10 kg 'Sozial-Abhau'
(Hungerleider gegen ReFinazisierung Berlin)
... seit Aschermittwoch 2004 aus Berlin ...
24. Februar 2004:
15 Uhr: Autobahn hinter Hannover: "Staufunk. Da geht nichts rund."
Im Autoradio die Meldung: Daniel Küblbeck verunglückt.
Marienborn jetzt ein Mauer-Museum.
25. Februar 2004:
Ostkreuz. Aschermittwoch. Schneit. "In Schneeathen schlägt das Herz des Weltgeistes."
26. Februar 2004:
Fixiert im Zustand permanenter Verzweiflung. Zwangsmaske des Normalo tragen müssen.
28. Februar 2004: Ostkreuz. Kalter Tag (-6 Grad nachts). Besetztes Haus. Offener, optimistischer.
1. März
Morgens Sonne und Alexanderplatz. Hochstimmung. Ab 12 bewölkt sich.
Berlin berlinert alles ein. B. als ideelle Gesamtimmobilie hat durch die sog. W. enorm an Wert gewonnen. Mehr privat, mehr Neon, mehr "Fremde" und Entfremdung, mehr "Anständige", - weniger öffentliche Schwimmbäder, erst das 5. ("fünfte), das ich aufsuchte (31.März 2004), war weder geschlossen noch vereinseigen... Wenn das so weitergeht, werden bald auch in B. die Bürgersteige abends hochgeklappt... Immer weniger öffentlich - funktionierende Telefone. O-Töne: "Irgendwo ('an die Eckes') muß da'n Telefon stehn, aber genau kann ich Ihnen das nich' sagen!"
2. Mrz
Blonde Hünin, geleite mich nach Walhalla.
3. Mrz
... etwa 11 Uhr Nollendorfplatz.
Zwei Achtgroschenjungs springen im letzten Moment vor dem Abfahren in den Waggon der U-Bahn. Sie wollen, daß ich mich ausweise. Sie rufen die "POL" (= Polente). Sie sagen, ich wäre "OFW" (= ohne festen Wohnsitz). Einer von ihnen wohne im "Apachenviertel" (=Neukölln), "die heißen dort ALI oder HASSAN", klären sie mich auf. Weil ich keine 40 € mehr zusammenbringe, fahren mich die beiden PolizistInnen in der grünen Minna nach Lankwitz. Erkennungsdienstliche Behandlung...
Grinsdoof beherrscht die Kunst mir so zu helfen, daß
ich hinterher noch tiefer in der Scheiße stecke als vorher. Halbherzige Hilfen der falschen Freunde.
16. März 2004:
10 Uhr morgens: "Hallo. Ich bin gerade nicht zu Hause, aber ich freu mich über Nachrichten." - "Lebend? - Ich hab' ein Haßgedicht auf S. geschrieben." Sie sei damit nicht so einverstanden. "Es ist nicht so, daß ich Dich jetzt einfach so anrufe, nein ich muß mich dazu überreden."
25.Mrz:
9.50: Müllerstraße in Wedding. Schlange von etwa 300-400 Leuten.
11.00: Bombenalarm und Evakuierung des Amts.
12.00: Entwarnung. Man darf wieder rein.
12.30: Keine Nummer mehr da. Morgen wieder kommen...
AN: Sebastian K. Der ZDFige "L'art pour l'art" - Terror von Arte nervt.
Aber Du ignoranter Stümpergassner machst ja gerne für andere die kriminelle Drecksarbeit.
'DDR=BRDigt', '(Ver)Hungern in B. ißt ScheiSSe'.
Up to 20 percent of men and 25 percent of women in European countries are considered obese. Yugoslavia, Greece, Romania and the Czech Republic have among the highest rates, while the Netherlands, Norway, Hungary and Switzerland have the lowest. ... people who are suffering most are largely those that are socially deprived. It is particular ethnic groups and particular cultures that seem to be suffering from the medical complications of obesity.
High fat, energy dense diets and sedentary lifestyles over the past 20 to 30 years, along with economic growth, urbanization and the globalization of food markets have contributed to expanding waistlines around the globe and have resulted in more than one billion overweight adults and at least 155 million overweight children worldwide.
... potential dangers, whether it be heart disease or diabetes
Poor countries are faced with what he called a "double whammy."
"They still have a population that is undernourished and now also, with increasing affluence and availability of food, a population that is becoming increasingly obese."
'not to be short of a bob (Schilling) or two^' (=gut betucht sein)
Bitte sehr! = Bob's your uncle! [coll.]
Bobbie=Polizist
Fr.2.April
Subjekt: Berufsobdachlose leben länger?
Lieber Herr RA Dr. Lukas Leszkovics!
Meine Zähne als finanziell etc. ruinierter Berufsobdachloser werden jeden Tag schwärzer.
Der 17 Zoll LCD-Bildschirm war, wie ich schon befürchtet hatte, natürlich auch wie Sperrmüll behandelt worden, und mußte in Reparatur gegeben werden.
Seit einem halben Jahr bezahle ich für meine delogierten Sachen Lagermiete, was mir wie ein Stein um den Hals hängt. Immer noch hoffe ich, sie eines Tages nach Berlin nachholen zu können.
Tröstlich ist mir aber. daß meine Zwangsdelogierungsstory seit einem halben Jahr online ist und sogar kommentiert wird. Delogierungs Storys aus Wien
http://www.oocities.org/de/sekroethi
Seine Delogierung ist aber irgendwie ein Kunstwerk.
Gestern hat mir wer erzählt, daß auf Grund von Überfüllung der Tierheime Tiere bei einer Delogierung (soferne sie der vertriebene Mieter nicht mitnimmt) eingeschläfert werden.
Die Kosten dafür kommen beim Delogierten dazu.
