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Aktuelle Meldungen bei MM-Physik 22. November 2000 © email: Krahmer |
Pressemitteilung VolkswagenStiftung, 17.11.2000 Europa und Mittelasien im Fokus der Förderung Von Dipl.Biol. Dipl.Journ. Christian Jung
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VolkswagenStiftung in Hannover stellt im
Jahr 2000 rund 190 Millionen Mark für Wissenschaft und
Technik zur Verfügung Das Kuratorium der
VolkswagenStiftung hat auf seiner letzten Sitzung im Jahr
2000 rund 70 Millionen Mark für Wissenschaft und Technik
in Forschung und Lehre bereit gestellt. Darunter sind
auch die ersten Bewilligungen im Rahmen der neuen
Förderinitiativen "Einheit in der Vielfalt?
Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten
Europas" und "Zwischen Europa und Orient -
Mittelasien/ Kaukasus im Fokus der Wissenschaft",
mit denen die Stiftung Regionen in den Blickpunkt
gerückt hat, deren Entwicklung auch für die
Wissenschaft eine Herausforderung darstellt. Mit ihrer
dritten Kuratoriumssitzung in diesem Jahr setzt die
VolkswagenStiftung erneut wissenschaftspolitische Akzente
- und auch das mit Ausstrahlung über Deutschland hinaus.
Zu nennen sind hier insbesondere die neuen Angebote für
die kommende wissenschaftliche Generation: ein
Promotionskolleg Ost/West und ein
regionalwissenschaftlicher Aufbaustudiengang
Mittelasien/Kaukasus. In dem gesamten Fördertopf
enthalten sind rund 50 Millionen Mark, die im Rahmen des
Niedersächsischen Vorab wissenschaftlichen Einrichtungen
und Projekten des Landes Niedersachsen zu Gute kommen.
Bei diesem Teil der Fördermittel handelt es sich
überwiegend um den Gegenwert der jährlichen Dividende
auf die VW-Aktien, der der VolkswagenStiftung aus der
Beteiligung des Landes Niedersachsen an der VW AG
zusteht. "Insgesamt wird die Stiftung im Jahr 2000
somit mehr als 190 Millionen Mark an Fördermitteln
vergeben", resümiert Dr. Wilhelm Krull,
Generalsekretär der VolkswagenStiftung. Mit gut einer
Million Mark unterstützt wird das "Promotionskolleg
für Doktoranden aus Ost- und Westeuropa", initiiert
vom Lotman-Institut für russische und sowjetische Kultur
(Professor Karl Eimermacher) und dem Institut für
Deutschlandforschung (Professor Paul Gerhard Klussmann)
der Universität Bochum. Ziel ist es, zwischen den
Teilnehmern aus Ost- und Westeuropa ein Netzwerk
interkultureller und interdisziplinärer Kommunikation zu
begründen und damit sowohl zur europäischen
Verständigung über wissenschaftliche Fragen als auch
zur Überwindung bestehender Vorbehalte beizutragen.
Damit investiert die VolkswagenStiftung in die Zukunft
Europas und europäischer Wissenschaft, denn über das
Promotionskolleg wird sich eine ganze Bandbreite von
Forschungs- und Kooperationsinitiativen entwickeln
können. "Eine derart strukturierte
wissenschaftliche Kontaktbörse zwischen West- und
Osteuropa gibt es bislang nicht", bestätigt Dr.
