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Diese Seite ist dem Komponisten Eugen Thomass gewidmet, der, beginnend mit den 60er-Jahren und bis in die 90er-Jahre hinein, die Entwicklung der deutschen Fernseh- und Filmmusik entscheidend mitgeprägt hat: Kinofilme, Fernsehspiele und TV-Serien wurden von ihm mit adäquaten Soundtracks versehen; er lieferte stimmige und eindrucksvolle Filmmusiken ab, die zweifellos das ihre zum Erfolg der jeweiligen Produktion beitrugen. Beispielhaft seien hier die Musiken zu “Das Blaue Palais”, “Die Buddenbrooks” und “Diese Drombuschs” genannt.
Die auf dieser Homepage verwendeten Beiträge entstammen zum größten Teil aus dem dem Extraheft “Der Filmkomponist Eugen Thomass”, das die Zeitschrift “Filmmusik - das deutsche Soundtrack-Magazin” Anfang der 80er-Jahre veröffentlichte.

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Eugen Thomass schrieb selten Hintergrundmusiken, die sich ausschließlich auf das rein Funktionale beschränkt hätten, und er ist kein Komponist, der jemals der Popularität zuliebe auf dramaturgisch richtig eingesetzte Filmmusik verzichten würde. Sein Stil bewegt sich schillernd zwischen diesen Komponenten, und das ist es, was den Filmmusiker Eugen Thomass so außergewöhnlich macht. Er ist eine Komponistenpersönlichkeit, deren Schaffen über den Durchschnitt üblicher Unterhaltungs- und Untermalungsmusik steht. Thomass ist ein Stück öffentlich-rechtlicher Fernsehgeschichte, zumal er diese Institution über Jahrzehnte hinweg prägte - man denke an Klassiker wie “Schinderhannes”, “Othello” und “Professor Columbus”. Bevor er sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückzog, gehörte er zu den gefragtesten deutschen Filmkomponisten, ein Auftrag folgte dem anderen. Was war es, was ihn bei Produzenten, Regisseuren und dem Publikum so beliebt machte?

Zum einen schrieb Thomass gefühlvolle Filmmusiken - seine musikalischen Themen bezogen sich zumeist auf die dargestellte Situation, nicht auf filmische Figuren -, zum anderen verstand er es geschickt, auch mit kleinen Orchesterbesetzungen umzugehen: beim Fernsehen war man seinerzeit in Bezug auf den Musiketat recht geizig, aber Thomass machte aus der Not eine Tugend und schuf auch mit geringen Mitteln stimmungsvolle Filmmusiken. Das war etwas, was namenhafte Regisseure wie Rainer Erler, mit dem er an rund  zwei Dutzend Filmprojekten arbeitete, zu schätzen wussten. Es kam auch vor, dass Eugen Thomass Filmmusiken zuhause, im eigenen Tonstudio, die Musiken nachbearbeitete und zusätzliche Synthesizerklänge hinzufügte, wenn er mit dem  bisherigen Ergebnis nicht zufrieden war.

Was Eugen Thomass’ Einzigartigkeit aber vor allem ausmacht, ist seine kompositorische Vielseitigkeit, die ihm  stets bei der Bearbeitung seiner Stoffe von Nutzen war. Seine Soundtracks überzeugen fast immer durch einen melodischen Einfallsreichtum und raffinierte Klangerfindungen. Man denke an “Die letzten Ferien”, wo das hinreißende Gitarrenthema die trügerische Atmosphäre unterstreicht, oder an “Operation Ganymed”, wo das zunächst optimistische Hauptthema schließlich jener Klangkulisse weicht, die die verzweifelte Lage der Protagonisten widerspiegelt. Für den Film “Tochter des Schweigens” wiederum schuf er ein nocturnenhaftes Klavierthema, für “Egmont” eine Abwandlung mittelalterlicher Musik im Thomass-typischen Rhythmus, für “Die Drombuschs” eine moderne, auf Streichern und eleganten Synthesizerklängen basierende Musik.
Natürlich hat Thomass auch weniger ansprechende Musiken geschaffen: hier seien die Filmvertonungs-Schallplatten genannt, die seinerzeit Super-8- und Videofilmern zur musikalischen Bereicherung ihrer Werke dienen sollten. Thomass produzierte als Auftragsarbeit eine Reihe solcher Aufnahmen, das Ergebnis waren eher anspruchslose Gebrauchsmusiken, teilweise nicht mehr als reine Klangkulissen. Aber selbst die großen Meister der Klassik haben Inspiriertes und weniger Inspiriertes geschrieben ... warum sollte das nicht auch und gerade für einen Komponisten von Filmmusik gelten?
Als gewiss kann gelten, dass ohne Eugen Thomass so manche Fernsehstunde längst vergessen und so mancher Filmcharakter farblos geblieben wäre.

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