Schon im Dezember stand über die Link URL etwas in einem Weblog:
Delogierungs Storys aus Wien
RokkerMur - am Samstag, 27. März 2004, 05:49 - Rubrik: Gesellschaft
Wenn es weder Schadenseratzprozeß noch Vergleich geben kann, werde ich keine Pseudonyme mehr benutzen und dafür sogar Werbung bei dem "betroffenem" Vermietertriumvirat" machen; sollen die mich doch klagen, bis dahin bin ich längst tot...
Mit freundlichen Grüßen
KLP
So.,3.April
10.00: Alexanderplatz: Gina Pietsch sang Brecht echt!
11.00: Prof. Peter Grottian fordert "Menschenrechtsgemäße Grundsicherung statt repressiver Sozialhilfe"
Wenn die sozialen Mobilitätsrechte der sozial Schwachen durch Streichen des Sozialtickets augenmaßlos verletzt werden, dann sollten wir mit den Betroffenen solange Schwarzfahren, bis diese sozialen Grundrechte wieder hergestellt sind.
Am Brandenburger Tor:
14.XX: Michael Sommer - Rede.
15.30: Ilona Plattner von Attack. Hysterische
15.40: Rainer Roth, Autor von "Nebensache Mensch". "Sozialhilfe wirkt wie Mindestlohn. Um 25 % soll sie gesenkt werden. Hauptzweck von Agenda2010 ist Lohndumping. Für gesetztlichen Mindestlohn von 10 € pro Stunde (Daimler-Chrysler bezahlt 1000 € die Stunde). 60 Milliarden € Steuersozialhilfe an Kapitalgesellschaften für's Nichtstun. Frankfurter Appell gegen Sozial-& Lohnabbau."
"Al Quida will Rom zerstören" (ND 3./4. April 2004) "Derjenige, der Rom zerstören wird, bereitet bereits das Schwert vor", zitierte die Zeitschrift 'Panorama' aus dem Band... Die Botschaften stammmen laut 'Panorama' vom jordanischen Al-Quida Mitglied Scheich Abu Quatadah Al Falastini, der derzeit in London inhaftiert ist. In dem Video werde Rom als Zentrum des Christentums zum Anschlagsziel erklärt. 'Rom ist das Kreuz und der Westen ist das Kreuz. Die Römer sind die Patrone des Kreuzes und das Ziel der Muslime ist der Westen. Wir werden Rom öffnen', zitierte die Zeitschrift. 'Öffnen' sei im arabischen eine altertümliche Formulierung für 'mit Gewalt und Blutvergießen einnehmen'.
Di, 6. April
P. wurde auf dem Arbeitamt in Wedding Wedding aufgerufen. Zwei gingen hinein ins Dienstzimmer. "Welcher P.?" "Thomas." "Das is er." Und ich gab ihm die Hand. Draußen gab er mir seine Telefonnummer. Aus dem Internet erfahre ich, daß er wahrscheinlich ein arbeitsloser Steuerberater ist. - --> Potsdamer-Platz --> Ostkreuz: Schuhsohlen meiner "Puratex"-Schuhe (Made in USA) fallen wieder fast ab.
Für 10 ¢ heult eine elektronische Waage in U-Bahnhof Rehberge, oder wo das war, auf, der Zeiger schlägt wie einem Hau-den-Lukas kurz nach oben aus, und geht dann sofort wieder in Nullposition. Wenn ich schnell genug geschaut habe, waren es etwa 79-80 kg, was angezeigt wurde.
So, 11. April 04:
"Demokratie kann nur funktionieren, wenn alle ihre Tassen im Schrank haben." Kleines Poster am Mehringplatz vor ND-Gebäude, vor dem jetzt neuerdings eine metallne "Rosa-Luxemburg-Statue" steht. Ich streiche mit meinem Marker das "Demo" von Demokratie, und mache aus dem kleinen k ein großes K.
Meine Definition:
"Demokratie ist kalter Klassenkrieg."
Die ständige Benötigung von Gesetzgebung & Regierung, diesen Krieg kalt zu halten, erzeugt das unaufhebbare 'Unbehagen in der Kultur'. Klassenkampf: Mikrosozietär und Makrosozietär. Der vom Saulus zum Paulus bekehrte, ehemalige JungHegelianer und Familientyrann Karl Marx hat immer nur den makrosozietären KK analysiert, den mikrosozietären innerhalb von Familien ignorierte er.
Hochhäuser, Ampeln, Straßen, Bürgersteige, durchlärmender Autoverkehr.
Kaputte & ungeputzte Zähne und Schuhe.
Ungewaschen und zerlumpt wie ein Sansculotte, ein Revolutionskrieger.
Trotz Frühlingswetters deprimiert von elender Pauperisierung und seinem deutlichst fühlbarstem Symptom, dem Hunger (mehr als 3 kg in 40 Tagen weniger).
Ewiges Schmachten, Kohldampf schieben.
Wowereit hat bei seinem Amtsantritt damals - als ich noch im 'Schlaraffenland' Wien lebte - angekündigt, daß jetzt gespart werden müsse - 'bis es quietscht'.
Kohlessen - das ist vor allem ein Gesellschaftsereignis. Erst ein ausgedehnter Spaziergang sorgt für den rechten Kohldampf - eben genau den Schmacht, den man braucht, um Grünkohlkönig zu werden.
Wenn dann die dampfenden Schüsseln aufgetragen werden mit saftigem Grünkohl, reichlich Pinkel, Kochmettwurst, Kasseler und Speck, dann fühlt sich jeder von uns wie ein König.
