Ambers Vorgeschichte:

Der Stadtteil Bellevue Heights hatte einfach alles. Schöne Gärten, Baumhäuser, Swimmingpools und ein „Dorfzentrum", in dem glamouröse Mütter sich zum Kaffeeklatsch oder für eine Maniküre trafen.

Amber liebte ihr Zuhause. Sie hatte ein Zimmer mit allem Drum und Dran - einem eigenen Badezimmer, einem begehbaren Kleiderschrank, einem Fernseher mit Video und einer hochmodernen Stereoanlage. Außerdem hatte sie von ihrem Fenster aus die beste Aussicht über die Bellevue Hills, die man sich vorstellen konnte.

Sie verstand sich ausgezeichnet mit ihrer Schwester Solaris, die in der kleinen Wohnung über der Garage wohnte. Solaris war aus dem Haus ausgezogen, als ihre neue Stiefmutter einzog. Lucy war okay, Amber verstand sich ganz gut mit ihr, aber es gab immer eine leichte Spannung zwischen ihr und Solaris.

Lucy war die Krankenschwester gewesen, die jahrelang Ambers und Solaris Mutter Dianne gepflegt hat, die an einer schweren Lähmungskrankheit litt. Es war eigentlich nur verständlich, dass sich die ganze Familie sehr eng verbunden mit dieser Frau fühlte, die Dianne so fürsorglich bis zum Ende gepflegt hat. Für Jim war es eine Art Fortsetzung seiner Liebe zu Dianne als er nach ihrem Tod eine Beziehung mit Lucy begann. Er wollte, dass die Mädchen eine Mutter hatten, und bemühte sich stets sicherzustellen, dass Lucy von den Töchtern akzeptiert wurde, aber auch dass Dianne niemals vergessen würde. Lucy war sehr nett und Solaris mochte sich eigentlich ganz gern, aber sie fand es dennoch schwierig, mit der Tatsache fertig zu werden, dass eine andere Frau den Platz ihrer Mutter eingenommen hatte.

Amber war sehr glücklich. Sie hatte viele Erinnerungen an ihre Mutter und all die glücklichen Ferien mit der Familie, bevor Dianne so krank wurde. Am liebsten machten sie Urlaub am Strand - das war besonders schön, wenn sie ein Lagerfeuer machten oder in den sonnengewärmten Wasserlöchern saßen, die sie in den Sand gegraben hatten. Amber hielt sehr stark an diesen Erinnerungen von ihrer Mutter fest. Sie wird sie niemals vergessen, aber sie ist auch realistisch genug das zu glauben, was Dianne ihr vor ihrem Tod gesagt hatte - Leben ist für die Lebenden. Mit diesem Gedanken entwickelte und genoss sie die Beziehung zu ihrer Stiefmutter, ohne sich schuldig zu fühlen.

Auch in der Schule gab es keine Probleme. Amber brachte ohne großen Aufwand immer gute Noten nach Hause und hatte viele Freunde. Sie war sehr beliebt, immer gut gekleidet und traf sich gern mit ihren Freunden im Einkaufszentrum, um dort die Nachmittage mit ihnen zu verbringen. Oft übernachtete sich auch bei Freunden oder guckte Videos mit ihnen. Dabei versuchte sie immer, auch Außenseiter mit einzubeziehen, so dass auch die weniger beliebten Kids in der Schule das Gefühl hatten, dazu zu gehören und Menschen zu kennen, mit denen sie ihre Hoffnungen, ängste und Träume teilen konnten.

Sie hatte immer ein großes Interesse für Menschen - vielleicht weil sie durch die Krankheit und den Tod ihrer Mutter bereits sehr früh gelernt hatte, wie kostbar das Leben ist. Zugegeben, sie war ein Kind von reichen Eltern, aber sie war ganz und gar nicht eingebildet und jeder schätzte ihren Charakter, ihre Ehrlichkeit und ihren Gerechtigkeitssinn.

Eines Tages fand an der Schule eine spezielle Versammlung statt. Amber wusste ganz genau, worum es ging. Den Virus. Sie hatte während der letzten paar Monate aufmerksam die Nachrichten verfolgt, die verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung gesehen und beobachtet, wie die Welt langsam aber sicher zerstört und verwüstet wurde.

Viele Menschen von Bellevue Heights dachten, dass sie vor dem Virus sicher wären. Sie lebten in einem wohlhabenden und exklusiven Stadtteil, wo alle Epidemien und andere Gesundheitsprobleme schnell über private Einrichtungen und ärzte behandelt wurden.

Amber war anderer Meinung, ebenso wie ihr Freund Dal. Seine Eltern waren ärzte und hatten in den letzten Monaten Tag und Nacht gearbeitet, um die Leben von Menschen in ärmeren Stadtteilen zu retten, die mit dem Virus infiziert worden waren.

Die Versammlung sollte eigentlich nichts weiter als eine informative Sitzung über den Virus sein, ohne die bildlichen Beschreibung der Symptome und Anzeichen des Virus, aber schon bald brach eine Panik aus und viele der Kids begannen zu weinen und hysterisch zu werden, weil sie einfach nicht in der Lage waren, die schrecklichen Todesbilder aus ihren Köpfen zu löschen und furchtbare Angst hatten, dass das gleiche auch ihren Familien und Freunden zustoßen könnte.

