Beim Marathon

by Barby K.   BarbyK@gmx.de

 

Kurze Anmerkung der Autorin:
Ich weiß, dass diese Geschichte total unlogisch ist, aber ich wollte sie dennoch aufschreiben. Ich war weder beim Köln-Marathon oder sonst bei irgendeinem anderen, weiß also nicht, wie das da so abläuft und wo er genau langgeht. Ich hoffe also, ihr nehmt mir meine logistischen Fehler nicht übel. Würde mich dennoch sehr über ein Feedback freuen.

"Schneller, komm schon", rief Joey seiner Schwester zu. Sie hatten nun jeden Abend trainiert und so langsam wurde Patricia immer schneller. Sie hatte ihre Bestzeit erreicht und auch Joey konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich noch steigern könnte. Er war sichtlich zufrieden mit ihr und lächelte sie an.
"Du warst fast drei Minuten schneller als gestern."
Patricia rang nach Luft. An ihrer Kondition musste sie noch etwas arbeiten, sie war total aus der Puste. Aber die 42 Kilometer musste sie eigentlich schaffen. Wenn ihr Bruder ihr beistand, ging es sowieso viel besser. Es war nicht mal mehr eine Woche bis zum großen Köln-Marathon und Patricia wollte unbedingt teilnehmen. Gegen ihren Bruder Joey hatte sie sicher keine Chance, aber sie war sich sicher, dass sie auch nicht unter den Letzten sein würde. Dafür hatte sie einfach zu hart trainiert. Jeden Abend war sie mindestens zwei Stunden durch den Park gelaufen, und hatte viele Ausdauer-Trainingsstunden hinter sich gebracht. Jetzt war sie zwar gut vorbereitet, aber immer noch nicht zufrieden mit sich.
"Ich kann mich noch steigern", sagte sie zu Joey, aber der schüttelte mit dem Kopf.
"Nein, du warst super." Er war zufrieden mit der Leistung seiner Schwester. Mehr hatte er auch nicht erwartet. Patricia nahm sich die Wasserflasche, die neben der dicken Eiche stand und trank einen großen Schluck. So langsam beruhigte sich ihr Puls wieder und sie bekam wieder besser Luft. Für heute war das Training beendet, Joey packte seine Stoppuhr ein und ging hinüber zum Haus. Patricia freute sich schon auf die Dusche.

