von Tany Tany@bluewin.ch
Der erste warme Frühlingstag war da. Paddy nutzte ihn und lief am späteren Vormittag zum Weiher im Schlosspark. Die Gitarre, einen Block und einen Kugelschreiber dabei. Er wusste, wenn er da ganz in Ruhe auf der kleinen Bank am Wasser sass, würden ihm vermutlich wieder viele tolle Zeilen für seinen neuen Song einfallen. Es sollte eine romantische Ballade werden und dafür war die Stimmung am Wasser einfach super geeignet. Nur hatte er bisher einfach noch keinen einzigen Einfall gehabt.
Er setzte sich hin und klimperte ein wenig gedankenverloren auf seiner Gitarre, dann legte er sie weg und sah aufs glitzernde Wasser. Der leichte Wind, der ihn umschmeichelte, war schon angenehm warm, aber doch noch nicht so warm, dass man schon kurzärmelig rumsitzen konnte. Nachdem Paddy eine Weile aufs Wasser gestarrt hatte und ihm viele Gedanken im Kopf rumwirbelten, fühlte er sich plötzlich irgendwie beobachtet. Das war ein ganz eigenartiges Gefühl. Dabei wusste er doch, dass niemand in den Schlosspark rein konnte.
Er blickte sich um und etwa 2 - 3 Meter von ihm entfernt sass eine mittelgrosse, getigerte, mollige Katze. Paddy der Tiere über alles liebt, war ganz erfreut über seinen Besuch und sagte: "Oh Hallo, wer bist denn Du? Und wo kommst Du her? Hast Du Dich verlaufen?" Natürlich war die Katze durch irgendein kleines Loch im Zaun, der rund um das Schlossgebiet ging, hereingekommen. Klar, wer sollte ihr auch den Zutritt verbieten? Paddy sah die Katze eine Weile an, die Katze beobachtete ihn mit grossen, runden Augen. Sie war zwar ziemlich dick, aber ihr Gesicht sah ein wenig ausgemergelt aus und sie war recht struppig. Er sah auch kein Halsband und irgendwie sah die Katze nicht nach einer gepflegten, geliebten Hauskatze aus. Paddy sagte zu ihr: "Wenn Du willst, kannst Du hier bleiben, ich wollte schon immer mal ein paar Katzen mehr haben. Wir haben hier zwar schon zwei, aber die gehören irgendwie zu allen, aber es wäre schön, wenn Du nur meine Katze wärst. "
Paddy wollte aufstehen, um sie zu streicheln, doch die Katze rannte entsetzt ein paar Meter weiter. Sie hatte richtiggehend Panik. Was wohl schon alles mit ihr passiert war in ihrem Leben? Pad mochte gar nicht dran denken. Er überlegte sich einen Namen für den Tiger und dachte sich dann, so ein molliger Bursche muss Dick heissen.
Nachdem Paddy sich wieder hingesetzt hatte, kam Dick wieder ein wenig näher und beobachtete Pad bei jeder Bewegung. Als dieser anfing, in sein Sandwich zu beissen, hatte er das Gefühl, dass Dick das Wasser im Mund zusammenlief wie verrückt. Er verschlang ihn fast mit seinen Augen. So konnte er natürlich nicht alleine essen und warf ein paar kleine Brocken des Schinkens vor den Kater. Dieser verschlang das Essen in einer Gierigkeit, die darauf schliessen liess, dass er ewig nichts mehr gefressen haben musste.
Nachdem die beiden alles aufgegessen hatten, nahm Pad wieder seine Gitarre und spielte ein bisschen darauf. Ihm fiel plötzlich eine wunderschöne Melodie ein, obwohl er vorher einige Tage eine ziemlich Blockade gehabt hatte. Dick sass in gebührendem Abstand und es sah aus, wie wenn er Paddy andächtig zuhören würde.
Gegen Abend ging Pad dann zurück zum Schloss und bemerkte, dass Dick ihm folgte. Doch etwa 20 Meter vor dem Schloss blieb er stehen und ging nicht mehr weiter. Paddy winkte ihm zu und rief: "Bis morgen, mein Süsser, hoffentlich bist Du dann wieder da."
Doch nach dem Nachtessen musste er doch nochmal nachsehen, ob der Kater immer noch da war und er nahm ein Schälchen und füllte es mit Katzenfutter. Damit ging er dann hinaus und lief in die Richtung, in der Dick am Nachmittag stehen geblieben war. Er rief ihn mit leiser, lockender Stimme und plötzlich kam der Tiger hinter einem Baum hervorgelaufen. Paddy stellte das Futter auf den Boden und ging ein paar Schritte zurück. Da erst getraute sich Dick, näher zu kommen und nach einigem Zögern schlang er das ganze Fressen in sich rein. Pad wollte ihn wieder versuchen zu streicheln, doch das Tier hatte unheimliche Angst.
