Der Traumprinz Teil 2

von Tanytany@bluewin.ch

Einige Wochen nach ihrem wunderschönen Traum, war Barby immer noch gefangen von dem Gedanken an ihren Traumprinzen.Sie sehnte sich sehr nach einem Partner, bisher hatte sie noch keinen richtigen Freund gehabt, da sie ihre Liebe nicht so einfach mal schnell verschenkte. Sie wartete auf den Richtigen. Aber wo war der nur? Sie dachte fast täglich an ihren Traum, der so schön gewesen war und der sich so unglaublich echt angefühlt hatte. Doch hier im Schlosspark würde ihr dieser Traumprinz wohl kaum über den Weg laufen. Manchmal war sie so voller Sehnsucht, wenn sie an ihn dachte und wusste, dass es ihn vermutlich überhaupt nicht gibt.

Barby, die ja für ihr Leben gerne und sehr gut malte, ging seit einem guten halben Jahr in eine Künstlerschule. Sie wollte ihre Techniken vertiefen und auch andere Maltechniken lernen. Es konnte nie schaden, sein Können zu verbessern und immer etwas Neues zu lernen. Der Kurs war immer zweimal wöchentlich, Montags und Donnerstags den ganzen Tag, in einer kleinen Gruppe von 10 Leuten. Sie hatte da wahre Freunde kennengelernt, denen es absolut egal war, dass sie Barby Kelly hiess und zu einer der erfolgreichten Band's in Deutschland um Umgebung gehörte. Sie war einfach die Barby, die in den gleichen Kurs ging und mit der man befreundet war. Sie verstanden sich allesamt supergut.

Und heute war es wieder soweit, es war ein regnerischer Donnerstag im Herbst. Barby war nicht so besonders gut drauf, sie hatte nicht sehr gut geschlafen und ausserdem hatte sie sich noch ein wenig mit Maite gestritten. Sie hatten sich zwar wirklich superlieb und kamen auch meistens gut aus, doch natürlich stritten auch sie sich manchmal, wie es eben Geschwister tun. Es ging im Prinzip immer um Nichtigkeiten, wie heute auch, Maite hatte Barby nur geneckt, weil sie so müde aussah und das nahm sie ihr total krumm. Wenn sie schon so schlecht drauf war, könnte Maite sie doch auch einfach in Ruhe lassen, aber ihre Powerschwester kannte da eben gar nichts. Darum wurde Barby heute morgen mal für einen Moment laut und wütend und Maite neckte sie weiter, anstatt einfach mal ruhig zu sein. Naja, es würde dann am Abend schon alles wieder gut sein, dachte sich Barby, als sie auf dem Weg zur Schule aus dem Auto schaute. Gut, dass sie nicht selber fahren musste, heute wäre das bestimmt nicht gut rausgekommen. Ihre Augen brannten und sie fand die Welt heute irgendwie gar nicht so toll.

Als sie das Zimmer betrat, hatten die meisten Schüler schon an ihren Staffeleien Platz genommen und begrüssten sie fröhlich. Auch an dem Platz, der seit Wochen leer war, sass jemand, ein Mann der offensichtlich neu in diesem Kurs war. Barby lief an den Staffeleien vorbei zu ihrem Platz und sah ziemlich interessenlos zu dem Neuen hin. Doch da stockte ihr der Atem. Das konnte doch nicht wahr sein. Nein, heute war echt nicht ihr Tag, jetzt fing sie noch während des Tages an zu träumen. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Doch als sie sie wieder öffnete, sass der junge Mann immer noch da. Und er sah wie der Traumprinz aus ihrem wundervollen Traum aus, den sie diesen Sommer geträumt hatte und der ihr nie mehr aus dem Kopf ging. Der Mann hatte braune, schulterlange Haare, ein männliches, symphatisches Gesicht und einen Mund zum küssen.

Barby war es überhaupt nicht mehr wohl. Ihr Herz klopfte zum zerspringen, sie konnte sich nicht mehr konzentrieren und ausgerechnet heute ging es ihr doch eigentlich gar nicht gut, sie hatte sich ohne Sorgfalt angezogen, hatte Schatten unter den Augen und fand, dass sie total schlecht aussah. Deshalb verkroch sie sich beinahe hinter ihrer Staffelei und blickte dauernd verstohlen zu dem Mann hin der, wie sich im Laufe der nächsten Stunde herausstellte, Silvan hiess.

Silvan, oh was für ein wundervoller Name, Barby ertappte sich dabei, wie sie den Namen auf ihre Staffelei kritzelte und erschrak dabei. Wie dumm sie doch war, sie konnte sich doch nicht einfach in einen Typen verknallen, mit dem sie noch nicht mal geredet hatte. Vielleicht hatte er eine Stimme wie Donald Duck oder er war arrogant oder vielleicht mochte er gar keine Frauen oder was am allerschlimmsten wäre, er würde SIE nicht mögen!!!

