The Secret Garden

by Alice hypercolor99@hotmail.com

Ich mach' mir keine Sorgen mehr. Die Situation ist eigentlich ganz normal. Es wohnen immer weniger Leute auf dem Schloss. Immer mehr werden hier nur noch Gäste. Am Anfang... tja, dann war es noch schwer zu verstehen - warum sie alle wegziehen müssen-wollen-dürfen. Ich habe gedacht, dass ich der einzige war, der sich darüber Gedanken gemacht hat. Darüber, dass die Familie irgendwie zerbrechen könnte, und dass wir uns am Ende nur noch auf der Bühne treffen werden. Wenn überhaupt. Ich erinnerte mich noch genau an ein Konzert, wo wir zu sechst auf der Bühne standen. Zu sechst! Ich fragte mich nur, wie es am nächsten Tag aussehen wird. Wenn Paddy lieber malen möchte, als auftreten - hätte ich nie gedacht, dass sowas überhaupt als Möglichkeit vorkommen könnte. Und was ist, wenn ich lieber reiten möchte? Wer würde drummen? Johnny vielleicht? Aber er dreht sicherlich lieber seinen neuen Film - keine Zeit für Performen. Er har seit 5 Jahren eh nicht mehr richtig getrommelt. Der Tag wird kommen, wenn sich 10000 Menschen in einem Stadion versammeln, und beim Konzertbeginn kein einziger Kelly auf die Bühne kommt. Ich dachte viel über sowas nach. Sehr viel. Es machte mich ziemlich traurig, fast depressiert. Wir werden erwachsen, gehen unsere eigene Wege. Und wird aus diesem Projekt, wofür wir unserem ganzen Leben lang gearbeitet, gekämpft haben? Nichts?

Ich mach' mir keine Sorgen mehr. Ich hab' was verstanden. Egal, dass wir erwachsen werden, egal, dass wir unsere eigene Wege gehen - wir bleiben immer eine Familie. Das, und die Musik werden uns immer, immer zusammenhalten.

Ja, es stimmt: "Nothing lasts forever, in this world". Irgendwann werden wir alle sterben. Aber bis dann - bis dann ist alles okay... bis dann leben unsere Gefühle mit uns. Und durch anderen leben sie weiter. Nicht ewig, nein. Aber fast.

Danny, Caroline, Paul - sie waren die ersten. Das hab' ich aber nicht miterlebt, jedenfalls nicht verstanden.

Dann Jimmy - ich war aber erst 9 oder 10 Jahre alt. Ich hab' ihn wahnsinnig vermisst. Und er kam zurück. Vor 3 Jahren haute er wieder nach Irland ab.

Patricia zog in ihre eigene Wohnung.

Kurz danach auch Joey.

Es war in dieser Zeit, dass ich regelrecht Panik gekriegt habe - wenn ich 2 Tage lang im Schloss ziellos rumkursierte, und keinem einzigen Familienmitglied begegnet hab'. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich absolut alleine. Und ich möchte mich nie wieder so fühlen.

Es dauerte einige Wochen, bis ich begriff, dass hier alles okay war. Nichts war schiefgegangen. Wirklich. Etwas zieht uns immer, immer wieder zueinander, egal was passiert. Ich erinnere mir immer daran, wenn ich mich mal schlecht fühle.

Und so mach' ich mir keine Sorgen mehr.

Doch heute - heute bin ich aufgestanden, wieder mir diesem schrecklichen Gefühl in mir. Ich hab' versucht es wegzukriegen, aber nichts hat geholfen.

Nichts blieb mir übrig, als in den Secret Garden zu gehen.

Secret Garden von Frances Hodgson Burnett - das Buch habe ich in meiner Kindheit vielmals gelesen. Es ist etwas ganz besonderes für mich. Die Magie des geheimen Gartens - verzauberte unsere ganze Familie.

Gymnich wurde gekauft, und als wir zum ersten Mal zusammen die Gärten durchwanderten, fanden wir ein kleines Paradies, mit einem hohen, alten Mauer rund um das ganze, und wir seufzten fast alle zusammen: The Secret Garden...

Unser Secret Garden ist der perfekte Ort, ein bisschen nachdenken und die Magie des Lebens fühlen und geniessen zu können.