Wilhelm Krull. So sollen etwa zwei Drittel der Teilnehmer
aus Osteuropa kommen. Die Ausbildung ist auf zwei Jahre
angelegt, wobei die Kollegiaten in dieser Zeit drei Mal
zu einem je vierwöchigen Aufenthalt in Bochum
zusammenkommen. Dort möchte man den mittel- und
osteuropäischen Kollegiaten auch Wege zeigen,
wissenschaftliche Aufbauarbeit im eigenen Land zu
leisten. So kann diese Form der Ausbildung zugleich dazu
beitragen, den Trend der Abwanderung hoch qualifizierter
Wissenschaftler aus diesen Regionen Europas in westliche
Länder zu stoppen. Die ersten beiden Jahrgänge werden
sich konzentrieren auf die Themen "Kultur -
(Staats-)Macht - Gesellschaft: prägende Konstellationen
und Interaktionen im 19. und 20. Jahrhundert" und
auf "National geprägte Denkformen und
Kulturphänomene im 19. und 20. Jahrhundert und ihre
internationale Überschreitung." Ebenfalls gut eine
Million Mark stellt die VolkswagenStiftung für
"Start und Erprobung des regionalwissenschaftlichen
Aufbaustudiengangs Mittelasien/ Kaukasus" am
Zentralasien-Seminar der Humboldt-Universität Berlin
(Professor Ingeborg Baldauf) zur Verfügung. Damit wird
auf diesem Gebiet in Deutschland eine universitäre
Ausbildung etabliert, die Inhalte und Lehrangebote
verschiedener Disziplinen in einem Studiengang
zusammenführt. Die Teilnehmer sollen sowohl von
deutschen als auch von Lehrern aus der Zielregion
unterrichtet werden. Gleichermaßen wird das Angebot
Studierenden aus der Region Mittelasien/Kaukasus offen
stehen. Solch ein Ansatz bringt es zwangsläufig mit
sich, dass Englisch zweite Arbeitssprache neben Deutsch
ist. Zudem müssen sich die Teilnehmer im Verlauf des
Studiums eine Sprache der Zielregion aneignen. Pro Jahr
sollen 20 Bewerber aufgenommen werden, die bereits über
einen ersten akademischen Abschluss verfügen; die
Ausbildung dauert zwei Jahre. Der neue
Regionalstudiengang gehört zu den wenigen in
Deutschland, die sich auf eine außereuropäische Region
beziehen - und ist für den Raum der ehemaligen
Sowjetunion ein Novum. Beispiele von Bewilligungen im
Rahmen der Förderinitiativen Programm "Zwischen
Europa und Orient" Die VolkswagenStiftung hat die
ersten Bewilligungen ausgesprochen im Rahmen ihrer
Förderinitiative "Zwischen Europa und Orient -
Mittelasien/ Kaukasus im Fokus der Wissenschaft".
Diese Region geriet nach dem Zerfall der Sowjetunion
zunächst aus gesellschaftlichen, politischen und
ökologischen Gründen ins Blickfeld der Öffentlichkeit;
die Stiftung trägt nun dazu bei, auch das
Forschungsinteresse an Mittelasien und dem Kaukasus zu
stärken und die Wissenschaft in der Region aktiv zu
unterstützen. Dabei soll nicht zuletzt die Vernetzung
deutscher mit in der Region arbeitenden Wissenschaftlern
vorangetrieben werden. Ein Beispiel für eine Erfolg
versprechende Förderinitiative ist das Projekt
"Bergbaubedingte Schwermetallbelastungen von Böden
und Nutzpflanzen in einem Bewässerungsgebiet südlich
von Tiflis/Georgien". Dem Zentrum für
Internationale Entwicklungs- und Umweltforschung der
Universität Gießen und dem Institut für Bodenkunde der
Agraruniversität Tbilissi in Georgien werden dafür
364.000 Mark zur Verfügung gestellt (Federführung:
Professor Jürgen Felix-Henningsen). In dem Vorhaben geht
es um die Gefährdung ausgedehnter landwirtschaftlich
genutzter Flächen durch die Ablagerung
schwermetallhaltiger Schwebstoffe, die aus Abraumhalden
einer Edelmetallmine stammen und sich vor allem auf Grund
jahrelanger Bewässerung in den Oberböden angereichert
haben und weiter anreichern. Wegen der kontinuierlichen
Anhäufung der Schadstoffe in den Nutzpflanzen besteht
eine große Gefahr für Mensch und Tier. Die
kooperierenden Wissenschaftler wollen zunächst einmal
die Belastung der Böden erfassen, damit im Anschluss auf
einer gesicherten Datenbasis politische Entscheidungen
sowie ökonomisch und ökologisch vertretbare Maßnahmen
zum Schutz der Böden und der Nahrungskette getroffen
werden können. 675.000 Mark erhält das Geographische
Institut der Universität Gießen (Professor Ernst Giese)
für das Projekt "Wasserverknappung,
Wassernutzungskonflikte und Wassermanagement in
Trockengebieten Zentralasiens". Hintergrund sind die
sich in Zukunft nach Einschätzung vieler Experten
abzeichnenden weltweiten Auseinandersetzungen um die
Ressource Wasser, unter anderem bedingt durch das
vorzeitige Versiegen von Flüssen beziehungsweise
Verlandungsprozesse selbst großer Seen - wie in der hier
untersuchten Region Zentralasiens. Ein Problem ist auch,
dass mit der Verknappung des Rohstoffs Wasser unter
anderem eine erhebliche Verschlechterung der
Wasserqualität einher geht, was mehr Erkrankungen und
eine höhere Kindersterblichkeit mit sich bringt. Im
Rahmen des Projekts sollen daher die Auswirkungen der
Wasserverknappung auf Mensch, Umwelt, soziale Lage und
Wirtschaft untersucht werden; ebenso wird
Ursachenforschung betrieben. Drittes Ziel ist es,
Lösungen zu finden, die zu einer Verbesserung der akuten
Situation führen und die mittelfristig die
Wasservorräte schonen helfen können.
