Sammy

by Alice hypercolor99@hotmail.com

Es war ein kalter Wintertag. Der Schnee war tief und wunderschön. Der Wind brüllte, und schüttelte die alten Fenster. Die ganze Familie versteckte sich im Schloss. Draussen tobte der Winter, aber drinnen war es warm und gemütlich, das Feuer flackerte im Kamin. Sie hatten alle zusammen Frühstück, die 8 Geschwister, Papa Dan und Sean. Sie dachten ab und zu an den armen Jimmy alleine in Irland... und Jimmy dachte ab und zu an die arme Familie, "alleine" in Gymnich. Die Situation war nicht mehr zu ertragen, und Jimmy meldete sich schon früh am Morgen: "Ich komme heute!"

Angelo fragte skeptisch ins Telefon: "War das eine Drohung oder ein Versprechen?!"

Jimmy lachte, und erwiderte: "Pass auf, was du sagst, Brüderchen, bald bin ich daaa!" und hing ab.

Nach dem Frühstück gingen sie alle zum Haupteingang, Angelo, weil er den Müll raustragen sollte, und die anderen begleiteten ihn zur Tür, einfach um zu gucken, wie es da draussen aussieht. Angelo murrte: "Warum muss es immer MICH sein, wenn es schneit?!" Patricia legte einen Arm auf seinen Schulter, und sagte: "Nicht nur wenn es schneit, kleiner..." Angelo befreite sich genervt und öffnete die Tür...

Der Wind und der Schnee blendete die Familie für einen Moment, aber dann erblickten sie im unendlichen, weissen Meer etwas kohlschwarzes... ein winziges Kätzchen!

"Wie süüüüüüüss!" sagte Barby, und die anderen stimmten ihr zu. Die kleine Katze öffnete ihre riesengrossen, gelben Augen, und schrie ohrenbetäubend: Miaaaaaaaaauuuuuuuuuuuuu!!!!! Barby fand das weniger süss. Maite streichelte die Katze liebevoll, und nahm sie dann in die Armen.

"Also... wir scheinen eine Katze zu haben..." stellte Joey fest. "Genau." sagte Patricia lächelnd, und streichelte das Tier. Es fing an zu schnurren, und erwarb damit noch mehr Fans in der Familie. Es war wirklich klein, höchstens 2 Monaten alt. "Wie werden wir ihn nennen?" fragte Papa Dan, der schon als er Paddys strahlende Augen gesehen hatte wusste, dass die Katze bleiben wird. "Sammy." sagte John entschieden. Die anderen schauten bewundert auf John, der selten so entschlossen war.

"Okay..." sagte Paddy. "aber wieso 'Sammy'?" "Nur so..." erwiderte John. "Er sieht aus wie ein Sammy." Und so wurde der Kater "Sammy" getauft.

***

Angelo liess die Tür offen, als er sich mit dem Müll durch den Schnee kämpfte… vielleicht will die Katze ja doch nicht bleiben - er hoffte jedenfalls darauf, und entschloss sich, Sammy eine letzte Chance zu geben, abzuhauen. Als er zurückkam, war die Familie schon verschwunden, aber ein kohlschwarzer Kater sass am Eingang, und schnurrte laut, als er Angelo erblickte. Angelo schaute sich das neue Familienmitglied an, und fand es schliesslich ganz süss. Er machte die Tür zu, und ging zum Musikraum… von Sammy begleitet.

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Johnny sass wieder mit seinen beliebten Videos zusammen. Die Kamera lag bereit auf den Tisch. Nur die Idee fehlte. Er dachte nach über einen Videoclip - zum Song "By myself but not alone". Aber John konnte nicht lang genug konzentrieren… nach einigen Minuten rutschte er unvermeidlich in seiner Traumwelt zurück. Er schaute aus dem Fenster, sah aber nichts mehr - all die Bilder waren in seinem eigenen Kopf. Dann hörte er plötzlich das Geräusch von der Kamera… er schaute erschrocken hinzu - und sein Blick begegnete Sammys. Er sah auch die blinkende, rote Lampe: REC. Die Katze hatte wahrscheinlich auf die Taste getreten… Sammy tänzelte jetzt wild vor dem Objektiv, versuchte, mit der Kamera zu spielen, und drückte dabei immer mehr Tasten. Johnny musste einfach lachen. "Na, DU bist ja ein Egoist. Dich selbst zu filmen… Sollen wir das im Clip benutzen?!" Als er aber aufstand, erschrak die Katze, und raste superschnell aus dem Zimmer…

