Wenn eine Elfe liebt

by Heidi   Angels.flying@unicum.de

 

Es lebte im späten 18. Jahrhundert ein junger Musiker mit Namen Angelo im irischen Doolin. Angelo war sehr neugierig auf die "Neue Welt", wie er Amerika zu nennen pflegte, doch für immer wollte er dort nicht bleiben, auch wenn die Hungersnot in seinem Heimatland wütete.
Alle seine Freunde waren bereits dort hin geflüchtet, da es viele Krankheiten in Irland während der Hungersnot gab. Schon lange sparte Angelo sein, auf der Straße erspartes Geld, für eine Passage nach Amerika, nach 6 Monaten konnte er sich endlich die teure Überfahrt leisten.

. . .

Früh am Morgen kam er an Bord eines kleinen 2 Masters. Mit ihm kamen 3 Familien, die er bereits seit Kindesbeinen kannte. Auch sie suchten ihr Glück auf dem großen Kontinent.
Alle 3 Familien hatten natürlich ihre Kinder bei sich. Die McManours und die Dawsons hatte je 9 Kinder, und die OŽBriens kamen mit gleich 16, im Alter von 2Monaten bis 19 Jahren. Angelo war mit der 2. Tochter der OŽBriens, der 16 jährigen Grace, verlobt. Bereits als sie erst 13 war, hielt er bei ihrem Vater Miles um ihre Hand an.

. . .

Gegen Abend brach ein Sturm los, der Wind peitschte die Wellen Meterhoch, so dass sie mit einem mächtigen Donnern gegen die Planken des Schiffes schlugen. Angelo versuchte der Mannschaft so gut es ging zu helfen. Er befand sich gerade am Bug des Schiffes, als er eine riesige Welle auf sich zukommen sah.
In seiner Verzweiflung zog er einen seiner Schuhe aus und warf ihn gegen die Gefahr. Die Welle verschwand. Kurz darauf kam eine zweite Welle auf das Schiff zu, Angelo zog sich den anderen Schuh aus und warf auch diesen und das Meer beruhigte sich ein wenig. Doch es dauerte nicht lange, da rollte eine dritte, noch größere Welle auf sie zu, so dass jeder an Deck dachte, dass sie nun alle sterben würden. Ohne zu zögern zog Angelo seinen skean dhu** und warf ihn gegen die Woge.
Kaum hatte Angelo das getan, da beruhigte sich die See, kein Lüftchen wehte mehr, die Wolken verschwanden und die Sterne kamen glitzernd zum Vorschein, so dass sie sich selbst im spiegelglatten Wasser bestaunen konnten.

. . .

Die Mannschaft und Angelo gingen unter Deck, um nach den Familien zu sehen. Kaum hatte Angelo die Kajüte betreten, fiel ihm seine geliebte Grace in die Arme und küsste ihn. Ihre Freude über sein Wohlbefinden war groß.
Plötzlich wurde die einträchtige Ruhe durch ein klopfen gestört. Der Captain öffnete und staunte nicht schlecht. Auf Deck stand ein Reiter auf einem weißen Pferd und fragte, ob Angelo da sei. Zögernd ging dieser zur Tür und erkannte das Wesen sofort, der Windelf. Der Reiter sprach zu ihm: "Angelo, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das Messer, welches du meiner Schwester ins Herz gestochen hast, heraus ziehen würdest!"
Angelo, erstaunt über die flehenden Worte des Windelfs, antwortete: "Ich denke nicht daran dieses Schiff zu verlassen! Es sei denn, du versprichst mir feierlich, dass weder der Mannschaft, den Familien, meiner Liebsten noch mir ein Leid geschieht!" "Das verspreche ich!", entgegnete der Elf.
"Und ich verspreche dir auch, dass ich alle in Cobh, wo meine Schwester lebt, ein glückliches Leben ohne Hunger und Krankheit verbringen könnt!" "So sei es denn!", antwortete Angelo und umarmte zum Abschied seine geliebte Grace, die ihn mit einem sorgenvollen Blick ansah.
Dann ritt er mit dem Windelf davon und verschwand im Nebel. Man hörte nichts mehr von ihnen, bis sie am Strand von Cobh wieder auftauchten. Das Pferd brachte den Strand hinter sich und verschwand in einer Tür in einem Hügel.

Kaum hatte Angelo sich an das Dunkel gewöhnt, blendete ihn ein helles Licht. Es dauerte auch nicht mehr lange, da kamen sie an ein wunderbares Schloß. Der Windelf führte Angelo in ein Zimmer, in dem ein Mädchen lag. Der skean dhu** , den Angelo gegen die gefährliche Woge geschleudert hatte, steckte unter ihrem Herzen und sie schrie vor Schmerzen.
Ihr Blick fiel auf Angelo und sie flehte ihn an: "Komm her und zieh das Messer heraus!" "Das will ich gern tun", entgegnete Angelo, ,,doch erst musst du mir versprechen, dass du weder mir, noch einem Freund oder Angehörigen ein Leid antust!" "Ich verspreche es!", beteuerte die Wasserelfe.
Angelo zog das Messer heraus, und sie war geheilt.
Dann fragte er sie: "Warum hast du versucht uns zu ertränken?" "Weil ich dich liebe! Und da ich dich nicht bekommen konnte, sollte dich auch keine andere haben!", rief sie, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. "So bekommst du mich aber nicht, und du wirst mich auch nie bekommen!", stellte Angelo fest, drehte sich um und wurde vom Windelf zu einem kleinen Haus in Cobh gebracht.

Dort wurde er von Grace empfangen, die ihn glücklich umarmte. Auch die Mannschaft des 2 Masters, die McManours, die Dawsons und natürlich die OŽBriens waren anwesend. Angelo bat GraceŽ Vater um ihre Hand und der willigte auch sogleich ein.
Einige Tage später wurde Hochzeit gefeiert. Beide blieben in Cobh wohnen, sie machten beide gemeinsam Musik und gaben dieses Talent auch an ihr 14 Kinder weiter.

. . .

Die Jahre vergingen und sie wurden nie von Hunger oder Krankheit heimgesucht, ebenso wie ihre Kinder und deren Kinder.
Bis ins hohe Alter sag Grace jeden Tag, wenn sie am Strand entlang ging, das gleiche Lied und der Windelf und die Wasserelfe saßen auf einem Stein, mitten im Meer, und lauschten ihr.

»Cock of the North, with a dream in your hand
My love hase come home to this beautyful land
And he burst through the door with his eyes like the sun
And his kit bagŽs all full of the treasures heŽs won.
A borrowed old broom and a tall orange tail
A bell and a clam and the jaws of the whale.
And my kitchen is full of the smell of he sea
And all the fine things that my love brings to me!«


The End


(** irischer Dolch)


Titel & Text © by Heidi/15th October 2000


© Heidi