Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
ich darf mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Kulli. Ursprünglich hieß ich Kuli, mit einem l, aber das hat mir nicht gefallen, weil es davon schon so viele gibt. Und da ich ja nun sozusagen ein Künstler bin, habe ich mir einen Künstlernamen zugelegt. Und so heiße ich jetzt eben Kulli.
Ich möchte Ihnen heute eine kleine Geschichte - einen Schlag aus meiner Jugend, wenn man so will - erzählen.
Ich war noch sehr klein... Sie wissen schon... jung, unerfahren, naiv... Aber ich wollte die Welt sehen - wie so ziemlich jeder meiner Kollegen, der etwas auf sich hielt.
Eines Tages war ich unterwegs in einer ziemlich vollgestopften Tasche. So eine aus Plastik. Sie können sich vorstellen, wie man da drin schwitzt!? Noch dazu wirklich nicht sehr bequem. Das ist die Erinnerung, die ich an meine ersten Lebensjahre habe. Aber lassen Sie uns nicht allzu weit vom Thema abschweifen... Wie gesagt, ich war da also in dieser Tasche unterwegs... Und als wenn das nicht genug gewesen wäre, regnete es an diesem Tag wie aus Eimern. Schwitzen?? Nein, heute auf gar keinen Fall. Ganz im Gegenteil! Ich fror erbärmlich! Mir lief nämlich von allen Seiten kaltes Wasser über meinen Bauch. Kurz und knapp es war sau-ungemütlich an meinem Plätzchen. Aber glücklicherweise wurde gerade in diesem Augenblick (passender hätte er gar nicht sein können!) die Tasche geöffnet und ich wurde befreit. Eine feuchte - ob nun von Regen oder Aufregung... ich wollte es gar nicht wissen - also eine feuchte Kinderhand zog mich fix aus meinem "Gefängnis" und ließ mich nicht mehr los.
Endlich Luft, dachte ich mir und störte mich auch nicht weiter an den vereinzelten Regentropfen, die mir auf den Körper prasselten. Ich begann mich umzuschauen und stellte fest, dass sich recht viele Leute um uns herum befanden, die noch dazu über das schlechte Wetter maulten und immer wieder seufzten "bei dem Wetter kommt er bestimmt nicht raus". Überwiegend jüngere Leute mit auffällig langen Haaren fand ich und beobachtete interessiert das bunte Treiben.
Plötzlich trat ein junger Mann in einem eleganten schwarzen Armani-Anzug auf uns zu. Die Menschen um uns herum begannen aufgeregt zu tuscheln und ständig blitzte es auf. Jedenfalls kam dieser Armani-Typ direkt auf uns zu gesteuert.
Autsch! Die Hand, die eben noch locker um meinem Bauch gelegen hatte, krampfte sich fest. Ja, krallte sich regelrecht um meinen geschundenen Körper.
"Guten Tag. Hat jemand einen Stift für mich?", begrüßte der Anzug-Typ alle. Ich wurde wild in der Luft hin und her geschwenkt, so dass mir schlecht wurde und mir fast die Mine aus dem Kopf sprang. Er kam näher und näher. "Jaa, hierher, hierher, hilf mir", hätte ich am liebsten gerufen. Doch das erübrigte sich von selbst, denn das tat er eh schon. Und eh ich mich versah, hatte der Anzug-Typ mich schon in der Hand. Er betrachtete mich misstrauisch und fragte leicht nervös: >>Hat denn niemand einen Edding?<<
Toll! Bis eben war ich ihm noch so dankbar, dass er mich freundlicherweise aus meiner Misere gerettet hatte. Und jetzt das! Ich war ihm wohl nicht gut genug!? Wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Eddings, das sind ja ganz blöde Zeitgenossen! Diese dicken, stinkenden....... Aber lassen wir das. Das gehört nun wirklich nicht hier her. Nur so viel, wir Kulis haben uns noch nie mit den Eddings verstanden. Alte Familiengeschichte, wenn Sie verstehen..!