Untersuchungsgebiete sind das Issyk-Kul-Becken in
Kirgistan, das Ili-Balchasch-Becken in Kasachstan und das
Tarim-Becken im chinesischen Xinjiang. Des Weiteren in
dem Programm "Zwischen Europa und Orient"
gefördert wird mit rund 650.000 Mark das Vorhaben
"'Zerrspiegel': Die Sicht der Russen auf die Völker
Mittelasiens und des Kaukasus und umgekehrt: die Russen
in der Sicht muslimischer Autoren aus Mittelasien und dem
Kaukasus" am Institut für Orientalistik der
Universität Halle-Wittenberg (Professor Jürgen Paul).
Dabei ist rund die Hälfte des Geldes für die
ausländischen Projektpartner in St. Petersburg, Baku und
Taschkent vorgesehen, mit deren Hilfe der jeweilige Blick
auf den Anderen erfasst werden soll. Schwerpunkt
"Einheit in der Vielfalt" Vor dem Hintergrund
der Chance einer - neu zu definierenden - Einheit und
Identität Europas möchte die VolkswagenStiftung mit
ihrer Förderinitiative "Einheit in der Vielfalt?
Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten
Europas" historische und gegenwartsbezogene
Forschungen zum östlichen Europa anstoßen, die die
Vielfalt und Heterogenität dieses Kulturraums in den
Blick nehmen und zugleich dessen Verbindungen und Bezüge
zum übrigen Europa beleuchten sollen. Auch hier wurden
jetzt die ersten Bewilligungen ausgesprochen. Gefördert
mit 555.000 Mark wird das Gemeinschaftsvorhaben
"Deutsche und ostmitteleuropäische
Europa-Pläne" der Historischen Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Professor
Winfried Schulze) und des Instituts für Europäische
Geschichte in Mainz (Professor Heinz Duchhardt). Ziel des
Projekts ist es, die in Deutschland, Polen und Ungarn im
19. und 20. Jahrhundert entstandenen Europa-Pläne
wissenschaftlich zu erfassen und zu analysieren. In
diesen Plänen sind bereits all jene Momente enthalten,
die heute "Europa" ausmachen: das Konstrukt der
Wertegemeinschaft, das Bemühen um gemeinsame
Institutionen und Symbole, die Vorstellung eines
einheitlichen, durch Grenzen nicht mehr entscheidend
behinderten Wirtschafts- und Lebensraumes. Das besondere
Augenmerk wird auf dem Zeitraum zwischen dem Wiener
Kongress und dem Zweiten Weltkrieg liegen. In den
genannten Schwerpunkt der VolkswagenStiftung fällt auch
das mit knapp 500.000 Mark unterstützte Projekt
"Diktaturbewältigung und nationale
Selbstvergewisserung an der Semi-Peripherie Europas:
Geschichtskulturen in Polen und Spanien im
Vergleich" am Geisteswissenschaftlichen Zentrum
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in Leipzig
(Professor Stefan Troebst). In diesem Vorhaben suchen die
Wissenschaftler Antwort auf die Frage, inwieweit es in
den beiden Ländern Polen und Spanien nach Ende der dort
herrschenden autoritären Systeme zu einer Angleichung an
politische, kulturelle und ökonomische Standards der
Europäischen Union gekommen ist - und damit letztlich
auch an das heute von der EU verkörperte Wertesystem.
