„Ich bin Eure Mutter
und möchte Euch grossziehen...ich liebe Euch über alles, meine Kinder und
möchte nur das Beste für Euch. Doch leider kann ich nicht mehr sehr lange Eure
Mutter sein, weil...“ sie hielt inne, sprach dann aber weiter, „weil mich die
Engel forttragen werden, an einen Ort weit weg von hier, von wo aus ich Euch
immer beschützen kann.“ “Aber“, sprach Patrick, „wo ist dieser Ort? Was ist
los, von was redest Du überhaupt? Du wirst doch immer hier sein, hier bei
uns...“ Die sensible Barby verstand sofort, was die Mutter mit ihren Worten
ausdrücken wollte, nahm ihren kleinen Bruder in den Arm und sagte nur leise zu
ihm: „Ich erkläre es Dir nachher, es wird alles gut...“. Alle wussten Bescheid,
die Mutter sagte den Kindern schon vor 4 Monaten, dass sie an Krebs leidet,
doch hatten sie immer alle die Hoffnung, die Krankheit würde vorübergehen. Alle
wussten Bescheid, alle ausser Patrick und Maite, die beiden waren einfach noch
zu klein...Nun war also der Zeitpunkt gekommen, wo es diesen kleinen
Hoffnungsschimmer nicht mehr gab. Die jüngeren sowie die älteren Geschwister
waren alle betrübt, sassen lange bei der Mutter und weinten gemeinsam mit
ihr...Barby erklärte Patrick alles, und es schien, als würde jetzt sogar die
erst 2-Jährige Maite alles verstehen...
„Neeeeeeein, das darf
nicht sein, das kann nicht sein, ich will, das Mum hier bleibt, bitte!!!“
Patrick, der nun endlich kapierte, konnte fast nicht schlafen, und wachte am
nächsten Morgen schweissgebadet auf! „Was ist los, Paddy?“, fragte die Mutter
ganz fürsorglich, als sie langsam und kraftlos in Patricks Zimmer lief. „Mama,
Du darfst nicht gehen, ich will, das Du da bleibst!“ Die Mutter setzte sich zu
ihm ans Bett...Patrick liefen die Tränen herunter, er hielt seine Mum fest, als
wolle er verhindern, das die Engel kommen und sie mitnehmen...Er war erst 4
Jahre alt, und doch traf es ihn am allermeisten, als seine Mutter für immer
ging...
2. Kapitel
Das alles war Ende
1981, Anfang 1982. Mein Name ist Alina, und heute bin ich 26 Jahre alt. Was ich
mit dieser Familie, von der ich gerade erzählte, zu tun habe? Nun, das ist eine
komplizierte Geschichte...Damals, wir schrieben das Jahr 1979, war ich gerade
mal 4 Jahre alt und lebte mit meinem Onkel in einem kleinen Dorf in Spanien. Es
gefiel mir dort gut, doch ich sehnte mich so sehr nach Eltern, da meine eigenen
kurz nach meiner Geburt bei einem Unfall ums Leben kamen...Mein Onkel übernahm
die Verantwortung über mich und war bereit, das Beste für mich zu tun...Doch
wie es das Schicksal wollte, nahm ihm eines Tages ein Unfall auf dem Feld, wo
er jeden Tag arbeitete, das Leben. Ich war verzweifelt, hatte ja niemanden
mehr...und da lief ich weinend zu dieser Familie, von der ich fast alle kannte,
da ich immer mit ihnen spielte...Mutter Barbara und Vater Dan liebten Kinder
und hatten solches Mitleid mit mir, das sie sofort bereit waren, mich
aufzunehmen. Bei so vielen Kindern, meinten sie, komme es auf eines mehr oder
weniger nicht mehr drauf an...
Ich hatte auch sehr
an Mutter Barbara gehangen, weil sie für mich eine Ersatzmutter war, doch ich
konnte es von allen am besten verkraften, als sie uns verliess. Ich sah der
Familie Kelly die Trauer an. Auch ihr Benehmen wurde anders, sie waren sehr
ruhig geworden und machten ein Jahr lang keine Musik mehr, die sie doch immer
so liebten...
1983 aber
entschlossen sie sich, weiterzumachen. Sie wollten stark sein und ihre Mutter
sagte doch, das sie nicht aufhören dürfen. Also sangen sie weiter...für ihre
Mutter.