In der nächsten halben Stunde war ich gut beschäftigt! Sie glauben ja gar nicht, wie viele verschiedene Namen es gibt! Der Armani-Typ fragte immer wieder aufs Neue, dann schrieb ich das für ihn auf und zuletzt schrieben wir beide zusammen "Joey Kelly". Das musste wohl sein Name sein.
Puuuh, langsam ging mir aber wirklich die Luft aus. So viel Arbeit hatte man mir als smartem Jüngling bis dato noch nie zugemutet. Mister Armani schien das zu merken und erklärte, er müsse nun weiter. Doch statt mich meiner Besitzerin zurückzugeben, steckte er mich einfach in seine Jackentasche. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, ob ich darüber eher traurig oder froh sein sollte. Nasse, vollgestopfte Plastiktasche gegen feine, trockene Armani-Jackentasche... Ich beschloss, mich einfach überraschen zu lassen. Von meiner Umgebung bekam ich nichts mehr mit. Es war ja stockdunkel um mich herum. Ich hörte nur noch vereinzelt bettelnde "Joey-Rufe". Diese verstummten allerdings, nachdem eine Autotür kraftvoll zugeschlagen worden war. So begann meine große Reise...
Armani - mein Retter
Meine nächste Begegnung hatte ich mit Luke(y-Boy), Joeys Söhnchen. Ich sage Ihnen, der Kleine ist ja so was von süß. Aber hätten Joey und Tanja gewusst, zu was der Kleine fähig ist... Aber fangen wir am besten mal von vorne an! Eines schönen Nachmittags lag ich mal wieder faul auf dem Sofa herum. Joey war plötzlich vom Telefon aufgescheucht worden und musste dringend weg, seine Frau Tanja stand in der Küche und kochte... Und der Luke, der hatte Langeweile. So kam es, dass seine Hände mich etwas unbeholfen anpacken und mit mir schnurstracks zur Wand marschierten. Kurz darauf kam ich zum Einsatz... Die weiße Tapete... aber ich konnte nichts tun. Zugegeben später wollte ich auch nichts mehr tun. Ich amüsierte mich prächtig. Luke malte wundervoll an allen Stellen, an die er heran kam. Wellenlinien, Kreise, Striche... bunt gemischt; alles verzierte die Wand, als Tanja nichtsahnend das Wohnzimmer betrat. Klein Luke grinste sie schelmisch an, während Tanja fast die Augen aus dem Kopf fielen. Hätte ich gekonnt, ich hätte laut losgelacht. Das war das erste und letzte Mal, dass wir beide allein in einem Raum waren.
Einmal schlummerte ich mal wieder bei Joey auf dem Wohnzimmertisch vor mich hin. Selbiger schenkte mir nämlich nicht wirklich viel Beachtung in letzter Zeit. Und so lag ich als Arbeitsloser meist faul dort rum, schaute mit Tanja Talkshows oder unterhielt mich mit Frau TV-Spielfilm. Eine wirklich nette Dame, glauben Sie mir. Und so klug, noch dazu mit einem ausgeprägten Modebewusstsein! Sie kennt das gesamte Fernsehprogramm auswendig und witzigerweise erscheint sie alle zwei Wochen in einem neuen Outfit!
Wie bereits erwähnt, war ich gerade am Schlummern, als ich von Armani-Joey persönlich aus dem Schlaf gerissen wurde. Welch seltene Ehre! Heute hatte er übrigens keinen Armani an, sondern ein knittriges, ausgewaschenes T-Shirt und eine mausgraue Jogginghose. Tanja hatte ihm eben irgendetwas aus der Küche zugerufen, was ich in meinem Dämmerzustand natürlich noch nicht richtig wahrgenommen hatte. Mehr als "Einkaufszettel" konnte ich nicht mehr aufschnappen.
