...sometimes I wish I were you...
Stille. Überall. Oder doch nicht?! Da durchbricht ein Schluchzen die Nacht. Es hallt durch den menschenleeren Park, reflektiert an den hohen Mauern und hallt zurück.
Erschrocken hält der junge Mann inne. Was war das? Dann realisiert er, dass das nur sein eigener Schmerz war. Er lässt sich wieder zurückfallen. Liegt mitten auf der Wiese und betrachtet den klaren Sternenhimmel, versinkt in seiner Trauer.
Warum nur, warum? Das hatte er sich schon tausend Male gefragt. Warum hatte er jemals diesen Song geschrieben? Warum wurde genau dieser Song veröffentlicht? Warum? Warum gefiel den Menschen sein Lied so gut? Und vor allem: war er schuld? Hatte er seine Familie zu dem gemacht, was sie heute war?
Tränen laufen aus seinen tiefblauen Augen, fließen über seine Wangen und tropfen dann ins Gras- oder sie beenden ihr trauriges Dasein in seinen Haaren. Er bemerkt sie nicht einmal. Zu sehr hat er sich schon an ihre Anwesenheit gewöhnt. Jeden Tag, jede Nacht, immer er und seine Tränen. Vielleicht waren sie seine einzig wahren Freunde?!
„Patriiiiiiiiiiiiiiick!“ Erschrocken setzt sich der junge Mann auf. Er blickt um sich, sieht seinen kleinen Bruder auf ihn zukommen. „Was gibt’s denn? Kann ich nicht mal ein paar Minuten allein sein?“ ärgerlich funkelt er Angelo an. „Komm mal wieder runter von deiner Palme. Kathy sucht dich verzweifelt. Sie war gerade am Tor und hat erfahren, dass du dich noch nicht blicken hast lassen- du bist doch heute dran- schon vergessen?“ der „kleine“ -eigentlich war er ja mittlerweile schon größer als der Rest seiner Familie- lässt sich neben ihm ins Gras fallen „Komm schon Pad, was ist los mit dir?“ Patrick will ihm eine patzige Antwort geben, überlegt es sich dann doch anders und legt sich wieder hin.
„Glaubst du bin ich schuld?“ endlich ist es heraußen. Steht zwischen ihnen, beängstigend, bedrohend....
„Schuld? Schuld an was? Schuld an unserem Leben?“ Angelo denkt nach, versteht ihn, sucht nach einer Antwort „Ich glaube nicht Pad. Es ist nicht deine Schuld. Genauso wenig, wie es die Schuld von Papa, Kathy oder sonst wem ist...“ es schaut Patrick traurig an „Es ist ihre Schuld! Sie alle da draußen- sie sind schuld!“
Pad will protestieren, doch Angelo ist schneller „Nein, ich meiner mit SIE nicht alle.. ich meine die, die Tag für Tag vor dem Tor sitzen, die die dich überall hin verfolgen, die die dich zu dem gemacht haben, was du heute bist...“ er schaut ihn fragend an. Hatte Patrick das verstanden? Konnte er ihm folgen? Konnte er seine Gedanken teilen?
„Hm... ja, doch... du hast recht... irgendwie...“ Patrick denkt nach, sucht nach einer Entschuldigung. Aber warum????! Warum sucht er immer nach einer Entschuldigung für DIE? Angelo hat recht... sie haben die Schuld. SIE- nicht er!
„Sind sie wirklich so herzlos?“ auch das musste einmal raus. Die Frage liegt ihm schon seit einiger Zeit auf der Zunge, nur hatte er bis jetzt nie die richtige Gelegenheit gefunden, sie zu stellen.
Nun legt sich auch Ansch hin, schaut auf die Sterne, entdeckt eine Sternschnuppe. Er schließt die Augen und wünscht sich, dass seine Antwort wahr ist. „Nein Pad, sie sind nicht herzlos. Sie wissen nur nicht, was sie tun. Sie glauben, sie lieben uns und tun uns einen Gefallen, wenn sie uns das auf ihre überschwengliche Weise zeigen. Sie merken dabei nicht, dass sie uns mit ihrem Verhalten Angst machen und uns damit verändern...“
Er öffnet wieder die Augen, dreht seinen Kopf in Pads Richtung und sieht die Tränen in seinen Augen. Erschrocken sieht er ihn an. Er hatte Pad schon oft traurig gesehen, auch weggetreten, in einer anderen Welt, manchmal auch total ausgeflippt, aber weinen, ja, weinen hatte er seinen Bruder noch nie gesehen. Das war neu für ihn, das machte ihm furchtbare Angst. Also hat auch Pad diese Ängste, diese Gefühle- seine Ängste und seine Gefühle. Pad war ihm schon immer nahe gestanden -näher als sonst ein anderer aus seiner Familie, wohl auch näher als all seine Freunde-, aber er hat nie geglaubt, dass auch sein Bruder das selbe durchmacht wie er.
In dieser Minute, da spürt er das starke Band zwischen ihm und seinem Bruder. Und plötzlich wendet auch Patrick sein Gesicht ihm zu und sieht ihm in die Augen.
Auch Patrick spürt in diesem Moment wieder die Verbindung die zwischen ihm und Angelo. Schon lange hat er das vermisst, dachte auch dieses Gefühl wäre wie all seine anderen positiven Gefühle in den letzten Jahren verschwunden.
„Danke...“ einfach nur danke- aber Angelo versteht ihn. Er lächelt. „Danke dir auch!“ Patrick lächelt und seine Augen fangen wieder zu strahlen an. Angelo bemerkt es und nun steigen ihm Tränen in die Augen. Tränen der Freude- seit Jahren hatte er dieses Strahlen in den Augen seines Bruders gesucht... immer vergebens- bis zu diesem Moment. Um seine Tränen zu überspielen springt Ansch auf „Komm Pad, lass uns zum Tor gehen. Wenn du nicht hinaus gehst, dann wird Kathy wieder sauer und außerdem sind jetzt kaum mehr Leute draußen- in einer halben Stunde schickt Spiro sie so wie so weg.“ Er streckt seinem Bruder die Hand entgegen und zieht ihn hoch.
Lächelnd stehen die zwei Brüder wenige Minuten später vor den Fans. Als die Fotoapparate zu klicken beginnen legt Patrick Angelo einen Arm auf die Schulter und die Fans bekommen, was sie sich wünschen.
Und Pad und Angelo?! Die haben auch, was sie sich wünschen... endlich wieder Freude am Leben und jemand der einen versteht, seine Sorgen mit dem anderen teilt und den anderen auch ohne Worte versteht...
© Rose 15.8.00