Stoff der Träume
(Teil 1)

by Sandra   maria.greinecker@chello.at

 

Es war ein Samstag Nachmittag und irgendwie langweilte ich mich. Es kam in der letzten Zeit öfter mal vor das ich nicht wusste was ich machen könnte. Noch vor einem halben Jahr war ich Tag für Tag stressigen Terminen und Konzerten ausgesetzt und jetzt hatte ich plötzlich so viel zeit für mich und für das was ich gerne tat. Es gefiel mir die Zeit zu haben die ich wollte, doch wusste ich an diesem Tag ganz und gar nicht was ich machen könnte.
Das Wochenende mit Kira zu verbringen wäre schön gewesen, doch diese war gerade jetzt in Rostock um einige Freunde zu besuchen. Tja was wollte ich, ich hatte es ihr ja selbst vorgeschlagen.

Langsam schliff ich mich in die Küche wo ich Patrick mit dem Kopf im Kühlschrank fand. Er erschrak als er bemerkte das ich hinter ihm stand. Kurz sah er mich an und verschwand so gleich wieder mit seinen Blicken im Kühlschrank. Ich hatte heute auch schon nach etwas leckerem Ausschau gehalten, doch Patricia war das letzte mal einkaufen und es waren nun wirklich keine Sachen dabei auf die ich jetzt besonders Lust hatte. Wer aß schon eine Karotte aus Langeweile, da wäre mir ein Stück Schokolade lieber, doch einkaufen wollte ich auch nicht gehen.

Mit langsamen Schritten ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich vor den Fernseher. Ich drehte auf. Oh mein Gott Teletubis, das fehlte mir gerade noch... winke winke... und ich schaltete auf einen anderen Kanal.
Jetzt setzte sich Patrick mit einem Apfel in der Hand neben mich. Er sah fertig aus. Schwarze Ringe unter den Augen schmückten ihn heute. Das sah ja wirklich zum anbeißen aus und ich fragte: "Na, wohl gestern spät ins Bett gekommen." Ich erwartete so einen typischen 'halt doch die Klappe' Blick, doch dieser blieb aus, er murmelte nur schwer verständlich: "Nein eher früh."
Er sah echt zum scheißen aus. Ist jetzt hart gesagt aber man konnte es ganz einfach nicht anders beschreiben. Ich fragte mich nur was er so lange getan hatte. Ach irgendwie wollte ich es dann doch lieber nicht wissen.

Vor lauter Langeweile fing ich schon an Patricias Schönheits Magazine durch zu blättern und wunderte mich gar nicht mehr warum Frauen immer so lange im Bad verweilten. Schon alleine was da alles an Farbe ins Gesicht geklatscht wird müsste schon eine Stunde dauern.
Endlich ein erlösendes Geräusch. Mein Handy klingelte. Es war ein Freund von mir der durch Zufall mal wieder in Köln war. Wir verabredeten und für 10 Uhr Abends um uns zu treffen und etwas zu quatschen.
Was mir an seinem Vorschlag nicht so gut gefiel war das ich Patrick auch mitbringen sollte. Ich ging zwar gerne mit Patrick weg, doch so wie der aussah würde er doch unterm gehen einschlafen. Trotz alle dem fragte ich ihn und er willigte ein. In den letzten zwei Wo-chen entwickelte er sich zu einem richtigen Party Löwen. Er war jeden Tag bis spät in die Nacht fort und am Wochenende ging er von einer Party auf die nächste, dem entsprechend war er dann auch tags über gelaunt. Kaum ansprechbar.
Aber man sollte ja schließlich sein Leben genießen und das tat er jetzt in vollen Zügen. Er genoß es so frei zu sein ohne Termine und sogar die Fans machten ihn nicht mehr so fertig wie noch vor ein paar Wochen.

Wir standen hier auf der Domplatte und wie immer waren auch hier Fans und fotografierten wo es nur ging. Seit wir eine Pause mit Konzerten gemacht hatten wurden die Fans die uns belagerten immer mehr. Nun waren auch schon die hier die früher immer nur an den Konzerten waren. Manchmal fragte ich mich wirklich was daran so besonders ist uns nur einmal zu sehen. Na ja ich kümmerte mich nicht weiter darum.
Sven war schon 10 Minuten überfällig, doch mich störte es irgendwie nicht. Ich war gut gelaunt und war froh überhaupt weg zu kommen. Einige Mädchen wollten sich jetzt nicht nur mit Fotos zufrieden geben und quatschten uns die ganze Zeit an. Anfangs ignorierte ich sie, doch dann gab Patrick und ich ihnen geduldig Antworten auf ihre Fragen. Wir erhofften uns das sie dann gehen würden. Einige taten das dann auch, aber natürlich gab es auch andere.
Es waren wie immer die bekannten Gesichter die noch immer an uns klebten als wären sie sonst nicht komplett, doch auch das konnte mir heute keine schlechte Laune verschaffen. Ich war ganz einfach in Party Stimmung und ließ mir das auch nicht vermiesen.