Und so begannen Joey und ich auch schon zu schreiben...
Luke:
- Brei
- Windeln
- Saft
- Tee
Gut, das war also mein heutiger Job!
Wissen Sie, werte Leserinnen und Leser, der Joey war schon ein netter Kerl, aber mir wurde es bei ihm allmählich wirklich zu langweilig. Und so versuchte ich in nächster Zeit, mich möglichst auffällig und immer in seinem Blickwinkel aufzuhalten.
Eines Tages stand Joey mal wieder mit dem schwarzen Armani im Wohnzimmer. Unruhig blickte er auf seine Uhr, schnappte mich - jaaa, mich! - und ließ mich in seinem großen, ebenfalls schwarzen Aktenkoffer verschwinden. Einen kurzen Augenblick erinnerte ich mich an die Zeit, wo ich Joey kennen gelernt hatte, wie ich aus dieser vollgestopften Tasche von ihm gerettet wurde. Wer weiß wie mein Leben verlaufen wäre, hätte Joey mich nicht mitgenommen... Es war zwar von Zeit zu Zeit etwas langweilig, aber ich musste zugeben, mir ging es ziemlich gut. Und wissen Sie, was das beste war? Bei Joey zuhause lief immer Musik! Wäre ich nicht Kul(l)i, hätte ich mit Sicherheit selbst versucht, Musik zu machen... Aber so erfreute mich Joey tagtäglich mit seinen Klampfenklängen. Der konnte das ziemlich gut! Nur manchmal viiiel zu laut!
Aber lassen Sie uns wieder zurückkommen zur nächsten Station meiner Reise...
Jeder Kul(l)i ist ein Drummer
Ich war also in diesem schwarzen Aktenkoffer und wurde erst wieder herausgeholt, als wir schon in einem großen Büro waren. Joey setzte mich auf seinem Schreibtisch ab und schon hing er am Telefon. Von Zeit zu Zeit kritzelte er mit mir etwas auf einen Block. Ich spielte mit, aber es interessierte mich nicht, was er da tat. Und da meine Lustlosigkeit wohl etwas zu deutlich war (Tschuldigung, aber Kulli hat auch mal keinen Bock!), schnappte sich Joey kurz darauf die rote Frau Feinliner neben mir. Gut, konnte mir nur recht sein!
Da betrat ein blonder Langhaariger den Raum. Joey beendete sein Telefonat und wandte sich dem Gast zu. Sie sprachen kurz über die Planung irgendeiner Website und der vermeintliche (wie ich heute weiß) Gast, Angelo, bat darum, sich einen Stift ausleihen zu dürfen. Joey drückte ihm mich in die Hand. Na toll, wurde ich auch mal nach meine Meinung gefragt?!? So zogen wir beide also los in ein Büro ein paar Türen weiter.
Na bitte, hier hatte ich wenigstens etwas zu tun. Wir erstellten erst ein Konzept und zeichneten dann einen einfachen Aufbau dieser Webseite, von der Angelo davor schon mit Joey gesprochen hatte. Dann war erst mal Sense. Angelo starrte in der Gegend herum, spielte eine Runde "Solitär" auf dem PC. Und noch eine. Und noch eine... Dann griff er nach mir und begann, einen interessanten Rhythmus mit mir auf dem Schreibtisch zu hämmern. Junge, dröhnte mir die Birne! Aber Spaß machte es trotzdem. Ich muss mich an der Stelle mal selbst loben. Ich bin doch nicht so unmusikalisch! Angelo schien es jedenfalls so gut zu gefallen, dass wir mindestens 20 Minuten damit verbrachten! Ich war glücklich. Es musste ja nicht immer Gitarre sein! Aber die Arbeit machte sich nicht von alleine und so waren wir bald wieder hochkonzentriert bei der Sache. Das Ergebnis können Sie sich ja selbst anschauen...
