Ich gehe durch die Straßen. Versuche auszuspannen. Am Rhein entlang. Das
Wasser, es hat etwas beruhigendes. Es erinnert mich an die alte Zeit, als ich mit Angelo und
Maite hier herumtollte. Was hatten wir für einen Spaß. Ich sehe es ganz deutlich
vor meinen Augen. Wir jagten die Möwen und sprangen über Stock und Stein. Abends
fielen wir dann todmüde ins Bett - aber wir waren glücklich, haben keine Minute
bereut. Ja, das waren Zeiten. Diese Erinnerungen lassen mich lächeln. Ich
versuche mit ihnen alles um mich herum zu verdrängen. Hinter mir laufen wieder
mal 20 Leute her.
Wenn ich über diese Zeit nachdenke, vergesse ich sie fast,
aber irgendwann kann man nicht mehr in Gedanken davon laufen. Wenn ich doch nur
wüsste, was sie von mir wollen?? Ein Autogramm - nein, dass alles haben sie ja
schon. Was ist es? Wollen sie mit mir reden?? Wenn es das ist, warum tun sie es
denn nicht. Sie laufen nur hinter mir her. Ohne ein Wort mit mir zu wechseln
laufen sie hinter mir her und machen Fotos. Fotos in denen sie wohl bald
ertrinken müssen. Reicht es nicht, wenn sie eins machen?? Vielleicht sollte ich
mal mit ihnen reden?! Nein, das habe ich auch schon probiert. Sie sagen nur, sie
lieben mich. Lieben - wenn das Liebe ist, dann ist es nicht das was ich will.
Liebe, bedeutet das nicht Respekt voreinander haben?? Jemandem die Freiheit
geben auch mal alleine etwas zu tun?? Es ist keine Liebe - ich weiß nicht, was
es ist, dass sie für mich fühlen, aber es ist keine Liebe - es kann keine Liebe
sein! Ich bin so dankbar, dass ich meine Familie habe - das ist Liebe, aber auch
sie leiden. Mein Leben scheint ohne Ausweg, aber ich glaube ganz fest daran,
dass Gott mir meinen Weg zeigen wird.
"Meine zeit, steht in deinen Händen. Nun
kann ich ruhig sein, ruhig Herr in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles
wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir..." - ja, dieses Lied, ich
singe es immer wieder. Gott wird mir meinen Weg zeigen. Gott weiß um mich und
auch um meine Zukunft - er wird mir helfen. Ich werde beten gehn. Langsam gehe
ich auf den Dom zu. Diesen Weg hatte ich schon oft gemacht. Ich bin oft nachts
hier umhergegangen um allein zu sein. Die nach gibt mir den Schutz. Für andere
mag der Winter eine trübe Jahreszeit sein, für mich bedeutet sie aber auch
Freiheit. Es ist länger dunkel. Im Schutz der Dunkelheit kann ich frei sein -
sie gibt mir Kraft.
Ob sie mich verstehen, wenn ich ihnen sage, ich möchte
beten?? Ich hoffe es, aber wirklich glauben tue ich es nicht. Sie verstehen mich
nicht. Sie reden über meinen Glauben als ob es eine Krankheit wäre, die man mir
austreiben müsste. Sie müssen mich ja nicht verstehen - alles was ich verlange
ist, dass sie mich akzeptieren. Ist das zu viel verlangt?? Vielleicht! Ich nehme
meine Kraft zusammen und bitte sie mich wenigstens in diesem Moment allein zu
lassen. Sie schweigen und scheinen zu verstehen. Habe ich mich geirrt!
Ich gehe
in die Kirche. Die Ruhe umgibt mich. Ich zünde eine Kerze für meine Mutter an
und beginne zu beten. Nein, nicht mal hier kann man alleine sein. Ich habe mich
nicht geirrt in ihnen. Da stehen sie hinter mir und machen Fotos. Es ist eine
harte Probe auf die Gott mich da stellt, aber ich werde nicht aufgeben. Ich
vergesse sie. Ich bete. Für einen Augenblick kann ich alles um mich herum
vergessen. Ich bete zu Gott und bitte ihn, mir die Kraft zu geben, nicht
aufzugeben.
Es wird Zeit wieder zu gehen. Wieder raus auf die laute Straße. Raus
in die Welt, die so sinnlos scheint. Ich lächle. Diesmal nicht, weil ich für die
da sein will. Nein, diesmal kommt es tief aus meinem Herzen. Ich sehe einen
kleinen Jungen der Tauben jagt. Ich sehe mich in diesem Jungen. Der Junge lacht
- er lacht mich an als er mich fast umrennt. Ich lächle ihn an und gehe weiter.
Ich gehe wie in Trance. Wieder kommen all die alten Erinnerungen in mir hoch und
ich merke gar nicht wie schnell die Zeit vergeht. Die Erinnerung ist das einzige
Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Niemand kann mir diese
Dinge nehmen. Wieder vergesse ich alles um mich herum. Ich steige ins Auto und
wieder folgen sie mir - bis nach Hause. Ich gehe ohne sie zu beachten ins Haus.
Gehe in mein Zimmer und lege mich aufs Bett.
Da Liege ich nun hier und denke über alles nach - über mich, über diese
Leute, über den Jungen. Warum tun sie das?? Was habe ich denn getan?? Habe ich
etwas falsch gemacht?? Irgendetwas muss doch Schuld sein, dass alles so gekommen
ist. Haben wir nicht genug für die Fans getan?? Vielleicht hätten wir öfter für
die da sein sollen?! Nein, aber wir haben doch unser Leben gegeben um sie
glücklich zu machen - oder war das nicht genug?? Ich weiß es nicht!!! Ich weiß
es einfach nicht. Ich bin müde, ich kann nicht mehr kämpfen - ich habe keine
Kraft - ich sehe keinen ausweg. Doch ich weiß, dass Gott mich nicht alleine
Lässt. Grade in dieser Zeit, habe ich gelernt an ihn zu glauben, ihm zu
vertrauen. Hätte ich diesen Glauben nicht, hätte ich wahrscheinlich längst
aufgegeben. Doch es gibt mir Kraft zu wissen, dass ich niemals wirklich alleine
sein werde - niemals.
(Diese Geschichte ist - soweit ich weiß - noch nicht passiert. ich habe nur
versucht mich in Paddy'S Situation zu versetzen. Was auch immer irh über Paddy
und seinen Glauben denken solltet, vielleicht lässte sie euch ein bißchen
nachdenken Maja)