"Oh Süsser, warum hast Du nur so Angst, ich wäre so glücklich, wenn Du Vertrauen zu mir fassen würdest, doch ich werde viel Geduld mit Dir haben, das verspreche ich Dir."
In den nächsten Tagen, egal ob Paddy alleine am Teich sass oder ob er zu seinem Hängebauchschwein ging, oder mit seinen Ziegen spielte, Dick war immer in seiner Nähe, wenn er ohne seine Geschwister unterwegs war. Paddy fütterte ihn jetzt regelmässig, bevor er selber frühstückte und nach dem Nachtessen.
Ein paar Tage später sass Pad wieder am Teich und überlegte den Text zu der inzwischen fertigen Melodie. Dick sass wie immer 2 - 3 Meter von ihm entfernt und Pad hatte ihn bisher noch nie streicheln können. Doch da kam er plötzlich näher, ganz nahe zu Paddy ran und als der die Hand ausstreckte, lief Dick nicht davon. Er liess sich sanft über den Rücken streicheln und schnurrte verhalten. Doch als Pad ihn aufheben wollte, sprang er wieder ein paar Meter davon.
"Ok Dick, das versuche ich nicht wieder, versprochen, ich will doch, dass Du mir vertraust und das hast Du mir jetzt bewiesen. Du bist mein süsser, lieber Dick, der es vielleicht noch nie sehr schön hatte im Leben."
Paddy wollte Dick gerne ins Schloss mitnehmen, doch dieser blieb immer ein paar Meter vom Schloss entfernt zurück und guckte Paddy nach, wie er darin verschwand.
Eines Abends, beim gemeinsamen Nachtessen mit den meisten seiner Geschwister und dem Vater, sagte Pad zu ihnen, falls sie mal eine Tigerkatze sehen würden, sollten sie bitte ganz vorsichtig mit ihr sein und sie nicht streicheln, denn sie hätte wahnsinnig Angst vor jeder schnellen Bewegung und fasse erst gerade Vertrauen zu ihm.
Sean war ein wenig eifersüchtig, dass er die Katze noch nie gesehen hatte und sie nun auch nicht streicheln sollte, wenn er sie denn sehen würde.
Da meinte Paddy zu seinem Neffen: "Ach Seanny, Du bist so ein lebhafter Junge, Dick würde sich sicher wieder zurückziehen. Aber Du hast doch die beiden anderen Katzen, die sich von Dir ja fast alles gefallen lassen." Und er fügte ein wenig trotzig hinzu: " Und überhaupt - das ist mein Kater."
Die ganze Familie lachte sich fast kaputt, er hatte das so trotzig und lustig gesagt, wie ein kleiner Junge. Maite stupste ihn an und meinte: "Ach mein unverbesserlicher, grosser Bruder, Du bist einfach wunderbar." Da fiel Paddy in das Lachen seiner Geschwister mit ein.
Dick wurde immer runder, Paddy fütterte ihn gut, sein Gesicht war jetzt auch schön voll und rund und sein Fell nicht mehr struppig. Ausserdem hatte Pad das Gefühl, dass er wirklich zufrieden war, wenn er in seiner Nähe war. Sie verbrachten im Prinzip jeden Tag ein paar Stunden zusammen, indem sie einfach am Teich sassen, oder auch wenn Paddy irgendwo im Park ein wenig las. Dick war immer da. Paddy war sehr glücklich, dass er, zwar einen sehr schüchternen Kater, aber einen sehr lieben Schatz, sein eigen nennen konnte. Denn dass Dick vermutlich niemanden gehörte, war für ihn klar. Und wenn doch, war er da sicher nicht gut behandelt worden. Ausserdem könnte Dick jederzeit aus dem Schlosspark abhauen, wenn er wollte, aber er war immer da. Jeden Tag, jedesmal wenn Pad alleine unterwegs war.
So vergingen etwa 4 Wochen, seit ihrem Kennenlernen, Dick fasste immer grösseres Zutrauen zu Pad, aber er war immer noch sehr schreckhaft und liess sich auf keinen Fall aufheben.
An einem schönen Sonntag - Nachmittag kehrte Pad zum Schloss zurück und versuchte Dick wieder reinzulocken. Es war ganz still im Schloss, John sass im Nebengebäude und schnitt ein paar Videos, Maite war mit einer Freundin unterwegs, Barby hatte mal wieder ihren "Mal - Anfall" wie Pad das immer scherzhaft nannte und auch alle anderen waren irgendwie unterwegs oder im Zimmer. Es war wie ausgestorben. Und da geschah das Wunder. Dick folgte Paddy ins Schloss, ganz zaghaft, seinen dicken Bauch zog er fast am Boden nach, so geduckt lief er. Es war ihm noch nicht so ganz wohl. Doch er lief Paddy nach und folgte ihm bis zu seinem Zimmer. Da lief er langsam rum und schnüffelte an allen Möbeln und Decken und Teppichen. Plötzlich sprang er auf Paddy's Bett.