Die Nacht verbrachte ich allein in Angelos Büro. Zuerst, das muss ich zugeben, war's mir schon etwas unheimlich, aber dann kam ich mit Herrn Lineal ins Gespräch. Ein bedauernswerter Kerl! Er erzählte mir, dass er schon seit einigen Wochen nicht mehr gebraucht wurde. Der Angelo sei zwar ein korrekter Typ, aber ihn würde er trotzdem nie brauchen, weil er alles mit dem Computer täte und kaum etwas handschriftlich. Ich machte Herrn Lineal Mut. Kannte ich doch dieses Gefühl des Unbrauchbar-Seins nur allzu gut von Joeys Zuhause. Und so versprach ich ihm, dafür zu Sorgen, dass Joey bald auf ihn, Herrn Lineal, angewiesen wäre. Wie, das wusste ich noch nicht. Aber irgendetwas würde mir schon einfallen...
Ich arbeitete die nächsten Wochen eng mit Angelo zusammen, während mein Freund Plastik Lineal wirklich bald darauf von Joey abgeholt wurde.
Kurz darauf gab sich Joey selbst die Ehre... er holte auch mich wieder ab, verstaute mich mit einigen anderen Stift-Kollegen sowie Papier und anderen Utensilien in einem anderen Aktenkoffer und schon ging's wieder auf Reisen...
Über Konversation mit einem Stift und andere Arbeitstechniken
Das nächste Mal erblickte ich in einem kleinen provisorisch als Büro eingerichteten Raum das Tageslicht. Joey hatte mich kaum rausgeholt, da war er auch schon wieder weg. Ja, ja, der Joey und der Sport...
Jedenfalls war das alles spannend hier, denn die Gegend hatte ich noch nie gesehen. Aber wenigstens waren die anderen (Joeys restliche Familie kannte ich mittlerweile) auch da. Ich hörte zumindest immer mal wieder ein paar Stimmen von draußen durch die Tür dringen. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und ein total motivierter Jimmy trat ein. Sein Blick schweifte schnell durch das ganze Zimmer, blieb am Couchtisch haften und schwenkte schließlich zum großen Tisch rüber... zu mir. Aha, sah nach Arbeit aus. Schwupp di wupp fand ich mich in seiner Hemdtasche wieder. Wir waren auf dem Weg nach draußen. Jimmy öffnete dir Tür und... Sie glauben ja gar nicht, liebe Leserinnen und Leser, was dort los war! Aus allen Richtungen hörte ich nur noch "Jiiiiimmy, hierher", "Jimmy, kannst du mal...", "Jimmy, weißt du...". Oh je, was war das?
>>Kuuuli, das sind Fans, weißt du!? Die, die hier alle stehen. Sag doch mal "hallo"!<<
Wie?? Sprach er mit mir? Also erstens heiße ich Kulli, mit zwei ll, Mister, und zweitens... zweitens hat doch noch nie jemand mit mir gesprochen!?
Die Fans begannen zu lachen.
>>Hey Jimmy, wir wissen ja, dass du 'n bisschen durchgeknallt bist. Aber redest du jetzt schon mit Stiften?<<, wollte ein blondes Mädel wissen, während sie mich missbilligend musterte. Doch Jimmy nahm mich in Schutz...
>>Na klar. Wieso nicht? Wir haben doch alle gerne jemanden zum Reden. Auch Stifte!<<, erwiderte er mit einem spitzbübischen Grinsen, quatschte noch hier und da ein paar Minuten und verschwand dann mit mir in einem abgesperrten Bereich neben dem großen Gebäude, aus dem wir eben gekommen waren. Jimmy nahm seine Gitarre und spielte eine Weile darauf. (Wow, der kann das also auch! Joey kann das aber besser. Sorry, Jimbo!) Dann rief er nach einem "Tarzan" (war das nicht einer aus'm Dschungel?) und wartete bis ein großer, sehr kräftiger, glatzköpfiger Mann bei ihm ankam. (Na Tarzan hatte ich aber etwas athletischer in Erinnerung!?) Jedenfalls bat Jimmy diesen, ihm einen großen Block Papier zu besorgen. Schon kurze Zeit später wurde ihm sein Wunsch erfüllt. Und dann gab es kein Halten mehr. Wir schrieben und schrieben, Jimmy warf ein Blatt nach dem anderen weg, schrieb genau das gleiche noch mal, änderte das Geschriebene wieder ab, um das Blatt kurz darauf wieder wegzuschmeißen. Stunde um Stunde verging, bis Paddy bei uns vorbeischaute...