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Maite schminkte sich gerade - man muss doch toll aussehen, wenn der fünfte Bruder endlich wieder nach Hause kommt. Man muss einfach SUPERTOLL aussehen… falls der fünfte Bruder seinen Kumpel David mitbringt. David sah nämlich total gut aus, war nett und witzig, 23 Jahren alt - und Maite war von ihm ziemlich begeistert. Sie sass in ihrer selbst eingerichteten Schönheitsecke, und kämpfte mit dem Lippenstift. Plötzlich wurde sie von hinten angestossen, und sie schmierte das Rouge übers ganze Gesicht. Geärgert schaute sie nach hinten: "Heyyy, was war denn das?!" Auf dem Tisch, direkt vorm Spiegel, sass Sammy, und starrte Maite schnurrend an. Sie sahen einander tief in die Augen. "Schau mal, was du gemacht hast, Sam, ich habe meine Schminke verschmiert…" "Jaaa… du siehst ganz komisch aus…" sagte das Gesicht der Katze. "Ich habe dich gerade rausgeschmissen… wieso bist du wieder hier? Warum gehst du nicht zu Paddy, der würde sich bestimmt freuen. Und überhaupt, wie bist du reingekommen?" Die Katze schnurrte weiter, und machte die Augen zu. "Das bleibt mein Geheimnis." verriet das Schnurren. Maite seufzte. "Okay, süsser, du kannst bleiben, wenn du unbedingt möchtest… aber nicht vor dem Spiegel, einverstanden?"

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Joey wusste, dass er trainieren muss. Auch wenn es schneit. Er seufzte, und ging zitternd aus dem Schloss, um ein bisschen zu joggen. Alleine - denn Patricia hatte die Idee für verrückt gehalten. Joey hatte das Gefühl, dass Patricia richtig war. Er machte sich doch auf den Weg. Er joggte durch den Schnee, in seinen Gedanken verloren. Dann hörte er etwas - er schaute herum, und sah die Katze, die ganz ruhig neben ihn joggte. Er lächelte… "Hey, Sammy! Willkommen am Nordpol!" Die Katze warf einen Blick auf ihn, und lief weiter. "Wow, du bist 'ne wirklich sportliche Katze! Hätte ich nie gedacht, dass es sowas gibt… Wieso schläfst du nicht vor dem Kamin?" Sam kämpfte sich entschieden durch den tiefen Schnee. Joey hielt an, und sagte: "Ich bin verrückt, ich rede mit 'ner Katze…" Sammy schaute ihn plötzlich in die Augen - er sah fast verletzt aus, und sein Gesicht verriet alles: "ICH bin verrückt, indem ich DIR zuhöre." Und er verschwand im Gebüsch.

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Paddy sass in dem riesigen, grünen Sessel in seinem Zimmer mit einer Gitarre, und summte leise den neuen Song, der ihn gerade eingefallen war: "Stand your ground… Turn around… You've gotta face it… äh… verdammt… also… You've gotta face it… You've gotta take it… take it… OUW, WER IST DA?!" Irgendwer hielt sich an seinen Haaren fest, und kratzte seinen Hals wild. "Oh, Sammy, hallo!" er grinste, und befreite den entsetzten Kater aus seinen Haaren. Er betrachtete Sam liebevoll: seine neue Katze (egal, was die Familie sagt, schliesslich gehören die meisten Tiere ihm, dachte er, und Sammy scheint das auch zu wissen, oder hat er ihn nicht selbst gesucht?), die sooo cool aussieht… pechschwarz mit glänzenden grünen Augen. WAS?! Grün? Er sah sich die Augen nochmal genau an… keinen Zweifel daran, die sind wirklich grün. Am Morgen waren sie noch gelb. Das liegt wahrscheinlich an dem Licht. Paddy fand es aber total cool - seine Katze hat eine wechselnde Augenfarbe… er war richtig stolz darauf. Er entschloss sich, einen Song über Sammy zu schreiben. Und während er komponierte, schlief der Kater langsam ein…