Mit den besten Wünschen für lustige und schmackhafte Kohlfahrten
Ihr Guido Westerwelle
"Ich hab son rattendollen Kohldampf, ich verdrück dich gleich mit." "Wenn ich vonne Maloche komm, hab ich son Schmacht, dat ich glatt drei so Oscheks von Mehlpfannenkuchen vertobacken könnte." ruhrgebietssprache
Mo, 12. April
Di, 13. April
8-13 Uhr: Wedding Bürgeramt, Frau Wichmann treffe ich nach einigem warten auf dem Flur. "Sind Sie Frau Wichmann?" spreche ich sie an. Ich solle Donnerstag um 10 Uhr noch mal vorbeikommen.
Den Termin um 18 Uhr bei Dina mußte ich telefonisch platzen lassen, weil ich den Stadtplan vergessen hatte; und weil ich mich infolge meiner Diät aus Leitungswasser, Haferflocken (1.19 € für 500 gr) und auf dem nachmittäglichen Marsch entlang der verkehrsreichen Straßen (Wedding - Hansaplatz - Potsdamer Platz) "abgefragten" ("Hast Du mal ne Zigarette für mich über?" - "Nein, das ist meine letzte." - "Ja, das sagen alle.") Zigaretten ziemlich elend fühlte.
AN: Thomas Wintersperchter
Subjekt: Weiterleiten an Satanbiest Kroeth!
Falls Sie es noch nicht wissen sollten, Sie sind bereits Stadtgespräch in Wien, genau wie Ihr sauberer Vermieter-Kollege Dr. André d'Aron.
Mi, 14. April 04:
Heute in praller Sonne zu Fuß Ostkreuz (10 Uhr), Hermannsplatz (14 Uhr), Görlitzer Park, Lausitzer Platz, Spreewaltplatz, Potsdamerplatz (16 Uhr). Schuhsohle ist gebrochen, wo neue Sohle beginnt, also etwa in der Mitte. Zweimal für 3 Euro Superkleber drangemacht. Immer wieder aufgeplatzt. Gestern im Park mit Nadel provisorisch angenäht. Die Schuhe sind jetzt als Patent anmeldbar, denn Hitze kann besser entweichen, und auch nach 40 km schmerzt mein Meniskus immer noch nicht, weil die Sohle gebrochen "biegsamer" ist....
Hinterm Lausitzer Platz folgende URL fotographiert.
BVG-Demo am 17. April um 16 Uhr auf Breitscheidplatz
"Für eine Strafanzeige reichen momentan schon zwei „Schwarzfahrertickets" aus. Wer öfters erwischt wird, dem droht ganz stumpf eine mehrmonatige, eventuell einjährige Haftstrafe ohne Bewährung.
Man/frau ist dann also richtig „kriminell" mit allen Konsequenzen: Verlust des (falls vorhandenen ) Jobs, der Wohnung, der familiären oder freundschaftlichen Beziehungen.
Wir aber sagen immer noch: Kriminell sind die, die uns reGIERn!!!!"
"Diskussionsveranstaltung zur Aneignungsdebatte
Dirk Hauer (Gruppe Blauer Montag | Hamburg) Nadja Rakowitz (Mitglied der Marx-Gesellschaft Redaktion »express«) Fels (Berlin N.N.) Kritik & Praxis (Berlin N.N.)
Zur Diskussion um Aneignung und Enteignung »Aneignung« scheint das neue bündnisfähige Projekt der antikapitalistischen Linken zu sein. Die eigenen Bedürfnisse sollen gegen den Markt zur Geltung gebracht, die Privatisierung öffentlicher Güter thematisiert werden, Erfahrungen von Regelverletzungen sollen Politisierung ermöglichen. In Zeiten, in denen niemand mehr an die geschichtliche Mission der Arbeiterklasse zur Abschaffung des Kapitalismus glaubt, scheinen Aneignungskämpfe ein Politikfeld zu eröffnen, das potenziell »alle« als politisches Subjekt anspricht. Welche Vorteile bietet die Strategie einer kostenlosen und illegalen Aneignung von Waren und Dienstleistungen? Wie kann thematisiert werden, unter welchen Bedingungen gearbeitet wird und wer darüber bestimmt, was produziert wird? Kann aus dem Kampf um öffentliche Güter eine antagonistische Klassenpolitik werden?
KATO (im U-Bahnhof Schlesisches Tor | U1) Donnerstag | 1. April 2004 | 19:00 Uhr
Veranstaltet von Kritik & Praxis-Berlin"
18:35: Von rechts hereinscheinende Sonne blendet mich beim Schreiben in den Fujitsju-Siemens-LCD.
Do, 15. April
8-12: Ostkreuz-Alexanderplatz zu Fuß. Schlagzeile: 'LoveParade abgesagt' - Von jetzt ab also nur 'HateParade'. Alexanderplatz-Leopoldplatz schwarz, jeden neu Zusteigenden mißtrauisch gemustert.
10-15.30: Sozial- und Bürgeramt Wedding. Keine Wartenummer mehr bekommen. Reisepaß beantragt.
15: 5 € von Deutscher Bank.
16-18: Theodoros Assimakopoulos.
4 kg mußte ich schon sozial abbauen von mir. Jeden Tag muß ich 20 km gehen. Fühl mich ständig wie eine unfreiwilliger Günther Walraff (Walraff Methods.) Ich leb mich voll in die Rolle ein, zu der ich mich durch die anonyme, versachlichte Macht des KK-Systems gezwungen sehe.
Haare immer grauer, Zähne immer schwärzer, Augen immer schlechter.
Fr.16.April
"Lenin muß wieder hin!" - denk' Ich, ein ewig Zukünftiger, als ich an den nun "Platz der vereinten Nationen" geheißenen Ort in Friedrichshain komme. Dort liegen jetzt 13 Steine, jene 5 von diesen 13, welche größer sind und Kontinente repräsentieren, sin d oben drauf mit kleinen Springbrunnen versehen, welche um 9 Uhr morgens in Betrieb gehen. Zusätzlich sind Plaketten auf dem Boden angebracht, die z.B. die Entfernung Peking Berlin (8222km) oder NewYork-Berlin (6XXX km) angeben.
