One more song

by Ena   verena.sunflower@t-online.de

 

"Weißt du was? Du widerst mich an! Auf dich kann man sich ins keinster Weise verlassen! Ich hasse dich, Daniel!" schrie Vianne und funkelte ihren großen Bruder an. "Verdammt Vianne, ich mach das hier auch nicht zum Spaß. Ich kann mir in dem Beruf meine Arbeitszeiten nunmal nicht aussuchen." "Ach komm, hör doch auf!" zischte Vianne und drehte sich um. Ein mal, nur ein einziges Mal bat sie ihren Bruder um einen winzigen Gefallen, und das ging direkt in die Hose. Super! Katja würde sie umbringen!
Vianne verließ die Konzerthalle und ging um das Gebäude herum. Es waren nur noch wenige Fans da, und dennoch fand sie erst an einem Wohnwagen ein Stück von der Halle entfernt wirklich ihre Ruhe. Sie setzte sich auf das Treppchen, zog ihre Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. Warum ging in letzter Zeit eigentlich alles schief? Erst machte ihr Freund Schluss, dann die setzte sie eine ihrer wichtigen Abi-Klausuren in den Sand und nun musste sie auch noch ihre allerbeste Freundin bitterlich enttäuschen. Katja saß wahrscheinlich gerade in dieser Minute vor ihrer Wohnungstür und fluchte auf sie, weil sie immer noch nicht da war - und wahrscheinlich auch nie kommen würde. Die Mädchen hatten verabredet, das sie noch in dieser Nacht nach Hamburg zu Katjas Freund fahren würden, da die strengen Eltern der 16jährigen nicht erlaubt hatten, das sie alleine die Reise von Köln nach Hamburg auf sich nehmen würde. Ihr, Vianne, die vor 3 Monaten 18 geworden war, vertrauten sie und hatten schließlich zugestimmt, Katja fahren zu lassen. Vianne, die ohne Führerschein (verpatzt!) da stand, hatte ihren Bruder gebeten, sie zu Katja und anschließend mit dem Gepäck zum Bahnhof zu fahren. "Klar, mach ich" hatte Daniel gesagt. "Aber ich muss an dem Abend arbeiten. Ich fahr euch direkt nach dem Kelly Konzert, seht zu, das ihr den letzten Zug nehmt! Du kommst einfach zur Halle, und ich nehm dich direkt mit!" Pustekuchen! Der gute Mensch musste nun leider doch noch Überstanden machen, da es "Probleme gegeben hat, die brauchen mich hier!" . Ach, und ich brauche dich nicht? fragte sich Vianne und schmiss ihre Zigarette weg. Katja würde austicken! Das war die letzte Chance gewesen, zu fahren, die Ferien waren so gut wie zu Ende, und Katja war grade aus Spanien zurückgekommen, wo sie Alex, ihren Freund, auch kennengelernt hatte. Seufzend holte Vianne ihr Handy aus der Tasche. Sie würde ihrer besten Freundin jetzt beichten müssen, das sie nicht fahren konnte. Denn wie sollte sie innerhalb einer stunde zu ihrem Gepäck nach Hause, dann zu Katja und schließlich zum Bahnhof kommen?
"Katja Patrizia Schmidt?"
"Ja, hi Kat! Du....?"
"Verdammt, Vivi, wo steckst du?"
"Katja, es....es tut mir leid, mein Scheiß-Bruder kann mich nicht fahren. Ich..."
"Vianne, das is nicht wahr! Sag dass das nicht wahr ist! Du bewegst deinen Astralkörper jetzt auf der Stelle hier hin, ich..."
"Kat, es geht nicht! Ich komm hier nicht weg! Du wirst ohne mich fahren müssen!"
"Verdammte Scheiße, Vianne. Wie stellst du dir das vor? Du kennst meine Eltern. Die lassen mich niemals fahren! Nicht ohne dich!"
"Katja, es tut mir so leid! Ich....scheiße.....Katja, ich....Och Mensch....Kat, jetzt wein doch nicht!"
"Super, auf dich kann man sich ja ganz toll verlassen!"
"Hör mal, was soll ich denn machen? Das ist nicht auf meinen Mist gewachsen!"
"Ja, aber du kennst deinen Bruder! Ach, scheißegal, Vianne, mach's gut!"
"Kat, ich-..."
"Nein, ich will jetzt nicht! Lass mich in Ruhe! Ich hab keinen Bock, mir das anzuhören! Ciao!"

Resigniert schaltete Vianne ihr Handy aus. Das durfte doch nicht wahr sein!
"Entschuldigung, darf ich mal durch?" Vianne hatte gar nicht gemerkt, wie hinter ihr die Wohnwagentür aufgegangen war. Sie nickte mit gesenktem Kopf und schluckte ihre Tränen runter. Eine Frau schlängelte sich an ihr vorbei und wollte grade gehen, zögerte dann aber und drehte sich nochmal um. "Kann ich....kann ich dir irgendwie helfen?" fragte sie. Vianne lachte bitter, ohne aufzusehn. "Ja, erschlagen sie meinen Bruder und drehen sei die Zeit zurück!" Die Frau setzte sich neben sie und lachte leicht. "Oh, glaub mir, diesen Wunsch hab ich auch schon verdammt oft gehabt! Wenn du in einer Großfamilie lebst, dann kotzen dich deine Geschwister von Zeit zu Zeit echt an, und die Zeit zurückdrehen? Wer hat den Wunsch nicht?" Erst jetzt sah Vianne auf. Die Frau neben ihr hatte lange blonde Locken und ein freundliches Gesicht....aber Moment mal! "Ähm...spinn ich jetzt, oder sind sie Patricia Kelly?" Patricia lachte. "Nein, du spinnst nicht. Die bin ich." Vianne lächelte. "Ist ja Wahnsinn. Es gab ne Zeit, da hätte ich alles dafür gegeben, einen von euch Kellys kennenzulernen. Und jetzt, wo ich gar nicht damit rechne und der Wunsch mehr und mehr verblasst ist, sitz ich neben ihnen!" Patricia grinste. "Du!" "Hä?" "Du! Kannst ruhig du sagen!" Vianne mußte lachen. "Ach so, ja, klar!" Patricia strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah Vianne an. "Was ist denn passiert das du so einen Hass auf deinen Bruder hast?" Vianne seufzte und begann aus einem Impuls heraus zu erzählen. Als sie geendet hatte schaute Patricia nachdenklich und mit gerunzelter Stirn auf den Asphalt. "Wie sagtest du, heißt dein Bruder? Daniel?" Vianne nickte. Patricia lächelte. "Ja, ja, der Daniel. Der war noch nie der zuverlässigste! Einmal hatte ich ihn in einer Konzertpause gebeten, das er mir ne Pizza bestellt....meinst du, die ist je angekommen?" Vianne lachte. "Das klingt ganz nach meinem Bruder!" sagte sie. "Patricia, ich...." "Nenn mich Trish oder Trisha, klingt persönlicher!" "Ok, Trish, - danke! Irgendwie hast du mir geholfen! Nur, was mach ich mit Katja?" Trisha legte ihr flüchtig eine Hand auf sie Schulter. "Glaub mir, wenn sie wirklich deine Freundin ist, dann wird sie dir das bestimmt nicht nachtragen! Das wird schon wieder! Und außerdem, wer sagt eigentlich, das sei ihn besuchen muss? Er ist 'n Kerl, der wird ja wohl seinen Arsch hier hin bewegen können!" Sie stand auf. "Du sorry, aber ich muss echt weiter! Angelo und Maite warten bestimmt schon! War echt nett dich kennengelernt zu haben, Vianne! Und grüß deinen Bruder!" Mit diesen Worten verschwand sie. Vianne stand auf und ging um die Halle herum, wo sie auf ihren Bruder wartete. Als dieser endlich - nach geschlagenen 2 Stunden - kam, war ihre Wut etwas verraucht und sie ließ sich von ihm in den Arm nehmen. Sie gingen los in Richtung Auto und Daniel meinte: "Och Mäuschen, entschuldige! Du weißt, das du dich normalerweise echt auf mich verlassen kannst, aber..." "Tzzz!" "Was heißt hier Tzzz, Vianne? Wann hab ich dich denn das letzte Mal hängen lassen?" Vianne ließ sich tief in den Autositz sinken und grinste. "Also, das jüngste Beispiel liegt ungefähr 3 Stunden zurück. Und wie war das überhaupt mit der Pizza, die du Patricia Kelly bestellen solltest....?"

2 Jahre vergingen, und Vianne hatte ihr Zusammentreffen mit Patricia Kelly schon fast wieder vergessen. Katja und ihr Freund waren längst wieder auseinander und die Mädchen wieder befreundet.
Eines Morgens, um halb 7 stand Vianne verschlafen am Bahnsteig des Bahnhofes Oberhausen und wollte endlich zurück nach Düsseldorf. Sie hatte das Wochenende bei ihrer Brieffreundin verbracht und war, nicht nur wegen der frühen Stunde sondern auch wegen dem wenigen Schlaf todmüde. Also ihr Intercity endlich kam stieg sie ein und ließ sich, ohne groß nachzudenken, in irgendeinem Abteil in einen Sitz fallen. Als der Schaffner kam zeigte sie müde ihr Ticket und sah anschließend verträumt aus dem Fenster. Der Zug wurde mit der Zeit voller, die Abteile füllten sich. Gegen 8 wurde Vianne aus ihren Träumen gerissen. "Entschuldigen sie, können wir uns zu....Augenblick, ich kenn' dich doch! Vi..Vianne?" Vianne drehte den Kopf in Richtung des Fragestellers und erkannte Patricia Kelly und ihre Brüder Paddy und Jimmy. "Trisha!" meinte sie erfreut und nahm ihre Tasche beiseite, sodass sie sich setzen konnte. Trisha setzte sich lächelnd neben sie und sah ihre Brüder an: "Paddy, Jimmy, das ist Vianne. Ich hab sie damals nach dem Konzert in Düsseldorf kennengelernt. Vianne, das ist schonmal ein Teil meiner Chaos-Family." Vianne nickte den beiden zu und lächelte. Trish wendete sich an sie. "Erzähl, wie geht es dir, wie geht es deinem Bruder, und ist wieder alles klar mit dieser Freundin?" Vianne grinste in die Sonne. "Ja, alles in Ordnung. Katja hat ihren Spanish Lover schnell in den Wind gepfiffen, zwischen uns ist wieder alles sahnig und mein Bruder.....ach frag nicht! Ich wünschte, der würde noch als Sec arbeiten. Aber nein, der Mensch hat sich ein Jahr Auszeit genommen und seitdem hängt er fast jede Woche mindestens einmal bei mir in der Wohnung ab und nervt....ach ja, Wohnung, ich bin umgezogen. Und ansonsten ist noch alles wie vor 2 Jahren!" Trish lächelte. "Na, bei uns eigentlich auch. Wir haben nur momentan wahnsinnig viel Stress....die neue Platte wurde aufgenommen, und jetzt sind wir auf Promotour... Wir geben heut abend übrigens wieder ein Konzert in deiner Heimatstadt!" Vianne nickte traurig. "Ich weiß, ich hab versucht, Karten zu kriegen, aber nein...." Jimmy wechselte einen kurzen Blick mit Paddy und sagte dann: "Wie wär's denn mit ner VIP-Karte? Mir scheint, ihr zwei hat euch viel zu erzählen, und da wir die nächste wohl alle aussteigen müssen,..." Vianne sah ihn mit großen Augen an. "Ginge das echt? Ich würde mich riesig freun!" Paddy nickte. "Klar, sei um halb acht spätestens da, wir lassen sie am Eingang hinterlegen." Er zwinkerte. "Und außerdem will ich wissen, wen Patti jetzt schon wieder angeschleppt hat....""Paddy!" wurde er empört von Trisha unterbrochen. Paddy lachte Vianne an. "Nicht böse gemeint!" sagte er und Vianne grinste zurück. Die nächste Halte näherte sich und die Vier standen auf. Als sie auf dem Bahnsteig standen, umarmte Trish sie und meinte dann "Ich freue mich auf heute abend! Bis dann!" Paddy und Jimmy reichten ihr die Hand und die drei eilten in Richtung Ausgang.
Vianne sah ihnen fasziniert hinterher. Merkwürdig, sie kannte diese Frau kaum und fühlte sich dennoch mit ihr verbunden. Ihr war fast so, als hätte sie eine alte Freundin nach langer Zeit wiedergesehen.....