5 Tage später:
Heute war endlich der große Tag, der Marathon fand statt. Patricia erwachte früh am Morgen, sie hatte unruhig geschlafen und von dem Wettkampf geträumt. In ihrem Traum war sie schon nach den ersten Metern gestürzt und hatte sich den Fuß so stark verletzt, dass sie den Lauf abbrechen musste. Hoffentlich war das keine Vorahnung, sie wollte den Lauf gerne beenden. Zum Frühstück aß sie eine Schüssel Haferflocken. Das war gute Nervennahrung mit vielen Kohlenhydraten. Nach dem Frühstück zog sie ihren Jogginganzug an und machte sich auf die Suche nach ihrem Bruder Joey. Sie wollten zusammen nach Köln fahren. Ihre anderen Geschwister waren zur Zeit in Spanien, Patricia war extra wegen dem Marathon nicht mitgefahren. Es war ihr erster großer Lauf und sie hatte sich nicht umsonst so gut vorbereitet. Bis ins Ziel würde sie es auf jeden Fall schaffen. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte, unter den Ersten zu sein, aber sie wollte es wenigstens versuchen.
Sie fand Joey im Garten hinter dem Schloss, er hatte schon ein paar Aufwärmübungen gemacht.
"Wann müssen wir losfahren?" fragte sie ihn.
"Wir haben noch eine gute halbe Stunde Zeit", war seine Antwort. Vielleicht sollte sie die Zeit auch schon mal nutzen, ein paar Dehnübungen zu machen, aber sie ließ es bleiben. Jetzt brachte ein Training auch nichts mehr. Sie suchte noch ein paar Sachen zusammen, packte Wasserflaschen ein und trug alles zum Auto. Und kaum eine halbe Stunde später saßen die beiden Geschwister zusammen im Auto und fuhren in Richtung Köln. Patricia war schon sehr aufgeregt. Der Marathon führte dich die gesamte Innenstadt und Joey parkte am Hyatt-Hotel. Von da aus war es nicht mehr weit. Sie gingen über die Rheinbrücke in Richtung Dom. Und da standen auch schon eine ganze Menge Teilnehmer. Patricia hatte es sich nicht so vorgestellt, das waren sicher über hundert Menschen. Und alle hatten nur ein ziel, sie wollten den Marathon mitmachen. Patricia hatte sich schon im Auto die Radlerhose angezogen. Jetzt mussten sie nur noch die Startnummern abholen. Sie fanden den Anmeldestand in Nähe der großen Treppe. Es stand eine lange Schlange davor und sie stellten sich hinten an. Allerdings ging es schnell von statten und im Nu hatten sie ihre Nummern. Sie mussten ihren Namen in eine Liste eintragen und konnten dann zum Start gehen. Es war noch eine gute halbe Stunde Zeit und Patricia wärmte sich schon mal auf. Sie joggte auf der Stelle und machte ein paar Dehnübungen. Wieder dachte sie an ihren Traum. Hoffentlich verletzte sie sich nicht wirklich, das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Sie verlor ihren Bruder Joey aus den Augen, was in der Menschenmenge kein Wunder war. Sie machte sich gar nicht die Mühe ihn zu suchen. Während sie die Arme kreiste, sprach sie jemand an:
"Bist du nicht Patricia von der Kelly Family?"
Es war ein junges Mädchen, vielleicht 15 Jahre alt. Patricia nickte. Sie hatte allerdings keine große Lust Autogramme zu verteilen und tat ganz beschäftigt. Doch das Mädchen schien sich nicht abwimmeln zu lassen.
"Ich mag eure Musik, find ich toll, dass ich dich hier treffe."
Patricia lächelte verlegen und sah sich um. Hoffentlich erkannte sie sonst niemand.
"Ich heiße übrigens Sabrina", stellte sich das Mädchen vor, "und ich weiß etwas, was dir bei dem Lauf helfen könnte."
Patricia sah Sabrina an. Sie war sich nicht sicher, ob sie das wirklich hören wollte, aber schließlich siegte doch die Neugierde: "So, was denn?"
Sabrina tat einen Schritt auf sie zu und flüsterte: "Ich weiß wie man dieses Rennen gewinnen kann, ich kenne da eine super Abkürzung. Fällt gar nicht auf." Und dann grinste sie siegessicher. Patricia war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Diese Sabrina wollte doch echt betrügen. Sie schüttelte mit dem Kopf und gab Sabrina damit zu verstehen, dass sie an ihrem Plan kein Interesse hatte.
"Na schön", sagte Sabrina, "dann eben nicht. Wir sehen uns bei der Siegerehrung." Mit den Worten drängelte sie sich durch die Menge um von weiter vorne zu starten. Und dann ertönte auch schon der Startschuss. Die Menge setzte sich in Bewegung und mit ihnen auch Patricia. Sie versuchte nicht die Leute vor ihr zu überholen, sondern hielt ihre Geschwindigkeit beständig. Sie atmete gleichmäßig und blieb immer in der Mitte des Feldes...

Drei Stunden später:
Patricia hatte das Ziel gerade erreicht und war zufrieden mit sich. Sie hatte eine gute zeit hingelegt. Joey hatte sie die ganze zeit über nicht gesehen. Aber sie ahnte schon, dass er unter den ersten sein musste. Joey hatte schon viel härtere Wettkämpfe gewonnen. Patricia war noch rechtzeitig zur Siegerehrung fertig geworden. Sie stellte sich zu der Menge vor den Podesten und war auf die Sieger gespannt. Und dann war es so weit, die Sieger wurde bekannt gegeben. Den dritten Platz hatte in Farbiger, Patricia klatschte. Und dann kam die große Überraschung. Den zweiten Platz hatte doch echt Joey erreicht. Er war nur ein paar Sekunden schneller als der Dritte gewesen, aber er hatte es tatsächlich geschafft. Patricia war stolz auf ihren Bruder und ihr stiegen die Tränen in die Augen.
Dann war es an der zeit den Sieger zu ehren, und, Patricia konnte es gar nicht glauben, es war Sabrina. Sie hatte dank ihrer Abkürzung doch echt das Rennen gewonnen. So was gemeines, dachte sich Patricia, doch dann kam ihr ein wunderbarer Gedanke. Wenn Sabrina nicht die Abkürzung gegangen wäre, dann hätte Joey doch echt gewonnen. Kurz überlegte sie, ob sie zu dem Veranstalter gehen sollte, entschied sich aber dagegen. Für sie würde Joey immer der Sieger bleiben.

Barby K. 11. Oktober 2001


© Barby K.