Vor dem Volkspark Friedrichshain ein großes Bronzerelief mit Inschrift "Madrid, du wunderbare Mamita mia".
"Nicht über'n Rasen laufen...da droben ist die Fläche, junger Mann. Das ist Eigentum!"- belehrt mich ein hinkefüßiger, deutsch radebrechender, etwa 70-järiger mit schwarzer Sonnenbrille." Ich lächle nur ... und er geht. (Und das Geld ist wohl Eigentum des Kapitals?)
"Kaufbar". Viel Bier und Zigaretten anderer konsumiert. Dann Schach vor mehreren Zuschauern gespielt gegen Jan. Zuerst hatte ich eigentlich schon seine polnischsprachige, blonde junge Dame Editha, die rechts neben mir sitzend unser Spiel beobachtete, gewonnen... Ich hätte ihn den DamenVerlustsZug nicht zurücknehmen lassen dürfen, und hätte sofort ein Rückspiel verlangen sollen. Denn nach diesem Ereignis brach ich psychologisch ein, verlor die Konzentration, die Übersicht und schließlich sogar noch das Spiel, d.h. ich gab nach dem Mittelspiel auf, weil ich einen Bauern in Rückstand geraten war...
17.April 04
14.00: Breitscheidplatz.
14.40: Demo zieht los Tauentzienstrasse am KDW vorbei..
Unterwegs Sprechchöre skandieren:
"Nulltarif für alle, sonst gibt's Krawalle."
"Alles für alle, und zwar umsonst."
"....... Kommunismus und Anarchie."
"Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen."
"Weg mit der Polente."
17.00: Am Nollendorfplatz beäugen, im Dienst ergraute BVG-Herren mißtrauisch den dort haltenden "Aufzug". Vom MoMA stoßen die kunstbeflissenen Anarchisten auf die Demo.
18.11: Die Demo wird per Polizei-Megaphon für beendet erklärt. Die Straße vor'm BVG-Hauptquartier ist wieder frei zu machen, sonst 'Ordnungswidrigkeit'.
Marihuana kommt super. Muß ich unbedingt noch öfter probieren! Dann "Tanzbar". Dort das perfekte Design eines blonden, weiblichen Ohres erregte und faszinierte mich enorm, oder war das die Wirkung vom Marihuana?
So.18.April
Gehungert liegend.
Automaten arbeiten immer für die Kapitalisten - wie Zombies und Bullen!
Mo, 19.April
6.00: Aufstehen.
7.00: Ostkreuz, kaufe AB-Ticket für 2 Euro.
7.30: Leopoldplatz. Gestern soll der Katholik und autodidaktische Provinz-Intellektuelle auf Bachelor-Niveau Franz Müntefehring in der Charlottenburger Louisenkirche gepredigt haben, daß für Politiker die christlichen Werte als "Kompass" zu gelten hätten. Die SPD ist nämlich auf "christliche" Stimmen angewiesen. "Die ersten werden die letzten sind."
7.40: Ich zähle die Wartenden. Etwa noch 90 vor mir. Schild vor der Wartetür: "Heute werden noch 245 Nummern ausgegeben."
9.30: Bekomme Wartenummer 424 für Zimmer 355. Zwei junge Frauen fragen mich auf dem Gang, ob ich Sozialarbeiter wäre. Ich sage: "Um Gottes willen, nur weil ich eine Brille habe?"
Politische Einstellung ist unhinterfragbar, unbewußt, gelebte Geschichte.
Vor mir wollen / müssen zur Sozialfaschistin (Am Telefon sagt sie leicht indigniert: "Die sind jedes Jahr schwanger!") noch eine hochschwangere Negerin, gestützt auf ihre Hebamme.
10.30: Endlich bin ich "dran". Ich versuche einige der "fehlenden" Unterlagen nachzureichen. Da erklärt sie kategorisch: "Doppelbezug muß ausgeschlossen werden." - Sie hätte über meinen Fall mit ihrer Chefin gesprochen, sagt Frau Wichmann (Soz III 23154, Durchwahl 200942758). - Ich muß also irgendwo in einem andern Stadtteil die gleiche Prozedur noch mal über mich ergehen lassen, wenn ich denn überhaupt irgendwo einen Vermieter finde. Kaltes Kotzen überkommt mich, doch das Leitungswasser und die Haferflocken wollen nicht raus... Mein Magen fühlt sich noch leerer an ... Um hier die sogenannte "Grundsicherung" zugestanden zu bekommen, von der die herrschenden Bullitiker in ihren Sonntagsreden gerne faseln, muß man anscheinend langgedienter Berliner, Preuße oder schwanger sein. Die Schwierigkeit auf dem Arbeits-, Sozial- oder Wohnungsmarkt Fuß zu fassen, treibt auf den Psycho- und Knastmarkt. Dahinter steckt böses, politökonomisches Kalkül. Folgendes im Gedächtnis:
"Schnalle deinen Gürtel enger um ein Loch, es geht ja, es geht ja, es geht ja immer noch, - bis das Leder bricht, das geht nicht!"
Weill / Kaiser
Der Bäcker backt uns Morgenrot
Das allerfeinste Weizenbrot
Doch wer sein Geld vergessen
Darf das weiße Brot nicht essen
In Berlin gibt’s kein Brot in der Not
Für ihn gibt’s kein Brot in der Not
Schnalle deinen Gürtel enger um ein Loch
Es geht noch, es geht noch,
Es geht ja immer noch
Schnalle deinen Gürtel enger um ein Loch
Erst denkt man, es geht nicht,
Und dann geht’s doch
Wo liegt das blanke Silbergeld,
Für das man Weizenbrot erhält?
