mittlerweile ging es um etwas anderes. Chrissy hatte das Bedürfnis, die Kellys als Menschen kennen zu lernen und nicht als Stars. Ihr war bewusst, dass sie nicht die einzige war, die diesen Traum träumte und sie war sich sicher, dass dieser Wunsch auch ein Traum bleiben würde. Aber dann kam alles anders...

***

Chrissy war gerade unterwegs in Richtung Hamburg. Sie hatte vor einiger Zeit ihre Brieffreundin bei einem Konzert der Kellys kennen gelernt und wollte diese nun in den Osterferien besuchen. Sie beschloss, die Autobahn zu verlassen und eine Pause einzulegen.
Kaum hatte sie sich an einen freien Tisch des Autobahncafés gesetzt, fiel ihr ein junger Mann auf, der auf der Suche nach einem freien Platz war. Da alle Tische belegt waren, kam er schließlich auf sie zu und fragte, ob er sich mit an ihren Tisch setzen dürfte. Chrissy bejahte und vertiefte sich wieder in ihre Zeitschrift.
Als sie das nächste Mal aufschaute, hatte der junge Mann sein Nike-Kappi abgenommen und seine Sonnenbrille abgesetzt. Chrissy erstarrte. Der Typ sah Paddy Kelly zum Verwechseln ähnlich. Als er sie dann auch noch nach der Uhrzeit fragte, war sie sich sicher, ihn auch an seiner Stimme erkannt zu haben. Das war der Moment, auf den sie immer gewartet hatte. Aber wie sollte sie sich nun verhalten? Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Würde sie ihn nach einem Autogramm fragen, würde er sofort wissen, dass sie Kelly-Fan ist und würde vielleicht gehen. Würde sie ihn nicht ansprechen, würde er auch aufstehen und gehen, ohne dass sie diese Chance genutzt hätte. Sie musste also versuchen, ihn in ein unverfängliches Gespräch zu verwickeln. Aber wie sollte sie das anstellen?
"Entschuldigung, dass ich Sie störe, aber Sie haben nicht zufällig eine Telefonkarte, oder?", fragte er sie plötzlich und deutete auf eine Telefonzelle außerhalb des Cafés. Chrissy fehlten die Worte. Da fragte sie doch tatsächlich der Paddy Kelly, ob sie ihm ihre Telefonkarte leihen könnte. "Ich zahle Ihnen das natürlich. Ich habe nur leider keine Karte und das scheint hier das einzige Telefon zu sein", fuhr er fort. Chrissy begann in ihrer Tasche zu kramen. "Nur ruhig bleiben, ganz locker, das ist doch nur Paddy Kelly", versuchte sie sich unter Kontrolle zu halten. Schließlich reichte sie ihm die Karte. Er verließ das Café und steuerte die Telefonzelle an.
Sie konnte ihn durch das Fenster beobachten. Seiner Gestik nach zu urteilen, schien es irgendwelche Probleme mit seinem Gesprächspartner zu geben, denn sein Blick verfinsterte sich von Sekunde zu Sekunde. Als Chrissy sich wieder einmal umdrehte, sah sie, wie er den Hörer aufhing und mit wütender Miene wieder das Café betrat. "Ach du meine Güte, da treff’ ich ihn und dann hat er auch noch schlechte Laune", schoss es ihr durch den Kopf und sie überlegte, wie sie ihn aufmuntern könnte.
"Sieht nach Ärger aus", stellte sie kleinlaut fest, als er sich gesetzt hatte. "Das kann ich Ihnen sagen!", entgegnete Paddy, "wenn man nicht alles selbst macht!". Chrissy wusste nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte. "Haben Sie Geschwister?", fragte er mit gereizter Stimme. "Nein, ich bin Einzelkind", antwortete sie ihm fast entschuldigend. "Seien Sie froh! Ich hab’ meine Geschwister ja wirklich gern, aber manchmal könnte ich sie zum Mond schießen! Stellen Sie sich vor, da ruf’ ich meinen jüngeren Bruder an und frage, ob er meine Tiere gefüttert hätte und er gibt mir als Antwort, er hätte keine Zeit gehabt, weil er mit seiner Freundin hätte schwimmen gehen müssen!". Chrissy nickte zustimmend. "Es tut mir leid, dass Sie sich hier meine Sorgen anhören müssen. Ich werde sie jetzt in Ruhe lassen", entschuldigte er sich, gab ihr die Karte zurück und zahlte das abtelefonierte Geld. Daraufhin stand er auf, verabschiedete sich kurz und ging. Chrissy schaute ihm hinterher.
Ihr kam diese Begegnung so unrealistisch vor und andererseits war sie doch wieder so real. Sie hatte sich jahrelang eingeredet, die Kellys wären auch nur Menschen und keine abgehobenen Superstars. Und nun hatte Herr Patrick Kelly persönlich vor ihr gesessen und er war so "normal". Sie brauchte eine Weile, bis sie dieses Erlebnis verarbeitet hatte.