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Barby malte. Sammy schaute gespannt vom Tisch hinzu. Manchmal warf Barby einen Blick auf die Uhr, sie wartete sehr darauf, Jimmy wiederzusehen. "Hey, Sammy, meine Bilder sind so abwechslungsreich… ich glaube, ich male eine Tänzerin… JA, wieder, nicht auslachen, okay?" grinste sie. Sammy sagte nichts, was eigentlich nicht zu verblüffend war, da Katzen ziemlich selten was sagen. Barby malte ruhig, und sprich die Katze immer wieder an. "Fast fertig… noch ein bisschen von diesem himmlischen Lila…" Aber Sammy musste plötzlich unbedingt vom Tisch runter, und fand den einfachsten Weg… er landete direkt in der Mitte des himmlischen Lilas, und rannte aufgeregt über das Bild. Barby schrie auf: "Oh NEIN! Was hast du gemacht?!" Sammy hielt an, und schaute interessiert auf dem Bild - das jetzt einige schöne Pfotenmarken auf sich hatte. Barby hätte weinen können. Sammy war unsicher, was er jetzt so machen sollte, setzte sich einfach und wartete. "Du hast selber gesagt, dass du noch ein bisschen lila möchtest…" erklärte Sammy ohne Worte. Barby starrte das Bild traurig an. Dann fing sie plötzlich an zu lachen.

"Es sieht eigentlich total gut aus, die Tänzerin mit Pfoten rund um sich herum…" und sie unterschrieb das Gemälde: "Barby Kelly mit Hilfe von Sammy".

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Jimmy stieg müde aus dem Auto. Endlich zu Hause… Kathy sah ihn zuerst, aus dem Fenster, und rannte glücklich zum Eingang. "Hallo! Willkommen im Reich der Kellys!" Jimmy hatte was schwarzes in der Hand - natürlich Sammy! "Schau mal, was ich gefunden hab'! Gehört es uns?" fragte er neugierig. "Ja, seit heute morgen. Die Schlosskatze. Er heisst Sammy." Der Kater schnurrte laut, und seine gelben Augen glänzten…

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Patricia fühlte sich ein bisschen müde. Sie hatte wieder Kopfschmerzen, zum Glück nicht zu heftige. Sie lag auf ihrem Bett, und las ein Buch über Kinderpsychologie.Sie streichelte manchmal das schwarze Bündel neben ihr. Die Katze machte währenddessen komische Geräusche - man kann es nicht Schnurren nennen, eher so ein Grunzen, Grollen, Murmeln, Knurren, Surren… es sollte jedenfalls Freude und Zufriedenheit ausdrücken. Alles war sehr friedlich, bis sich Patricias Ring in Sammys Ohr verfing. Sam miaute laut, und stand entrüstet auf.

"Heeyy… zeig mir nicht deinen Arsch!" lachte Patti ausgelassen. "Oops, Sammy, vielleicht haben wir dir nicht den richtigen Namen gegeben… du bist ja WEIBLICH!" sagte sie erstaunt. "Du bist eine SIE, Sammy… vielleicht sollten wir dich lieber Sissi nennen, ne? Komm, Sissi, schlafen wir ein bisschen!"

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Angelo machte noch ein Nachmittag-Session mit seinen Drums. Die Katze war wieder da. Das nervte ihn am Anfang, aber während des Tages fand er Sammy mehr und mehr sympatisch. "Er ist ganz ruhig, und es ist schliesslich total rührend, dass er so häufig bei mir ist." dachte er. In Wirklichkeit fand Sammy Angelo nicht allzu interessant. Die Drumsticks aber viel mehr. Er guckte fasziniert hinzu, wie sie "sich" so superschnell bewegten. Den ganzen Tag dachte er darüber nach, wie er sie fangen könnte. Am Nachmittag nahm er alle seine Mut zusammen, und machte einen Riiiiiesen-Sprung. Er landete auf den Chimes, und versuchte erschrocken zu balancieren. Angelo hörte auf zu trommeln, und schaute lachend zu. Sam hielt nicht mehr aus und sprang weiter - BOOM - ertönte der Trommel - Sammy erschrak schon wieder.

"Du bist ein begabter Drummer, ich sag 's dir!" lachte das Nesthäkchen, und Sam schiess ihm einen mörderischen Blick.

***

Kathy deckte den Tisch, auf den Sammy sass und sich fleissig waschte. Kathy erblickte ihn nur nach einigen Minuten. "Na, du bist also schon wieder aufgetaucht. Weisst du, du siehst immer grösser aus… wachsen Katzen wirklich so schnell?!" Sammy waschte sich einfach weiter. "Okay, es ist Zeit, die anderen zu alarmieren." Sie ging zur Treppe, und schrie waaahnsinnig laut: "Hey, Geschwister! Es gibt Aaaaabendesseeeeeeeen!!!!!!" Keine Reaktion. "Hmmm, ich muss wohl wieder telefonieren." Sie nahm ihren Handy hervor, und begann ihre Geschwister anzurufen. "Abendessen!" "Mahlzeit!" "Komm fressen!" "Dinner, baby, hurry up!" "Hi, darling, es gibt Esseeen!!!" Und so weiter.