Abends stand Vianne vor der Phillipshalle in Düsseldorf und zögerte einen Moment. Konnte sie da jetzt einfach reinspazieren? Würde sie da wirklich nicht stören? "Ach, hör doch auf", verdrängte Vianne den Gedanken. "Sie haben dich schließlich eingeladen!" Sie kämpfte sich durch zum Kartenschalter. Die Verkäuferin sah sie mürrisch an. "Ausverkauft" war das einzige was sie sagte. Vianne lächelte einnehmend. "Ich, ich bin Vianne Kretzer. Hier müsste eigentlich ne VIP-Karte für mich zurückgelegt..." weiter kam sie nicht, denn die Frau schob ihr wortlos die Karte rüber. "Was ein Service!" dachte Vianne, bedankte sich dennoch höflich und ging. Wieder kämpfte sie sich durch die Menge und landete schließlich bei einem Sec, den sie sogar von ihrem Bruder kannte. "Hi Bastian!" "Vianne! Was treibt dich denn hier her?" Vianne zeigte auf die Halle. "Ich will da rein!" sagte sie und reichte ihm ihre VIP-Karte. Bastian grinste. "Na, dann wünsche ich dir viel Spaß!" sagte er und ließ sie durch. In der Halle musste sie noch weitere 4 Mal ihre verdammte Karte zeigen, bis man sie endlich in den Backstagebereich ließ, wo sie schließlich rumstand wie bestellt und nicht abgeholt. Sie musterte die Leute, die an ihr vorbeiliefen. Alle hatten irgendetwas zu tun und beachteten sie gar nicht erst. Und wohin jetzt? Vianne seufzte und ließ sich an der Wand herunter auf den Boden gleiten. "Erstmal abwarten. Vielleicht kommt ja wie durch ein Wunder irgendwer, der mir weiterhelfen kann. Und wenn nicht, dann kann ich gleich immer noch weitersehn!" dachte sie. Eine Tür ging auf und wieder rannte jemand an ihr vorbei. Doch plötzlich stoppte der Unbekannte und eine Stimme, die ihr äußerst bekannt vorkam, fragte "Ähm, bist du nicht Vianne?" Vianne sah auf. "Mist, erwischt!" sagte sie und grinste Paddy an. Er reichte ihr eine Hand und zog sie hoch. "Hast du uns nicht gefunden oder was ist passiert?" fragte er und musterte sie entschuldigend. "Nichts eigentlich, nur irgendwie war ich etwas....naja, verwirrt!" Paddy grinste. "Na dann komm mal mit! Der Rest des Haufens will dich kennenlernen!" Sie gingen durch ein paar Gänge und landeten schließlich in einem großen Umkleideraum, wo der Rest der Truppe auf den Auftritt wartete. "Vianne!" Trisha erkannte sie und erhob sich. "Schön das du da bist!" sagte sie und umarmte sie kurz. "Sind alle etwas im Stress, sorry-..." Und weg war sie, weil irgendwer nach ihr gerufen hatte. Vianne sah etwas hilflos zum Rest der Familie. Paddy handelte schnell. "All Right, das ist also Vianne. Trish hat sie irgendwann mal nach `nem Konzert kennengelernt." Maite stand auf und lächelte Vianne an. "Nett dich kennenzulernen! Ich bin Maite!" sagte sie und streckte ihr die Hand hin. "Nein, sag nicht sowas!" höhnte eine Stimme aus dem Hintergrund. Jimmy, welcher grade mit seinen Haaren kämpfte zwinkerte ihr zu. Er kam zu Vianne und setzte sich neben sie, während er weiter mit der Bürste rumhantierte. "Ganz schön chaotisch hier, was? Naja, es kann sehr amüsant sein, glaub mir. Vor allem, wenn man, wie du, nicht direkt von dem Stress befallen ist." Vianne nickte. Die beiden unterhielten sich, während um sie herum das große Chaos ausbrach. Angelo und John setzten sich in eine Sitzecke außerhalb der Gruppe und gingen die Liedreihenfolge nochmal durch, während Joey am anderen Ende sein Gittarrensolo bei "One more Song" probte. Barby schrie nach Kathy, welche ihr wegen ihrem Kleid helfen sollte. Trisha verhandelte mit einem Security, Paddy spielte mit Sean und erfüllte die Umkleide mit quitschendem Lachen, als Seanny anfing ihn zu kitzeln. Maite kam zur Tür rein und motzte irgendwas in Richtung Barby, welche auch gleich aufstand und verschwand, scheinbar, um Kathy zu suchen. Ein Mann, Vianne vermutete, das er mit in der Crew war, erschien und sagte, das es nur noch 10 Minuten bis zum Auftritt wären. Jimmy erhob sich. "Sorry Vianne, aber ich fürchte, wir müssen dich gleich hier rausschmeißen, wir müssen langsam fertig werden!" Vianne stand auf und nickte. "Ich wünsch euch viel Glück!" sagte sie und wandte sich zur Tür. "Danke, und dir ein schönes Konzert!" erwiderte Jimmy strahlend und ging zu Angelo und John. Vianne atmete auf. Das war ein Leben! Sie wollte sich grade auf die Suche nach einem geeigneten Platz, um das Konzert zu verfolgen machen, da stand auf einmal wieder Patricia vor ihr. "Na, auf der Flucht?" fragte sie gestresst, dennoch bemüht zu lächeln. "Nee, ich hab mir gedacht, ich lass euch mal in Ruhe, damit ihr euch auf eure Musik konzentrieren könnt!" Trish nickte. "Dann sehn wir uns in der Pause?" "Jo!" erwiderte Vianne. Patricia sah sie noch kurz entschuldigend an. "Es tut mir übrigens leid, du musst dir ganz schön fehl am Platz vorkommen! Normalerweise hätt ich Zeit für dich gehabt, aber wer konnte ahnen, das diese blöde Technik versagt?" "Mach dir keinen Kopf, das ist schon in Ordnung! Die sind ja alle supernett, und ich hab mich ja gut mit Jimmy unterhalten!" sagte Vianne und Patricia verschwand mit einem dankenden Lächeln.

Keine 20 Minuten später war das Konzert in vollem Gange. Von ihrem 1A-Platz konnte Vianne die Show aus nächster Nähe sehen und sah das Ganze plötzlich mit anderen Augen. Klar, die 9 schienen schon irgendwie ihren Spaß zu haben, aber das ganze schien doch harte Arbeit zu sein. Vianne achtete genau auf die Mimiken und Handlungen, die da auf der Bühne passierten, und sie hatte das Gefühl, das Ganze erstmals von einer anderen Seite zu sehen. Die Kellys gaben für jeden einzelnen im Publikum, für jeden einzelnen Fan, alles. Die konzentrierten, dennoch mehr oder weniger fröhlichen Gesichter berührten Vianne irgendwie. Die Kellys spielten nicht nur ihre Musik, sie spielten auch eine Rolle; eine Rolle, in die sie mit der Zeit von den Fans, von IHNEN, reingedrängt worden waren. Sie waren so wie das Publikum sie haben wollte, - und das tat Vianne wahnsinnig leid. Rasch schob Vianne den Gedanken in den Hintergrund, da sie sich fest vorgenommen hatte, das Konzert zu genießen.
Als 5. Lied wurde "Life is hard enough" gespielt und Trish kam nach vorne. Vianne beobachtete sie konzentriert. Patricia schien vollkommen in ihrer Musik aufzugehen, sang gefühlvoll die wunderschöne Ballade und berührte Vianne auf ganz besondere Weise. Es war traumhaft! Nach dem Song verbeugte sich Trish leicht und ging wieder nach hinten, eine schnellere Nummer begann.
Kurz vor Ende der ersten Konzerthälfte wurde der Flügel auf die Bühne geschoben und Paddy setzte zu "One more Song" an. Auch ihn beobachtete Vianne und musste lächeln. Tausende von Mädchen wurden bei seiner weichen Stimme und seinem anziehenden, warmen Lächeln schwach. Er hatte einfach eine Art an sich, der man sich nicht entziehen konnte. Und genau deshalb hatte er ein verdammt hartes Leben. Vianne ließ den Text auf sich wirken. "When you're young, life is easy. Then the table turns around, but then you seam to realize....I've written one more song, before everything goes wrong....i'll sing you one more song, for keeping us going on" Vianne lächelte leicht unter Tränen. "Ja Paddy, das trifft es schon ziemlich gut!" dachte sie und strich sich mit dem Arm übers Gesicht. Während Joye's Gittarrensolo sah Vianne wie auch anderen Fans die Tränen über's Gesicht liefen, allerdings bezweifelte sie, das sie den selben Grund hatten wie sie. Und richtig, kaum war dieser Gedanke gefasst hörte sie zwei heulende Mädchen herzergreifend "Paaaaddddddy" schluchzen. "Leute, ihr habt überhaupt nichts verstanden!" ging es Vianne durch den Kopf. Paddys Blick blieb für eine Zehntelsekunde an ihr hängen und ein winziges Lächeln glitt über sein Gesicht. Vianne erwiderte es. Nach dem Song war Pause angesagt und Vianne machte sich auf den Weg zur Umkleide. Dort wurde sie von Maite, die vollkommen kaputt auf einem Klappstuhl saß und ihre Wasserflasche leerte begrüßt. "Hey Baby, alles klar?" Vianne nickte grinsend. "Ich muss sagen, mir ist die letzten Jahre, wo ich auf keinen Konzerten war echt was entgangen." Paddy schaltete sich ein. "Ja, vor allem die Anzahl an Fans, die nur noch total aufgelöst, heulend und kreischend in den ersten Reihen stehen!" sagte er und zwinkerte ihr zu. Vianne lachte. "Das vor allem!" Trish setzte sich neben sie und meinte, nachdem auch sie einen Schluck Wasser genommen hatte "Und, wie war's bis jetzt? Is es da unten auszuhalten, oder is die Atmosphäre aggressiv?" Vianne schüttelte den Kopf. "Also, es sind deutlich mehr rausgetragen worden als bei meinem letzten Konzert, aber ansonsten kriegt man von Aggressionen nicht so viel mit. Sicher, da sind schon Leute, denen es nicht auf die Musik ankommt, und die einfach Scheiß-Stimmung verbreiten, aber so viele sind das nicht!" Trish nickte erleichtert. "Gut!" Angelo verdrehte die Augen. "Also, wer meint mir mit diesem "Oh-Angelo-Ich-liebe-dich-und-ich-fall-gleich-in-Ohnmacht"-Gehabe imponieren zu können täuscht sich echt!" Paddy nickte. "Manchmal regt es mich richtig auf, das so viele Mädchen meinen, sich in mich verliebt zu haben, ohne mich auch nur zu kennen. Verdammt, ich bin doch auch nur ein Mensch!" Vianne nickte bedrückt. Sie kannte da jemanden, der früher ähnlich war, und der sich heute wirklich ernsthaft dafür schämte, das er auch ins Schwärmen gekommen war... Trish schien es ihr irgendwie anzusehen, sagte aber nichts, sondern drückte während sie aufstand nur kurz ihre Hand. "Gleich geht's weiter!" sagte sie und Vianne stand auf, wünschte allen noch viel Glück und ließ sich dann von Trish noch ein Stück begleiten. "Darf ich dir ne Frage stellen?" Vianne sah Trish verwundert an. "Nur zu!" sagte sie. Trish blieb stehen. "Wer war es damals?" Vianne sah verlegen zu Boden. Sie wußte, was Trisha meinte. "Paddy!" gab sie leise zu. Trish nickte lächelnd und drehte sich ohne ein weiteres Wort um, um zurück zur Umkleide zu gehen.