Fast unerwartet kam
1994 der grosse Erfolg. Jeder kannte die Kelly Family, jeder wollte sie sehen,
auch jeder wollte in der 1. Reihe stehen...bis es zu viele wurden, und eine
regelrechte Hysterie ausbrach. Anfangs war es für die Geschwister total
aufregend zu sehen, wie sehr sie umschwärmt wurden...sie genossen diese
Zeit...Doch nach einer Weile wurde es allen zu viel...1998 waren manche von
ihnen am Ende. Patrick hatte Nervenzusammenbrüche, Barbarina zog sich immer
mehr in sich zurück, Jimmy machte eine lange Pause,...und auch den anderen Geschwistern
ging es nicht immer blendend, doch sie liessen sich nichts anmerken...Die Fans
wollten die Kellys immer lächeln sehen, immer...
3. Kapitel
Ich war auch ein Teil
dieser Familie, doch von allen hatte ich es am einfachsten, da mich die Fans
nicht kannten. Klar, sie konnten ja nicht wissen, das ich früher bei den Kellys
lebte, mit ihnen gross wurde. Ich stand immer im Publikum oder hinter der
Bühne, während die Kellys Konzerte gaben, und ich fand das ok so...
Es mag seltsam
klingen, aber 1999 fing ich an zu beten. Ich fing an, mir tiefe Gedanken zu
machen. Mann, die Kellys konnten nicht mehr lachen!!! Und das Lachen eines
Menschen ist das Wertvollste, was es gibt. Die Fans meinten immer, die Kellys
seien glücklich. Doch ich sah ihnen doch an, das es ein gekünsteltes Lächeln
war, und es schmerzte mich sehr, das mit ansehen zu müssen...Ich wollte etwas
tun...und was blieb mir schon anderes übrig, als zu beten???
Jeden Abend also sass
ich in meinem Bett und betete...ich betete nicht zu Gott, nein,...sondern zu
Mama, zu Mama Kelly. Es verging ein ganzes Jahr, als ich, während dem Beten,
plötzlich hochschreckte. Ich hörte eine Stimme! Es war...eine sehr zärtliche,
feinfühlige Stimme...Ich glaubte nicht daran, und dachte, das ich wohl langsam
durchdrehe. Also knipste ich das Licht an, und ging in die Küche, um etwas zu
trinken...
Als
ich gerade wieder am Einschlafen war, war diese Stimme wieder da! Doch diesmal
wollte ich nicht mehr aufstehen, ich war zu müde, und lauschte der Stimme, auch
wenn ich mir sicher war, langsam zu spinnen...“Alina, bitte passe auf meine
Kinder auf. Ihre Herzen zerbrechen sonst.“ Jetzt war ich wieder hellwach und
schweissgebadet!!! Es war die Stimme von Mama Kelly...von wem denn sonst??? Ich
konnte das fast nicht glauben, und erzählte dies, es war der 14. Februar 2000,
den Kellys. Sie konnten das nicht so richtig glauben. „Ach, hör auf, Alina. Du
willst uns doch nur aufmuntern. Wir vermissen Mama, und wir kommen mit dem
Erfolg langsam nicht mehr klar. Und Du willst verhindern, das es uns schlecht
geht. Dies ist wirklich total lieb von Dir, doch das, was Du uns gesagt hast,
ist nicht wahr. Mama kann nicht mit Dir sprechen. Nicht mit Dir, und nicht mit
uns...schon lange nicht mehr...“, kam es aus Patricks Mund, und alle schwiegen...
Ich war
verzweifelt!!! Ich hatte ein Jahr lang gebetet. Ich glaubte nie daran, das mich
Barbara hören würde...doch nun hörte ICH SIE. Was sollte ich bloss machen???
Ich wartete erstmals ab, und betete Abend für Abend weiter...“Alina“, war da
eines Abends wieder die Stimme von Mama Kelly, „Du bist die Einzige, die mich
hören kann. Meine Kinder können mich nicht hören, da sie zu traurig sind und
nicht mehr an Wunder glauben, doch Du kannst es, und ich bin glücklich darüber.
Du darfst nicht aufgeben, hörst Du mich??? Die anderen glauben Dir nicht, das
ich mit Dir spreche, doch wenn Du ihnen immer wieder erzählst, das es wahr ist,
und sie daran glauben, erst dann kann ich ihnen das sagen, was ich schon lange
wollte...“ Ich war durcheinander, und konnte die ganze Nacht nicht mehr
schlafen...
4. Kapitel
Mittlerweile
schrieben wir den Frühling 2001, Konzerte in Holland und Belgien waren
angesagt. Jeden Abend standen sie, mittlerweile nur noch zu sechst, auf der
Bühne, und gaben ihr Bestes. Sie wussten alle, das es ihre letzte Tour sein
würde, und bemühten sich deshalb um so mehr für ein Lächeln...ein Lächeln,
welches nicht mehr von Herzen kam...