***

Mittlerweile war es Juli geworden. Es war Ferienzeit und Chrissy verbrachte ihren Urlaub dieses Jahr mit ihrer besten Freundin Ute auf Ibiza. Sie hatten in einer kleinen Pension fernab des Massentourismus gebucht und genossen nun die Ruhe und die Gastfreundlichkeit der Einheimischen.
Eines Morgens machte sich Ute auf den Weg, ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage zu besorgen. Als sie nach 3 Stunden nicht zurück war, begann Chrissy sich Sorgen zu machen. Unruhig lief sie von einer Zimmerecke in die andere, als plötzlich Ute das Zimmer betrat. Wütend schimpfte Chrissy auf sie ein, so dass diese gar nicht zu Wort kam. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, erzählte Ute ihr den Grund für ihre Verspätung.
Ute hatte gerade im Supermarkt an der Kasse gestanden, als ihr auffiel, dass sie nicht genug Geld dabei hatte. Es fehlten nur ein paar Peseten, doch die reichten aus, um den ganzen Betrieb aufzuhalten. Hinter ihr stand ein Mann, Ute schätze ihn so um die dreißig, und sah ihre Verzweiflung. Er begann im fließenden Spanisch auf den Kassierer einzureden. Als er ihm dann etwas Geld in die Hand drückte, ließ er Ute passieren.
Vor dem Laden angekommen, schlug der Mann ihr vor, noch einen Café trinken zu gehen. Ihr war mulmig zumute, denn normalerweise ging Ute nicht mit wildfremden Männern mit. Bei ihm schien jedoch irgendetwas anders zu sein. Im Café erfuhr sie schließlich, dass er 29 war und seinen Urlaub ebenfalls hier mit seiner Familie verbrachte.
Als Ute geendet hatte, sagte Chrissy nichts mehr. Sie schmollte, denn sie hasste es, auf jemanden warten zu müssen und sich Sorgen zu machen, erst recht, wenn ein Mann daran Schuld war, noch dazu ein wildfremder.
Nach drei Stunden hatte sich Chrissys Zustand wieder normalisiert und Ute wagte sich, ihr davon zu erzählen, dass sie beide an diesem Abend von genau diesem jungen Mann in ein nahegelegenes Restaurant zum Essen eingeladen waren. Chrissy schüttelte den Kopf und sah ihre Freundin ungläubig an. Sie musste den Verstand verloren haben, ohne Zweifel. Letzten Endes ließ sie sich allerdings doch überreden, Ute zu begleiten.
Im Restaurant angekommen, sahen sie die zwei Männer schon in einer Ecke sitzen. Ute deutete auf den Rechten und erklärte, dass das ihr "Retter" gewesen wäre. Die beiden schienen in ein Gespräch vertieft zu sein, so dass sie gar nicht merkten, wie Ute und Chrissy sich näherten.
Chrissys Schritte wurden langsamer... Utes Retter hatte wahnsinnig viel Ähnlichkeit mit Jimmy Kelly. Jimmy Kelly auf Ibiza? Nein, Chrissy war sich sicher, ihre Fantasie würde wieder einmal mit ihr durchgehen. Den anderen Mann konnte sie nicht erkennen, da er mit dem Rücken zu ihr saß. Als die beiden am Tisch ankamen, traf Chrissy fast der Schlag. Neben Utes Retter saß Paddy. Genauso überrascht wie sie selbst, schien er aber auch zu sein, seine Autobahn-Bekanntschaft so schnell wiederzusehen. Chrissy nahm ihren ganzen Mut zusammen: "Hallo Paddy! Hi Jimmy!". Verblüfft sahen die beiden sie an. Da fiel ihr ein, dass Paddy sich an der Autobahnraststätte gar nicht vorgestellt hatte. "Mist, jetzt weiß er, dass ich ihn erkannt habe und vermutet bestimmt auch, dass ich Kelly-Fan bin", schoss es ihr durch den Kopf und sie bereute es jetzt schon, dass sie Paddy und Jimmy beim Namen begrüßt hatte.