Den Rest des Konzertes genoss Vianne vollkommen. Sie machte sich keine großen Gedanken sondern ließ sich einfach von der Musik mitziehen. Bei "Angels flying" und "Thanking blessed Mary" spürte sie wieder diese einzigartige Verbundenheit und lächelte verträumt. Ansonsten ging sie voll mit. Bei "Rock'n Roll stole my Soel" sang sie laut mit, was von Patricia und Joey mit einem freundlichen Lachen quittiert wurde. Als Krönenden Abschluss sangen die Kellys endlich mal wieder ihr Lieblingslied "We are the World" und das Konzert endete unter tosendem Beifall.
Später machte Vianne sich wieder auf den Weg zur Umkleide, doch durch den vielen Wirbel, der plötzlich hinter der Bühne war, gelang es ihr nicht, da sie von fast jedem der 100 Mitarbeiter nach ihrer Karte und der Erlaubnis, wirklich zu den Kels zu dürfen gefragt wurde. Nachdem sie zum 8. Mal schief angeguckt wurde, als sie erklärte, sie sei eine Freundin von Trish, gab sie auf und verließ die Halle. "Schade eigentlich, ich hätt mich gern noch von ihnen verabschiedet" dachte Vianne etwas enttäuscht und machte sich auf den Weg nach Hause. Plötzlich hupte es hinter ihr und eine schwarze Limousine hielt an. Jimmy steckte den Kopf aus einem Fenster und meinte "Hey Angel, wo warst du plötzlich?" Vianne grinste. "Man hat mir nach der 25.000. Erklärung immer noch nicht geglaubt, das ich zu euch darf, da hab ich es aufgegeben." Jimmy zog kurz den Kopf zurück und redete mit jemandem. Dann ging die Türe auf. "Steig ein!" meinte er. Vianne war für eine Sekunde unfähig, irgendwas zu sagen, dann handelte sie und ließ sich neben Angelo in den Wagen fallen. "Was gibt das jetzt?" fragte sie. Trish meinte "Wenn du willst, kannst du noch ein Stück mitkommen!" Vianne lächelte. "Wenn das jetzt keine Umstände macht, zum Arsch der Welt zu fahren, gerne!" "Wieso, wo wohnst du denn?" fragte Angelo sie verdutzt. "Also, wenn du halb aus der Stadt raus bist, musst du wieder ein Stück rein, dann aufs Land und nach ca. 25 Minuten bist du dann in nem kleinen Vorkaff, und da wohn ich!" Barby starrte sie verwundert an. "Wie bist'n du hier hin gekommen?" "Taxi! Mein Bruder hatte mal wieder ein "ganz spontanes Date" und partout keine Chance, sein Versprechen zu halten und mich zu fahren. Und den Scheiß-Lappen, den ich für ne eigene Kiste brauch, hab ich noch immer nicht nachholen können!" sagte sie und seufzte bei dem Gedanken. Trisha lachte leise bei dem Gedanken an ihr erstes Zusammentreffen mit Vianne, und an ihren unzuverlässigen Bruder. Paddy verdrehte die Augen. "Ich kenne das, glaub mir, ich kenn das nur zu gut!" Vianne grinste schief. Es war ihr fast peinlich, mit fast 20 immer noch keinen eigenen Führerschein zu haben, noch dazu, weil es ihr mittlerweile echt auf den Sack ging, immer ihren Bruder anschlagen zu müssen. Aber ihr Studium nahm fast all ihre Zeit in Anspruch, so hatte sie den Gedanken, endlich in diese blöde Fahrschule zu gehen, immer wieder aufgeschoben. Insgeheim nahm sie sich aber vor, in den vor 4 Tagen begonnenen Semesterferien hinzugehen. "...hättest du Lust?" Vianne wachte aus ihren Tagträumen auf. "Was?" "Na, über's Wochenende mit nach Gymnich zu kommen?" fragte Angelo ein zweites mal. Die Limousine hatte sich immer noch nicht bewegt. "Bitte was? Nee, du. Das kann ich echt nicht annehmen!" Paddy sah ihr direkt ins Gesicht. "Klar kannst du, wir laden dich ein!" Vianne strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Macht ihr das mit jedem, den ihr kaum 5 Stunden kennt?" Trish lachte. "Nein, eigentlich nicht! Aber Ausnahmen bestätigen die Regel!" Vianne zögerte. Konnte das wirklich wahr sein? Dann aber nickte sie. "Also, wenn das so ist - gerne!" John drehte sich zum Fahrer um, murmelte irgendwas auf spanisch und zog dann das Fenster wieder runter. Die Limousine setzte sich in Bewegung. Während der gesamten Fahrt wurde viel gelacht und über das Konzert gesprochen, und als sie endlich am Schloss ankamen waren alle ziemlich müde. Drinnen zeigte ihr Trish nur noch kurz das Gästezimmer und murmelte etwas von "Ne Führung gibt's morgen", dann wurde es früh still im Haus.

Am nächsten Morgen wußte Vianne zunächst nicht, wo sie war, als sie in einem Himmelbett aufwachte. Sie hatte den Hahn, der sie allmorgendlich um halb 6 weckte schon fast vermisst! Als sie sich grade Gedanken darum machte, was wohl passiert sein konnte, dass das Scheißding endlich einmal die Klappe hielt, und sie überlegte, wo zum Teufel das Bett herkam, klopfte es leise an die Tür. "Herein!?" sagte sie, ebenfalls verwundert, das jemand in ihrer Wohnung war, und noch dazu ANKLOPFTE! Als Trish den Kopf zur Türe rein steckte war der Groschen endlich gefallen. "Guten Morgen, gut geschlafen?" fragte sie und trat ein. Vianne nickte gähnend. "Wie ein Stein!" "Na dann, pass auf, Frühstück gibt's in einer knappen ¾ Stunde, das Bad ist zwei Türen weiter links!" Und schon war sie verschwunden. Vianne warf einen Blick auf den Wecker. War es wirklich "erst" halb 9?? Ihr kam es vor, als hätte sie gut 24 Stunden geschlafen. Langsam stand sie auf und zog sich an. Als sie fertig war, war es grade mal zehn vor neun und sie beschloss, einfach mal auf gut Glück auf "Erkundungstour" zu gehen. Sie klopfte an die Tür neben ihrem Zimmer. "Jaja, komm rein!" murmelte es von drinnen und Vianne öffnete die Tür. Was sich ihr als Anblick bot war ein Bild zum wegwerfen: Paddy hing, mit seiner Gitarre in der Hand, oben ohne halb auf seinem Bett, halb auf dem Boden und suchte irgendwas in einem Zeitungsstapel. Er sah auf. "Ups, hätt jetzt gedacht, das es wieder Kathy ist. Wäre ja nur das.....vierte Mal heute morgen. Aber was soll's, die wird sowieso nochmal kommen, dann kannste einen drauf lassen!" Vianne grinste. "Stör ich?" "Nee, mach's dir ruhig bequem! Gut geschlafen?" fragte er, während er sich aufsetzte. "Jaja, alles supi!" Er grinste und spielte leise ein paar Akkorde. "Wie war's denn gestern auf dem Konzert?" Vianne gähnte und ließ sich in einen Lehnstuhl fallen. "Traumhaft! Ich war noch nie so nah dran!" Paddy lächelte. "Ach, früher auch so ein verrückter Fan gewesen, der sich um einen Platz in der ersten Reihe gekloppt hätte?" Vianne schüttelte verlegen den Kopf. "Najaaaa...." "Ach komm schon!" "Ja gut, vielleicht ein bißchen. Aber ich war noch nie so ne fanatische "PAAAAAAAADDDDDDDDYYYYYYYY"-Kreischerin wie die Ladys, die da sonst so stehen!" Paddy lachte. "Ich hätt dich auch rausgeschmissen, wenn es so wär. Du glaubst nicht, wie das nerven kann! Es sieht zwar toll aus, von allen angehimmelt zu werden, aber irgendwie beginnst du auch an dir zu zweifeln, weil du selbst merkst, das du nicht mehr du selbst bist!" Sein Grinsen wurde zurückhaltender, fast sah er bedrückt aus. Vianne sah ihn mitfühlend an. Pad fing sich wieder und winkte ab. "Aber scheiß drauf, that's life!" Sie nickte. "Ich find einfach eure Musik toll, weil die einem richtig nah geht!" "Jo, man hat's gemerkt!" Vianne sah ihn verstört an. "Ja, glaubst du, ich hätt nich gesehen das du bei "One more Song" geheult hast?" fragte er ernst. Vianne sah zu Boden. Sie fühlte sich ertappt. Schweigen trat ein, und da das noch unerträglicher war, sah sie endlich auf - mitten in seine blauen Augen. Sie schluckte. "Halt mich jetzt bitte nicht für...." mehr kam nicht zustande. "Für was?" Sie sah ihn bittend an. "Du weißt was ich meine!" Endlich ließ er seinen Blick aus dem Fenster schweifen. "Du meinst, für nen fanatischen Kelly, pardon, Paddy Fan?" Vianne nickte. Paddy schüttelte den Kopf und richtete seinen Aufmerksamkeit wieder seiner Gitarre zu. "Hab ich das behauptet?" fragte er. "Nein!" erwiderte Vianne. "Aber man wird verdammt leicht so abgestempelt! Und was mal war..." Vianne, du bist soooo blöd!!!!, schimpfte sie innerlich mit sich selbst. Paddy grinste. Damit war das Eis gebrochen. "....muss nicht heute noch so sein! Ertappt!" Vianne lachte. "Themawechsel!" Paddy legte seine Gitarre weg und stand endlich aus seinem Bett aus. "Themawechsel? Is es dir zu peinlich?" fragte er stichelnd. Vianne sah ihn ernst an. "Ja, das ist es. Und weißt du auch wieso? Weil ich dich nicht die Spur kannte. Ich kannte nen Typen, der wunderschöne Lieder singen kann, lange braune Haare, strahlend blaue Augen und nen nettes, teils aber nur aufgesetztes Lächeln hat. Aber nicht die Person, die dahinter steckt!" Paddy hielt mitten in der Bewegung inne. "Wow!" "Was?" "Gratuliere!" "WAS?" "Du hast bestanden. Du hast durchschaut, was ich versuche, mit meiner Musik rüberzubringen, und ehrlich gesagt bist du der erste Fan, der mir das gesagt hat!" Vianne grinste. "Vielleicht bin ich auch einfach nur die erste, die Gelegenheit dazu hatte!" "Falsch." Paddy zog sich ein T-Shirt über und setzte sich neben sie. "Die anderen hätten auf jedem Konzert die Gelegenheit gehabt, und zwar bei jedem Song von Barby, Kathy oder sonst wem, in dem sie ihr Paddy Gekreische abziehen oder anfangen zu heulen, wenn ich nur auf die Bühne komme!" "Ach Paddy, jetzt schieb nicht alle in eine Schublade. Es gibt auch andere. Ich hab gestern definitiv nicht wegen deinem Lächeln, deinen Augen, oder sonst nem Körperteil von dir geheult, ich hab einfach zwischen den Zeilen von deinem Song gelesen. Und ich glaub, es gibt mehr leute als du denkst, die das ähnlich sehen!" Er nickte. "Mag sein. Trotzdem war es Premiere, sowas von nem Fan zu hören!" Vianne verdrehte die Augen. "Willst du mir einen großen Gefallen tun?" Paddy sah sie an. "Bitte!" "Kann ja sein, das ich es auf meine Stirn tätowiert habe, aber bitte sieh mich verdammt nochmal nicht als FAN! Ich kann das irgendwie voll nicht haben!" Pad sah ihr in die Augen. "Du bist für mich mehr als ein Fan!" Vianne sah ihn verstört an. Bei diesem Gesichtsausdruck brach er in schallendes Lachen aus. "Ich wollte eigentlich sagen, du bist für mich ne Freundin des Hauses, kein Fan!" Vianne lachte leise. "Warum behandelst du mich dann wie einer?" Paddy legte ihr einen Arm um die Schultern. "Vielleicht hast du Recht, und das tue ich wirklich. Wenn es so ist, dann tut es mir echt leid. Das ist nur...weißt du, mit der Zeit lernst du, nicht mehr jedem direkt zu trauen, weil du schon soviel scheiße mit den sogenannten "Fans" erlebt hast. Und irgendwo bist du halt doch einer, auch wenn ich dir glaube, das du keinen Scheiß machen würdest, um uns damit zu schaden. Ich bin ne Zeit lang echt sehr gutgläubig gewesen, aber das ist mittlerweile einem großen Misstrauen gewichen. Ich versuche nicht mehr, von heute auf morgen zu beurteilen, ob mich derjenige, der mir gegenüber steht, mich nur anhimmelt und stolz drauf ist, den Star Paddy Kelly zu kennen, oder ob er mich wirklich als "Mensch" sieht. Bevor ich einen Schritt zu weit mache, mache ich lieber zwei zurück, verstehst du? Mittlerweile geh ich das ganze einfach etwas distanzierter an. Aber dennoch...Tut mir leid!" Vianne sah ihn eine Weile ruhig an. "Schon ok! Du hast ja Recht! Aber du solltest wissen, das für mich der Mensch Paddy Kelly gilt, ja?" Er lächelte. "Das weiß ich! Ich werd versuchen, dich anders zu behandeln, ok? Nur lass mir etwas Zeit!" Vianne nickte. Paddy nahm seine Hand weg und stand auf. Auf halben Weg zum Kleiderschrank drehte er sich nochmal um und grinste. "Bist übrigens verdammt leicht außer Fassung zu bringen." Vianne sah ihn fragend an. "Du bist für mich mehr als ein Fan....?" Fassungslos erwiderte sie. "Hey, augenblick, komm mal von deiner Wolke runter, ja? Ich..." "Vianne!" unterbrach Paddy sie lachend. "Vianne, es war nicht ernst gemeint!" Vianne starrte ihn an, dann mußte auch sie lachen. "Ok, Spinner, hast gewonnen!" prustete sie unter Lachtränen und reichte ihm die Hand. Paddy schlug ein. "Paddy verdammt, kommst du langsam bitte....morgen Vianne....endlich aus den Federn.....Frühstück ist fertig!" donnerte Kathy, die grade zur Tür reingekommen war. Paddy sah Vianne an. "Was hab ich gesagt?" fragte er und wieder wurde das Zimmer von lautem Lachen erfüllt, welches selbst das energische Zuschlagen der Tür übertönte.