>>Hey Jimmy, Showtime! 10 Minuten hast du noch.<<
Jimmy fiel vor Schreck fast vom Stuhl.
>>Waas? Jetzt schon, Paddy? Das geht nicht. Ich bin noch nicht fertig!!!<<
Paddy verstand aber nur Bahnhof...
>>Fertig womit? Was hast du hier überhaupt für einen Saustall angerichtet?<<
Der Ältere zuckte nur ergeben mit den Schultern.
>>Also gut, dann muss das eben so gehen. Mit Zettel und ablesen. Paddy, ich hab einen neuen Song. Gaaanz neu. Ich sing das nachher, okay Paddy!?<<
Es war keine Zeit mehr zum Diskutieren. Paddy zog Jimmy schon hinter sich her in Richtung Halle.
>>Is gut, Jimmy. Dann gehst du als erster auf die Bühne, machst dein Programm. Wir kommen danach alle rauf.<<
Leute, war das ein Tag! Ich wurde heute mal richtig gebraucht!!! Und es war nett. Auch wenn man sich an Jimmys Arbeitsweise erst mal gewöhnen muss...
Was Supermann von wettergemäßer Kleidung wusste...
Fragen Sie mich nicht, wie ich da hingelangt bin. Ich weiß es nicht! Wir sind immer noch "auf Tour". So nennen die das hier alle. "Auf Tour" ist gleichzusetzen mit "Mega-Chaos". Und deshalb konnte ich mir auch nicht erklären, wie ich in Paddys Hände gelangt war und schon wieder für eine Traube von Fans im Einsatz war! Aber egal, ich tu das gern. Wirklich! Und wissen Sie was? Was wär schon so'n Kelly ohne mich, wenn er auf seine Anhänger trifft? Ich sag's Ihnen, er wär NICHTS. Also wer ist hier der Star??? Kulli! Denn ohne Kulli, nix Autogramme... Aber irgendwie interessiert das keinen so richtig. Oder lieg ich da falsch? Na ja, auch ich habe meinen Stolz, also sagen Sie jetzt nichts falsches!! Es könnte Sie hart treffen, wenn Sie mir und einem meiner neuen Freunde begegnen sollten!
Zurück zum Thema... Wir waren wieder draußen bei den Fans, wir, das hieß also heute: Paddy und ich. Sie können sich ja gar nicht vorstellen, was da abgeht. Wenn Sie glauben die Mädels freuen sich über ein Autogramm und sind dann wieder weg... Weit gefehlt! "Paddy, malst du was für mich?", "Och komm schon, Paddy, nur was kleines", "Paddy, du kannst das so gut"... Die Liste würde bis ins Unendliche reichen. Aber wissen Sie, mit dem richtigen Partner an meiner Seite, kann selbst ich malen. Ne, Paddy? Ach, das war klasse. Und wir beiden sind ein richtig eingespieltes Team! Ich merke immer sofort, wenn mein Kumpel keine Lust mehr hat. Und dann hat Kulli mal kurzzeitig keine Tinte mehr. Aber liebe Leserinnen und Leser, sagen Sie's bitte nicht weiter! Also das war ein wirklich schöner Tag. Obwohl ich sagen muss, dass ich doch ziemlich viel Angst hatte heute! Nun werden Sie sich sicherlich fragen wovor. Gut, ich will es Ihnen sagen. Also der Paddy, ne, der is ja schon cool, aber sein Kleidungsstil... Wirklich, nein... Es waren heute über 30 Grad im Schatten und der Kerl rennt mit einer Pudelmütze durch die Gegend! Wissen Sie, so eine, die bis über die Ohren zu ziehen geht. In Sibirien wäre man stolz auf so ein Teil! Und als Gegenpart seine allzeit geliebten (und gefürchteten!) Bio-Latschen. Also ehrlich, da muss man doch Angst haben, dass man von einer großen Schweißflut weggerissen oder von Käsemauken aus dem Leben geholt wird!? Merkwürdigerweise trat keines von beiden ein. Wie macht der Kerl das bloß? Hat ein Paddy Kelly Supermann-Qualitäten? Nur mal so am Rande, er konnte sich von beidem auch wieder nicht auf der Bühne trennen! Aber das ist ja eigentlich nichts Neues, oder? Ist das trendy oder einfach nur Wahnsinn?