Nach dem Kurs lief Barby so schnell wie sie nur konnte raus auf die Strasse und stieg in das wartende Auto ein, ohne sich nur einmal umzublicken oder sich von ihren Kursfreunden zu verabschieden.

Zuhause lief sie Maite vorbei, die sich gerade für die Neckerei am Morgen entschuldigen wollte. Sie sagte nur kurz Hallo und lief in ihr Zimmer, aus dem sie bis zum Nachtessen nicht mehr wieder herauskam. Auch während des Essens war sie einsilbig und antwortete nur knapp auf Fragen ihrer Geschwister. Deshalb liessen sie sie in Ruhe essen und sprachen sie nicht mehr gross an, denn wenn sie so drauf war, war das das Allerbeste.

Dieses Spiel im Malkurs wiederholte sich nun einige Male. Da Barby sich immer praktisch hinter ihrer Staffelei versteckte und in den Pausen immer schnell zur Toilette oder sonstwohin musste, und am Abend immer gleich zum Auto rannte, stand sie niemals Silvan gegenüber. Vermutlich wusste er noch nicht mal, dass es sie gab. Ach was sollte sie nur tun, ihr Herz brannte lichterloh wenn sie ihn sah oder an ihn dachte. Da er sich auch im Kurs schon mal zu Wort gemeldet hatte, wusste sie, dass er keine Stimme wie Donald Duck hatte, sondern eine wundervolle, männliche, wohlklingende Stimme, die sie natürlich gleich mitliebte. Barby war wirklich verzweifelt, sie wusste nicht mehr, was sie jemals tun könnte, um ihn auf sich aufmerksam machen zu können, da sie sehr schüchtern war und immer die Flucht ergriff, wenn nur die winzige Möglichkeit bestanden hätte, ihm über den Weg zu laufen.

An einem wunderschönen Donnerstag im Spätherbst war dann der Tag gekommen, an dem die ganze Kursgruppe zu Barby nach Hause ins Schloss Gymnich kam. Das war seit Sommer schon abgemacht, als sie schon einmal hier ihren Kurs - Tag verbrachten und sich im Park aufteilten, um die wunderschöne Natur zu malen oder einfach auf sich einwirken zu lassen, um es dann in ein Kunstwerk umzuwandeln. Der Kursleiter hatte alle Hände voll zu tun gehabt, um in dem grossen Park überall nach seinen Schülern zu schauen um ihnen immer wieder einige Tips zu geben oder ihnen einfach über die Schulter zu schauen.

Natürlich war es wundervoll, hier diese mächtigen alten Bäume um sich herum zu haben, die bunten Blumen, viele fröhlich zwitschernde Vögel, das Schloss mit dem Wassergraben, der kleine Teich weit weg vom Schloss, mit einem kleinen Boot darauf und einem winzigen, schrägen, alten Bänkchen am Ufer. Es war wirklich herrlich, doch Natur gibt es natürlich überall, der eigentliche Grund, warum sie hier zusammen kamen war, dass sie dann am Ende des Kurses ein Picknick veranstalteten. Ihr Vater hatte Barby dazu geraten, ihre Freunde mal einzuladen, denn er freute sich, dass es ihr wieder viel besser ging, als vor einiger Zeit noch. Und ein schöner Tag und Abend mit seinen Freunden um sich rum, wirkte immer Wunder für die Seele.

Auf jeden Fall war der Tag im Sommer einfach zauberhaft gewesen und sie hatten sich alle so super verstanden und viel gelacht. Sie hatten Decken auf der Wiese in der Nähe des Teiches ausgebreitet und fein gegessen und viel Spass gehabt. Die anderen Kellygeschwister kamen auch mal kurz dazu und sangen ein paar Lieder, wobei Barby's Freunde kräftig mitsangen. Und damals hatten sie sich entschlossen, immer mal wieder so ein Treffen zu machen, immer wieder irgendwo anders, mal war es beim Lehrer Zuhause, ein paar mal bei einem der Schüler, oder auch schon mal in einem Wald in der näheren Umgebung.

Und heute, an diesem wunderschönen, lauen Donnerstag im späten Herbst, war es wieder soweit. Gymnich war wieder dran und Barby freute sich schon so lange auf diesen Tag. So sehr, dass sie nicht mal mehr daran dachte, dass Silvan ja ziemlich sicher auch dabei war. Und das, obwohl sie doch täglich und nächtlich an gar nichts anderes mehr dachte.