Nach dem Frühstück zeigte Trish Vianne das Anwesen. Vianne war beeindruckt. Das Schloss war echt wunderschön. Besonders der Park gefiel ihr sehr gut. Als Trish irgendwann meinte, sie müsse kurz zu einem Termin, blieb Vianne noch an dem kleinen See sitzen und schaute in den Himmel. Es war wunderschön. Sie ließ sich hintenüber ins Gras fallen und machte die Augen zu. Sie dachte an das, was Paddy zu ihr gesagt hatte. Sie verstand ihn gut, sehr gut sogar. Und am meisten schämte sie sich dafür, das sie früher wahrscheinlich wirklich so gewesen war, wie Paddy es beschrieben hatte. Genau diese Fans machten die Kellys kaputt, nahmen ihnen ihre Freiheit, ihre Luft zum atmen. Sie seufzte leise. "Vianne?" Sie machte sie Augen auf und sah in Maites Gesicht, welches sie besorgt musterte. "Was ist los?" fragte sie und ließ sich neben Vianne ins Gras fallen. Diese schüttelte leicht den Kopf. "Ihr tut mir so leid! Paddy hat mir vorhin erzählt, das es ihm schwer fällt, Leuten zu vertrauen, weil er mit den Fans schon zu viel Mist erlebt hat. Ich glaub, ich könnte das nicht, so leben!" Maite sah sie an. "Hat er das im Bezug auf dich gesagt?" Vianne nickte. Maite strich ihr über den Arm. "Glaub mir, Vianne, er meint das echt nicht böse. Paddy ist von uns allen derjenige, der am meisten darunter leidet, eben weil auch die meisten Mädchen hinter ihm her sind. Lass ihm Zeit." "Ach Maite, das kann man ihm wirklich nicht verübeln. Wir sind es schließlich selbst schuld. Wenn ich daran denke, das ich früher ähnlich war, wird mir schlecht. Ich kann ihn verstehen, und das ist es auch nicht, was mich so mitnimmt! Das einzige was ich nicht verstehe ist, warum wir Fans....""Vianne, jetzt zähl dich nicht immer dazu! Du bist nun wirklich nicht diejenige, die uns hier das Leben schwer macht!" unterbrach Maite sie. "Nagut, aber manch andere...euch kaputtmachen und euch eure Freiheit nehmen, ohne es wirklich zu merken!" Maite sah aufs Wasser. "Das versteh ich auch nicht!" Schweigend saßen die beiden nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Irgendwann stand Maite entschlossen auf und reichte Vianne eine Hand. "Weißt du was? Wir stellen jetzt irgendwas an!" Vianne grinste sie an und beschloss ihre trüben Gedanken fortzuschieben. Sie stand auf. "Klar, und was?" Maite sah auf die Uhr. "Lust, shoppen zu gehen?" Vianne sah sie überrascht an. "Immer gerne." Maite hakte sich bei ihr ein. "Dann schaun wir jetzt, ob Trish wieder da ist, und dann sehn wir zu, das wir in die Stadt kommen!" Und Trish war wieder da. Als Maite und sie lachend ins Wohnzimmer des Schlosses stürzten, fläzten sich Trish, Joey und Paddy auf den Couchen und schienen grade eine sehr interessante Auseinandersetzung zum Thema "Gib-mir-jetzt-diese-beschissene-Fernbedienung" zu haben. Maite stürzte auf Trish zu, zog sie vom Sofa und meinte "Wir fahren jetzt shoppen, und du kommst mit!" Trish sah sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. "Wer...und.....ach so, ja klar! Also, wir sind gegen Abend wieder da!" rief sie den beiden verdutzten Jungs zu und die drei Girls verschwanden.
Mit dem Bodyguard Tristan im Schlepptau zogen die drei wenig später durch die Straßen von Köln. Eingehakt machten sie sich über alle möglichen Leute lustig und lachten viel. Plötzlich hielt Maite inne. "Wir haben doch bald Karneval, oder?" fragte sie und ihre Augen bekamen einen merkwürdigen Glanz. Trish nickte "Ja, wenn du 2 Monate als "bald" bezeichnest?!" Maite lachte. "Also, mit dem Aussuchen von Kostümen kann man nicht früh genug anfangen!" "Maite, was hast du...." Trish sah sie an; sie ahnte, das diese Idee wahrscheinlich wieder total verrückt war. Aber Maite zögerte nicht lange und zog die beiden Mädchen in einen Kostümladen. "Na, Kinder, dann sucht euch mal....Moment! Hey, ist das nicht süüüüß????" quitschte sie, kaum hatten sie den Laden betreten und steuerte auf ein Bienenkostüm zu. Vianne sah Trish an und begann langsam zu lachen. Das konnte doch nicht wahr sein! Wenige Minuten später stand eine Biene vor ihnen und strahlte sie an. Explosionsartig lachte nun auch Trish los, als Maite sich einmal um sich selbst drehte und ihre Fühler im Takt mitschwangen. "Nun gut, ich glaub, ich hab auch was gefunden!" ließ Vianne verlauten und verschwand in der Kabine. Wenig später stand ein Schornsteinfeger mitten im Laden. Maite betrachtete sie. "Mhm....nein, das passt noch nicht! Zieh...genau, zieh mal das an!" sagte sie, und reichte ihr ein Froschkostüm. "Na vielen Dank! Soll ich das.....oh Trish, du siehst.....wunderschön aus! Sorry, n anderes Wort gibt's dafür nicht!" Patricia war aus der Umkleide gekommen, in einem Goldweißen Engelkostüm. Selbst der Heiligenschein war vorhanden. Es passte einfach wahnsinnig gut zu ihr. Die blonden Locken krüsselten sich um ihren Kopf und sie lächelte strahlend. "Patti, nimm das mit! Es passt echt gut zu dir, sie hat Recht!" schaltete sich Maite ein und verschwand wenige Sekunden später in der Umkleide. Was danach wieder heraus kam brachte die Stimmung auf den Hochpunkt. Maite hatte ein Rosa Hasenkostüm angezogen, was einen dicken Stummelschwanz und riesige Füße aufwies. Der dicke Bauch des Kostüms, das Hasenzahn Gestell und die Segelohren machten Maite zu einen Wesen, was man einfach in den Arm nehmen musste, - was Trish und Vianne auch gleich lachend taten. Maite sah einfach zum Brüllen komisch aus. "Ok, jetzt brauchen wir nur noch was passendes für Vianne!" sagte Trish, als sie sich wieder beruhigt hatte, und ging auf Erkundungsjagd. Maite runzelte die Stirn, was ihrem Hasenaussehen noch dazu einen Lehrertatsch gab. "Ich glaube, du solltest mal das Eselkostüm da vorne anziehen....nein....verdammt....nein, scheiße, Vianne, versteh das nicht.....Vianne!!!!!!!" schrie sie lachend, als Vianne nach einem Piratendolch griff und auf sie losging. Maite drehte sich um und rannte quer durch den ganzen Laden. Eine wilde Verfolgungsjagd begann - und endete, als Maite in einen Kleiderständer rannte. Sie kugelte sich zwischen einem Affen und einem Clownkostüm auf dem Boden und Vianne ließ vor Lauter Lachen das Schwert fallen. "Maite, nimm mir das jetzt nicht übel, aber das sieht sowas von bescheuert aus, was du da machst!" gluckste Vianne. Doch von Maite war nur noch der Stummelschwanz zu sehen, weil sie versuchte, sich aufzusetzen. Vianne lachte noch lauter. Als Maite endlich saß, hielt sie ein graues Kostüm in der Hand. "Das ich da nicht gleich drauf gekommen bin - eine Ratte! Das wär was für dich!" brummte sie und stand auf. Zu zweit hatten sie die Kostüme schnell wieder auf den Ständer gehängt und kaum waren sie fertig kam auch schon Patricia um die Ecke. "Ich hab was für Vianne gefunden!" "Hey...ja, wirklich, das ist es!" "Meint ihr echt?" "Jaja, zieh mal an!"
Wenig später, nachdem sie bezahlt hatten, staunten die Fußgänger auf der Straße nicht schlecht, als ein rosa Hase, ein Engel und eine Sonnenblume an ihnen vorbeigingen und wenig später in einer Limousine verschwanden.