Wir haben’s nicht vergessen
Wir haben’s nie besessen!
Für uns gibt’s kein Geld in der Welt
Für uns gibt’s kein Geld in der Welt
Schnalle deinen Gürtel enger um ein Loch
Es geht noch, es geht noch,
Es geht ja immer noch
Schnalle deinen Gürtel enger um ein Loch
Erst denkt man, es geht nicht,
Und dann geht’s doch
Und so vergeht die Lebenszeit
Man war doch da, man war bereit
Doch will sich wer beschweren,
Muß er hören,
Was man ihm in die Ohren schreit
Was man ihm in die Ohren schreit:
Schnalle deinen Gürtel enger um ein Loch
Es geht noch, es geht noch,
Es geht ja immer noch
Schnalle deinen Gürtel, bis das Leder bricht
Das geht nicht!
Das geht nicht!
Und wenn du denkst, es geht noch,
Das geht nicht!
Ihr, die euren Wanst und unsre Bravheit liebt
Das eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und wie ihr's immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Erst muß es möglich sein auch armen Leuten
Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden.
Ballade über die Frage: "Wovon lebt der Mensch"?
Mahagonny.com Abstracts
Erstens, vergeßt nicht, kommt das Fressen,
zweitens kommt die Liebe dran,
drittens das Boxen nicht vergessen,
viertens Saufen, solang man kann.
Vor allem aber achtet scharf,
daß man hier alles dürfen darf."Anarchie in Bayern" von Rainer Werner Fassbinder
"Bäh!lin, wat haste Dir verändert seit die Bonnzen aus Bonn da sind!" - Bis zum Ostkreuz ist das neue, durchkapitalisierte Berlin wegen der allseits beklagten schlechten Wirtschaftslage glücklicherweise noch nicht vorgedrungen.
16.00: BVG-Zentrale am Kleistpark. "Sektempfang für Schwarzfahrer." Volksküche ist ausgefallen und den Sekt bekamen nur die auftretenden RAP-Sänger. Dennoch hat mir die Aktion gefallen.
A. von Ostkreuz aus angerufen. "Habe keinen Schlüssel mehr. Hungern und Haferflock mit Leitungswasser fressen, finde ich zum Kotzen. Sehe ein, daß ich auch hier keinen Fuß fassen kann. Will nur noch weg."
Di, 20.April
7.00 Aufstehen
9:00 Arbeitsamt am Straußberger Platz
10.00: Meine Schuhsohlen, obwohl heute morgen notdürftig mit Nadel und Zwirn wieder vernäht - bist der Nadelkopf abbrach, drohen gänzlich abzufallen. Knie und Hüftknochen schmerzen inzwischen vom tagtäglichen Ostkreuz-PotsdamerPlatz-und-zurück-Latschen. 11.00: Stabi, eine "Hungerette" (J&Player Special) von hinter dem MoMA erbettelt und geraucht.
"(Ver)Hungern für die Bonnzen aus Bonn ungern." Den Bumstag zurücktreten nach Bonn, und über den Rhein nach Straßburg, der Girondisten Fluchtburg, mit seinem Europaparlament und dem feudoliberalen ARTE.
21.April 04
9.00: Ich am Alexanderplatz Landersumer Satansweib angerufen: "Du mußt doch Geld kriegen. Du bist doch in Deutschland. Du bist doch nich' weiß ich wo." - "Nein, sage ich, ich bin nicht in Deutschland, in bin in Preußen, das ist nicht das gleiche wie Wien, weil es in diesem jetzt von Grund auf restaurierten, protestantischen Staat keine staatsnahe, konkordatische Caritas, sondern nur unzuverläßig-billige, linke "Volksküche" gibt. 27.April: "Papa war mit 41 in Rente. Ich kann's nich' ändern, wenn Du nix getan has'. Du soll's auch was tun."
Erst in einigen Wochen, wenn das Schmerzensgeld komme, könnten sie vielleicht wieder etwas "Geld" schicken.
9.30: Niklas (Politiker & Soziologe) im Streichelzoo getroffen. Pierre Bourdieu, "Homo Academicus", "Soziales Kapital". Emails ausgetauscht.
10.30: Ich laufe an den Hotels und Cafes unter den Linden vorbei, da sehe ich draußen in einem Korb ein Frühstücksbrötchen: "Darf man das fressen?" - frage ich mit der rechten Hand nach ihm greifend. "Eigentlich nich'", sagt der grauhaarige Bebrillte. "Dann fressen Sie's doch!"- rufe ich verärgert, meine hungrige Hand zurückziehend, und wende mich im gleichen Moment ab, um weiterzugehn. Da murmelt er sich irgendetwas in den imaginären Bart und mir in den Rücken hinterher. Ich drehe mich wieder um, und frage böse: "Was haben Sie gesagt?" Er wiederholt impertinent: "Das tu ich auch." -"Dann fressen Sie's doch!" - Ruf ich laut. Im schon Weggehen, spüre ich das leise, aber diesmal verständliche "Danke!" des Meuchelmörders - im Rücken.
IMAGE: Lauren Bush with eating child in the blackground while making promotion for globalisation of hunger in Guatemala "
---> IMAGE-STYLE:"Lauren Bush Named Honorary Spokesman for UN World Food Program."
Ms. Bush is unusual in other ways. She has decided to use her celebrity status to recruit other young people to join the global war on hunger...
Ms. Bush said her motivations are not political, and she has no plans to act as a lobbyist with her uncle George. She added that she is joining the campaign as an individual, concerned that hunger, and hunger-related diseases, kill 25,000 people a day.