"Was denn? Ihr kennt euch?", warf Ute plötzlich ein. Dabei fiel Chrissy wieder ein, dass ihre Freundin ja gar nichts von den Kellys hielt und sie in Folge dessen auch gar nicht erkennen konnte. "Na ja, nur flüchtig", gab Chrissy zurück und hätte ihre Freundin für diese Frage erwürgen können. Paddy grinste sie an: "So ist das also! Da hat sich jetzt aber gerade jemand geoutet!". Das war zu viel für Chrissy. Sie war verwirrt, verzweifelt und ärgerte sich mal wieder über ihr loses Mundwerk. Hätte sie doch bloß den Mund gehalten! Sie drehte sich um und rannte durch den ganzen Saal bis zum Ausgang. "Was ist denn mit der los?", wollte Jimmy nun wissen, aber Ute zuckte nur hilflos die Schultern. "Keine Sorge, ich mach’ das schon", entgegnete ihr Paddy und lief Chrissy nach.
Als er vor dem Haupteingang des Restaurants angekommen war, brauchten seine Augen erst mal einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er hörte ein leises Schluchzen und er ging einige Schritte in die Richtung, aus der es kam. Schließlich sah er ein zusammengekauertes Wesen an eine Palme gelehnt sitzen. Chrissy war die ganze Situation furchtbar peinlich und zu allem Überfluss fand sie Paddy nun auch noch total verheult. Sie wollte aufstehen und wegrennen, aber Paddy war schneller. Er packte sie am Arm und hielt sie fest. "Halt, halt, wo willst du denn schon wieder hin?", fragte er sie schon fast ein bisschen vorwurfsvoll. Und da war es schon wieder, dieses einzigartige Paddy-Kelly-Lächeln. Chrissy starrte resigniert zu Boden. "Nun los, erzähl’ schon, was los ist!", forderte Paddy sie auf.
Nachdem sie sich einigermaßen gefasst hatte, begann sie, zu erzählen: "Ach weißt du, ich hab’ dich letztens schon erkannt... an der Raststätte... aber ich wollte nicht, dass du das weißt. Und nun ist doch alles rausgekommen... Du denkst jetzt bestimmt, dass ich einer von vielen Fans bin, die euch mal treffen wollen, weil sie eben Fans sind. Ja, verdammt noch mal, ich bin Kelly-Fan! So, jetzt ist es raus! Aber das wusstest du ja wahrscheinlich sowieso schon, oder?".
Paddy sah sie abwartend an. "Aber das hier ist alles Zufall, das musst du mir glauben. Ich habe das nicht geplant. Und eigentlich habe ich mich darauf gefreut, euch als Menschen kennen zu lernen und nicht als Stars der Kellys, wenn ich schon mal auf euch treffe. Aber jetzt... jetzt ist alles zu spät... und jetzt wollt ihr bestimmt nichts mehr mit uns zu tun haben...".
Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen und sie machte den Versuch, sich von ihm wegzudrehen, aber Paddy hielt sie immer noch fest. Er schaute ihr fest in die Augen: "Jetzt mach’ dir doch nicht so viel Sorgen! Ist doch alles halb so schlimm!", versuchte er Chrissy zu beruhigen. Daraufhin begann sie, noch heftiger zu schluchzen, so dass Paddy sie einfach in den Arm nahm. Als sie sich beruhigt hatte, gingen sie wieder rein und es wurde doch noch ein netter Abend.