Auch Paddy, Joey, Angelo und Jimmy bekamen ihre Münder nicht mehr zu, als die drei Gestalten plötzlich vor ihnen standen. Angelo lief rot an vor lauter Lachen. "Was zum Teufel...." "Ist das Vianne?" "Also, wo habt ihr denn das...." "Mhm, also Maite hab ich direkt erkannt!" .... so ging das eine ganze Weile hin und her, bis die drei Girls leicht beleidigt in ihren Zimmern verschwanden, um sich umzuziehen. Vianne beschloss, noch kurz zu duschen und verschwand im Badezimmer. Als sie wieder in ihrem Zimmer war, stellte sie überrascht fest, das Maite auf ihrem Bett lag und schlief. Sie zog sich an und rief dann laut "Hey, Mittagessen ist fertig!" . Maite öffnete erst ein Auge, dein das zweite, und gähnte dann. Sie stand auf. "Um halb sieben? Willst du mich verarschen?" fragte sie trocken. Vianne grinste. "Nee, nur wachkriegen!" Maite lachte. "Ach ja, warum ich eigentlich hier war...ich wollt kochen, und fragen, ob du Lust hast, zu helfen!" Vianne nickte. "Klar, was willst'n machen?" "Pizza!" "Ok...dann lass mal gehen!"

In der Küche saß John und las Zeitung. "Von wegen...die können mich mal am Arsch lecken! Das ist doch die Höhe!" "Na, was schreiben se jetzt schon wieder?" "Ich wär verheiratet!" Maite grinste. "Na, schön wär's!" "Ach, du wieder!" grummelte John und verließ die Küche. "Siehst du, so musst du das machen! So findest du immer deine Ruhe!" sagte Maite und drehte den Schlüssel um. "Also los!" sagte Vianne und rieb sich die Hände. "Gib mir mal das Mehl!" Vianne sah Maite verdattert an. "Maite?" "Ja, was ist?" "Ich wohne hier nicht!" "Ja und?" "Ich hab keine Ahnung wo das verdammte Mehl ist!" "Ups, ich hatte es schon fast vergessen! Also gut! Dann kriegst du jetzt erst einmal ne Einweisung in unsere Küche!" grinste sie und erklärte Vianne unter dem Lauten rufen von draußen alles. "Und hier vorne ist....verdammt Paddy, jetzt halt die Klappe!" brüllte sie plötzlich und öffnete geistesabwesend die Tür. "Was kocht denn ihr schönes???" fragte er neugierig, aber Maite ließ sich gar nicht erst unterbrechen. ".....der Haushaltsschrank, da findest du von A wie Apfelsaft bis Z wie Zahnbürste...." "Maite, seid wann haben wir Zahnbürsten in der Küche?" fragte Paddy entgeistert. "Fiel mir grad so ein!" murmelte sie unwirsch. Pad wandte sich mit einem vielsagendem Blick an Vianne und tippte sich an die Stirn, dann ließ er sich am Küchentisch nieder. "...also, auch egal. Du weißt jetzt also eigentlich alles..." "Ja, nur nicht wo das Mehl ist!" unterbrach Vianne sie und brachte sie halb um den Verstand. "Ähm,....ja, auch gut, das find ich schon!" erwiderte sie und sah sich hilflos um. Dann grinste sie Vianne an. "Wollen wir es nicht doch besser mit Tütensuppe versuchen?" fragte sie. Vianne lachte und meinte dann "Na, von mir aus!" In diesem Moment stand Paddy auf, ging zielsicher auf einen Schrank zu und meinte verschwörerisch "Soll ich euch mal was zeigen?" Die Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn. Paddy riss den Schrank auf und holte eine Mehltüte raus. "Taa-da!" meinte er und grinste. Vianne stand auf und nahm sie ihm aus der Hand. "Also los!" meinte sie und warf ihm eine Schürze zu. "Wie jetzt...?!" fragte Paddy. Vianne sah ihm fest in die Augen. "Na, du hast uns so großartig geholfen, jetzt kannst du auch weiter machen damit!" meinte sie und lächelte gewollt charmant. Paddy ergriff murrend die Schürze und die drei fingen an. Nach einer Weile meinte Vianne. "Sagt mal, wozu brauchen wir eigentlich das Mehl, wir haben Fertigteig?!" Paddy und Maite sahen sie an, als hätte sie ihnen grade eröffnet, das es den Weihnachtsmann nicht wirklich gab, dann brachen sie - wieder mal - in schallendes Gelächter aus. Mit einem fiesen Grinsen griff Pad in die Mehltüte und schmiss eine Handvoll in Richtung Maite. "Dafür!!!" "PADDY!" Maite hustete und wollte ihm die Tüte aus der Hand reißen, was aber nicht so ganz gelang, da Paddy sich nicht direkt zufrieden gab. Eine wilde Mehlschlacht begann und endete damit, das die Tüte zerriß, und zwar genau über Vianne's Kopf. "Sagt mal, wo bin ich hier eigentlich? Jetzt muss ich nochmal duschen!" seufzte sie und grinste gequält. Paddy sah sie an und verzog seine Mundwinkel. "Du siehst aus wie....." "Vianne, nimm mir das jetzt bitte nicht übel, aber das sieht sowas von bescheuert aus!" zitierte Maite lachend den Ausruf, den Vianne im Kostümladen gemacht hatte. "Guck dich doch mal an!" grinste Vianne. "WAS IST DENN HIER PASSIERT?" fragten Trish in Angelo von der Tür her verblüfft. "Ach, eigentlich gar nichts..." Paddy sah scheinheilig zu Boden. Maite strahlte die Geschwister freudig an. "Wir wollten kochen..." Angelo schüttelte fassungslos den Kopf. "Ihr drei seid sowas von unfähig...." Zu fünft hatten sie das Chaos noch bevor Kathy es sehen konnte wieder halbwegs beseitigt und Vianne konnte endlich duschen gehen.
Kaum stand sie mit nassen Haaren und in ein Handtuch gehüllt vor dem Spiegel im Kelly'schen Bad klopfte es. "Ja, herein?!" Paddy stand im Türrahmen. "Ups, sorry, dachte du wärst schon fertig!" Vianne sah kurz an sich herunter ob alles saß, dann nickte sie. "Schon ok!" Paddy trat ein. "Sorry, wollt mich nur kurz entschuldigen, war ja mehr oder weniger meine Schuld, das du aussahst wie so'n Schneemann beim Tauen!" Vianne lächelte. "No Prob! Ich lebe schließlich noch!" sagte sie und ging an ihm vorbei. "Übrigens, die Pizza ist fertig, brauchst nur noch runter zu kommen!" rief er ihr nach, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand, um sich umzuziehen.