Exquisite Gaumenfreuden im Schnelldurchlauf
Nach dem Tourleben durfte ich einige Zeit bei der Maite wohnen. Wow, da ging's rund, liebe Leserinnen und Leser. Die Maite, die hat echt Feuer. Also so richtige Girl-Power. Aber natürlich auch nicht immer, das wissen Sie. Trotzdem habe ich selten so viel Spaß gehabt wie mit Maite.
Eines späten Nachmittags bekam die Maite so einen Anruf... herrje, war da was los! Kurzfristig hatten sich ein paar Freunde von ihr zum Essen eingeladen. Wie von der Tarantel gestochen rannte sie durch die Wohnung. Schnellputz nennt man so was wohl. Als das erledigt war, warf sie einen Blick in den Kühlschrank und... Hallelujah, gab das einen Schrei!!! Der Kühlschrank war leer gefuttert. Vielleicht hätte ich sie früher daran erinnern sollen, dass Angelo und Jimmy gestern zu Besuch waren und sich ein bisschen bedient hatten!? Die arme, arme Maite! Aber Maite wär nicht Maite, wenn wir das nicht zusammen hingekriegt hätten. Schnell kritzelten wir zusammen einen Einkaufszettel. Wobei "schnell" leicht übertrieben ist. Denn es mussten laut Liste mindestens 15 Leute sein, die sich da kurzfristig angemeldet hatten! Kiloweise Mehl, Milch, Eier, Fleisch. Ach, fragen Sie mich nicht, was alles auf der Liste stand! Wir waren auf jeden Fall eine Stunde später wieder zuhause und machten uns sofort an die Arbeit. D.h. Maite machte und ich schaute zu, damit sie auch nichts falsch machte! Wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser, von meiner Ur-Ur-Ur-Großmutter mütterlicherseits die Cousine, die hatte immer davon geträumt, mal so richtig exklusiv zu kochen. Die war da richtig hinterher, wenn es irgendwo neue Rezepte gab und so... Hab ja zugegebenermaßen immer ein bisschen drüber gelacht. Aber so das Kochen mit Maite... das war schon cooool, wenn ich das mal so sagen darf. Auf die Sekunde genau waren wir fertig, als es klingelte und die hungrigen Mäuler sich auf das Büffet stürzten. Na siehst du, Maite. Das hab ich doch gesagt!