Niemand weiss mehr, wer den Garten ursprünglich ins Leben gerufen hat. Niemand weiss mehr, wer den Garten mit dem Mauer von der Welt separiert und mit einem ganz besonderem Gefühl überzogen hat.

Niemand weiss mehr, wer den Garten - einfach - verzaubert hat.

Aber als ich den Garten jetzt, in Frühling besehe, spüre ich ein bestimmtes Kribbeln im Bauch. Alles ist im Garten wild, und es sieht trotzdem so aus, als würden unzählige Gärtner hier tagsüber arbeiten.

Die Frühlingsblumen stehen in voller Blüte, der ganze Garten zeigt seine schönste Seite. Tausende Narzissen bewegen sich in dem zarten Wind und bilden ein unendliches, gelbes Meer in einer Ecke. Rote Tulpen, hier und da - die Inseln auf dem Meer. Uralte Eichenbäume stehen still und starr seit Jahrzehnten, Jahrhunderten, und geben Schatten. Efeu klettert auf die Bäume und bedeckt den Boden. Verschiedene Gräser und Kräuter wachsen überall, und die kleinen lila Blüten sind die Veilchen. Gänseblümchen und Löwenzahn sind auch zu finden, und ich entdecke eine kleine Gruppe Vergissmeinnichte unter dem Feigebaum. Die Weichselbäume sehen mit ihren weissen Blumen wunderschön aus. Ich folge dem engen, kleinen Weg, der zum Teich führt, und setze mich am Ufer. Der Teich ist mit Wasserlinse bedeckt, und ich schaue fasziniert zu, als die Schildkröten unerwartet auftauchen. Ich sehe herum, suche die Wildenten, die so gerne hier sind, und erblicke sie in der Nähe der Heckenrose, der mit erstaunlicher Geschwindigkeit wächst und später im Jahr traumhafte Blüten hat. Mein Blick fährt weiter, auf die gelben Rapse neben die Rosen, dann das Gebüsch - Stachelbeere, Johannisbeere......

.....Und plötzlich entdecke ich eine Gestalt, schon ganz weit weg von mir, ebenfalls am Teich sitzend. Ich kann sie nicht genau sehen, ich finde den Weg, der um den Teich läuft, und erreiche nach einigen Minuten die Gestalt - Barby!

Sie sitzt ruhig am Ufer, und malt... oder, besser gesagt, sie hält den Pinsel in der Hand, bewegt sich aber nicht - sie starrt über den Teich, verträumt. Ich gehe zu ihr zu. Sie ist auch hierher gekommen, um ein bisschen nachzudenken. Wir unterhalten uns ein wenig, dann versenken wir beide in unserem Gedanken.

Ich schaue herum - und entdecke noch jemand, der sich durch das Gebüsch kämpft - Paddy! Hinter ihm läuft sein Hund, der uns zuerst erblickt. Paddy kommt grinsend zu uns, und legt sich auf den Gras hin. Er sagt kein Wort.

Einige Minuten später bringt der Wind sanfte Töne überm Wasser, und Paddy: "Das ist Patricias Stimme..." Doch bevor wir Patricia zu sehen kriegen, klettert Sean über dem Mauer, und hält sich an einem Baum fest. Johnny spaziert dem Ufer entlang, und setzt sich unter den Rapsen. Verträumt kaut er ein Gräschen. Als er uns erblickt, lächelt er und macht sich auf den Weg zu uns. Patricia ist inzwischen auch hier, und Kathy erscheint von unter dem Rosengebüsch. Maite erweckt in dem Eichenbaum, und klettert hinunter - sie geht zum Teich, und kommt müde aber lächelnd zu uns. Joey und Jimmy - die beiden werden bestimmt nicht auch hier herumwandern - doch eine halbe Stunde später hören wir ein geräusch im Gebüsch, und plötzlich steht Joey vor uns. Nur Jimmy fehlt - Jimmy, der gerade in Irland ist.......war.........aber jetzt nicht mehr. Unter den Weichselbäumen erscheint auch er, und kommt erstaunt zu uns rüber. Wir schauten verblüfft aufeinander, doch keiner sagt ‘was. Wir liegen friedlich im Gras - zufrieden, glücklich, zusammen.

Und ich mach' mir keine Sorgen mehr.


*T*H*E* *E*N*D*


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