"Sag mal, was machst du eigentlich so, wenn du nicht grad wie ne Sonnenblume rumrennst oder Mehlschlachten fabrizierst?" fragte Angelo sie beim Essen. Vianne sah von ihrem Teller auf. "Ich studiere!" Kathy sah sie an. "Echt, was denn?" "Psychologie und Pädagogik!" Angelo lachte. "Was für eine Mischung! Und sonst, wenn du nicht grad paukst?" "Mhm, ich tanze, ich singe, ich bin total oft mit Freunden...was ist?" "Du singst?" kam es aus 3 Mündern gleichzeitig. Scheiße! Daran hätte sie auch denken können. "Naja, ab und zu!" Jimmy fragte: "Und wie sieht's mit Instrumenten aus?" "Klavier und ne Zeit lang hab ich auch Gitarre gespielt.....naja, solange halt, wie ich mit meinem Ex zusammen war." Trish sah auf. "Was hat'n das damit zu tun?" "Er hat mir "Unterricht" gegeben und ich war zum spielen auch eigentlich immer bei ihm! Ne eigene Gitarre hab ich gar nicht!" Paddy grinste. Dann woll'n wir nach dem Essen doch mal gucken, was du so auf dem Kasten hast!" "Och nööö....." Aber es half nichts. Direkt nach dem Essen schleppten Trish, Paddy, Maite, Jimmy und Angelo Vianne in das riesige Musikzimmer im Keller. "Also los...." Angelo öffnete den Flügel und Vianne setzte sich Widerwillens dran. Sie spielte ein Stück, das sie mittlerweile sicher auswendig konnte: "My heart will go on". Danach wechselte sie zu "An Angel" und Paddy fiel mit seiner Gitarre ein. Nach diesem Stück hörte man auf einmal leises Trommeln im Hintergrund und eine Gitarre. "In this grey grey world where nobody sings..." Jimmy begann, "Nanana" zu singen. Paddy setzte sich ans Keyboard und Maite griff sich den Bass, Joey kam reingespurtet und schnappte nach seiner E-Gitarre. Gedankenverloren begann Vianne, den Refrain mitzusingen - ein schwerer Fehler. Nach dem Song kam Trish zu ihr und meinte: "Na, und jetzt sind deine Gesangskünste dran." Vianne lächelte verlegen. Trish sah sie aufmunternd an. "Ich leih dir eins meiner Lieder und sing mit, k?" Vianne nickte. "Was denn?" "Stars fall from Heaven, ich übernehme einfach Maites Part!" Jimmy, der alles mitgekriegt hatte, setzte sich ans Keyboard (oh ha!) und setzte mit den ersten Takten ein, Paddy fiel mit Gitarre ein. Patricia begann zu singen und als ihr Part kam, setzte auch Vianne zögernd an. Dann gab sie sich einen Ruck und ließ ihrer Stimme den nötigen Freiraum: Sie hatte 3 Jahre Gesangsunterricht gehabt, mein Gott! Nur weil die Kels ihr zuhörten war dieses Können noch lange nicht weg. Sie spürte sehr wohl, das Paddy und Maite sie beobachteten, aber sie ließ sich davon nicht weiter beeindrucken. Mitten im Stück stand Angelo auf und suchte eine Begleitungs-CD raus. Kaum waren die letzten Takte des Liedes verklungen, setzte vom CD-Player "First Time" ein. Trish zwinkerte ihr zu, Angelo machte ihr ein Zeichen. Paddy formte mit seinen Lippen tonlos "Sing" und lächelte sie gewinnend an. Vianne begann zu singen und verlor sich ganz in dem Stück. Als es zuende war hatte sie fast das Gefühl, aus einem Traum wieder zurück in der Wirklichkeit zu langen. Paddy, Angelo und Trish klatschten, Jimmy meinte nur "Hey, du bist gar nicht so schlecht!". Paddy wendete sich grinsend an seinen Bruder. "Weißte was, Lino? Ihre Stimme erinnert mich fast an deine vorm Stimmbruch!" Joey nickte. "Das ist mir auch gleich aufgefallen!" Maite zuckte die Schultern. "Laßt es uns doch probieren. Zum Reinkommen mit "Once in a While" und danach könnt ihr euch ja mal an "An Angel" ranwagen." Vianne schüttelte den Kopf. "ich hab irgendwie voll das Gefühl, ich betrete hier fremdes Terrain! Die Songs sind für mich irgendwie alle "Copyright by The Kelly Family". Meint ihr echt?" "Klar!" kam es aus 6 Mündern. Vianne zuckte die Schultern. Die anfängliche Unsicherheit war von ihr abgefallen. "Nagut! Dann brauch ich aber zumindest von Once in a While den Text!" Paddy stand auf und schmiss ihr die Hülle von "Over the Hump" rüber, worin alle Texte standen. Dann nahm er sich seine Gitarre und fragte wenig später "Bereit?" in die Runde. Alle nickten, als letztes Vianne. Das Lied lief wirklich sehr gut, also probierten sie es auch mit An Angel. Vianne kam es irgendwie sehr komisch vor, mit Paddy im Duett zu singen, aber es machte Spaß. Der Höhepunkt des Liedes war zunächst ein bißchen schief, aber es wurde. Als die letzten Töne verklungen waren entdeckte Vianne eine winzige Träne in Trish's Augen. "Du kommst hier so schnell nicht mehr weg! Dich nehmen wir mit auf Tournee!" scherzte sie. Vianne hob abwehrend die Hände. "Vergiss es! Ich hatt schon Probleme vor 6 Leuten zu singen, aber ich werd ganz bestimmt NICHT vor nem Stadion voller Leute "An Angel" anstimmen!" Trish lachte. "Man gewöhnt sich an alles!" sagte sie und zwinkerte.
Barby erschien in der Tür. "Oben läuft "Psycho" vom alten Hitchcok, guckt wer mit?" Joey, Lino, Maite und Jimmy sprangen auf. Trish klopfte ihr auf die Schulter. "War nicht schlecht, echt!" sagte sie und verschwand ebenfalls. Vianne wandte sich auch zur Tür, als hinter ihr ein paar Takte auf dem Flügel erklangen. Sie drehte sich um und beobachtete Paddy. Er hatte eine wahnsinnig harmonische Art, mit den Tasten umzugehen, das hatte sie noch nirgends gesehen. Nun erkannte sie auch die Melodie. Es war "One more Song", ohne Gesangseinlage. Vianne sah ihm zu; sie wußte, Paddy fühlte sich allein, er hatte sie eindeutig nicht gesehen. Sie lächelte. Das Stück war wahnsinnig schön - wirklich ihr absolutes Lieblingsstück der Kellys - aber etwas fehlte. "Paddy?" fragte sie leise. Er drehte sich nicht um, nickte nur. Hatte er doch gewußt, das sie da war? "Da fehlt was!" sagte sie leise und schloss die Tür hinter sich. Paddy sah auf und lächelte; ein Lächeln, bei dem hunderte von Mädchen umgekippt wären. Dann setzte er von vorne an, diesmal mit Gesang. Ohne wegzusehen, ließ Vianne sich auf die Couch fallen und sah ihm zu. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, das er das Lied in diesem Moment nur für sie sang, und, ob sie wollte oder nicht, sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Lautlos liefen sie über ihre Wangen, und der Verdacht, das es diesmal nicht nur am Text lag, ließ sich einfach nicht abschütteln. Nach Jahren sah sie ihn sich heute zum ersten Mal wieder genauer an, beobachtete ihn. Seine gepflegten braunen Haare; seine geschmeidigen Finger; seine blauen Augen, tief wie der Ozean; sein ganzes Gesicht; sein gesamtes Äußeres. Und seine Stimme. Seine wunderschöne Stimme, die einen so mitriß. Vianne schüttelte leicht den Kopf. Sollte sie sich wirklich verliebt haben?
"....when you're young, life is easy, then the table turns around....and then you seam to realize...." Sein Blick streifte sie, er lächelte. Unter Tränen smilte sie zurück. Nach dem letzten Akkord deckte er den Flügel wieder ab und setzte sich neben sie. Er strich ihr einzelne Tränen von den Wangen und legte einen Arm um sie. "Was ist denn jetzt auf einmal los?" fragt er sanft. Vianne fing sich langsam wieder und lächelte ihn an. "Keine Ahnung. Bin nunmal so sentimental-verheult" log sie. Paddy grinste sie an. "Is ja süß! Ich glaub, mit dem Lied kann man dich richtig quälen, was?" Er strich ihr noch einmal über die Wange (wo in ihrem inneren mit einem mal 1000 Feuerwerkskörper zu explodieren schienen) und erhob sich dann. "Irgendwie schon!" Pad reichte ihr eine Hand und sie gingen gemeinsam hoch. Vor der Wohnzimmertür blieb Vianne stehen. Sie wollte jetzt alleine sein. "Ich geh hoch, ich will in mein Bett." Paddy sah sie an. "Ich komm noch kurz mit!" sagte er und die beiden gingen weiter. Vor ihrer Tür blieben sie stehen. Paddy sah ihr ernst ins Gesicht. "Ist echt alles ok mit dir?" Vianne nickte, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. "Ach übrigens, Vianne....du hast es geschafft. Du bist kein Fan mehr in meinen Augen, du bist ne Kollegin!" Sie sah ihn fragend an. "Du singst echt schön!" sagte er nur als Erklärung. "Deshalb sind wir aber noch keine Kollegen, du kennst meine Einstellung!" Er nickte. "Na, dann eben Seelensverwandte!" meinte er und lächelte wieder sein Paddy-Lächeln. Er umarmte sie und wünschte ihr noch eine gute Nacht, dann verschwand Vianne in ihrem Zimmer. Sie lehnte sich von innen an ihre Tür, kniff die Augen zusammen, und biss sich leicht auf die Lippen, während die ersten Tränen über ihr Gesicht rannen. Sie wußte nichtmal, warum sie weinte. Vielleicht war es Hoffnungslosigkeit, weil sie sich sagte, das sie niemals mit Paddy zusammenkommen würde. Vielleicht war es auch Angst, den eben gewonnenen Freund gleich wieder zu verlieren. Auf jeden Fall fühlte sie sich elend, als sie sich auf ihr Bett schmiss und herzzerreißend in ihr Kissen schluchzte.
Patricia, die eben die Tür geöffnet hatte, um nach Vianne zu sehen, hielt mitten in der Bewegung inne und sah ihr einen Moment beunruhigt beim Weinen zu. Dann schloss sie die Tür eben so leise wie sie sie geöffnet hatte und sah nachdenklich zu Boden. Was war denn da los?

Am nächsten Morgen wurde Vianne auch noch zu allem Überfluss von Paddy geweckt, welcher ihr die Bettdecke wegzog. Als sie ihn erblickte wurde ihr sofort klar, das sie aussehen musste, als hätte sie keine einzige Sekunde geschlafen. Paddy sah sie erschrocken an. "Was ist denn mit dir passiert?" Vianne grinste humorlos. "Schlecht geschlafen!" Paddy grinste, ebenfalls etwas schief. "Ups! Naja, wollte nur sagen, das Frühstück in 10 Minuten fertig ist." Vianne lächelte dankend. Sie hatte in dieser Nacht beschlossen, das alles auf sich zukommen zu lassen, einfach mal abzuwarten. Und vor allem: Zu schweigen. Es hatte ja eh keinen Sinn. Als sich die Tür hinter Pad schloss, stand sie auf und zog sich an. Im Bad sah sie in den Spiegel und erschrak. Die dunklen Ringe unter ihren Augen und das von Weinen aufgequollene Gesicht sprach eine ziemlich eindeutige Sprache. Sie griff nach dem Make-up und nach einer 5-minütigen Abdeck-Aktion konnte man ihr wieder einigermaßen ins Gesicht sehen. Unten am Frühstückstisch saßen nur noch Angelo, Pad und Trish, der Rest war ausgeflogen. "Morgen Vianne!" murmelte Lino und Pad sah sie an - und musste grinsen. "Du hast ja beinahe ein Kunstwerk vollbracht!" sagte er. Vianne lächelte etwas lahm und setzte sich unter Trish's kritischem Blick an den Tisch. "Kann ich gleich mal mit dir reden?" fragte Patricia. Vianne sah ruckartig auf, dann nickte sie. Nach dem Frühstück standen die beiden auf und gingen in den Garten. Am See angekommen ließen sie sich ins Gras fallen.
"Ok, du kannst mir nichts verheimlichen. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beobachten, aber ich hab gestern abend noch bei dir vorbei geschaut, weil ich wissen wollte, ob's dir gut geht und warum du um halb zehn ins Bett willst. Und da hab ich dich weinen sehen." Trish sah sie an, griff nach ihrer Hand und zwang Vianne damit, ihr in die Augen zu sehen. "Vianne, was ist denn passiert?" Vianne sah aufs Wasser. Tonlos antwortete sie "Ich hab mich in deinen Bruder verliebt...in Paddy!" Trish lächelte zaghaft. Na, wenn es nur Liebeskummer war... "Na und, wo ist dein Problem?" fragte sie. Vianne schaute auf. "Ach Trish, wenn ich das verdammt noch mal wüßte. Irgendwie hat mich diese Hoffnungslosigkeit, diese Angst ihn mit nem Geständnis zu verlieren, gestern einfach total überrannt!" Trisha sah ihr fest in die Augen. "Hör zu, Vianne, du wirst ihn nur dann verlieren, wenn du nicht mit ihm redest. Pad legt sehr viel wert auf Ehrlichkeit, und glaub mir, du hast schon wieder Pluspunkte, wenn du aufrichtig zu ihm bist. Und außerdem, was macht dich überhaupt so sicher, das du keine Chancen bei ihm hast?" Vianne schämte sich, diesen Gedanken auszusprechen, aber Trisha hatte ihn längst erfasst. "Du meinst, weil er Paddy Kelly ist?" Vianne nickte mit gesenktem Kopf. Trish schüttelte sanft den Kopf und nahm sie in den Arm. "Ach Vianne, du verstößt gerade gegen genau das, worum du Pad noch gebeten hast. Wenn du nicht als Fan gesehen werden willst, warum nimmst du ihn dann als Star? Vianne, du selbst hast doch noch mit ihm darüber geredet, das er für dich als Mensch gilt! Warum verstößt du plötzlich gegen diese Aussage, nur weil es um Liebe geht?" Vianne zuckte hilflos die Schultern. "Weil ich mir nicht vorstellen kann, das er sich in mich verliebt haben könnte. Trish, Tausende von Mädchen lieben ihn! Warum grade ich?" "Vianne, diese Tausend Mädchen kennt Paddy genauso wenig wie sie ihn kennen! Und wenn du dennoch daran zweifelst, kannst du dich bei jedem Menschen, der dich liebt fragen: "Warum ich?". Hab ein bißchen mehr Selbstbewußtsein, Vianne. Du bist klug, du bist hübsch, du würdest von deiner ganzen Art her zu ihm passen!" "Das ist aber noch lange keine Garantie!" "Die hast du nie!" Vianne sah schweigend in den Himmel, so wie sie es schon einmal getan hatte. "Und du meinst, das könnte was werden, ja?" fragte sie dann. Trish hob abwehrend die Hände. "Ich will dazu nichts sagen; was daraus wird liegt in euren Händen. Nur frage ich dich eines, Vianne! Kämest du damit klar, mit jemandem zusammen zu sein, der ständig im Rampenlicht steht, der oft unterwegs ist und kaum Privatsphäre hast? Sein Leben würde dann teilweise auch zu deinem werden! Das solltest du dir gut überlegen. Pad ist in dieser Hinsicht schon oft enttäuscht worden, wenn du meinst, dass du das nicht kannst, dann würde ich ihm diese weitere Enttäuschung ersparen - und dir selbst auch!" Vianne sah sie an. "Ganz ehrlich, ich will und kann für nichts garantieren, aber ich bin in jedem Fall bereit, es zu versuchen!" Trish lächelte aufmunternd. "Dann geh zu ihm und rede mit ihm!" Vianne schaute sie zögernd an. "Trish, du hast Recht. Aber... ich glaube, ich brauche erstmal etwas Abstand, etwas Zeit für mich und zum Nachdenken. Wenn ich darf werde ich die Tage sicherlich wiederkommen, aber ich muss hier erstmal weg. Es ist ja sowieso Sonntag." Patricia nickte. "Ich versteh dich. Wir geben nächsten Samstag ein Konzert in Köln, den Freitag und den Sonntag sind wir auf Gymnich. Ich sag dir das jetzt als Paddys Schwester und als Freundin, du kannst jederzeit vorbeikommen!" Vianne stand auf und umarmte Trish. "Danke!" sagte sie und lächelte. Patricia grinste. "Es tut richtig gut, dich mal wieder lachen zu sehen!" Die beiden gingen eingehakt zurück zum Schloss. "Ach so, und Trish?" "Ja, was ist?" "Ich weiß, das du mit Pad über alles reden kannst, .... aber bitte sag's ihm nicht! Das ist meine Aufgabe!" Trisha lächelte. "Schon klar. Hätt ich sonst mit dir drüber geredet?" Vianne lächelte. "Dann ist ja gut!" Die beiden betraten das Schloß und gingen ins Wohnzimmer. Paddy und Angelo lagen mal wieder vor der Glotze. Trish wandte sich an Vianne. "Verabschiede dich noch, ich ruf Tristan, damit er dich nach Hause fährt." Paddy richtete sich auf. "Du willst gehen?" Vianne lächelte. "Ja, vorerst. Aber sei dir sicher, das ich spätestens Sonntag wieder hier bin!" Er kam zu ihr. "Das hat aber nichts mit....ich meine, du warst gestern abend so fertig....wir haben dir nichts getan oder so?!" Vianne musste lachen. "Um Gottes Willen, nein! Aber ich sollte vielleicht doch zur Abwechslung mal wieder in meiner Bude vorbeischauen. Ich freue mich auch echt schon auf nächstes Wochenende, wenn ich wieder hier bin!" Paddy nahm sie fest in den Arm und strich ihr über den Kopf. "Wir auch!" sagte er dann und machte Maite und Lino Platz, die sich auch noch von ihr verabschieden wollten. Der Rest war ausgeflogen, und so machte Vianne sich mit Trish auf den Weg zum Tor. Trish umarmte sie auch noch kurz. "Und denk dran, Ehrlichkeit..." "....währt am längsten, ich weiß!" grinste Vianne und stieg in den Wagen. Sie winkte Trish noch zu, dann verließ die Limousine das Anwesen und fuhr sie nach Hause.
Trish ging währenddessen wieder ins Schloss. Im Wohnzimmer saß nun nur noch Paddy. Sie setzte sich, Pad sah sie fragend an. "Was ist denn nun wirklich los mit ihr? Du hast doch mit ihr geredet?!" Trish sah ihn ausweichend an. "Ach, das war.....sie hat,....." Pad sah sie von der Seite an. "Ja?" Patricia fing sich wieder und erwiderte offen seinen Blick. "Sie hat Probleme mit einem Freund!" Paddy nickte. "Was ernstes?" Trish schüttelte den Kopf. "Leicht durch ein Gespräch zu lösen!" Paddy lächelte. "Sie ist nett, mhm?" Patricia grinste unwillkürlich. "Jaja, sehr nett...."