She called on students to join the 19 cents a day campaign or $35 a year, the price of two pop music CDs, to fight hunger. SOURCE:Yahoo-News vom 20.April 2004
Die "Gruft" in Wien Zwei Drittel der laufenden Kosten werden von der Stadt Wien getragen. Ein Drittel muß durch Spenden aufgebracht werden.
Do.22.April
11.30: Schach in Stabi unten gegen zwei ältere Türken.
12.30: In Stabi, rechts neben mir ein äthiopisch aussehender nießt, hustet und hüstelt, ich denke TBC, und links setzt sich älterer Asiate, der auch sofort nießt, die Nase hochzieht und hüstelt, HONGKONK-Grippe oder SARS?
Fr.23.April
8.00: Arbeitsamt am Straußberger Platz. "Inzwischen bin ich bereit auch unter dem gesetzlichen Mindestlohn in Frankreich zu arbeiten. Hier gibt es ja keinen gesetzlichen Mindestlohn. Ich würde gerne als Spargelstecher arbeiten. Davon steht doch auch immer in der Zeitung." "Spargelstecher hat sogar eine BKZ." "BerufsKennZiffer?"
"Neuerdings BerufsDokumentationsKennziffer." Ich solle im Internet suchen, erklären sie mir. Ich sage, ich kenn mich im Internet überhaupt nicht aus - wie Stecknadel im Heuhaufen.
Schließlich bekomme ich die Telefonnummer von Herrn Johl (0331 74 04 260). Er ist nicht da. Schon gestern seien alle Plätze vergeben gewesen. Ich hätte mich bereits im Februar bei der Firma Agrotime bewerben sollen.
Man könne dann dort 8 Wochen als Erntehelfer arbeiten.
9.00: Alexanderplatz. Meine bereits zum zweiten Mal gebrochene Brille ist nicht mehr reparierbar.
Mir wird ein anderes Gestell für 25 Euro gezeigt.
Ich erfahre, seit 2004 gibt es weder auf Gestelle noch Gläser Krankenkassenzuschüsse mehr. Nur die Kosten für die Feststellung der Brillenstärken übernimmt die Krankenkasse noch.
Ich frage: "Warum soll man dann noch in der Krankenkasse sein?"
Ich bekomme schließlich einen Stapel mit MinijobAngeboten in die Hand. Drei Zettel lasse ich mir kopieren. Folgende Ausschreibung fasse ich ins Auge:
24.April 04
8.00: 1,04 Euro Flaschenpfand. Ostkreuz - Alexanderplatz schwarzgefahren - an der Tür - mit einem Bein bereits im Knast stehend -, jeden neu Einsteigenden heimlich beobachtend. Jeder muß hier sein eigener Kieberer sein. "Sicherstes Kennzeichen einer Tyrannis, den Freunden nicht trauen können." (Aischylos' Prometheus)
9.00: Mahnwache beglückwunscht zum Fußballturniersieg auf Alexanderplatz vor ein paar Tagen.
10-¢-Stück im Rasen auf Potsdamer Platz gefunden. Auf dem Weg zum Potsdamer-Platz suche ich nach PET-Flaschen. Gegenüber vom Bundesrat gibt es ein großes, brachliegendes, abgesperrtes Gelände, dort könnte ich taschenweise Pfandflaschen sammeln. 3 Flaschen dann doch insgesamt gefunden, für eine von ihnen bekomme ich bei Kaisers 8 -¢. Die kleine, gläserne Coca-Cola-Flasche muß ich wieder mitnehmen.
"Die Tour führt ausschließlich an 5-Sterne-Luxushotels vorbei: Der Startschuss fällt am Hotel Esplanade am Lützowufer . Dann geht’s über den Potsdamer Platz zum Ritz Carlton, dem derzeit teuersten Hotel in Berlin, weiter zum Hotel Adlon, Vier Jahreszeiten und schließlich zum definitiven Zieleinlauf ins Hilton am Gendarmenmarkt."
15 Uhr: Tour-de-luxe-Teilnehmer versammeln sich am Lützow-Ufer. Hotel Esplanade. Zwei GrünUniformierte fragen mich: "Wollen sie zu der Veranstaltung?" - "Ja." Ich muß meinen Rucksack öffnen.
Beim Eindringen in den Esplanade Innenhof wird einer beim Wasserholen in den Polizeiwürgegriff genommen und in eine der bereitstehenden Wannen geschleppt.
Potsdamer Platz: Prof. Peter Grotian hält vor Beisheim-Center eine Rede im schwarzen Professorentalar und QuastenDeckel. Rot-Grün und Rot-Rot seien ein "Betrug", sagt er.
Hotel Adlon: Eierlaufen um eine Wanne herum. Ich erreiche als vierter die Ziellinie. Zerplatzte Eier und Bananenschalen auf dem Asphalt.
Vier Jahreszeiten: Erst Papier in die Luft geschossen, und dann auf die Blaulichter der Wannen ...
Gendarmenmarkt: Einer oder Zwei werden wieder in Wanne geschleppt. Simulierte Gefangenenbefreiung.
Wasserschlacht zwischen Rot und Schwarz. Fast hätte ich mit einem gelben Wasserballon einen aus der Polizeikette vor dem Hotel Hilton getroffen.
Äpfel und Bonbons abgegriffen vom Versorgungswagen. War unbedingt nötig. So "luxuriös" hab' ich seit Wochen nicht mehr gegessen!
22 Uhr: Amateur-Film von Demo im K9 (Kintzigstr. 9) gesehen. Hätte besser sein können.
23.30: Mehrere Wannen stehen in der Straße. Eine Gruppe "Rocker" hat zu laut vorm Haus gefeiert, und wollte sich dann nichts sagen - von wegen Ruhestörung etc. ...