Am nächsten Morgen beschlossen Ute und Chrissy am Strand zu relaxen.
"Hey, weißt du was? Vielleicht sind die Kellys gar nicht so blöd, wie ich immer dachte!". Chrissy sah ihre Freundin überrascht an. "Und das aus deinem Mund? Bist du krank?". Sie fühlte Utes Stirn und beide lachten. Sie genossen ihren Urlaub in vollen Zügen, ließen sich von der Sonne bräunen und hingen ihren Gedanken nach. Plötzlich traf Chrissy ein Ball am Kopf. Böse drehte sie sich in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war und starrte direkt in Angelos Gesicht. "Oh sorry, tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich hab’ da drüben mit meinem Bruder, ähm, ein bisschen Fußball gespielt und der Ball, na ja, hat ein bisschen die Richtung verfehlte... und da...", versuchte er sich zu entschuldigen. Chrissy rieb sich immer noch ihren schmerzenden Kopf. "Ja, ja, schon gut. Kann ja mal passieren!", meinte sie kühl, stand auf und ließ ihn stehen. Hilfesuchend sah Angelo Ute an. "Die hat deinen Bruder gesehen!", kommentierte diese Chrissys Verhalten.
Nach einer Weile kam Chrissy zu ihrem Platz zurück. "Du Ute, stell’ dir vor, Jimmy hat gefragt, ob wir nicht zu ihnen rüberkommen wollen!". Sie war schon dabei, ihre Sachen zusammenzupacken, also tat Ute es ihr gleich und trottete ihr dann hinterher. So verbrachten sie den Nachmittag mit Paddy und Family, spielten Karten, machten Wettschwimmen, plauderten über dieses und jenes oder beobachteten andere Leute und machten sich über sie lustig.
Chrissy dachte schon gar nicht mehr darüber nach, aber genau das war es eigentlich, was sie immer gewollte hatte; den Menschen Kelly kennen lernen. Sie dachte nicht an die vielen Konzerte, wie sie sich hatte fast erdrücken lassen in den ersten Reihen, nur um ihren Lieblingen noch ein Stück näher zu sein. Sie dachte nicht an ihre unzähligen Träume, in denen sie sich immer wieder ausgemalt hatte, wie es denn wäre, einen von den Kellys zu treffen. Und erst recht dachte sie nicht daran, wie sie es anstellen konnte, den Kellys möglichst lange auf den Fersen zu bleiben. Sie dachte gar nicht! Für Chrissy waren die Kellys mittlerweile Bekannte geworden. Es war alles so normal. Sie waren so normal.
Und auch die Kellys schienen vergessen zu haben, dass sie gerade dabei waren, ihren wichtigsten Grundsatz zu brechen. Lasse dich niemals auf eine Freundschaft mit einem Fan ein!

So verbrachten sie ihren ganzen Urlaub zusammen.
Erst am Tag vor der Abreise wurde Chrissy bewusst, was für einen einzigartigen Urlaub sie gehabt hatte und welch einmaliges Erlebnis es war, die Kellys kennen lernen zu dürfen.
Und auch den letzten Abend verbrachten sie gemeinsam.
Die anderen waren schon lange im Bett verschwunden, aber Chrissy und Paddy hatten beschlossen, noch einen letzten Spaziergang am Strand zu machen. Sie gingen schweigend nebeneinander her. Plötzlich blieb Paddy stehen. Er hatte einen dicken Kloß im Hals, dennoch wusste er, es musste jetzt raus. Er griff unsicher nach Chrissys Hand und blickte ihr tief in die Augen. "Chrissy, ich muss dir was sagen. Ich glaub’, ich hab’ mich in dich verliebt!", brach es aus ihm heraus. "Oh Gott, nur das nicht", war Chrissys erster Gedanke. In diesem Moment war ihr nur allzu klar, was es bedeuten würde, einen Star zu lieben. "Das war es doch, was alle wollten. Und das war es auch, was sie früher immer gewollt hatte. Ja, früher. Aber jetzt? Nein, sie war sich sicher, sie liebte ihn nicht! Aber konnte sie es wirklich übers Herz bringen, Paddy Kelly einen Korb zu geben?"
Blitzartig ließ sie seine Hand los, drehte sich um und rannte davon. Doch schon nach ein paar Metern hielt sie an und ging zu ihm zurück. "Ach Paddy, es tut mir leid, aber...", ihre Stimme klang dünn und sie zitterte, "aber ich liebe dich nicht. Ich schätze dich sehr als Freund, aber mehr auch nicht. Das musst du einfach verstehen!". Paddy schaute sie traurig an. "Ja, das dachte ich mir schon. Es tut zwar weh, aber danke, dass du so ehrlich zu mir bist und nicht mit mir spielst, weil ich der Paddy Kelly bin. Dafür bin ich dir wirklich dankbar".
Sie setzten ihren Spaziergang fort, Seite an Seite und dennoch allein. Sie sprachen kein Wort mehr miteinander. Sie hatten sich alles gesagt, sie hatten sich ausgesprochen und die Situation war geklärt.
Paddy brachte Chrissy noch bis zu ihrer Pension. Sie fielen sich ein letztes Mal in die Arme. "Es war schön, dich kennen gelernt zu haben", flüsterte er ihr ins Ohr. "Ganz meinerseits", flüsterte Chrissy zurück und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann verschwand Paddy im Dunkeln der Nacht.