In den nächsten Tagen dachte Vianne viel an Paddy, und sprach auch mit ihrer Freundin darüber. Katja sagte ihr in etwa das selbe wie Trish auch und brachte Vianne endgültig dazu, mit Pad zu reden.
Am Donnerstag abend saß Vianne nervös in ihrem Zimmer und beschloss mit gutem zureden von Katja, noch am Freitag nach Gymnich zu fahren. Katja, die mittlerweile ihren Lappen hatte fuhr sie nachmittags hin. Vorm Schloss umarmte sie Vianne und drückte ihre Hand. "Ok Maus, ich bin in Gedanken vollkommen bei dir. Du packst das schon!" Vianne drückte sie dankbar an sich und betrat unter den bösen Blicken einiger Fans den Schloßpark. An der Tür klopfte sie, und kurze Zeit später wurde auch schon geöffnet. "Vianne! Schön, dich zu sehn! Komm rein!" wurde sie von Johnny begrüßt, der mit einem Bügeleisen in der Tür stand. Vianne musste kichern. "Du und Bügeln?" John sah sie verstört an. "Was? Ach so...nö, das ist nur hier, damit Barby es vermisst, wo es sein sollte!" meinte er und zwinkerte ihr zu. Vianne legte ihre Tasche zusammen mit ihrer Jacke auf einen Stuhl während John schon wieder im Wohnzimmer verschwand. In der Küche hörte Vianne Kathy und Trish wegen irgendeiner Kräutermischung streiten. Die mied sie also vorerst. Sie ging ins Wohnzimmer, doch dort lagen nur Lino (war klar!), Maite und John und schauten Fußball. Maite begrüßte sie kurz, richtete dann aber ihr volle Aufmerksamkeit auf den Fernseher... schien irgendein Entscheidungsspiel zu sein. Vianne ging also weiter. Ein Blick in die Bibliothek genügte um zu sehen, das Jimmy in einem Lehnstuhl eingepennt war, und ansonsten nicht viel zu sehen war. In der oberen Etage rannte ihr Barby entgegen, die sie gar nicht wirklich beachtete, sondern wild fluchend nach unten rief um ihr Bügeleisen wiederzukriegen. Die Tür zu Paddys Zimmer war geschlossen, und das "Bitte nicht Stören" Schild hing. Na toll. Erfolg auf ganzer Linie! Sie beschloß, einfach mal ihre Sachen zu packen und sie im Gästezimmer unterzubringen. Kaum hatte sie diesen Gedanken ausgeführt klopfte es an die Tür. Trish steckte den Kopf rein. "Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, das du da bist?!" Vianne lachte. "Scheint fast so, was?" Trish schloß die Tür. "Und, was hat deine Auszeit gebracht?" fragte sie, während sie sich auf die Fensterbank des offenen Fensters setzte. Vianne seufzte. "Eigentlich nichts, aber trotzdem war es gut! Ich werde die nächste Gelegenheit nutzen, um das Gespräch anzuzetteln!" Trish nickte. "Und, warum bist du noch nicht drüben?" "Da stand "Bitte nicht stören"....." Patricia lachte. "Du nimmst auch jede Ausrede dankend an, hä? Naja, ich lass dich mal machen. Kommst mit runter, wollt nen neuen Kräutertee probieren..." Vianne nickte und stand auf. Immer noch besser, als aufs Schicksal zu warten wie ein Karnickel aufs überfahren werden. In der Küche hatte Kathy mittlerweile das Feld geräumt und die beiden setzten sich mit ihren Tees auf die Hocker, um übers Konzert zu quatschen. Wenig später kam Maite mit Lino rein. Beide waren ziemlich still, das konnte nur heißen, das ihre Mannschaft verloren hatte. Jimmy kam gähnend in die Küche und sah in die Runde. "Ich hab gelesen..." "Na, wer's glaubt!" unterbrach ihn Maite. Jimmy sah sie entnervt an. "...das im Kino "Almost Famous" anläuft...hat einer Lust?" Maite und Lino nickten. "Barby kommt bestimmt auch mit." "Na, bestimmt nicht!" grinste John, der grade zur Tür reingekommen war. "Denn ich will mit! Und mit mir die selbe Luft zu atmen, das ist ihr glaub ich heute zuwider!" Trish verdrehte die Augen. "Selbst schuld!" Die Tür öffnete sich erneut und Paddy trat ein. "Ist hier heute Family-Treff, oder was....ach, hi Vianne, wo kommst'n du her?" "Von draußen!" erwiderte Vianne trocken und ließ sich von ihm umarmen! Kathy und Barby, die immer noch ziemlich böse aussah, guckten kurz in die Küche rein und ließen verlauten, das sie nen Termin in der Stadt hatten und erst spät wieder kommen würden. Vianne schaute Maite an. "Wo ist überhaupt Joey?" "Der ist bei seiner Freundin. Kommt erst morgen wieder!" sagte Lino und stand auf. "All Right Guys, was habt ihr vor heut abend?" fragte Pad und griff nach Trish's Tasse, verzog allerdings angewidert das Gesicht, nachdem er einen Schluck genommen hatte. Trish legte Vianne einen Arm um die Schultern. "Also, du hast die Wahl. Jimmy, John, Lino und Maite gehen ins Kino und Vianne und ich gehen in jedem Fall in irgendeinen kleinen Pub und machen uns nen schönen Abend!" Paddy grinste. "Weiberabend?" Trish schüttelte den Kopf. "Nö, wir gucken mal. Männer aufreißen!" sagte sie und zwinkerte Vianne zu. Diese lachte leise; Trish's Idee war gut. Paddy grinste. "Also, das lass ich mir nicht entgehen!" Die Gruppe löste sich auf, und Vianne verschwand in den Musikraum. Sie setzte sich an den Flügel und entdeckte die Noten zu "One more Song". Sie schaute sich die Griffe an und begann ein paar Takte zu spielen, ließ es aber dann doch bleiben. Das war Paddys Sache, ein kleines Heiligtum, welches sie nicht zerstören wollte. Sie spielte anstatt dessen ein paar eigene Akkorde, und wechselte schließlich zu An Angel. Danach deckte sie wieder ab und ging wieder hoch. Die paar Minuten Ruhe hatten ihr gut getan. Trish und Pad standen schon in der Vorhalle. "Ah nee, wo warst'n du wieder?!" sagte Trish. Paddy lächelte sie an. "Gefühle am Flügel ablassen, hab ich Recht?!" meinte er. Vianne nickte und griff nach ihrer Tasche. "Fertig?" Tristan schwenkte die Autoschlüssel und die 4 wollten grade gehen. "Wartet, wir kommen doch mit!" rief Lino mit Maite im Schlepptau plötzlich von oben und fegte die Treppe runter. Trish sah sie fragend an. "Was `n los?" fragt Pad. Angelo winkte ab. "Wenn ich nicht wüßte, das Jimmy männlich ist würd ich behaupten der hat seine Tage! Sollen die zwei doch gucken, was se machen!" meinte er. Im Auto drehte sich Maite zu Vianne. "Du bist doch sicher auch öfter in Köln?! Wohin?" Vianne zuckte die Schultern. Dann schnippte sie mit den Fingern. "Fahr ins "Dreamland"! Das is ne schöne kleine Tanzkneipe wo nicht viel los ist, weil die meisten Jugendlichen E-Werk, Neuschwanstein, Früh oder sonst was vorziehen! Ist an der Rheinuferpromenade!" Tristan nickte und fuhr los. Auf der Fahrt wurde nicht viel geredet, und Vianne starrte aus dem Fenster. Angekommen am Dreamland machten es sich die 7 an der Theke bequem und bestellten erstmal jeder ein Kölsch. Trish, Lino und Maite zog es schnell auf die Tanzfläche. Tristan und Pad unterhielten sich eine Weile, dann ging Tristan raus, mit dem Versprechen, bald wieder da zu sein. Pad wendete sich an sie. "Kommst du morgen mit auf's Konzert?" Vianne zuckte die Schultern. "Wenn ich darf, gern!" Pad grinste. "Klar darfst du, ich kenn zumindest einen, der sich freuen würde!" meinte er. Vianne lächelte. Nach einer Weile kamen Trish und Lino wieder (Maite flirtete mit irgendeinem Typen) und Paddy ließ verlauten: "Ok ihr, ich geb ne Runde Wodka-Bull aus!" Trish trat Vianne unter der Theke gegen's Bein. Ihr Blick sandte eine eindeutige Botschaft: "Hau rein!" Vianne nickte kaum merklich. Nach ein paar weiteren Drinks ergriff Pad ihrer Hand und meinte "Na komm, jetzt stellen wir auch mal deine Tanzkünste unter Beweis!" Trish zwinkerte ihr zu und Vianne ließ sich mit auf die Tanzfläche ziehen. Es lief eine flotte Nummer und die beiden wirbelten über's Parkett. Pad grinste sie an. "Hui, du bringst einen ganz schön außer Puste!" Vianne lachte außer Atem. "Sagt der Richtige!" Als der dritte oder vierte Song durch war, wollten die beiden die Tanzfläche grade verlassen und wieder zurück zu den anderen gehen, da begann "One More Song". Paddy sah sie an und lächelte. "Na komm, der ist für dich!" Er zog sie dicht an sich heran und sie bewegten sich langsam im Takt zur Musik. Vianne sog den Duft seines Hemdes ein und seufzte. Jetzt oder nie. Sie sah auf. Paddy beobachtete sie. Sie sahen sich in die Augen, und sahen fast gleichzeitig weg. Lächelnd legte sie ihren Kopf an seine Schulter.
Trish bekam an der Theke währenddessen einen halben Herzanfall. "Das ist jetzt nicht war!" stöhnte sie. Kurz entschlossen stand sie auf und ergriff Lino's Hand. "Du versagst da unten jetzt bitterlich, kapiert?" meinte sie nur und zog ihn auf die Tanzfläche, direkt neben Paddy und Vianne. Vianne, die den Kopf immer noch an seiner Schulter hatte sah sie an. Trish trat Angelo auf den Fuß. "Verdammt Angelo, dir muss man auch bei allem behilflich sein, was? Mensch, du kannst doch tanzen. Jetzt mach schon!" Fast hätte Vianne gelacht. Trish gestikulierte wild mit den Händen rum und warf ihr immer wieder eindringliche Blicke zu. Angelo dagegen kapierte absolut nicht, was er falsch machte und stierte Trish an, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank. Vianne mußte sich wirklich beherrschen. Trish zeigte ihr unauffällig den nach oben gezeigten Daumen, dann tanzte sie mit Lino, immer noch fluchend, in einer andere Ecke der Tanzfläche. "Sag mal, willst du mich verarschen? Was war denn das jetzt?" Angelo war wirklich böse. Trish grinste ihn an. "Du hast soeben geholfen, die beiden endlich zusammen zu bringen!" Lino's Miene erhellte sich. "Wie, sie auch?" Trish nickte. "Du wußtest es, oder?" fragte sie lächelnd. Angelo nickte. "Er erzählt mir alles!"
Vianne nahm unterdessen ihren Kopf von Paddys Schulter und sah ihn unsicher an. "Könnt ich vielleicht mal mit dir reden?" Pad sah sie an und nickte dann. Er ergriff ihre Hand und sie gingen nach draußen. Der Mond schien auf den Rhein und die beiden setzten sich auf die Mauer am Ufer. "Also? Wie kann man dir helfen?" Vianne sah aufs Wasser. "Ach Pad, ich....da kann man nicht lange drum rum reden. Ich hab mich in dich... ich hab mich in dich verliebt!" Sie sah auf und schaute ihm direkt in die Augen. Er sah sie still an. Dann legte er einen Arm um sie und drückte sie an seine Schulter. Vianne sah zu ihm auf. Verdammt, diese Augen. Sie hätte in diesen Augen versinken können. Paddy lächelte. "Danke!" Vianne löste sich etwas von ihm. "Wofür?" Sie sah ihn fragend an. "Danke, das du mir das abgenommen hast!" Seine Augen strahlten, er lächelte und strich ihr über die Wange. Dann wurde er ernst, beugte sich vor und küsste sie zärtlich auf die Lippen. Vianne's hätte in diesem Kuss untergehen und nie wieder auftauchen können. Als er sich von ihr löste legte sie ihren Kopf an sein Kinn und seufzte. "Ich bin so glücklich!" krächzte sie. Pad nickte leicht. "Ich auch." Sie blieben noch einen Moment so sitzen, dann gingen sie, Arm in Arm, wieder rein. Als Trisha sie entdeckte grinste sie, schloss die Augen und atmete auf. "Danke! Endlich kann ich meine Herztabletten wieder absetzen!" Vianne grinste glücklich. Die fünf tobten noch etwas über die Tanzfläche, lachten viel und ließen sich weit nach Mitternacht von Tristan nach Hause fahren.
Dort angekommen verschwanden Maite und Angelo rasch in ihren Zimmern. Trish ging in die Küche und machte sich einen Tee und Paddy und Vianne blieben in der Lobby stehen. Paddy lehnte sich zu ihr runter und küsste sie. "Du hast die Wahl, Gästezimmer oder bei mir?!" Vianne lehnte sich an ihn. "Ich glaub, das steht nicht zur Debatte!" grinste sie. Hand in Hand gingen sie zu Pad ins Zimmer und kuschelten sich in sein Bett. "Vianne?" fragte Paddy in die Dunkelheit und zog sie an sich. Sie kuschelte sich an ihn und vergrub ihren Kopf in seiner Schläfe. "Ja?" fragte sie. "Ich liebe dich!" Statt einer Antwort küsste sie ihn. Eng an Eng schliefen sie später an.