Montag, 26. April
9.00: Freitag schon hätte Grinsdoofs Mutter Geld abgeschickt. Das muß gelogen sein, denn bisher ist nichts angekommen.
11 Uhr: 2 Tour-de-Luxe-Äpfel gegessen. 0,5-ltr-Flasche mit Leitungswasser in Stabi aufgefüllt geLaster setzt zurück, Cleantex, Potsdam, steht dran, - ich kann so eben noch zur Seite springen. Letzten Monat ein Potsdamer Lasterfahrer einen 10-jährigen hinter den Augen seiner Mutter überfahren.
Im Februar sagte Spinne zu A.: "Den kannste gleich wieder mitnehmen." Spinne hat Angst vorm PDS-Bezirksamt Friedrichshain, welches bemängelt, die Revalerstr. 26A sei zu wenig eine Wohngemeinschaft.
Abends Spinne zu mir: Wassergeld sollte ich bezahlen. Du hast meine Flaschen weggebracht, und ich ließe die Dinge schleifen. Im Treppenhaus Wassergeldliste der Hausbewohner.
Morgens die Spinne: "Geh nicht an den Boiler!" - "Da wär ich auch gar nicht rangegangen."
Abends bricht herein: "Hast Du die Fenster zugemacht?" - "Ja!" - "Es gibt keinen Grund dafür, also, laß es!" - Schlägt Tür zu. Dann laute Rolling-Stones-Musik.
16.00:
Kleistpark. Zweite Demo vor der BVG-Zentrale unter dem Motto: "Fährst du noch oder läufst Du schon?" . Noch weniger los als vor einer Woche. 2 Berliner-Kindl-Bierflaschen eingesammelt und 16 ¢ bekommen. Dann noch mal zu Real 5 Flaschen gebracht, da stößt einer eine meiner auf das Förderband platzierten Flaschen um, die auf dem Boden dann zersplittert, woraufhin er stöhnt: "Hab' ich Flasche umgestoßen oder Sie? Was regen Sie sich auf? Was stöhnen Sie so rum? Sie haben sich vorgedrängt und dabei die Flasche umgestoßen. Geben Sie mir 8 Schilling. Wenn Sie keine Schilling haben, dann geben Sie mir 8 ¢. - Wo bleibt das Geld?" Schließlich gibt er mir ein 10-¢-Stück. Dadurch 32 ¢+ 10 ¢ eingenommen. Dann auf dem Rückweg zur Stabi noch mal welche gefunden und zu Kaisers am Potsdamer Platz gebracht: 72 ¢. Dann eine Banane (21 ¢) und eine Schokolade (65 ¢) gekauft.
Di,27. April
10.30: Stabi vor den LCD's. Sitzliegend - Turnschuhe, Größe 43, die ich gestern auf einer Bank fand, ausgezogen - eingezwängt zwischen den Geräuschen von 40 andern Hackern und Kackern. Chronische, leichte Zahnschmerzen in oberer, rechter Kauleiste. Trübes Frühlingswetter. Bäume ausgeschlagen, Blumen blühen, Luft duftet. Deprimiert sehe ich keinen Ausweg (RioLyrics nach Singles/Maxis sortiert "Wer das Geld hat, hat die Macht.", muß immer wieder ("von der Wiege bis zur Bahre") mich in das teuflische Räderwerk der (preußischen) Bürokratien aller Länder begeben.
20 € "Verhungerungs - Beihilfe" von Grinsdoof erhalten. Behörden Berlin - Friedrichshain. Dort ist u.a.: Sozialamt, Petersburger Str. 86 - 90, 10247 Berlin, Tel.23 24 - 0
12~: Alexanderplatz, nehme Berliner Zeitung vom WerbeVerkaufsStand mit: "Hallo! Hallo! Sind Sie wohl wahnsinnig, ein Dieb, kann ja jeder kommen!" Als ich mich umdrehe, um sie zurückzugeben, holt der etwa 60-jährige Zeitungswerber mit einer von seinen Zeitungsexemplaren aus, wie um damit nach mir zu schlagen. Seit diesem Erlebnism würd' ich diese nicht einmal mehr geschenkt nehmen.
Mi, 28. April
8.00: Wieder heißerer Tag als gestern. Werde jeden Tag mehr zum "Neger", weil ich die BVG weiträumig umgehen muß, und seit Wochen jeden Tag 20 km frustriert und aggressiviert vom lauten Straßenverkehr. durch B. gehe.
11.00: Sozialamt Petersburger Strasse heute geschlossen, 50-jähriger, leicht angetrunken wird deshalb abgewiesen.
"Man muß ja von irgendwat leben." - "Da hat er absolut recht."
12.00: Am Alexanderplatz: Die Zeitschrift "Stütze" kostet 1,20 €, 80 ¢ bekommt der Verkäufer. "Dann hauen sie dir ein OFW rein." sagt er zu mir.
15.00: Email von Richard Ulmer.
"Den Druck gegen die Erwerbslosen zu verstärken – dafür gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens – sei es durch „aktivierende Maßnahmen“ oder durch Ausgrenzung und Kürzung der Sozialleistungen. Insgesamt wird eine historisch überholte, autoritäre Arbeitsgesellschaft fortgesetzt, in der alle mehr oder weniger argwöhnend gegeneinander konkurrieren, ein großes Verlustspiel für die meisten.
Und das, obwohl die unterschiedlichsten Alternativen durchaus machbar wären, z.B. ein ausreichend hohes Existenzgeld oder eine selbstorganisierte Lebensgemeinschaft (Inseldorfprojekt)." (Robert Ulmer)
7.00-8.45: Konnte nicht aus Haus, weil Haustür abgeschlossen. Das "Nicht-Hinaus-Können" erinnerte mich an mein schwerstes Trauma, und stürzte mich "Ausgeschlossenen-Eingeschlossenen" in eine heulkrämpfige Verzweiflung (Wände hochgehen? Aus dem Fenster springen?).