Dal ging an diesem Nachmittag mit zu Amber nach Hause und zusammen verbrachten sie den Nachmittag in Solaris Wohnung über der Garage, um sich zu überlegen, wie sie in einer Welt ohne Erwachsene überleben konnten.

Wenn es tatsächlich zum schlimmsten Fall aller Fälle kommen sollte, würden sie bald selbst von den Geschehnissen betroffen sein, die sich mit einer rasenden und furchterregenden Geschwindigkeit auf der ganzen Welt ausbreiteten.

Was bisher geschah - Dal ging an diesem Nachmittag mit zu Amber nach Hause und zusammen verbrachten sie den Nachmittag in Solaris Wohnung über der Garage, um sich zu überlegen, wie sie in einer Welt ohne Erwachsene überleben konnten.

Wenn es tatsächlich zum schlimmsten Fall aller Fälle kommen sollte, würden sie bald selbst von den Geschehnissen betroffen sein, die sich mit einer rasenden und furchterregenden Geschwindigkeit auf der ganzen Welt ausbreiteten.

In einem Monat kann eine ganze Menge passieren - das hat Amber am eigenen Leib erfahren müssen.

Solaris war Richtung Norden gefahren, um dort als Schwesternhelferin auszuhelfen, wo der Virus bereits die Mehrzahl aller Erwachsenen befallen hatte. Bisher hatte niemand etwas von ihr gehört.

Das Kommunikationsnetz war praktisch zusammengebrochen. Die Telefonleitungen, die noch funktionierten, wurden für die Regierung und andere Behörden sowie für Notrufe freigehalten.

Inzwischen war Bellevue Heights kein so exklusiver Stadtteil mehr. In viele Häuser war eingebrochen worden und zahlreiche Häuser waren Vandalen zum Opfer gefallen. Die Familien waren in ihre Sommerhäuser außerhalb der Stadt gezogen, in der Hoffnung, dass die frische Luft dort sie vor dem tödlichen Virus, der die ganze Welt ergriffen hatte, schützen konnte.

Amber und Dal verbrachten viel Zeit miteinander. Dals Eltern starben sehr schnell, nachdem sie sich offenbar durch ihre Arbeit mit so vielen kranken Menschen mit dem Virus angesteckt hatten. Wie man sich vorstellen kann, brauchte Dal nun sehr viel Unterstützung.

Ambers Eltern hatten entschieden, dass es an der Zeit war, mit ihrem Boot hinaus zu fahren und einen sicheren Ort zum Ankern zu finden. Das Leben in diesen Stadtteilen wurde immer schwieriger und sie hatten ständig Angst, überfallen zu werden. Es gab immer mehr Banden und Street Kids, die durch die Straßen schlichen und nach Essen, Schutz und allem möglichen suchten, was ihnen in die Quere kam.

Also machten sich Jim und Lucy daran, ihr Boot mit Proviant zu beladen. In ein paar Tagen wollten sie in See stechen und die Küste entlang fahren.

Lucy begann sich nicht sehr wohl zu fühlen, redete sich aber ein, dass es von der Hitze und der Hin- und Herschlepperei der ganzen Vorräte käme.

Sie machte sich aber eigentlich nur etwas vor - sie wusste, dass sie sterben würde.

Jim beeilte sich um so mehr und brachte den Rest der Vorräte an Bord, während Lucy sich zu Hause ausruhte. Er begann ebenfalls sich nicht ganz wohl zu fühlen, gab aber nicht auf und verfolgte weiterhin seinen leidenschaftlichen Traum, mit dem Boot zu entkommen.

Dann kam der Tag der Abfahrt - es war ein wunderschöner Sonnenaufgang. Aber Lucy sollte die Dämmerung dieses Tages nicht mehr sehen. Sie fiel über Nacht in ein Koma und starb, noch bevor die Vögel ihr Morgenlied anstimmten.

Jim war verzweifelt. Für ihn war es mehr als nur der Verlust seiner Frau und seines Kumpels. Es war auch ein Zeichen, dass seine Tage ebenfalls gezählt waren. Er konnte nicht davon laufen oder sich davor verstecken. Er musste sich seiner eigenen Sterblichkeit stellen und sich aufs Schlimmste gefasst machen. Aber bevor er sich aufgeben und sterben konnte, musste er seine Tochter auf die Zukunft vorbereiten. Er musste sicherstellen, dass es ihr gut gehen würde. Dass sie überleben würde.

Amber überraschte ihren Vater. Er hatte immer gewusst, dass sie eine starke Persönlichkeit hatte, aber ihre Ruhe und Stärke ließen selbst die dunkelsten Stunden heller erscheinen. Als Amber ihm bei der Beerdigung seiner zweiten Frau physisch und geistig zur Seite stand, wusste Jim, dass seine Tochter kein kleines Kind mehr war. Er wusste, dass sie sich durchschlagen würde.

Wie viele Eltern, die vor ihm bereits gestorben waren, wollte Jim nicht, dass seine Tochter ihn leiden und sterben sieht. Er überzeugte Amber, dass es das beste wäre, wenn sie sich von ihm verabschieden würde, so lange er sie noch umarmen und ihre Worte hören konnte. Eines Abends war es dann so weit und er sah ihr hinterher, wie sie das Haus verließ. Langsam ging sie mit Dal dem Sonnenuntergang entgegen und keiner der beiden sah zurück, ganz so wie sie es versprochen hatten.

Von: Tribeworld.de 

 

  

 

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