Nun wartete sie voller Vorfreude am Eingangstor auf ihre Kursfreunde und begrüsste jeden von ihnen mit Küsschen. Plötzlich stand Silvan vor ihr, Barby blieb fast das Herz stehen, zum ersten mal sah sie in seine Augen. Sie waren strahlend blau und leuchteten vor Freude. Barby reichte ihm die Hand und stammelte: "Äh Hi, Hi äh äh - Silvan, äh ja, hmmmh, herzlich willkommen."

Nachdem sie diese Worte gesagt hatte, hätte sie im Boden versinken können, so schämte sie sich. Doch Silvan, der immer noch ihre Hand hielt, küsste sie einfach auch auf die Wangen, wie sie es alle untereinander gewöhnt waren. Barby lief rot an und ihr Kopf wurde ganz heiss. Um sich nicht noch alberner zu benehmen, lief sie voran zum Schloss und ihre Freunde folgten ihr.

Nachdem sie alle ein wenig gequatscht hatten und eine Erfrischung zu sich genommen hatten, verteilten sie sich im Schlosspark, um ein paar Stunden zu malen und zu zeichnen. Barby lief zu ihrem Lieblingsplatz, die kleine schräge Bank am Schlossteich. Hier hatte sie schon viele Stunden verbracht und geträumt, gemalt, Lieder komponiert oder einfach ein wenig geschlafen und dabei an ihren Traumprinzen gedacht, der seit ein paar wenigen Wochen sehr real war und Silvan hiess.

Sie sass auf der Bank und sah ins Wasser, sie konnte sich überhaupt nicht auf das zeichnen konzentrieren. Silvan immer nur Silvan, jetzt war er hier im Schloss und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie sah immer nur Silvan's Gesicht auf dem Wasserspiegel, sein wunderschönes, männliches Gesicht, mit diesen blauen Augen und dem herrlichen Mund. In diesem Moment bewegte sich das Wassergesicht und sie hörte seine wohlklingende Stimme, die Hallo zu ihr sagte. Ihr Herz schlug Trommelwirbel und ihr wurde gleichzeitig kalt und heiss und in ihrem Bauch tanzten tausend Schmetterlinge. Silvan stand hinter ihr und als sie erschrocken aufgestanden war, blickte sie in seine lächelnden blauen Augen.

Er war selber auch ein wenig schüchtern und wusste nicht so recht, wie er das Gespräch anfangen sollte. Doch dann nahm er allen Mut zusammen und sagte zu Barby, er hätte sie schon sehr oft während des Kurses beobachtet, wenn sie ganz tief in ihrer Arbeit versunken war. Doch irgendwie hätte sich nie die Gelegenheit ergeben, mal mit ihr ins Gespräch zu kommen, denn immer, wenn er in den Pausen oder nach dem Kurs nach ihr Ausschau gehalten hätte, wäre sie spurlos verschwunden gewesen.

Vor Verlegenheit senkte Barby ihre Augen, da sie ja immer vor IHM Reisaus genommen hatte, obwohl sie total verliebt in ihn war.

Als sie wieder aufblickte, sah sie in Silvans Augen, die sie unglaublich zärtlich anblickten, er lächelte und sagte zur ihr, dass er sie total süss fände, von Anfang an. Barby's Herz zersprang fast vor Glück und sie erwiderte ihm schüchtern, dass sie ihn auch von der ersten Stunde an richtig lieb fand, aber einfach keine Erfahrung in solchen Dingen hätte, da sie sich vorher noch nie so richtig verliebt hatte. Nachdem sie diese Worte gesagt hatte, erschrak sie tief, was sollte er nur von ihr denken, sie hatte ihm ja im Prinzip gerade eben eine Art Liebeserklärung gemacht. Barby wollte am liebsten im Boden versinken.

Doch Silvan nahm ihre Hände und sagte zu ihr, dass es ihm doch genauso ginge und er bis vor kurzem auch nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt hätte, doch das hätte sich geändert, seit er sie das erste mal sah. Er küsste sie ganz sanft auf den Mund und Barby erwiderte seinen Kuss zärtlich. Dann sassen sie schweigend und engumschlungen nebeneinander auf dem alten, schrägen Bänkchen am Schlossteich und blickten auf die glitzernde Wasseroberfläche des Teiches. Das Boot darauf schaukelte lustig hin und her, bunte Herbstblätter flogen hier und da von den Bäumen, die letzten Vögel zwitscherten fröhliche Lieder und der lauwarme Herbstwind umschmeichelte die beiden Verliebten.

Da dachte Barby voller Glück: "Endlich ist er da, mein Traumprinz."

The End