Die Situation wurde
immer verstrickter. Einige Geschwister zerstritten sich, und nichts war mehr so
wie früher. Ich trichterte ihnen immer wieder ein, Mama Kelly gehe es gut, und
ich habe mit ihr geredet, doch es schien mir niemand zu glauben, bis etwas
geschah, was mich überglücklich machte...
Per Zufall waren an
diesem Abend alle 9 Kellys plus Papa Dan, im Schloss. Wir sassen um den
grossen, runden Tisch herum und waren relativ ausgelassen, da die Geschwister
eingesehen hatten, das es nichts brachte, sich zu verstreiten. Auf einmal
ergriff Jimmy das Wort: „Hört mir mal kurz zu. Alina gehört schon lange zu
unserer Familie. Sie ist eine liebevolle Schwester für uns, und wir sind ihr
für alles, was sie schon für uns getan hat, dankbar. Wenn wir auf Tour sind,
kocht sie für uns, wenn wir im Schloss sind, hilft sie bei den Hausarbeiten.
Und in letzter Zeit versuchte sie auch immer, uns aufzumuntern. Sie erzählte
uns von Mama, die sich Sorgen macht, und möchte, das wir glücklich sind. Also
ich denke, wir sollten Alina langsam Glauben schenken“ „Jim, ich weiss nicht so
recht“, kam es aus Joeys Mund. „Ja, aber was ist, wenn das, was uns Alina seit
Monaten erzählt, wirklich stimmt? Ich meine, sie wird uns doch bestimmt nicht
die ganze Zeit anlügen, das würde sie nie tun.“ Ich sass ganz steif auf meinem
Stuhl, und wusste nicht, was sagen...Ich war einerseits sehr überrascht, auch ängstlich
und unsicher, auf der anderen Seite aber überglücklich...“Jimmy?“ flüsterte ich
ihm beim Verlassen des Tisches ins Ohr. „Ja, was ist denn?“ „Danke.“ „Für was
Danke?“ „Du wirst sehen...“
Ich fiel richtig
erleichtert ins Bett. Endlich hatte mir, auch wenn es nur jemand war, Glauben
geschenkt!!! Endlich...
Am Nächsten Morgen
frühstückten wir alle gemeinsam, so wie es nun öfters sein würde, da die Kellys
ja beschlossen hatten, nie wieder grosse Konzerte zu gehen. Sie genossen ihre
Freizeit, und wollten in einigen Monaten in kleinen Pubs auftreten. Das würde
ihnen viel Spass machen, da dort keine Hysterie stattfinden, und die Menschen
auf ihre MUSIK achten würden...
5. Kapitel
„Kinder, macht Euch
keine Sorgen, ich bin immer bei Euch.“ „Wer war das?“, kam es schon fast
ängstlich aus Barbys Mund. „Kinder, es ist schön, das Ihr mich endlich hören
könnt.“ Barby ging ein Licht auf. Auch Joey und all die anderen Geschwister
schienen endlich zu verstehen. „Ich wusste es...“ flüsterte Patrick...
„Kinder, endlich habt
Ihr Alina Glauben geschenkt, denn nur so kann ich mit Euch sprechen. Alina ist
nicht irgendein Mensch, sie ist Euer Schutzengel. Als ich von der schrecklichen
Nachricht erfuhr, das ich Krebs habe, betete ich jeden Abend für einen
Schutzengel, der Euch immer aufmuntern kann, wenn es Euch schlecht geht...“
Oh...mir blieb die Kinnlade unten, denn davon hatte ich nun auch nichts
gewusst. Ich war doch auch eine ganz normale Schwester der Kellys, auch wenn
ich nicht mit ihnen verwandt war. Aber ein Schutzengel??? Konnte das sein? Mama
Kelly schien meine Gedanken lesen zu können, und sprach weiter: „Ja Alina, Du
bist der Schutzengel, und nur durch Dich kann ich Deinen Geschwistern etwas
sagen, was ich schon lange wollte“...“Was denn?“, fragte Patrick sehr vorsichtig.
„Bitte, gebt nicht auf! Lasst Euch durch die Fans nicht fertig machten, lebt
Euer Leben...und noch etwas...KEEP ON SMILING...“ Die Worte der Mutter wurden
immer leiser...Und auf dem Gesicht der Geschwister, und auch von Papa Dan,
breitete sich ein Lächeln aus...ein wahres Lächeln...das erste RICHTIGE Lächeln
seit vielen Jahren...