Buchstabensalat mit einer Prise russischem Pfeffer und irischem Geschick
Tja, und wieder war ich umgezogen. Diesmal zu der Patricia... Auch ein liebes Mädel. Aber wehe, wenn die sauer war. Na Hallelujah, dann ging's rund! Und das sollte in nächster Zeit öfter der Fall sein. Genauer gesagt immer beim Lernen. Aber dazu später noch was... Liebe Leserinnen und Leser, falls sie's noch nicht wussten, die ist doch seit einiger Zeit mit dem Denis verheiratet. Wissen Sie, der Denis ist Russe. Und weil die Patricia ihm imponieren wollte, hatte sie sich zu einem Russisch-Kurs an der Volkshochschule angemeldet, ohne das Denis das wusste. Mann, was gab das manchmal Zoff, wenn sie jeden Mittwoch Abend wegging. Schließlich konnte Denis ja nicht ahnen, wo sie sich rumtrieb. Aber Patricia, die schwieg wie ein Grab. Nahm mich aber immer mit. Und so lernten wir beide Russisch. Sie glauben gar nicht, wie kompliziert das ist, liebe Leserinnen und Leser! Diese Zeichen und Buchstaben. ICH wollte das ja nie. Aber was sollte ich tun? Da musste ich gezwungenermaßen mit durch. Ich wollte ja meine Patricia auch nicht im Stich lassen. Also ließ ich alles Gekritzel und Verdrehen beim Schreiben mit mir machen. Und das Vokabeln lernen war erst mal ein Desaster! Wir gaben uns ja wirklich alle Mühe... Aber als es dann zum Abschlusstest gehen sollte... Da bekamen wir beide doch kalte Füße. Aber die Patricia, die ist ja nicht dumm. Na, ahnen Sie schon, was wir taten? Eines schönen Nachmittags wurde ich "verschönert". Das hat gekitzelt, ich hätte kreischen können. Schließlich nach mühevoller Kleinarbeit verzierten irgendwelche Hieroglyphen meinen ganzen Körper. Und was soll ich Ihnen sagen, wir meisterten die Prüfung mit Links. Ja gut, nicht ganz fair. Aber wen interessiert das schon? Geschafft ist geschafft!
Danach kam ich noch ein einziges Mal zum Einsatz. Eines Abends war ich schon am Schlummern, als Patricia ganz unerwartet ins Wohnzimmer geschossen kam. Sie musste schon geschlafen haben. So sah sie jedenfalls aus. Und es war auch schon weit nach Mitternacht. Sie griff nach mir und kramte aus dem Couchtisch einen Block hervor. Es wurde für uns beide eine lange Nacht, aber am nächsten Morgen war ein neuer Song geboren. Vielleicht kennen Sie den sogar, liebe Leserinnen und Leser? Das ist dieser "Irish Song". Unser Russisch-Kurs sollte nämlich nicht umsonst gewesen sein!
Seit diesem Tag bin ich im Ruhestand. Ich habe einen Ehrenplatz auf Patricias Schreibtisch, neben vielen Familienfotos und Blumen. Wirklich gemütlich. Ach, und liebe Leserinnen und Leser, erinnern Sie sich noch an Herrn Plastik Lineal? Joey brauchte ihn so selten, dass die Patricia ihn irgendwann aus Mitleid mitgenommen hat. So genießen wir jetzt beide gemeinsam unsere freie Zeit. Und da der Schreibtisch nicht weit vom Couchtisch weg steht, können wir uns sogar mit Frau TV-Movie unterhalten. Das ist nämlich die Schwester von TV-Spielfilm, die ich ja bei Joey zuhause kennen gelernt hatte. Frau TV-Movie ist genauso nett wie ihre Schwester. Auch genauso intelligent und kreativ, was ihr Outfit angeht. Und so was von redselig! Das muss wohl in der Familie liegen!
Ich bin also bestens versorgt. Sie brauchen sich keine Sorgen um mich machen, liebe Leserinnen und Leser. Aber seien Sie doch so lieb, grüßen Sie doch mal meine lieben Brüder und Schwestern Kuli bei Ihnen zuhause, denen es hoffentlich genauso gut geht wir mir!?
Ich hoffe, Ihnen hat der kleine Ausflug in mein aufregendes Leben gefallen und ich verbleibe mit freundlichen Grüßen,
Ihr Kulli
Melli (26.05. - 05.07.02)