Der Vergleich beider Länder ist vor allem deshalb
Erkenntnis versprechend, da sie struktur- und
politikgeschichtliche Ähnlichkeiten aufweisen.
Untersuchungsgegenstand ist auch die wechselseitige
Wahrnehmung in beiden Ländern. Um Diktaturen geht es
auch in dem deutsch-rumänischen Kooperationsvorhaben
"Nationalkommunismus und Minderheiten in Rumänien
1944 bis 1953", angesiedelt am Historischen Seminar
der Ludwig-Maximilians-Universität München (Professor
Edgar Hösch), das mit rund 340.000 Mark gefördert wird.
In diesem übergeordneten Kontext zu sehen ist auch das
Projekt "Die Systemfunktion der Gemeinden im
NS-Regime. Kommunale Verwaltung und politische Herrschaft
im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben/Neuburg 1933 bis
1945". Dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste
Geschichte der Universität Augsburg (Professor Andreas
Wirsching) werden dafür 144.000 Mark zur Verfügung
gestellt. Schwerpunkt "Dynamik und Adaptivität
neuronaler Systeme" Die grundlegenden Mechanismen
der Informationsverarbeitung bei der Wahrnehmung eines
oder gleichzeitig mehrerer Objekte mit ihren
unterschiedlichen Eigenschaften sind immer noch nicht
verstanden. Sieht man beispielsweise einen rollenden
grünen Ball, werden in unterschiedlichen Bereichen des
Gehirns eine Reihe "neuraler Codes" aktiviert,
die den verschiedenen Eigenschaften des Gegenstandes
entsprechen - etwa Farbe, Form, Bewegung. Oftmals ist das
Gehirn jedoch mit der gleichzeitigen Wahrnehmung mehrerer
solcher oder anders verlaufender Ereignisse konfrontiert.
Das wirft die Frage auf, wie die Zuordnung der einzelnen
neuralen Codes zu einem bestimmten Ereignis möglich ist;
wie das Gehirn letztlich auch in der Lage ist, aus einer
Fülle an Einzelereignissen eine logisch erscheinende
Momentaufnahme zu erstellen. Dieses so genannte
Bindungsproblem ist derzeit Gegenstand zahlreicher
neurobiologischer Forschungsaktivitäten. Dabei geht es
zum Beispiel darum, welche Bedeutung das zeitlich
synchrone "Feuern" der Neuronen hat. In diesem
Kontext bewegt sich das Gemeinschaftsvorhaben
"Dynamik neuronaler Zellverbände - experimentelle
und theoretische Untersuchungen", für das das
Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt/Main
und das Institut für Medizin am Forschungszentrum
Jülich von der VolkswagenStiftung insgesamt rund 1,4
Millionen Mark erhalten. Untersucht werden im Rahmen
dieser Kooperation - und das auf experimenteller und
theoretischer Ebene - speziell die Beziehungen zwischen
neuronaler Synchronisation und Wahrnehmung
beziehungsweise der Gedächtnisleistung beim Rhesusaffen
(Frankfurt) und bei der Ratte (Jülich). Das Vorhaben
wird von drei jungen, hoch qualifizierten
Wissenschaftlern getragen: Dr. Matthias Munk und Dr.
Sonja Grün in Frankfurt und Privatdozent Dr. Andreas K.
Engel in Jülich. Schwerpunkt "Intra- und
intermolekulare Elektronenübertragung" Im Rahmen
dieser seit 1993 bestehenden Förderinitiative der
VolkswagenStiftung werden weitere fünf Vorhaben mit
insgesamt knapp zwei Millionen Mark gefördert. Eines
davon trägt den Titel "Multi-frequency EPR-studies
of electron-transfer processes in photolyases and
cryptochromes" und ist am Institut für
Experimentalphysik der Freien Universität Berlin
angesiedelt. Dabei geht es zum einen um DNA-Photolyasen:
Reparaturenzyme, die durch ultraviolettes Licht
verursachte Schäden am Erbmaterial beheben. Sie bestehen
im Wesentlichen aus zwei Komplexen: Der eine fungiert
dabei als Lichtsammler, der andere (FAD) ist essenziell
für den Reparaturprozess. Mit den Photolyasen
offensichtlich "verwandt" sind die erst vor
vier Jahren entdeckten Blaulicht-Photorezeptoren in
Pflanzen und Säugetieren, die "Cryptochrome".