"Ups, ob ich eine Katze auf meinem Bett will? Mhm, mein Süsser, eigentlich sollte man ja nicht, aber mir ist das im Prinzip egal, musst es ja niemanden erzählen, ne? Komm ich lege Dir eine alte Decke hin, damit Du mein Bett nicht voller Haare machst." Damit legte er eine Decke in die Mitte des Bettes und Dick legte sich drauf. Er schnurrte laut und liess sich von Pad streicheln. Dann rollte er sich zusammen und schlief.
Paddy ging nach einer Weile leise aus dem Zimmer, da er John versprochen hatte, ihn ein wenig bei den Videos zu beraten, oder eher ein wenig zu loben. Das mochte John sehr, er war natürlich auch wirklich der Beste. Wenn sie nicht berühmt geworden wären, hätte er sicher was mit filmen gemacht, da war Paddy überzeugt davon.
Die Beiden guckten sich also die Filme an und quatschten und lachten und Pad war voller Lob für den stolzen John, gab da mal einen kleinen Tip und sie hatten es einfach richtig gemütlich. Nach 3 Stunden fiel Pad siedendheiss ein, dass Dick noch in seinem Zimmer war. Oh je, hoffentlich hatte der nicht ein kätzisches Bedürfnis gehabt. Hoppla. Pad rannte schnell zurück ins Schloss und auf sein Zimmer. Er öffnete die Tür und rief noch bevor er im Zimmer war: "Oh sorry Dick, Du musst sicher schon lange pinkeln gehen."
Doch Dick lag immer noch auf dem Bett und Pad blieb wie angewurzelt stehen. Oh nein, was war denn das? An Dick's Bauch bewegte sich alles und aus dieser Richtung kamen komische Töne, das sah gar nicht gut aus. Pad kriegte unglaubliches Herzklopfen und Angst, dass Dick krank war, dass er ihn verlieren könnte. Er lief vorsichtig näher und guckte sich Dick von der Nähe an. Doch da lagen 5 kleine Fellknäuel an Dicks Bauch und strampelten mit winzigkleinen Füsschen dagegen. Sie schmatzten und quitschten leise. Paddy stand mit weit geöffneten Augen und offenem Mund da, guckte ein wenig dumm aus der Wäsche und ihm gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Das fing an bei: "Aber Kater können doch gar keine Baby's kriegen", bis zu "Gottseidank ist er gesund" und endete bei einem erstaunten: "Oh Du meine Güte, Dick ist ein Määäädchen." In diesem Moment, in dem er begriffen hatte, fing er an zu lachen, Paddy kriegte sich kaum mehr ein vor lachen, er hielt sich seinen Bauch und ihm schossen die Tränen vor lachen in die Augen. Oh Mann, was war er für ein Narr gewesen, sein dicker Dick war ein schwangeres Katzengirl - gewesen.
Paddy beruhigte sich langsam und setzte sich ganz nahe zu Dick, er getraute sich nicht, sie anzufassen. Er beobachtete, wie sie ihre Baby's ableckte und wie die fünf verschiedenfarbigen Winzlinge voller Hingabe an Mamas Zitzen saugten. Als Dick fertig war, legte sie ihren Kopf auf Paddy's Hand, er kraulte sie hinter den Ohren und drehte dann seine Hand so um, dass ihr Kopf in deren Fläche lag. Sie schmeichelte sich vertrauensvoll in Paddy's Hand. Mit der anderen Hand näherte er sich vorsichtig den Kleinen und Dick liess es zu. Sie schnurrte laut, während Paddy ihren Kopf kraulte und die Baby's sanft streichelte. Die Kleinen rollten sich an Mamas Bauch zusammen und schliefen wohlig ein. Paddy legte seine Wange auf Dicks Körper, sie schnurrte laut und ein nie gekanntes Glücksgefühl strömte durch Pad. Sie hatte ihm so vertraut, dass sie ihre Kinder bei ihm gebären wollte. Er liebte diese süsse Katze einfach über alles. SEINE Katze.
Immer noch seine Wange auf dem weichen Fell, die Hand auf den kleinen Baby's, sagte Pad: "Oh Dick - Dicky meine Süsse, was habe ich am ersten Tag unseres Kennenlernens zu Dir gesagt? Ich wollte schon immer ein paar Katzen mehr!"
The End