Maite war grad in lethargischer Laune - David war nämlich immer noch sooo weit weg… "Warum hat ihn Jimmy in Irland gelassen?!" dachte sie, und seufzte. Sie machte sich auf den Weg zum Esszimmer. Kathy wartete auf die Familie, und streichelte die Schlosskatze. Papa Dan las friedlich vor dem Kamin. Jimmy kam zuerst, und setzte sich glücklich: "Oh, Mann, bin ich hungrig."

Johnny erschien mit seiner Video-Kamera. "Hey, unser Kater hat sich selbst gefilmt!" "Sie ist kein Kater, sie ist weiblich!" sagte Patricia, als sie im Esszimmer ankam, Katze im Arm. Kathy starrte die Katze ungläubig an: "Aber…" "Hey, guys, Sammy wechselt manchmal seine Augenfarbe!" rief Paddy, und erschien mit eine Gitarre in der Hand und Sammy unterm Arm. Die Katze befreite sich und rannte zum Tisch.

"Schau mal, was wir beide gemalt haben!" es war Barby, die mit einem Blatt Papier mit lila Flecken darauf ankam. "Ach, da bist du, Sammy!" sagte sie, als sie die Schlosskatze neben Kathy erblickte. Maite war die nächste an der Reihe, sie erschien mit verschmierter Schminke - es zählt ohne David sowieso nicht - von Sammy begleitet. "Hi everybody - diese Katze ist wirklich der Hammer - er hat meinen Lippenstift aufgefressen!"

Kathys Gesicht wurde immer blasser. Angelo betritt das Zimmer mit den Worten: "Da-damm, lass mich unseren neuen Drummer vorstellen!" Und Sammy lief auch ins Zimmer, er hielt einen Drumstick vorsichtig im Maul. Joey war der letzte, der ins Zimmer lief. Und neben ihm joggte - eine kohlschwarze Katze…

Als die Geschwister ein bisschen herumblickten, blieben sie alle plötzlich wortlos. Jimmy schaute während der ganzen Zeit interessiert zu. Er fragte dann schliesslich: "Meine liiiebe Familie… wie viele Katzen habt ihr eigentlich aufgenommen?!" "Soweit ich weiss, nur eine…" sagte Maite erstaunt. John zählte nach: "Eins - zwei - drei - vier - fünf - - - SECHS Katzen!" stellte er fest.

"Also deshalb hatte er grüne Augen - es war nicht Sammy.." murmelte Paddy. "Sammy ist also doch nicht weiblich - er hat einfach eine Schwester." dachte Patricia.

"Ich wusste, dass Sammy nicht so gross war…" sagte Kathy, als sie sich die Schlosskatze auf dem Tisch ansah. "Und dieses komische Schnurren… ich hätte es wissen sollen." erinnerte sich Patricia.

"Aber wie… wie sind sie alle reingekommen?!" fragte Joey, als sich all die kohlschwarzen Katzen auf den Tisch versammelten. "Hey, nicht auf meinem Teller treten!" rief Angelo, aber es störte die sechs überhaupt nicht.

"WIE SIND SIE REINGEKOMMEN?" wiederholte Joey seine Frage.

Alle wurden still. Plötzlich fiel es Angelo ein. "Ich weiss es!" rief er. "Ich habe die Tür offen gelassen, als ich den Müll rausgetragen habe!"

"Oh, Mann…" sagte Kathy, und seufzte.

"Aber welcher ist der originale Sammy?" fragte Barby neugierig.

"Meine hat grüne Augen." sagte Paddy.

"Meine ist weiblich." stellte Patricia fest.

"Die Schlosskatze ist zu gross." bemerkte Kathy.

Plötzlich stand Papa Dan auf, der bisher in seinem Schaukelsessel las, und schien das ganze nicht genau mitbekommen zu haben.

"Also... wir scheinen sechs Katzen zu haben. Und wenn sie nicht in einer Minute von dem Tisch verschwinden, dann werde ich sie aufessen. Oder habt ihr ein besseres Angebot? Ich habe nämlich Bärenhunger. Alors... bon appetit, ma petite famille!"


*T*H*E* *E*N*D*


by Alice