***

Zwei Monate später waren Ute und Chrissy unterwegs bei einem Einkaufsbummel, als Ute sie auf ein Plakat aufmerksam machte, auf dem stand:
30.09. Kelly Family, Stadthalle, 20.00 Uhr.
"Was meinst du, sollen wir hingehen?", fragte Ute und blickte Chrissy wildentschlossen an. Chrissys Freude hielt sich in Grenzen, dennoch wollte sie ihre Freundin nicht enttäuschen. Also stimmte sie zu.
Als der Konzerttag nahte, wurde sie immer unruhiger. Sie wusste, diesmal würde alles anders werden. Und tatsächlich, sie sollte recht behalten.
Ute und Chrissy erreichten eine Stunde vor Einlass die Halle. Normalerweise war Chrissy auch immer eine von denen gewesen, die sich Stunden vor Konzertbeginn vor der Halle anstellten und wenn es nötig war, sogar vorher dort übernachteten. Aber nun kam sie zum ersten Mal erst eine Stunde vor Einlass.
Es hatte sich schon eine riesige Menschenschlange gebildet, es war unruhig und immer wieder hörte man Securities die vordersten Fans anschreien, sie sollten ruhig bleiben und aufhören zu drängeln... Chrissy schüttelte ungläubig den Kopf. Sie erinnerte sich an die Zeit, wo sie diesen ganzen Stress selbst durchgemacht hatte und sie stellte sich nur noch eine Frage: Wofür tut man das Ganze?
Schließlich betraten sie die Halle und fanden bequem einen Platz ganz hinten in der ersten Absperrung. Chrissy war unwohl, sie wusste, dass sich alles geändert hatte. Sie war kein "Fan" mehr... Sie war eine Bekannte; eine Urlaubsbekanntschaft der Kellys.
Das Konzert begann. Alles war wie sonst auch, die Stimmung, die Lieder, die Fans, die Kellys. Und doch war etwas anders. Plötzlich trafen sich Paddys Blicke mit ihren. Er lächelte sie an. Er hatte sie also wiedererkannt. Chrissy hob ihre Hand und winkte ihm, er nickte ihr unauffällig zu.
Nachdem Maite ihr Lied beendet hatte, kam Paddy nach vorne. "Hallo Leute, geht’s euch gut?", wollte er wie immer wissen. Dann fuhr er fort: "Wir haben, als wir letztens im Urlaub waren, zwei sehr liebe Menschen kennen gelernt. Die beiden sind heute hier! Also, bitte einen großen Applaus für die beiden". Paddy grinste sie wieder an, dann wurde er ernst. "Von der einen habe ich etwas sehr wichtiges gelernt, nämlich, was Ehrlichkeit bedeutet! Dass Ehrlichkeit manchmal weh tun kann, aber meistens der beste und fairste Weg ist! Chrissy, diesen Song habe ich für dich geschrieben. Er heißt Honesty means friendship forever."
Chrissy wusste, sie hatte das richtige getan und sie hatte die Kellys als Freunde gewonnen...


Anmerkung: Auch diese Geschichte ist frei erfunden!

Ich freue mich wieder über Feedback.
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