Am nächsten Morgen wachte Vianne spät auf. Sie spürte Paddys Arme um ihren Körper und lächelte noch bevor sie die Augen geöffnet hatte. Sie drehte sich um und küsste ihn auf die Stirn. "Morgen mein Schatz!" sagte sie. Paddy öffnete die Augen nur kurz und drückte sie an sich. "Guten Morgen!" Vianne fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichts nach und lächelte. Er sah richtig süß aus, wenn er schlief. Plötzlich schwang die Tür auf. "Verdammt Padd....ups! Morgen. Hab ich was verpasst?" Vianne lächelte Kathy freundlich an. "Joaaa....." Kathy grinste und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Egal. Naja, sieh dann halt heute du zu, wie du ihn aus den Federn kriegst, ok?!" Vianne nickte und legte ihren Kopf dann wieder an seine nackte Schulter, während sich die Tür schloss. "Danke! Du hast mich erlöst!" grummelte Paddy grinsend und öffnete endgültig die Augen. Sie sah ihn verträumt an. "Ich liebe dich!" sagte sie leise und er lächelte sie an. "Ich dich auch!" Er küsste sie lange und Vianne ließ sich vollkommen fallen. Paddy strich über ihren Rücken und sie wälzte sich leicht auf die Seite.......und ZACK. "Aua!" murmelte Vianne und rieb sich den Kopf. Paddy lachte leise und reichte ihr die Hand. "Och Häschen, was machst du denn auch?" fragte er und zog sie hoch. Sie strich ihm noch ein letztes Mal über die Wange und zog dann mit einem Ruck die Bettdecke weg. "Tut mir wirklich fürchterlich Leid, aber...." Paddy stand seufzend auf. "Na, wenigstens bist du nicht so grausam wie Kathy!" sagte er, strich ihr über den Kopf und verschwand in Richtung Bad.
Als sie beiden am Frühstückstisch ankamen, ging es los. "Morgen ihr zwei, na, ne anstrengende Nacht gehabt?" fragte Maite in ihrer typischen Zurückhaltung. Vianne gähnte. "Ja, ungemein!" antwortete sie und zwinkerte Maite zu. Barby und Jimmy sahen fragend von einem zum andern. "Was ist denn jetzt schon...." Die Frage wurde beantwortet, als Paddy Vianne küsste und sich dann setzte. Angelo grinste breit. "Also, ich wußte das von Anfang an. Als ich die beiden das erste Mal zusammen gesehen hab war mir klar: Jawoll, das wird was!" Maite nickte. "Ja, ich hatt es auch im Gefühl!" Trish schaltete sich ein, allerdings an Vianne gewandt. "Weiß du noch, was ich dich auf dem Konzert gefragt hab? Als ich die Antwort gehört hab, da wußte ich es auch!" Vianne und Paddy sahen sich verwundert an. Pad zuckte die Schultern. "Mhm, dann wußtet ihr zumindest mal wieder mehr als wir, aber egal! Und jetzt hört auf zu nerven und reicht mir endlich die Brötchen!"

Der gesamte Samstag war Stress pur. Vianne und Paddy waren schon froh, das sie sich nach dem Frühstück erstmal in den Schloßpark verzogen hatten, so hatten sie wenigstens eine Stunde für sich. Danach ging es los: Instrumente wurden zusammen gepackt, Noten gesucht, letzte Besprechungen gehalten. Nachmittags ging es dann zur Kölnarena und als sie über den Rhein fuhren lächelten sich Pad und Vianne in stiller Eintracht an und Vianne drückte seine Hand. In der Halle ging es dann weiter: Aufbau, Stress, Soundcheck. Als sie Kellys zusammen mit Vianne um Viertel vor Acht dann endlich startbereit in der Umkleide saßen hatte Vianne nur noch die Zeit, Paddy zu umarmen, ihm und den anderen viel Glück zu wünschen und sich dann um einen guten Platz zum Zuschauen zu suchen.
Das Konzert war schon in vollem Gange, als Tristan zu Vianne stieß und ihr einen Brief gab. Verwundert öffnete Vianne den Umschlag.

Hallo meine Süße!
Wenn du das hier liest, steh ich grad auf der Bühne. Sorry, das ich heute so wenig Zeit für dich hatte, aber du kennst das ja. Als Entschuldigung hab ich auch ne Überraschung für dich. Ich liebe dich,
Dein Paddy

Vianne steckte den Brief in ihre Tasche und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu, auf der grade "One more freaking Dollar" endete. Mit einem strahlenden Lächeln kam Paddy nach vorne, während sich der Flügel hinter ihm aus der Erde hob. Und Vianne verstand.
"Ok, und den folgenden Song singe ich heute einzig und allein für meine Freundin. Vianne" Er schwieg in den Publikumslärm hinein und sah in Vianne's Richtung. "Danke für deine Unterstützung und ich liebe dich über alles!"
Er setzte sich an den Flügel und begann zu spielen. Und wieder einmal rannen Vianne Tränen über's
Gesicht - doch diesmal waren es Freudentränen!!!


© Ena