9.00: Petersburger Straße, Wartemarke gezogen.
Fr.30.April
17 Uhr: "Kommunismus statt Europa". Demo von Friedrichstrasse zum Mauernpark.
Morgen sind Kreuzberger Maifestspiele. Die Rest- und Alibilinke und ihre Strabanten, die sog. Chaoten, werden sich mal wieder austoben.
Sa. 1.Mai
Mai-Stein "Revolutionäre Erste Mai-Demo"
01.05.2004, ab 16 Uhr Leipziger Platz (100 m östlich des Potsdamer Platzes), über Mitte nach Kreuzberg (Abschluss am Kottbusser Tor)
12 Uhr: Demo gegen Demo der Neonazis (Bhf. Lichtenberg).
17 Uhr: Demo von Potsdamer Platz nach Kreuzberg.
So. 2. Mai
Hunger. Dann Rundgang Kottbusser Tor, Lohmühle, Treptower Park. Um einzuschlafen Leitungswasser aus Café-Übereck-Toilette mit 2 gefundenen Weiß-Brötchen.
"Wacht auf Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hunger zwingt.
...
Unser Blut sei nicht mehr der Raben
Und der mächt'gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben,
Dann scheint die Sonn' ohn' Unterlaß!"
(Eugéne Pottier)
Die Internationale - Klingelton für NOKIA 3210
Mo. 3.Mai
6.Mai
9.00: Ostkreuz. Tempelhof. Leopoldplatz. (2 €)
9.45: Wedding. Wie eine Raupe mit 20 Metern pro Stunde bewegt sich das Ding, die jahrtausende alte Dummheit der Repression, im stickig-lärmösen Korridor vorwärts. "Ob aus dieser ekligen Raupe noch irgendwann einmal eine Revolution wird? Hähäha!"
"Sie verlassen jetzt das Haus!" Der Sozialoberbulle mit Kurzhaarschnitt dackelt zwei wohl als aufmüpfig aufgefallenen jungen Männern durch den Warteschlangenkorridor hinterdrein. Haben sie vielleicht das Aufklärungsflugblatt verteilt, worin zu lesen ist:
Wenn die Frage ansteht, ob sich ein Job für uns lohnt oder nicht, vergleichen wir den möglichen Lohn mit der Sozialhilfe. Die Sozialhilfe legt damit seit Jahrzehnten unseren Mindestlohn fest.
Deshalb wollen alle Parteien den massenhaften Bezug von Arbeitslosen- und Sozialhilfe verhindern: alle wollen uns über die Kürzungen und Zwangsmaßnahmen (Arbeiten für 1,50 €) in Drecksjobs prügeln, die noch schlimmer sind als Sozialamts-Schikane und das ewige durchmauscheln müssen. Ob es überhaupt genug solcher Stellen geben kann, wissen wir nicht. Das wir sie freiwillig nicht machen wollen ist wohl klar.
Gleichzeitig zum Sozial- und Arbeitsamtsstress nimmt der Druck auf uns in jedem anderen Bereich zu.
Die BVG wird teurer, das Schwarzfahren unmöglich und BVG-Arbeiterinnen werden entlassen. Die Studierenden werden aus den Unis geworfen. Während wir beim Arzt neuerdings Eintritt zahlen müssen, soll das Pflegepersonal bei den Vivantes- und Charité-Krankenhäusern für noch weniger Geld arbeiten.
Auf dem ganzen Planeten fordern Regierungen, Wirtschaftsbosse, Gewerkschaften genauso wie TalkshowmoderatorInnen und Nachrichtensprecher uns auf, in dieser reichen Welt die Gürtel enger zu schnallen und gleichzeitig mehr zu leisten.
Für dieses System des Elends und der Ausbeutung werden wir nicht mehr verzichten
Nun ist die Katze also aus dem Sack: Mit Beginn des neuen Jahres sollen Arbeitslose "jede legale Arbeit" annehmen müssen. Was sich hinter diesem schwammigen Begriff verbirgt, haben wir noch nicht herausfinden können. Doch auch dieser erneute Angriff ist im Prinzip nichts als ein weiterer Versuch, uns zu immer schlechteren Bedingungen zur Arbeit zu zwingen. Zusammen mit der Umsetzung der anderen Hartz - Teile soll noch mehr Druck gemacht werden auf uns alle, ob wir nun noch Arbeit haben oder nicht. Es wird höchste Zeit, endlich zu begreifen, daß es hier um weit mehr als die Disziplinierung von Arbeitslosen geht, deren angeblich unverschämte Vorstellung, daß für Arbeit auch Geld bezahlt werden muß, als Ursache aller gesellschaftlichen Probleme dargestellt wird.
10.45: "Ist das ihre Sack?" - fragt Sachbearbeiterin drohend-angstvoll.
"Die verfluchte anomische Warterei ist echt zum Irrewerden."
13.15:
Gruppenleiterin Frau Riebe läßt mich was unterschreiben, und fragt, ob ich aus politischen Gründen in einem besetzten Haus wohnen würde. Ich sage: "Was interessiert mich die Politik!" Sie scheint zwei Glasaugen zu haben und behauptet, um mich abzuwimmeln, ich könnt' mich jetzt im besetzten Haus anmelden, sie hätte mit Frau Rose gesprochen. Im Bürgeramt dann gegen 13.40 angekommen , erklärt man mir Frau Rose wär im Tiergarten, nicht hier! Ich könne mich nur anmelden, wo der Vermieter es wünsche.