Sie benutzen ebenfalls den FAD-Komplex. Daher ist zu
vermuten, dass der grundlegende Mechanismus für das
Sammeln und Umwandeln des Lichts bei Photolyasen und
Cryptochromen derselbe ist. Die Cryptochrome haben jedoch
keine Reparaturfunktion, sondern spielen eine Rolle bei
den Tag-Nacht-Rhythmen der Lebewesen. In dem mit 372.000
Mark ausgestatteten Forschungsvorhaben unter der Leitung
von Dr. Stefan Weber geht es nun darum, sowohl bei
Photolyasen als auch Cryptochromen den Zusammenhängen
zwischen Struktur, Dynamik und biologischer Funktion auf
den Grund zu gehen. Schwerpunkt "Konstruktionen des
'Fremden' und des 'Eigenen'" Insgesamt knapp drei
Millionen Mark erhalten fünf Projekte, die sich im
Rahmen dieses Schwerpunkts mit den Prozessen
interkultureller Abgrenzung, Vermittlung und
identitätsbildung auseinander setzen. Mit 870.000 Mark
gefördert wird ein Kooperationsprojekt des Instituts
für Ethnologie der Universität Göttingen (Professor
Gordon Whittaker / Dr. Lydia Haustein) und des College of
Art der University of Science and Technology im
ghanaischen Kumasi (Professor Joyce Janet Stuber).
Gemeinsam untersuchen die Wissenschaftler die "Rolle
der Bilder bei der 'Inszenierung' kultureller
Identitäten in den Medien". Hintergrund ist, dass
bedingt durch die derzeit rasant zunehmenden
Kommunikationsströme und den weltweit problemlos
möglichen Informationsaustausch - Beispiel: Internet -
kulturelle Selbsteinschätzungen und Identitäten immer
weniger durch traditionelle Sitten, Riten oder Gebräuche
gewonnen werden, sondern aus einem schier
unerschöpflichen Arsenal digitaler Bilder- und
Informationsfluten. Um die auf diesem Weg vermittelten
Bilderwelten geht es, um die Beeinflussung der
kulturellen Identitäten. Dabei soll der Blick gerade
auch gerichtet werden auf die kommerziellen Bilderfluten
der neuen Medien mit ihrer weltweiten Präsenz - etwa
MTV-Sendungen, Millennium-Events oder die
Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Schwerpunkt
"Recht und Verhalten" In diesem inzwischen
beendeten Schwerpunkt wurden die letzten fünf
Bewilligungen in Höhe von insgesamt gut drei Millionen
Mark ausgesprochen. 780.000 Mark erhält das
Sozialwissenschaftliche Institut, Lehrstuhl für
Soziologie II der Universität Düsseldorf (Professor
Karl-Heinz Reuband) für die Untersuchung der
"Determinanten und Wirkungen kommunaler
Drogenpolitik auf Bevölkerung und Konsumenten in
Abhängigkeit von der strafrechtlichen Praxis,
polizeilicher Rechtsdurchsetzung und politischem
Diskurs". Ziel des Projekts ist es, die Beziehungen
zwischen rechtlichen Vorgaben, strafrechtlicher Praxis,
drogenpolitischem Diskurs, Verbreitung des Drogenkonsums
und der Einstellung der Bevölkerung gegenüber Drogen zu
analysieren. Dabei geht es um die Frage, wie bestimmte
Normen und die Geschichte des Drogenproblems
Einstellungen prägen und Verhalten bestimmen - auch im
Vergleich mit anderen Ländern. Woran liegt es
beispielsweise, dass der Drogengebrauch unter
Jugendlichen Anfang der siebziger Jahre in Schweden bei
einer Verschärfung und zu gleicher Zeit in den
Niederlanden bei einer Liberalisierung der
Rahmenbedingungen jeweils zurückging? Das Projekt
konzentriert sich auf fünf deutsche Städte, darunter
Kiel und Hamburg als Repräsentanten einer liberalen
sowie Stuttgart und München als Repräsentanten einer
repressiveren Drogenpolitik; zugleich Dresden als ein Ort
in den neuen Bundesländern, in denen sich Drogenkonsum
derzeit erst entwickelt. Mit 500.000 Mark in diesem
Schwerpunkt gefördert wird das Vorhaben "Ärztliche
Leitlinien: Professionelle Normbildung, Recht und