Endlich Sven kam angelaufen und entschuldigte sich. Wir nahmen es ihm nicht übel, denn er hatte eine Autopanne und das ist nun mal nicht voraussehbar. Wir machten uns auf den Weg in einen angesagten Szene Club.
Gleich am Eingang sah ich ein Mädchen mit der Patrick vor einiger Zeit etwas hatte. Sie war wie auch damals stock besoffen. Genau wie es Patrick damals war. Mir viel auf das ich ihr schon öftermal begegnet war und ich sie noch nie nüchtern sah. Das Mädchen hatte doch auch nur durch ihre Eltern eine Zukunft. Sie alleine würde wohl nie etwas zustande bekommen. Aber was interessierte mich das eigentlich, ich war ja schließlich nicht hier her gekommen um mir den Kopf über andere Leute zu zerbrechen.

Als wir uns einen Platz etwas abseits der Tanzfläche suchten meinte Patrick das er kurz auf die Toilette müsste und verschwand auch schon. Wir setzten uns und unterhielten uns so gut es bei diesem Lärm möglich war. Lange hatten wir dazu keine Gelegenheit, denn da kam dann auch schon wieder Patrick und wir machten die Tanzfläche unsicher. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß, doch nach einer Stunde war ich schon ziemlich ausgelaugt.
Als ich wieder an unserem Platz saß kam dann auch Patrick und wir sahen Sven belustigt zu wie er gerade versuchte ein Mädchen anzubaggern. Er stellte sich wirklich etwas blöd an und ich konnte mich ganz einfach nur darüber amüsieren. Nach dem dritten Versuch hatte eine rothaarige mit nem echt sexy Körper angebissen und sie flirteten miteinander was das Zeug hielt. Ich hätte ja noch gerne weiter zugesehen, doch meine Blase wollte dann doch eher auf die Toilette. Patrick der mir total aufgekratzt erschien kam auch mit, da er so und so nicht still sitzen konnte.
Es war irgendwie schon merkwürdig, vor noch einer Stunde sah er aus als wäre er gerade von den Toten auferstanden und jetzt war er fiter denn je. Aber ich dachte nicht großartig darüber nach.

Als wir uns endlich den Weg bis zu den Klos durchgekämpft hatten war auch Sven wieder bei uns und kam mit. Drinnen während wir unser Geschäft verrichteten fragte Sven schmunzelnd: "Macht es euch etwas aus wenn ich abhaue, aber die braut ist echt der Hammer, wir können uns morgen zum quatschen treffen, denn hier geht das eh nicht so gut." Ich musste lachen, er war noch immer der Alte. Immer den Weibern hinterher, doch ich verstand es. Wenn ich nicht so glücklich mit Kira wäre würde ich wohl nicht anders sein.
Bevor wir gerade zur Tür hinaus wollten sprach uns plötzlich ein kleiner Typ an: "Hey ihr, braucht ihr etwas das für euch die Sonne aufgeht? Hab ne große Auswahl." Sven sah den Gnom etwas verärgert an und meinte nur spöttisch: "Brauchst du leicht was? Hättest vielleicht nichts nehmen sollen, wärst dann vielleicht größer gewachsen."
Ich lächelte. Sven hatte doch wirklich immer einen Spruch parat. Er verabschiedete sich noch von Patrick und mir und verschwand nach draußen. Ich blieb noch stehen und der Typ fing wieder an: "Na du vielleicht?"
Ich sah zu Patrick und erwartete zu hören das ich an so etwas nicht einmal denken dürfte. Mit solchen Drogen könnte man sich ja schließlich umbringen. Doch es kam nichts. Ich überlegte. Es war verlockend.
Der Gnom nahm eine kleine Tüte raus. So viel ich mich auskannte hatte er E und Speed. Ich kannte das Zeug bis her nur vom Fernsehen, da ich bis vor kurzem immer meinte das die Leute die so etwas nehmen ja Selbstmörder sind. Ich dachte immer wenn Drogen dann wenigstens natürliche, denn in so chemischen Zeug wusste man ja nie was wirklich drinnen steckte.
Doch jetzt wo ich die Chance hätte es mal zu probieren, überlegte ich schon nicht auch so ein 'Selbstmörder' zu sein und ihm welche abzukaufen. Es lockte mich doch sehr. "Na was is? Ich hab nicht den ganzen Abend Zeit."
Ich sah noch mal auf die Tüte...


© Sandra


[ Teil 2 ]