Kelly-Märchen

by Barby K.   BarbyK@gmx.de

 

Es war einmal, vor langer Zeit, ein König, der hatte drei Söhne. Einer war schöner als der andere. Der jüngste von allen, hieß Angelo. Er hatte goldenes Haar, das fast bis auf den Boden ging. Dann kam Patrick, der gutmütigste von allen. Auch er hatte Haare, die fast auf den Boden hingen. Jeder sah ihm an, dass er ein Prinz war. Der älteste war Prinz John. Er war auch der schönste von allen, und das wusste er auch. Es vergingen kaum ein paar Stunden, als das er nicht vor seinem Spiegel stand und ebenfalls sein goldenes Haar kämmte.
Der König liebte seine drei Söhne über alles, doch er hatte sich immer eine Tochter gewünscht. Da seine Frau, die Königin Barbara, leider schon sehr früh starb, war es ihm nicht vergönnt, und so blieb sein Traum unerfüllt. Manchmal weinte er nachts heimlich deswegen, doch tagsüber war er der stolze Vater, der sehr glücklich zu sein schien. Er wünschte sich nichts mehr, als das seine Söhne endlich heiraten würden und ihm ein Mädchen schenkten, doch keiner seiner Söhne schien sich für Frauen zu interessieren.
Angelo liebte die Musik. Er war ein sehr guter Trommler und er ließ nicht selten die Wände des Schlosses Gymnich, in dem sie wohnten, wackeln. Patrick hingegen war ein sehr guter Sportler. Er joggte jeden Tag mehrere Stunden durch den Schlosspark und war schneller, als so mancher Krieger. John war ein großer Künstler. Er malte und zeichnete, er sang und spielte, er träumte und dachte nach. Und niemand konnte ihn im logischen Denken schlagen. Doch keiner von den dreien hatte je darüber nachgedacht, eine eigene Familie zu gründen, denn sie kannten keine einzige Frau. Ausgenommen der Köchin Maite, die täglich für das leibliche Wohl sorgte. Und natürlich der Amme Kathy, die alle drei Prinzen aufgezogen und an die Brust gelegt hatte.
Da dem König langsam die Geduld ausging und er sicher war, dass seine Söhne sich nicht auf eigene Faust eine Frau suchen würde, beschloss er einen Ball zu geben, und alle Frauen im heiratsfähigen Alter des Landes einzuladen. Seine Söhne durften von dem Vorhaben aber nichts mitbekommen, da sie sonst nicht darauf eingehen würde. Und so behielt er es für sich und sagte seinen Kindern, dass er ein Fest geben wolle, um dem Volk die neuen Gesetze zu verkünden. Und sie glaubten ihm. Und dann halfen die Jungs auch viel bei der Vorbereitung. John hängte seine neuen Bilder im Palast auf, Angelo sorgte für die Kapelle und Patrick brachte mit seiner Kraft Stühle und Tische in den Festsaal. So konnte es ein wunderschönes Fest werden.
Und wenige Tage später fanden sich auch schon die Gäste ein. Es waren viele wunderschöne Frauen dabei. Und der König sah sich gleich um, um Frauen auszuwählen, die zu seinen Söhnen passen würden. Er sah in dem Treiben von tanzenden Frauen eine wunderschöne Frau mittleren Alters, die sehr gut zu seinem Sohn John passen würde. Er rief sie zu sich. Sie hieß Patricia und hatte die schönsten goldenen Haare, die er sich vorstellen konnte. Er fragte sie, was sie von dem Prinzen John halte, und sie erwiderte, dass sie niemals einen schöneren Mann gesehen hatte. So blieb der König bei der Entscheidung und machte sich auf die Suche nach einer Frau für seinen Sohn Patrick.
Er suchte nach einer sportlichen Frau, doch er fand keine, und so fiel sein Blick auf ein junges Mädchen, dass wunderschön tanzen konnte. Er rief auch dieses Mädchen zu sich und erfuhr, dass sie Barby hieß. Barby schien eine Künstlerin zu sein, eine Tänzerin, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Und sie hatte die wunderschönsten blauen Augen, die er jemals gesehen hatte. Und so blieb er auch bei dieser Entscheidung und fand, er könne für seinen Sohne Patrick keine schönere Frau finden.
Jetzt blieb nur noch die Wahl für Angelo. Und das schien ihm am schwersten, denn er wusste nicht so recht, welcher Typ von Frau zu seinem Rebell Angelo passen würde. Er sah sich noch eine Weile um, fand aber niemanden, der seiner Meinung nach zu ihm passen würde. Und so belies er es dabei, schließlich war Angelo der Jüngste und er hatte noch ein wenig Zeit, um eine geeignete Frau für ihn zu finden. Er wollte schließlich nichts überstürzen.
Er befahl Patricia und Barby, dass sie im Schloss blieben, auch als das Fest schon lange vorbei war. Sie sollten dort wohnen und langsam Bekanntschaft mit John und Patrick machen. Die beiden Frauen waren sehr glücklich, denn sie hatten sich niemals träumen lassen, das sie eines Tages im Schloss Gymnich wohnen durften und so genossen sie es, bedient zu werden und einmal die Seele baumeln zu lassen.
John und Patrick hingegen taten das, was sie immer taten, und schienen kaum Notiz von den beiden Frauen zu nehmen. Und als Patricia und Barby eines Tages durch den Park spazierten, passierte das, was kommen musste. Sie verliebten sich. Und zwar in die Ritter James und Joey von und zu Gymnich, die hoch zu Ross durch den Schlosspark ritten. Sie hatten eine Rüstung an und die beiden Frauen verliebten sich sofort in die Augen, die durch die kleinen Schlitze blickten. Die beiden stiegen von ihrem Pferd und nahmen die Frauen in die Arme.
Von dem Tag an trafen sie sich jeden Tag in einer der hintersten Ecken und sie waren sehr glücklich. Sie versuchten jedoch, es vor dem König geheim zu halten, denn sie wussten von seinem Plan und sie trauten sich nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. So wartete der König immer noch darauf, dass die beiden sich in seine Söhne verliebten. Für Angelo hatte er immer noch kein Weib gefunden, doch das war für ihn auch nicht weiter schlimm, denn schließlich hatte Angelo noch lange Zeit, bis er heiraten sollte. Doch auch hier lief natürlich nichts so, wie es geplant war. Als Angelo einmal zum Markt ging, um sich eine neue Trommel zu kaufen, da sah er die kleine Magd Kira.
Und er verliebte sich sofort in sie. Sie lernten sich kennen und verbrachten den ganzen Tag zusammen, und wenig später holte er sie ins Schloss und sie waren glücklich bis an ihr Lebensende. Kira gebar wenig später auch ihr erstes Kind, doch es war, ganz zum Leid des Königs, ein Junge.
John träumte weiter, Patrick lief weiter, und es sah nicht so aus, als würden sie sich bald eine Frau suchen und mit ihnen glücklich werden.
Es kommt halt immer anders, als man es plant.


Barby K. 11. Jun. 2001


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