Empirie" am Institut für Gesundheits- und
Medizinrecht der Universität Bremen (Professor Dieter
Hart). Hier wird der Entwicklung Rechnung getragen, dass
in den vergangenen Jahren rund Tausend neue Leitlinien
für Ärzte aufgelegt wurden, die ärztliches Handeln
erleichtern sollen. Im Verbund wollen Wissenschaftler aus
der Medizin, der Psychologie und den Rechtswissenschaften
nun klären, welche Rolle die Leitlinien im Hinblick auf
die Qualitätssicherung, die Festlegung ärztlicher
Versorgungsstandards und den Patientenschutz spielen -
wie letztlich aber auch Richter mit den Bestimmungen
umgehen, und welche Bedeutung die Richtlinien und damit
auch der medizinische Sachverstand für rechtliche
Entscheidungen haben. Weitere Förderungen außerhalb der
Schwerpunkte und Programme Im Falle besonderer
wissenschaftlicher Qualität und Originalität des
Vorhabens fördert die VolkswagenStiftung Vorhaben
außerhalb der von ihr festgelegten Schwerpunkte und
Programme. Ein Beispiel ist das an der Universität
Hannover angesiedelte Gemeinschaftsprojekt zur
Abwasser-reinigung an verstädterten Orten von
Professorin Sabine Kunst, Institut für
Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik, sowie
Professorin Hille von Seggern, Institut für
Freiraumentwicklung und Planungsbezogene Soziologie. Die
Wissenschaftlerinnen sind auf der Suche nach einem
ökologisch-ökonomisch sinnvollen Umgang mit Abwasser,
nach einer naturnahen Abwasserreinigung - etwa mithilfe
von Pflanzenkläranlagen oder natürlicher Abwasserteiche
an Stelle der vielerorts typischen Kläranlage. Der
Ansatz der Forscherinnen ist interdisziplinär; sie
führen wasserwirtschaftliche, biologische,
landschafts-ökologische und freiraum-architektonische
Aspekte zusammen. Zudem soll die Bevölkerung in die
Diskussion über eine umweltverträglichere
Abwasserbeseitigung einbezogen werden. Als Praxisbeispiel
dient die verstädterte Ortschaft Groß Mahner im Raum
Salzgitter. Die VolkswagenStiftung stellt den
hannoverschen Wissenschaftlerinnen insgesamt rund 750.000
Mark zur Verfügung. Ebenfalls außerhalb der
thematischen Schwerpunkte mit 530.000 Mark gefördert
wird das Projekt "Diversität, Dynamik und
Strukturierungsmechanismen arborikoler
Arthropodengemeinschaften gestörter und primärer
Waldökosysteme im temperaten Mitteleuropa" am
Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie am
Biozentrum der Universität Würzburg (Dr. Andreas
Floren). Das Wissenschaftlerteam beschäftigt sich hier
mit Biodiversitätsforschung in den Baumkronen unserer
Breitengrade. Ziel ist es zum einen, deren Bedeutung als
Ganzes für ein funktionierendes Ökosystem näher kennen
zu lernen. Von Interesse sind dabei vor allem die
vielfältigen Interaktionen zwischen den dort lebenden
Gliedertierchen - etwa Ameisen, Käfer, Geradflügler,
Schlupfwespen oder Spinnen. Als Vergleich dienen
vorausgegangene Untersuchungen in südostasiatischen
Tieflandregenwäldern. Zudem wollen die Forscher konkret
bestimmen, welche Auswirkungen Eingriffe des Menschen auf
die Struktur des Waldes und auf die Artenzusammensetzung
in den Baumkronen im Besonderen haben. Die Untersuchungen
erfolgen im polnischen Bialowieza-Nationalpark, dem
einzigen größeren Tieflandurwald Mitteleuropas, sowie
zum Vergleich in nahe gelegenen Wirtschaftswäldern
unterschiedlicher Nutzung mit ihren von Menschen
verursachten Störungen. Kontakt: VolkswagenStiftung,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Christian Jung, Tel.:
0511/8381-380, e-mail:jung@volkswagenstiftung.de Kontakt http://www.volkswagenstiftung.de/presse00/p171100.htm |