Bestimmt nicht alles über Heinzelmännchen


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[Berufsbilder der Heinzelmännchen]


Die Angehörigen dieses sagenhaften Zwergenreiches, sollen angeblich
"mindestens so kompliziert und differenziert strukturiert sein"
wie in unserer realen Gesellschaft.
Witzig!
Heinzelmännchen können fast alles!
Waschen-Kehren-Scheuern
 haben handwerkliche Begabungen
moderne Heinzelmännchen können
Computer und Internet

Steckbrief -  hier: Heinzelmännchen


Spezies: Zwerg 
Subspezies: Kobold
Artenvielfalt: Waldmännchen
Erdmännchen
Hügelmännchen
Hausgeist
Schwarzelbe
Kröppel
Graumännchen
Wassermännchen
Grasmännchen
Ermännchen
Alnstrudler
Gnom
Troll
Wichtel
Besondere Kennzeichen:
  • tragen rote Mütze
  • rote oder grüne Kleider
  • rote Haare
  • roter Bart
Aufenthaltsorte:
  • Keller
  • Speicher
  • dunkle Winkel
positive Eigenschaften
  • fleißige Helfer
  • treu
  • hilfreich
negative Eigenschaften leicht zu verärgern durch:
  • ungerechten Lohn
  • fehlende Mahlzeiten
dann
  • hinterfortzig
  • bösartig
Empfehlung für den Umgang: Mache dich nie über ein Heinzelmännchen lustig!
Wer Heinzelmännchen vertreibt, den trifft der Heinzelmännchenfluch!
Verbreitung: Schweiz: Bergmännle, Härdmanndli
England: Brownie, Goblins
Irland: Leprechaum, Cluricaun
Schottland: Fenodree
Island: Huldufolks
Italien: Folletti
Schweden: Kirkegrimm, Tomte
Frankreich: Lutin
Slowenien: Rarasch
Nord-und Osteuropa: Poleviki
Europaweit: Rumpelstilzchen


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[Berufsbilder der Heinzelmännchen]



August Kopisch
Geb. 26.5.1799 Breslau; gest. 6.2.1853 Berlin.

Der aus einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie
stammende Kopisch verließ das Breslauer Gymnasium vorzeitig,
um an den Kunstakademien von Prag (1815-17),
Wien (1818-19)
und
Dresden (1821-24)
Malerei zu studieren.

Er fand aber am Akademiebetrieb wenig Gefallen,
schwankte zwischen bildender Kunst, Literatur und Wissenschaft,
wandte sich zunehmend zur Dichtung.

Eine beim Malen hinderliche Handverletzung war Vorwand
für einen längeren Genesungsaufenthalt in Italien (1824-29).
Die Malerei gab er dabei zwar nicht völlig auf, hauptsächlich bearbeitete
und übersetzte er aber neapolitanische Komödien
und wurde mit dem anonymen Volksgut des Südens vertraut.

Zudem betätigte er sich als Experte bei Kunstkäufen für deutsche Besucher
und als Cicerone in Neapel, z.B. für den späteren preußischen König Friedrich Wilhelm IV.
Die Begegnung mit Platen 1827 führte ihn zu intensiver Hinwendung zur Antike.

1829 kehrte er nach Breslau zurück,
dort nahm er aktiv teil am künstlerischen Leben des
»Breslauer Künstlervereins«
um Eichendorff, Freytag, Holtei, Hoffmann von Fallersleben;
auch in der Berliner Abendgesellschaft glänzte er als Rezitator und Gelegenheitsdichter.

Von Friedrich Wilhelm IV. erhielt er eine Jahrespension; er war im Hofmarschallamt als Kunstexperte tätig.
Kopisch entdeckte mit E. Fries die Blaue Grotte auf Capri und übersetzte Dante.


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[Berufsbilder der Heinzelmännchen]

Die Heinzelmännchen zu Köln
von August Kopisch


Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul,... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
        Da kamen bei Nacht,
        Ehe man's gedacht,
    Die Männlein und schwärmten
    Und klappten und lärmten,
            Und rupften
            Und zupften,
    Und hüpften und trabten
    Und putzten und schabten...
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War all sein Tagewerk... bereits gemacht!





 
Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän' und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
Und sah was da zu zimmern war.
        Nahm Meißel und Beil
        Und die Säg' in Eil;
    Und sägten und stachen
    Und hieben und brachen,
           Berappten
            Und kappten,
    Visierten wie Falken
    Und setzten die Balken...
Eh sich's der Zimmermann versah...
Klapp, stand das ganze Haus... schon fertig da!

 
Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich -
        Und ächzten daher
        Mit den Säcken schwer!
    Und kneteten tüchtig
    Und wogen es richtig,
            Und hoben
            Und schoben,
    Und fegten und backten
    Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot,... das neue, vor!

 
Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
        Das ging so geschwind
        Wie die Mühl' im Wind!
    Die klappten mit Beilen,
    Die schnitzten an Speilen,
            Die spülten,
            Die wühlten,
    Und mengten und mischten
    Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf,...
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

 
 
Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein,
        Und schwefelten fein
        Alle Fässer ein,
    Und rollten und hoben
    Mit Winden und Kloben,
            Und schwenkten
            Und senkten,
    Und gossen und panschten
    Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und fein gemacht!



 
 
Einst hatt' ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
        Das schlüpften sie frisch
        In den Schneidertisch;
    Da schnitten und rückten
    Und nähten und stickten,
            Und faßten
            Und paßten,
    Und strichen und guckten
    Und zupften und ruckten,
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock... bereits gemacht!

 
 
Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
        Eins fähret nun aus,
        Schlägt hin im Haus,
    Die gleiten von Stufen
    Und plumpen in Kufen,
            Die fallen
            Mit Schallen,
    Die lärmen und schreien
    Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! - verschwinden all!

 
 
O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
        Ein jeder muß fein
        Selbst fleißig sein,
    Und kratzen und schaben
    Und rennen und traben
            Und schniegeln
            Und biegeln,
    Und klopfen und hacken
    Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!


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Quelle: